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Am 6. August stellte ich - mit elektronischer Post - ein dreistes Ansinnen an das Stadtarchiv Hof:

Bezug: http://archiv.twoday.net/stories/453137660/

Sehr geehrter Herr Kollege K[...],

wenn Sie mir ein kostenloses Foto des deutschen Fragments (auch zur Veröffentlichung im Handschriftencensus) senden, ist die
Wahrscheinlichkeit nicht ganz gering, dass der Text von mir oder
anderen identifiziert werden kann.

Wenn Sie die lateinischen Fragmente auf Flickr oder Ihre Website
stellen, könnten andere Spezialisten ebenfalls ans Werk gehen und die Texte bestimmen. Siehe auch

http://archiv.twoday.net/stories/55771605/#55771653

Freundliche Grüße


Die Reaktion darauf war: nichts. Nachdem ich nachhakte (unter Weiterleitung meiner ursprünglichen Mail) kam postwendend der Bescheid des offenbar recht begriffstutzigen Archivbediensteten (nomen non est omen):

Sehr geehrter Herr Graf,

leider ging aus Ihrer Email nicht hervor, dass Sie um die Zusendung eines Bildes gebeten haben. Sie war als Kommentar formuliert, weshalb ich sie gelöscht habe. Daher weiß ich auch nicht mehr, um was es eigentlich geht.

An sozialen Netzwerken beteiligt sich zwar die Stadt Hof mit Hilfe ihres Pressesprechers, aber nicht das Stadtarchiv, das den erforderlichen Arbeitsaufwand nicht leisten kann. Von den von Ihnen aufgezeigten Möglichkeiten können wir daher leider keinen Gebrauch machen. Es wäre schön, wenn man sich so intensiv um einzelne Archivalien kümmern könnte, doch ist dies bei der Vielfalt unserer Aufgaben und dem sehr begrenzten Personal, das zur Verfügung steht, nicht möglich.


Es ist ja schon suspekt, dass ein Externer sich darum kümmert, dass eine Publikation über einen Archivbestand ins Netz gelangt, was ich getan habe. Dafür Dank oder Entgegenkommen zu erwarten ist bei diesem Archivoffizianten offenkundig zu viel verlangt. Und normale Menschen würden eine Formulierung "Wenn Sie mir ... senden" als Bitte verstehen und nicht als Kommentar. Elektronische Kopien kosten je Stück in Hof 5 Euro zuzüglich eines offenkundig privatrechtlichen, da nicht in der Gebührensatzung von 2009 vorgesehenen Reproduktionsentgelts, wie aus der prohibitiven Formulierung unter

http://www.hof.de/hof/hof_deu/leben/reichskristallnacht.html

zu schließen ist. Für mich übersetzt sich: "Es wäre schön, wenn man sich so intensiv um einzelne Archivalien kümmern könnte" mit: Wir wollen gar nicht, dass sich Bürgerinnen und Bürger um das Archiv und seine Bestände kümmern, weil wir immer noch im 19. Jahrhundert stehen geblieben sind.
Tristan Schwennsen (Gast) meinte am 2013/09/10 16:59:
Gerade in solch einem Fall stellt sich doch die Frage, wie man Archivaren, die den Anschluss an diverse Diskurse und Veränderungen verpasst haben, die Anschlussmöglichkeiten aufzeigen kann. 
Gast (Gast) antwortete am 2013/09/10 17:52:
Der Holzhammer ...
und die Brechstange kombiniert mit dem Pranger sind halt die Lieblingswerkzeuge des Grafen des Internets. 
paradoxus (Gast) antwortete am 2013/09/10 22:51:
Anders geht es meist halt nicht, leider. Vielleicht, so meine ich manchmal, wäre aber ein eiserner Vorschlaghammer sinnvoller als ein so delikates Werkzeug wie ein Holzhammer ;-) Ich wüsste auch nicht, warum man solchen anschlusslosen Archivaren ihr Leben noch bequemer machen sollte, indem man sie auch noch mit Gedanken füttert, die sie sich selbst machen sollten. Schließlich werden sie nicht dafür bezahlt, lauschig dämmernd über die Schönheit der Büropflanze zu meditieren. 
Tristan Schwennsen (Gast) antwortete am 2013/09/11 07:56:
Sehr kollegial gedacht... bravo! 
Gast (Gast) antwortete am 2013/09/11 09:58:
Kollegialität ist von diesem Herren nicht zu erwarten ...

Wenn man nicht selber in einem Stadtarchiv arbeitet und weiß, welche Probleme an dieser Stelle vorhanden sind, sollte man lieber den Mund halten ... 
T. Hertgen (Gast) antwortete am 2013/09/11 11:31:
Unangemessen
Es ist unangemessen, diese Kommunikation zu veröffentlichen und den Mann so vorzuführen. Was erwarten Sie dafür – Applaus? Dieser hervorragende Blog stellt sich gelegentlich selbst ein Bein, manche Beiträge sind gehässig und arrogant und laden nicht zum Abonnement ein. 
Dietmar Bartz antwortete am 2013/09/11 11:42:
Über den Tellerrand
"Zu viel zu tun" taugt als Argument nicht recht. Was macht man, um sich gegen Spardruck, städtische Ignoranz usw. etwas Luft zu verschaffen? Öffentlichkeitsarbeit. 10 Minuten Zeit in eine solche Sache investieren, wie KG sie vorgeschlug, und wenn es ein Ergebnis gibt, Presseerklärung und Zeitungsbericht oder Lokalfernsehen, gerade wenn Hof damit in den Handschriftenzensus "eintritt". Man muss Archiv- oder Beständemarketing nicht überschätzen, aber es ist dann doch gleichzeitig Modernitätsausweis, entdeckt einen städtischen Wert, fördert die Wissenschaft und weist Überheblichkeiten innerhalb einer Stadtverwaltung in die Schranken. Vielleicht könnte bei einem Archivtag mal ein Workshop mit Erfahrungsaustausch über das Beständemarketing stattfinden. 
Kopfschüttler (Gast) antwortete am 2013/09/11 12:40:
Kommunikationsschwäche auf beiden Seiten
Klaus Graf prügelt jeden, der nicht so will wie er. Dabei zeigt sein Link nach Hof, wieviel das dortige Stadtarchiv schon online an Findbüchern eingestellt hat. Über die Form kann man natürlich wieder streiten. Aber ein Desinteresse an der öffentlichen Wahrnehmung kann ich nicht erkennen.
Es ist aber auch eine Frage der Prioritätensetzung, die jedem Archivleiter überlassen bleiben sollte, ob man hier und jetzt sofort auf Crowdsourcing-Angebote eingeht. Da muss sich der Herr K. aus H. nicht gegenüber K.G. rechtfertigen. Es wäre aber klüger gewesen, statt mit dem Argument fehlender Zeit zu kommen, die eigene Arbeit transparenter zu machen. Wir haben alle immer zuwenig Zeit. Die Frage ist, wofür wir sie verwenden. Und die dürfen Benutzer stellen und sollte dann auch beantwortet werden. Das gibt umgekehrt Benutzern aber nicht das Recht, sofort "mit gezogener Waffe" ins Archiv zu drängen, wie es Cowboy K.G. hier vormacht, indem er Archivalia mal wieder als Pranger missbraucht. 
Tristan Schwennsen (Gast) antwortete am 2013/09/11 15:14:
Zweifelsohne ist es eine Möglichkeit stetigem Druck aus unterschiedlichen Ecken mit Öffentlichkeitsarbeit zu begegnen. Es ist aber auch immer leicht zu sagen: "Tjenu, soll der Archivar halt Öffentlichkeitsarbeit machen." Das setzt Wissen um die Möglichkeiten und die Effekte von Öffentlichkeitsarbeit voraus. Ich beharre hier auf meiner Frage, wie kann man Kollegen hier unterstützen? Auch wenn man dies womöglich unter einer Holschuld der entsprechenden Archivare abtun mag, so gebietet doch die Kollegialität Hilfestellung zu bieten statt die Hände über den Kopf zusammen zu schlagen.
Fortbildungsangebote und die Einbindung von Archivtagen kann helfen. Aber auch hier sei auf die Situation in vielen Archiven verwiesen. Es gibt leider immer noch sehr viele Archivträger, die gerade im Bereich der Fortbildung den Daumen fest auf dem Budgetdeckel haben, damit auch Jahr ein Cent herauskommt. Aus einigen Gesprächen weiß ich, dass dies in npoch höherem maße für die Teilnahme an Archivtagen gilt.
Also nochmals mein Punkt: Wie kann man aktive Hilfestellung geben, ohne dass man auf die Holschuld verweist? 
KlausGraf antwortete am 2013/09/11 15:33:
das wird mir wirklich zu bunt
Meine Güte, der Kollege in Hof, liest doch sicher auch den Archivar, wo über Web 2.0 und konventionelle Öffentlichkeitsarbeit nun wirklich häufig berichtet wurde und wird. Und dazu gibts auch Bücher, und wenn man dieses Rotzdings Internet anwirft, findet man doch genug gute Ideen.

In Sachen Vertrauensbruch gilt: Formuliere immer so, dass dein Bescheid auch veröffentlicht nicht peinlich wirkt.

Ich habe mich höflich und konstruktiv an das Stadtarchiv Hof gewandt, um ein kostenloses Foto gebeten und einen Vorschlag gemacht, wie man durch Crowdsourcing auf Flickr ohne Aufwand fürs Archiv die lateinischen Fragmente bestimmen könnte. Wenn man alle paar Tage ein Foto einstellen würde, würde das ein normales Stadtarchiv nicht überfordern. Als Hochschularchivar habe ich erheblich weniger Ressourcen zur Verfügung.

Aber statt mir für meine Initiative, das Kühnel-Buch online zur Verfügung zu stellen (Öffentlichkeitsarbeit für das Stadtarchiv durch mich) zu danken, kommt mir der Kollege dumm, löscht die Mail und antwortet dann mit peinlichem Abwimmeln.

Gegen inkompetente oder rückständige ArchivarInnen (siehe auch Stralsund) ist kein Kraut gewachsen. Aber ich sehe es nicht als meine Aufgabe an, den milden Mantel der Kollegialität über Fehlleistungen zu decken.

Wozu gibts eigentlich die Anrede "Sehr geehrter" bzw. lieber Herr Kollege oder die Schlussformel "Mit kollegialen Grüßen"? Weil sich damit ja auch der Wunsch nach kollegialer Behandlung verbindet (so problematisch das mitunter auch sein mag). Der Kollege in Hof hat das ignoriert: Weder hat er in Anrede oder Schlussformel auf die gemeinsame Zugehörigkeit zu einem Beruf Bezug genommen noch irgendein kollegiales Entgegenkommen gezeigt. Also möchte ich BITTESCHÖN HIER ÜBERHAUPT NICHTS ÜBER KOLLEGIALITÄT MEHR LESEN, DANKE. 
Tristan Schwennsen (Gast) antwortete am 2013/09/11 15:41:
Oh...
...gibt's hier doch Zensur? ;-) 
KlausGraf antwortete am 2013/09/11 15:46:
Ein Verbot ist keine Zensur
Seit der Causa Zeittaucher http://weblog.hist.net/archives/4737 lösche ich nur ziemlich eindeutig rechtswidrige Kommentare, dabei bleibts. Wer sich nicht an meine Untersagungsverfügung hält, den sortiere ich mental in die gleiche Schublade wie die anonymen Gast-Pöbler, die mich ständig persönlich angreifen. 
Gast (Gast) antwortete am 2013/09/13 23:45:
Der schlimmste Hund im ganzen Land ...
Sie wissen ganz genau, dass die Veröffentlichung eines Schriftwechsels in diffamatorischer Absicht weder smypathisch noch zielführend ist. Dann wundern gerade Sie sich bitte nicht darüber, dass manche Sie "persönlich angreifen".

Kopfschüttler hat hierzu klug reagiert und Sie auf den besseren Weg verwiesen (wie auch den Kollegen aus Hof). Krakeelen Sie darum bitte nicht, sondern gehen Sie um der Sache willen den Konsensweg. Immerhin sind Sie nicht im Besitz der alleinseligmachenden Wahrheit. Oder? 
 

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