Bauernkrieg und Revolution. Wilhelm Zimmermann. Ein Radikaler aus Stuttgart. Symposium zum 200. Geburtstag [...], hrsg. von Roland Müller und Anton Schindling (= Veröffentlichungen des Archivs der Stadt Stuttgart 100), Stuttgart: Hohenheim Verlag 2008. 217 S. mit zahlr. Abbildungen
Die falsch eingedruckte ISBN hätte nicht sein müssen, richtig: 3-89850-981-8, wie ich beim Eintragen des Titels in die Wikipedia merkte
Gern gratulieren wir dem Stadtarchiv Stuttgart zur Nr. 100 seiner 1936 gegründeten Schriftenreihe, die dem Pfarrer und Schriftsteller Wilhelm Zimmermann gewidmet ist und auf eine Tagung am 2. März 2007 zurückgeht (Tagungsbericht). Der ansprechende, mit 19,80 Euro auch nicht überteuerte Band enthält Beiträge auf hohem Niveau, wenngleich auffällt, dass er weitgehend durch Emeriti bestritten wurde. Interessieren sich junge Wissenschaftler nicht mehr für den Radikalen?
Norbert Conrads stellt in einem 1998 erstmals erschienenen Beitrag (online) über Wilhelm Zimmermann als "Stuttgarter Historiker" dessen Lehrtätigkeit 1847-1851 an der Vorgängerin der Universität Stuttgart, der Polytechnischen Schule, in den Vordergrund. Zimmermann wurde 1851 aufgrund seiner Ansichten aus dem Dienst entfernt - kein Einzelfall, wie der Aufsatz von Franz Quarthal "Entlassene Professoren in Württemberg" belegt, der vor allem Tübinger Beispiele Revue passsieren lässt (Ludwig Uhland hätte man noch nennen können, der sein Lehramt aufgeben musste, weil der Urlaub für die Abgeordnetentätigkeit verweigert wurde). Dem Theologen bzw. Pfarrer Zimmermann gilt der aufgrund der Archivalien des Landeskirchlichen Stuttgarter Archivs gearbeitete Beitrag von Hermann Ehmer, während sich Ulrich Gaier mit dem weitgehend vergessenen Lyriker, Erzähler und Dramatiker befasst. Eike Wolgast hat fleißig in den Parlaments-Drucksachen der Deutschen Nationalversammlung, der Zimmermann 1848/49 angehörte, und des Württembergischen Landtags (Zimmermann war Mitglied 1848-1853) gelesen und stellt die Position des linken Politikers anhand seiner Reden vor.
Zwei Beiträge würdigen die bedeutende Bauernkriegsgeschichte. Peter Blickle ordnet das Buch allgemein ein, während der ehemalige DDR-Bauernkriegs-Historiker Günter Vogler sich intensiv mit dem Bild von Thomas Müntzer auseinandersetzt. Hier erfährt man auch einiges über die bis zur Gegenwart reichende Rezeptionsgeschichte des Bauernkriegsbuchs, das ja die marxistische Historiographie ungemein beeinflusst hat.
Zuletzt stellt Günter Randecker die Dettinger Zimmermann-Gedenkstätte vor.
Online kann man sich über Zimmermann in Winterhagers ausführlichem BBKL-Artikel informieren:
http://www.bautz.de/bbkl/z/zimmermann_b_f_w.shtml
Die zweite Auflage der Bauernkriegsgeschichte von 1856 kann man bei Google Books oder in Köln komplett einsehen:
http://www.digitalis.uni-koeln.de/Zimmermannw/zimmermannw_index.html
Die erste Auflage gibts ebenfalls bei Google Books siehe die weiteren Nachweise unter:
http://de.wikisource.org/wiki/Wilhelm_Zimmermann
Erfreulicherweise ist auch das mit Mörike 1836 herausgegebene Jahrbuch schwäbischer Dichter und Novellisten bei Google greifbar:
http://books.google.de/books?id=yGQHAAAAQAAJ
Bleibt zu hoffen, dass sich irgendwann auch das Stadtarchiv Stuttgart entscheidet, seine Veröffentlichungen online "Open Access" zugänglich zu machen. Der vorliegende Band hätte es jedenfalls verdient, in dieser Weise weltweit wahrgenommen zu werden.
Die falsch eingedruckte ISBN hätte nicht sein müssen, richtig: 3-89850-981-8, wie ich beim Eintragen des Titels in die Wikipedia merkte
Gern gratulieren wir dem Stadtarchiv Stuttgart zur Nr. 100 seiner 1936 gegründeten Schriftenreihe, die dem Pfarrer und Schriftsteller Wilhelm Zimmermann gewidmet ist und auf eine Tagung am 2. März 2007 zurückgeht (Tagungsbericht). Der ansprechende, mit 19,80 Euro auch nicht überteuerte Band enthält Beiträge auf hohem Niveau, wenngleich auffällt, dass er weitgehend durch Emeriti bestritten wurde. Interessieren sich junge Wissenschaftler nicht mehr für den Radikalen?
Norbert Conrads stellt in einem 1998 erstmals erschienenen Beitrag (online) über Wilhelm Zimmermann als "Stuttgarter Historiker" dessen Lehrtätigkeit 1847-1851 an der Vorgängerin der Universität Stuttgart, der Polytechnischen Schule, in den Vordergrund. Zimmermann wurde 1851 aufgrund seiner Ansichten aus dem Dienst entfernt - kein Einzelfall, wie der Aufsatz von Franz Quarthal "Entlassene Professoren in Württemberg" belegt, der vor allem Tübinger Beispiele Revue passsieren lässt (Ludwig Uhland hätte man noch nennen können, der sein Lehramt aufgeben musste, weil der Urlaub für die Abgeordnetentätigkeit verweigert wurde). Dem Theologen bzw. Pfarrer Zimmermann gilt der aufgrund der Archivalien des Landeskirchlichen Stuttgarter Archivs gearbeitete Beitrag von Hermann Ehmer, während sich Ulrich Gaier mit dem weitgehend vergessenen Lyriker, Erzähler und Dramatiker befasst. Eike Wolgast hat fleißig in den Parlaments-Drucksachen der Deutschen Nationalversammlung, der Zimmermann 1848/49 angehörte, und des Württembergischen Landtags (Zimmermann war Mitglied 1848-1853) gelesen und stellt die Position des linken Politikers anhand seiner Reden vor.
Zwei Beiträge würdigen die bedeutende Bauernkriegsgeschichte. Peter Blickle ordnet das Buch allgemein ein, während der ehemalige DDR-Bauernkriegs-Historiker Günter Vogler sich intensiv mit dem Bild von Thomas Müntzer auseinandersetzt. Hier erfährt man auch einiges über die bis zur Gegenwart reichende Rezeptionsgeschichte des Bauernkriegsbuchs, das ja die marxistische Historiographie ungemein beeinflusst hat.
Zuletzt stellt Günter Randecker die Dettinger Zimmermann-Gedenkstätte vor.
Online kann man sich über Zimmermann in Winterhagers ausführlichem BBKL-Artikel informieren:
http://www.bautz.de/bbkl/z/zimmermann_b_f_w.shtml
Die zweite Auflage der Bauernkriegsgeschichte von 1856 kann man bei Google Books oder in Köln komplett einsehen:
http://www.digitalis.uni-koeln.de/Zimmermannw/zimmermannw_index.html
Die erste Auflage gibts ebenfalls bei Google Books siehe die weiteren Nachweise unter:
http://de.wikisource.org/wiki/Wilhelm_Zimmermann
Erfreulicherweise ist auch das mit Mörike 1836 herausgegebene Jahrbuch schwäbischer Dichter und Novellisten bei Google greifbar:
http://books.google.de/books?id=yGQHAAAAQAAJ
Bleibt zu hoffen, dass sich irgendwann auch das Stadtarchiv Stuttgart entscheidet, seine Veröffentlichungen online "Open Access" zugänglich zu machen. Der vorliegende Band hätte es jedenfalls verdient, in dieser Weise weltweit wahrgenommen zu werden.
KlausGraf - am Donnerstag, 28. Februar 2008, 22:11 - Rubrik: Kommunalarchive