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Das Historische Archiv der Stadt Köln droht amputiert zu werden, klagt in der heutigen FAZ Andreas Rossmann (S. 33). Die Stadtverwaltung hat im Juni eine Beschlußvorlage eingebracht, die Abteilung Sammlungen und Nachlässe im Historischen Archiv
aufzulösen. Die Bestände sollen eingemottet, Schenkungen zurückgegeben werden und künftige
Erwerbungen unterbleiben. [...] Das Historische Archiv der Stadt Köln galt lange als das Flaggschiff unter den Kommunalarchiven
in Deutschland, und das nicht nur, weil es das größte und eines der ältesten ist. Erstmals
erwähnt wird es 1322, da hatte es noch in einer Kiste Platz; schon 1406 wird ein Gewölbe unter
dem Rathausturm dafür bestimmt, zwei Jahre später wird es in vierunddreißig Abteilungen
geordnet. Schriftgut aus achthundert Jahren ist hier versammelt und bildet das Rückgrat der
verwahrten Überlieferung: Beschlüsse des Stadtrats sind seit 1320 protokolliert, zunächst nur
die bedeutenderen, von 1513 an lückenlos. Stadtrechnungen sind seit 1370 erhalten, und 1367
beginnt die Reihe der 221 Briefbücher, die die Schreiben an andere Städte, Fürsten und Herren
enthält. Allein die Pergamenturkunden zählen 65 000 Stück.

Herausgestrichen wird die grosse Bedeutung der Nachlassabteilung: Seit nunmehr zehn Jahren ist das Institut dem kommunalen Spardruck ausgesetzt, von einst
fünfzig Mitarbeitern sind dreißig übriggeblieben, eine allmähliche Auszehrung durch
Leistungsanalyse, die, als "Controlling" getarnt, vor allem die Abteilung Sammlungen und
Nachlässe zu spüren bekam. Denn anders als beim amtlichen Schrifttum handelt es sich hier nicht
um gesetzlich vorgeschriebene Aktivitäten. Doch sind es gerade diese Sammelgebiete, die das
Kölner Stadtarchiv mit Einrichtungen wie dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach oder dem
Architekturmuseum in Frankfurt konkurrieren lassen. Was hier investiert wurde, läßt sich nicht
in öffentlichen Mitteln beziffern, auch Vertrauen, Tradition und wissenschaftliches Renommee
werden dafür eingesetzt, diese Bereiche auszubauen. Nicht nur der Nachlaß von Heinrich Böll,
mit 380 Kartons der Platzhirsch, liegt hier, auch der von Irmgard Keun, Paul Schallück,
Albrecht Fabri, Hans Mayer oder Vilma Sturm. Siebenhundert private Einzelfonds listet das Inventar auf.

Gravierend sind die Konsequenzen der geplanten Einmottung:
Viele der Nachlässe sind Schenkungen, die mit der
Zusicherung, daß sie wissenschaftlich aufgearbeitet und öffentlich zugänglich gehalten werden,
anvertraut wurden. Andere wurden mit Drittmitteln etwa des Landes, der Kulturstiftung der
Länder oder privater Stifter erworben. Diese Gelder müßten zurückgezahlt,
Spendenbescheinigungen aberkannt werden. Den erwarteten Einsparungen in Höhe von 138 000 Euro
stünden, so Illner, Regreßansprüche von mehr als einer halben Million Euro gegenüber.
Doch nicht einmal dieses finanzielle Argument konnte die Beschlußvorlage bisher kippen, auch
Bedenken des Rechtsamts blieben unerhört. "In der zweihundertjährigen Tradition der
Nachlaßgabe", so Archivleiter Eberhard Kleinertz, "ist unser Haus noch nie in dieser Weise in
Frage gestellt worden." Einen "irreparablen Schaden nicht nur für Köln" befürchtet denn auch
Tilo Brandis, der langjährige Leiter der Handschriftensammlung der Staatsbibliothek zu Berlin:
"Eine totale Einstellung von Etatmittelzuweisungen", so sagte er gegenüber dieser Zeitung,
"würde diese bedeutende Sammlung nicht nur an einer kontinuierlichen Vermehrung hindern,
sondern sie gleichsam als totes Sammlungsgut einer öffentlichen Benutzung und Auswertung
künftig ganz entziehen und damit so gut wie wertlos machen." Die Nachricht, daß die Abteilung
Sammlungen und Nachlässe aufgelöst werden soll, hat unter Kölner Stiftern Bestürzung ausgelöst.

Siehe auch unseren früheren Bericht.
KlausGraf meinte am 2003/07/29 00:46:
Proteste
von Vereinen dokumentiert die Kölnische Rundschau
http://www.rundschau-online.de/kr/page.jsp?ksArtikel.id=1057765558653&listID=1038816865446&openMenu=1038942868191&calledPageId=1038816864519 
biblionaut meinte am 2003/07/30 05:16:
Nachlässe bleiben betreut
"...Wie der stellvertretende Vorsitzende der Grünen im Rat, Jörg Frank, in der gestrigen Sitzung des Finanzausschusses betonte, habe das schwarz-grüne Bündnis die Kürzungspläne der Verwaltung gestoppt. „Sammlungen und Nachlässe werden wie bisher betreut“, sagte Frank..." meldet der KStA. http://snurl.com/1x5m 
 

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