In meinem Arbeitsumfeld ist die Idee aufgekommen, ein Volontariat im Archiv anzubieten. Bisher weiß ich nur von wenigen Archiven, die ein solches anbieten (z.B. das Stadtarchiv Leipzig).
Gibt es Erfahrungen damit? Wozu braucht man das überhaupt? Im Journalismus oder Museumswesen ist es ja durchaus eine gängige Praxis bzw. sogar notwendig, aber im Archivwesen?
Ist es überhaupt notwendig, wenn es doch entsprechende Ausbildungen für alle Dienste gibt? Oder ist es eine Ausbeutung? Die Personalvertretung wird in der Diskussion sicherlich den Begriff einer "prekären Beschäftigung" in den Ring werfen...
Gibt es Erfahrungen damit? Wozu braucht man das überhaupt? Im Journalismus oder Museumswesen ist es ja durchaus eine gängige Praxis bzw. sogar notwendig, aber im Archivwesen?
Ist es überhaupt notwendig, wenn es doch entsprechende Ausbildungen für alle Dienste gibt? Oder ist es eine Ausbeutung? Die Personalvertretung wird in der Diskussion sicherlich den Begriff einer "prekären Beschäftigung" in den Ring werfen...
Kassationswütige - am Montag, 14. Oktober 2013, 22:40 - Rubrik: Ausbildungsfragen
Petra (Gast) meinte am 2013/10/14 23:39:
Warum nicht
Ich fühle mich angesprochen: Ich bin durch meine "Liebe" zur deutschen Schrift als studentische Hilfskraft zu einem Job als Archivarin gekommen: Ich verzeichne bisher nicht verzeichnete Akten des 19./20. Jh. eines Stadtarchives. Es ist kein Volontariat im üblichen Sinne, da ich nicht nach Beendigung des Studiums damit begonnen habe, aber es geht in die gleiche Richtung: Nach etwas theoretischem Wissen durch die Uni (ja, sowas gibt es noch. Wenn man es belegen möchte) habe ich recht viel per learning by doing gelernt, garniert mit Fortbildungen an der Archivschule Marburg.Ich will die Ausbildung und anschließendes Referendariat über die Archivschulen nicht in Frage stellen. Aber gerade für Kommunalarchive wäre es für Hochschulabsolvent und auch Archiv/Stadt denkbar, ein Volontariat anzubieten. Zwar ohne Aussicht auf Beamtenlaufbahn, aber etwas "Höheres" als der gehobene Dienst.
Richtiger Archivar (Gast) antwortete am 2013/10/15 09:15:
Aha.
Sie wollen also ohne archivwissenschaftliche Ausbildung höher eingestuft werden, als Leue mit min. dreijähriger archivwissenschaftlicher Ausbildung aus Marburg und Potsdam?! Die Archivarsausbildung ist also aus ihrer Sicht nur nötig, um Beamte/r zu werden, ansonsten kann der Inhalt der gD/hD-Kurse mit ein paar kleine Tageskursen abgedeckt werden?
MichaelK (Gast) antwortete am 2013/10/15 09:22:
Es gibt nicht ohne Grund
eine facharchivischen Ausbildung für den gehobenen Dienst und die Einordnung eines Volontariats in Anstellung und Bezahlung in die Rubrik "Praktikum". Kein geschichtswiss. Ausbildung oder Tageskurse ersetzen ein facharchivisches Studium! Aus Archivarssicht und gerade im Sinne von Kommunalarchiven ist es alles andere als empfehlenswert entspr. Positionen mit Nichtfachleuten zu besetzen! Kleiner Tipp: Informieren Sie sich doch über die Fortbildungsmöglichkeiten und insbesondere die Fernstudienmöglichkeiten in Potsdam oder halt das Referendariat in Marburg - dann hätten Sie einen nachhaltigen Aufstiegsweg und dem Kommunalarchiv wäre mit einer dann archivischen Fachkraft deutlich mehr geholfen.
Historikerarchivar (Gast) antwortete am 2013/10/15 09:47:
Kommunalarchive kennen da viele Facetten....
...Schülerpraktikanten...Studenten, die ihre Praxis-Creditpoints benötigen, mit und ohne Interesse am Archivwesen
...FAMIs aus der Bibliothek, die in den Archivbereich reinschnuppern
... etc.
Was die berufliche Zukunft anbelangt, sage ich in unserem Kommunalarchiv jeder Gruppe, warum man eine archivfachliche Ausbildung benötigt und zeige die Wege, wie sie bei Interesse dorthin gelangen könnten.
Ein Volontariat wäre für micht nichts anderes als ein Praktikum, vielleicht auf höherem Niveau, aber kein Ersatz für eine archivarische Ausbildung. Angesichts der fachlichen Diversifizierung kann gerade in kleineren Archiven nur ein gut ausgebildeter Archivar die Herausforderungen der Zukunft bewältigen.
Richtiger Archivar (Gast) antwortete am 2013/10/15 09:49:
Archiv wird von den reinen Historikern immer gerne als Fundus für die Auswertung angesehen. Wann begreifen die Träger, dass ein Archivar tatsächlich auch und vor allem anderes tut, als geschichtswiss. Publikationen zu produzieren. Von den Begriffen Überlieferungsbildung, Schriftgutverwaltung usw. haben Historiker noch nie etwas gehört oder vlt. in diesen Tageskursen... Und das soll die Grundlage für eine Einstellung in den (u.U. höheren) Archivdienst sein. Nicht fördern. Eindämmen! Wenn Geschichtsstudenten Interesse an der archivarischen Tätigkeit finden, sollen sie sich für den hD in Marburg bewerben, einen postgradualen Master in Potsdam machen oder halt Historiker bleiben.
Ebenfalls_Facharchivar (Gast) antwortete am 2013/10/15 14:27:
Bei der bisherigen Diskussion fand die seit Jahren erkennbare Entwicklung, dass zahlreiche Universitätsabsolventen (nach einem erfolgreichen Abschluss) anschließend eine facharchivische Ausbildung für den gehobenen Dienst absolvieren, noch keine Berücksichtigung. Schon unter diesem Gesichtspunkt wäre es widersinnig, wenn Volontäre etwas "Höheres" als den gehobenen Dienst erwarten könnten.
jw_fr (Gast) meinte am 2013/10/15 11:21:
keine Ausspielerei
Ich kenne folgende Volontariate, die aber in einem Archiv und Kulturamt angeboten wurden:http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/chancen/id=8231
http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/chancen/id=6109
Die Ausspielerei von Historikern und Archivaren, die in dieser Diskussion stattfindet, finde ich absolut unnötig.Ein Historiker lernt in einem Studium eben andere Kompetenzen als ein Archivar des gehobenen Dienstes in seiner Ausbildung.
Sind wir doch mal ehrlich, die meisten Archive sind personell unterbesetzt, oft wird ein durchaus größeres Stadtarchiv von einem Archivar des gehobenen Dienstes ohne weitere Mitarbeiter geführt. Gerade in diesen Archiven mangelt es dann oft an Förderung der wissenschaftlichen Arbeit mit dem Ergebnis, dass keine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Archivalien stattfindet. Vielleicht wäre es sinnvoll hier mehr aufeinander zuzugehen, als sich gegenseitig abzugrenzen? Ich meine, es könnte nicht schaden, wenn es mehr Historiker gibt, die wissen wie ein Archiv funktioniert.
Ob es damit abschließend sinnvoll ist, ein Volontariat anzubieten, muss dann doch am besten das Archiv wissen, dass es anbieten will und sich fragen, ob sie jemanden, der ein solches Volontariat abgeschlossen hat, einen Job anbieten würde oder in der näheren Umgebung des Archivs Jobs für die Absolventen kennt. Ansonsten nutzt man die Volontäre aus und bildet sie für die Arbeitslosigkeit aus.
Wolf Thomas antwortete am 2013/10/15 11:33:
Danke für ddie Hinweise auf die Volontariate!Übrigens: es gibt auch Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste mit der Fachrichtung Archiv. Warum spielen die hier keine Rolle?
Richtiger Archivar (Gast) antwortete am 2013/10/15 12:10:
Nicht die Historiker und Archivare spielen sich gegenseitig aus, sondern die kommunalen Träger etwa, legen mehr Wert auf öffentlichkeitswirksame Geschichtswiss. Publikation, als auf archivarische Kernkompetenzen. Einen Historiker können sie im gD eingruppieren, einen Historiker-Archivar (Assessor) nicht. Sie sagen ja selber, dass Historiker andere Kompetenzen hat, als ein gD-Archivar, nicht umsonst gibt es den Historikerarchivar, der beides in sich vereinen soll, doch der ist teurer.Famis spielen schon eine Rolle, nur wurde hier in den Raum geworfen, dass für nichtgelernte Archivare explizit Archivars(!)-Stellen des hD beansprucht werden könnten.
jw_fr (Gast) antwortete am 2013/10/15 13:20:
zustimmung
@Richtiger Archivarich stimme Ihnen ausdrücklich zu im Hinblick auf die Ausspielung durch kommunale Träger, trotzdem zeigen manche Diskussionen hier, dass es natürlich auch (bei Historikern und Archivaren) Standesdünkel gibt.
Und natürlich müssten viele dieser Archive einen HIstorikerarchivar haben, da haben Sie ebenfalls recht ... haben sie aber oft nicht, weil zu teuer. Leider wird die Bereitschaft in den Kommunen mehr Geld für ein Archiv auszugeben aber kaum kommen, wenn Archive nicht nach außen wirken. In sofern hat Herr Graf m.E. völlig recht, wenn er immer wieder eine bessere Außenwirkung der Archive und ein Zugehen auf die Nutzer fordert.
Zuletzt, ich habe im übrigen den ersten Kommentar nicht so gelesen, dass Stellen des hD beansprucht werden sollen.
Richtiger Archivar (Gast) antwortete am 2013/10/15 14:50:
@jw_fr etwas höheres als der gehobene dienst (statement petra) is der höhere dienst oder nicht?Dass Archive natürlich durch versch. Aktivitäten Außenwirkung enftalten müssen steht außer Frage und hier ja nicht zur debatte.
Wolf Thomas (Gast) antwortete am 2013/10/15 15:01:
Weltfremd:
" explizit Archivars(!)-Stellen des hD beansprucht werden" - wo gibt es die denn noch? ;-)
nichtrichtigerArchivar (Gast) meinte am 2013/10/15 12:35:
und danach
Der Landschaftsverband Rheinland hat in seinem Archivamt den einen oder anderen Volontär 'ausgebildet', zwei Jahre bei Bezahlung. Allerdings ist das mit der Anschlussbeschäftigung dieser nichtrichtigen Archivare so eine Sache, schließlich haben sie gegen die richtigen Archivare auf dem Arbeitsmarkt keine Chance - begründet oder unbegründet sei dahingestellt.
Historikerarchivar (Gast) antwortete am 2013/10/15 13:09:
Es ist die Frage, ob die LVR-Volontäre...
...ihre beruflichen Aussichten bei Beginn des Volontariats realistisch einschätzen konnten. Der LVR zumindest sollte es können. Fair wäre es daher, das Volontariat mit einem parallelen Fernstudiengang Archiv an der FH Potsdam zu kombinieren.
Tristan Schwennsen (Gast) meinte am 2013/10/16 18:51:
Arroganz...
Bei einigen Beiträgen muss ich mich wirklich zusammenreißen, dass ich nicht mit unfeinen Ausdrücken reagiere.Ich selbst habe parallel zu meinem Studium ein Volontariat im Nordelbischen Kirchenarchiv absolviert. Danach war eigentlich der Weg über die Ausbildung gD/hD geplant. Doch wie vllt. mancher schon mal gehört hat: Viele Bewerber, wenig Ausbildungsplätze. Das hat mich aber nicht abgehalten weiterzumachen. Womöglich bin ich daher in der Terminologie einiger Kollegen kein "echter" Archivar.
Vielleicht habe ich von der archivfachlichen Ausbildung ja keine Ahnung, aber mein Kenntnisstand ist, dass dort kein Geheimwissen von Archivar zu Archivar weitergegeben wird. Will sagen: Wissen und vorallem Erfahrung kann man auch anders bekommen.
In dieser Diskussion tun einige so, als ob nur und ausschließlich ein Archivar gD/hD überhaupt archivisch Arbeiten kann. Bestandserhaltung, Schriftgutverwaltung, Bewertung... alles nicht leicht, aber alles auch kein Hexenwerk.
Diese ewig gestrige Arroganz ko*** mich an. Schlicht und ergreifend.
Achja und zu Potsdam: Mach ein Bezahlstudium, um Arbeit im Archiv zu bekommen, aber hab dazu bereits einen Job im Archiv.
Tristan Schwennsen (Gast) antwortete am 2013/10/16 19:11:
Mal poetisch ausgedrückt
http://twitter.com/gonzo_archivist/status/390438412613713921
MichaelK (Gast) antwortete am 2013/10/16 19:23:
@Tristan: Es hat absolut nichts mit Arroganz zu tun,
für die qualifizierte Arbeit in einem Archiv oder auch jeder anderen Fachinstitution die entspr. Ausbildung zu fordern! Dies dient letztlich dem Betrieb und der Entwicklung sowohl der Institution als auch deren Nutzern. Es gibt nicht ohne Grund einer archivische Fachausbildung als Notwendigkeit für eine qualifizierte Tätigkeit in einem Archiv. Wenn Sie damit ein Problem haben, sollten Sie sich nicht bei den Kommentatoren, sondern beim Fachverband etc. beschweren.Das Fernstudium in Potsdam hat auch weniger das Ziel, den Studierenden den Zugang zum Job im Archiv zu geben, sondern die notwendige Qualifikation, um FACHGERECHT in einem Archiv arbeiten zu können - also genau die Lücke zu schließen, die Fachfremde nun einmal haben und z.B. auf Volontärsstellen "hängen" bleiben. Es ist letztlich nichts anderes als eine Qualitätssicherung der archivischen Arbeit - was aus Archivsicht nur begrüßenswert ist.
Warum sollte für die Arbeit in einem Archiv etwas anderes gelten als in Bibliotheken, in der IT, Architekturbüros, Bauplanung etc.?? Sorry, mich k...tz genau diese Geringschätzigkeit der archivischen Arbeit an, so nach dem Motto "nach ein bisschen Arbeit im Archiv kann das jeder" - genau diese Sicht ist es, die Tätigkeit der Archive, deren Lobby und damit deren gesellschaftliche Stellung wie Finanzierung regelmäßig erschwert bzw. belastet!
Tristan Schwennsen (Gast) antwortete am 2013/10/16 19:31:
Man kann viel über mich sagen...
... aber nicht, dass ich die archivische Arbeit geringschätze. Ich liebe meine Arbeit und meine Beruf.Mit keinem Wort sage ich, dass jeder als Archivar arbeiten kann. Aber viele können es auch ohne Ausbildung im gD/hD.
Die Geringschätzung sehe ich eher in der Haltung: kein "richtiger" Archivar, na da kann ja nichts Vernünftiges bei rum kommen.
Antje Bemmer (Gast) antwortete am 2013/10/16 19:34:
Arroganz...
Ich kann mich meinem Vorredner Tristan nur anschließen. Das studentische Teilzeitvolo parallel zum Geschichts-&Rechtsstudium im Nordelbischen Kirchenarchiv hat nicht gerreicht, um einen Ausbildungsplatz im gD/hD zu bekommen. Die Verhältnismäßigkeiten im Kampf um einen Ausbildungs-/Ref.platz sind gar nicht mehr zu beschreiben. Es gibt auf einwn Ausbildungsplatz im gD 160 Bewerbungen. Der Wille und das Interesse ist also da. Und nun fordern die Staatsarchive die Kommunen auf nur noch ausgebildete Archicare einzustellen. Woher sollen die denn alle kommen, wenn jedes staatsarchiv im jahr 2 auszubildende oder referendare entlassen. Wenn sie wirklich wollen, dass nur ausgebildete Archivare im Archiv taetig sein sollen, muss sich in den Ausbildungen gewaltig was ändern. Ich hätte die Archivausbildung auch gern gemacht. Die Staatsarchive wollten mich nicht und Potsdam wegen zu kurt befristetem Vertrag ebenfalls nicht.Das Volontariat kann ich als studentisches Volo parallel zum Studium sehr empfehlen, nach Abschluss eines Hochschulstudium allerdings nicht
MichaelK (Gast) antwortete am 2013/10/16 20:05:
Das Problem liegt
m.E. darin, dass anscheinend immer noch eine Zahl von Historikern/AbsolventInnen entspr. Studiengänge glaubt, ein Geschichtsstudium + Praktikum reicht um im Archiv qualifiziert arbeiten zu können.Bzgl. " Ich hätte die Archivausbildung auch gern gemacht. Die Staatsarchive wollten mich nicht und Potsdam wegen zu kurt befristetem Vertrag ebenfalls nicht."
So hart dies ist, aber aufgrund dessen den Anspruch zu stellen, ohne archivische Fachausbildung nicht nur in einem Volontariat im Archiv zu arbeiten ist m.E. schon etwas vermessen. Dann können wir uns die archiv. Fachausbildung sparen - genau das braucht jedenfalls kein Archiv.
Abgesehen davon, bietet Potsdam auch folgendes:
http://informationswissenschaften.fh-potsdam.de/iw-fernweiterbildg_archiv.html
"Es besteht die Möglichkeit, sich nach erfolgreichem Abschluss in einem von der Fernweiterbildung abgetrennten Prüfungsverfahren in das Direktstudium einstufen zu lassen und die Prüfung zum Bachelor of Arts (B.A. Archiv) abzulegen."
Der Bachelor ermöglicht zwar nicht den Einstieg in den höheren Dienst, aber zumindest die Option in einer entspr. Festanstellung als Archivar(in) arbeiten zu können. Es ist sicher nicht der Traum nach einem Universitätsabschluss - allerdings ist der schwierige Weg vom Historiker zum Archivar kein Problem der ausbildenden Stellen. Es sind schlicht zwei verschiedene Professionen. Ein Architekt ist kein Bauingenieur und umgekehrt, auch wenn beide sich mit dem Thema "Bauen" beschäftigen...
Abgesehen davon sehe ich derzeit nicht, warum sich irgendwas in den Ausbildungen ändern sollte, wenn nur ausgebildetes Personal in entspr. Fachpositionen arbeiten soll - außer vielleicht eine noch besser finanzielle Ausstattung, um die Studienplätze erweitern zu können - in diesem Punkt stimme ich Ihnen vollkommen zu. Daneben ließe sich sicher über die Zugangsvoraussetzungen für die postgradualen Weiterbildungsstudiengänge z.B. in Potsdam diskutieren etc.
M.E. ist es allerdings gerade ein lobenswerter Zustand, wenn die Archivträger offensichtlich endlich einsehen, dass auf Fachpositionen in Archiven Fachpersonal mit archivischer Fachausbildung arbeiten muss, sofern das Archiv entspr. seine Aufgaben arbeiten soll.
Tristan Schwennsen (Gast) antwortete am 2013/10/16 20:17:
Ohne Erfahrung...
... und Kenntnis sollte kein Historiker als Archivar arbeiten. Doch wo ist das stichhaltige Argument, dass belegt “ohne gD/hD-Ausbildung geht es nicht"?Es geht mir nicht darum, jeden im Archiv arbeiten zu lassen. Es geht mir um die Würdigung von Kompetenz, egal wie diese erworben wurde.
Antje Bemmer (Gast) antwortete am 2013/10/16 21:17:
Fernweiterbildung
Vier Jahre Fernweiterbildung ist fuer Famis, die danach studieren wollen...und nicht für Magister/Master in GeschichteUnd vakante Archivstellen müssen also vakant bleiben, wenn sich kein Dipl. Archivar (FH!)/wiss. Archivar finden laesst? Gott sei Dank ist es in der Praxis nicht so.
Gast2 (Gast) antwortete am 2013/10/17 08:01:
Was soll das? Ist das eine Diskussion: Brauchen wir im 21. Jahrhundert noch berufsbezogene Ausbildungen oder nicht?Um bei einem der vorhandenen Beispiele zu bleiben: Selbstverständlich kann sich jemand, der nicht Informatik studiert hat, mit Intelligenz, Zeit, Geduld, Fortbildungen, Lesen von wichtiger Literatur und Erfahrung ebenfalls bis in die Tiefen der Informatik einarbeiten. Natürlich ist es denkbar, dass er seine Arbeit ebenso gut ausführt wie ein Informatiker mit einem abgeschlossenen Studium.
Nur: Mit einem entsprechenden Studium bzw. einer entsprechenden Ausbildung dürfte die Wahrscheinlichkeit für eine qualitätsvolle Ausübung des Berufs höher sein.
Historikerarchivar (Gast) antwortete am 2013/10/17 08:36:
Ich spreche aus Erfahrung:
Denn ich bin Historiker, jahrelang im Archiv tätig und habe letztlich doch noch eine archivische Fachausbildung begonnen. Ich habe jahrelang auch meine in Fortbildungen erworbenen Kenntnisse für ausreichend gehalten und vielleicht ist es auch so. Dennoch muss ich sagen, dass die archivfachliche Ausbildung für mich trotzdem noch einen Quantensprung darstellt. Vor einigen Jahren hätte ich gesagt, ich sei Historiker, der als Archivar arbeitet. Jetzt würde ich sagen, ich bin Archivar.Ich kann die arrogante Mentalität (inzwischen nur noch) einiger weniger Kollegen, die den geraden Weg einer gD/hD-Archivausbildung gegangen sind gegenüber Historikern im Archivberuf nicht teilen. Denn wie immer hängt es an jeder einzelnen Person, ob Archivtätigkeit mit oder ohne Ausbildung auf angemessenem Niveau stattfindet.
Aber es ist nunmal so: der Nachweis des eigenen archivarischen Könnens lässt sich gegenüber Arbeitgebern nun mal am einfachsten mit einem Ausbildungsnachweis führen. Mir ist es die Mühe und das Geld wert. Wenn andere Historiker sich hier anders entscheiden, ist das ihre Sache. Raten würde ich jedenfalls zur zusätzlichen anerkannten Qualifikation.
Gast (Gast) antwortete am 2013/10/17 10:29:
Fakt ist: jeder, der irgendwas mit "Archiv" zu tun hat, darf sich Archivar nennen und tut das offensichtlich auch, egal ob mit oder ohne Fachausbildung. Fakt ist auch, dass es mehr arbeitslose Historiker als Facharchivare gibt. Dass erstere mehr und mehr versuchen, in Archiven Anstellung zu finden sieht man an den eingehenden Bewerbungen und dieses ist weiter nicht verwunderlich.@Herrn Schwennsen und Fr. Bemmer warum regen sie sich denn so auf, sie haben doch offensichtlich Stellen!?
Tristan Schwennsen (Gast) antwortete am 2013/10/17 10:45:
@Gast
Ich rege mich so auf, weil einigea) so tun, als könnten nur jene, die eine "normale" Archivausbildung haben "richtige" Archivare sein
b) auf das Fernstudium in Potsdam verweisen, als könne das jeder mal so eben schnell machen, als tät's nix kosten
c) zuviel Standesdünkel an den Tag legen, ohne die Arbeit von "Nichtstandesgemäßen" zu würdigen.
Ich habe eine Stelle, das ist richtig. Aber ich weiß auch, wie schwierig es ist eine Stelle zu bekommen. Ist ja nicht so, dass ich mich hingesetzt hätte, in der Hoffnung irgendwann fliegt schon eine Stelle zu mir. Außerdem kann ich doch "System" von Ausbildung, Stellenvergabe etc. kritisieren, auch wenn es mich nicht ganz so hart getroffen hat, wie manch anderen, oder?
Historikerarchivar (Gast) antwortete am 2013/10/17 10:53:
Fernstudium
@Tristan Schwennsen:"b) auf das Fernstudium in Potsdam verweisen, als könne das jeder mal so eben schnell machen, als tät's nix kosten"
Da kann ich zustimmen. Der Aufwand und die Kosten sind hoch. Muss jeder für sich entscheiden, ob es das wert ist. Immerhin gibt es damit aber eine Alternative zu Marburg, wenn man dort keinen Platz ergattert hat und eine anerkannte Ausbildung haben will.
Tristan Schwennsen (Gast) antwortete am 2013/10/17 10:59:
Das stimmt
Ich finde es auch sehr schön, dass das Fernstudium in Potsdam mehr und mehr Anerkennung findet. Ich glaube wert wäre es vielen, die gerne als Archivar arbeiten wollen, allerdings wird sich nicht jeder die Semesterbeiträge leisten können, leider.
Gast (Gast) antwortete am 2013/10/17 11:09:
Zugespitzte Frage: Stellen Krankenhäuser Metzgergesellen mit ein paar chirurgischen Tageskursen ein? Nein? Achso, hier gehts ja um Leib und Leben, in anderen Berufszweigen darf daher jeder arbeiten, der eine Ausbildung mit Überschneidungen hat.
Tristan Schwennsen (Gast) antwortete am 2013/10/17 11:21:
Ja, auch wenn es seltsam klingt, ich sehe schon einen Unterschied zwischen Patienten und Kulturgut. Ich weiß, ich bin da arg Kleinlich.Nochmal: Ich sage nicht, dass jeder Hans und Franz im Archiv arbeiten soll. Ich sage, dass der engstirnige Blick, dass nur und ausschließlich "echte Archivare" die Kernkompetenz haben, unsinnig ist und dass das System von Ausbildung, Stellenvergabe und Beförderung zu undurchlässig ist. Da geht es nicht immer nach Kompetenz.
Historikerarchivar (Gast) antwortete am 2013/10/17 11:27:
Gast (Gast) Sie nerven!
Denn in der Praxis stellen kleine Kommunen nunmal Archivare ein, die keine Fachausbildung haben. Auch ich habe so begonnen. Das sollte man nicht den eingestellten Archivaren ohne Fachausbildung vorwerfen, solange sie versuchen, fachlichen Anspruchen zu genügen, wie es hier mehrfach geäußert wurde. Und dass es ein finanzielles Problem geben kann, ein Fernstudium zu absolvieren, ist auch Fakt. Unterstützt wird das von den Kommunen viel zu selten.Sollten Sie zu den glücklichen Gewinnern eines Fachausbildungsplatzes gehören, schön für Sie, haben Sie bestimmt nicht umsonst erhalten. Sie dürfen dann gerne mal bei Kommunen nachhaken, die sich gegen einen Archivar mit Fachausbildung entschieden haben, anstatt hier so unkollegial dem Vorurteil zu entsprechen, es gebe hier Dünkel. Im VdA sind Archivare ohne Ausbildung auch willkommen, wenn sie eine Festanstellung haben.
Antje Bemmer (Gast) antwortete am 2013/10/17 11:51:
Zustimmung und zurück zum Thema Volo
@ Historikerarchivar: Danke, Sie haben für uns Historikerarchivare eine Lanze gebrochen. Ich denke, wir bemühen uns alle, den Anforderungen an ein heutiges Archiv zu genügen und bilden uns bestmöglich fort. Das berufsbegleitende Fernstudium in Potsdam und die Fortbildungsmöglichkeiten in Marburg helfen Gewiss. Und doch bringen die meisten Historikerarchivare viel mehr Praxiserfahrungen in Ihrem Beruf mit, als es ausgebildete Archivare des gD/hD am Anfang Ihrer Laufbahn mitbringen. Das sollte man ggf. auch zu honorieren wissen.
Um auf das eigentliche Thema des Volontariates zurückzukommen: Ich denke nach wie vor, dass ein zweijähriges Teilzeitvolontariat (14h/Woche) während des Studiums eine gute Möglichkeit ist, in Theorie- und Praxiseinheiten zu lernen, worum es im Archiv geht. Es nach dem Studium zu machen, halte ich, aufgrund der Anerkennung solcher Volontariate (die über ein Praktikum hinausgehen) in der Archivwelt nur dann für sinnvoll, wenn sie tatsächlich mit dem Fernstudiengang in Potsdam kombiniert würden. Die Voraussetzung in Potsdam ist allerdings mind. 12 Monate in den vergangenen 2 Jahren vor Beginn des dortigen Studiengangs in einem Archiv gearbeitet zu haben. Vielleicht könnte man, um dies zu realisieren, also ein 3 jähriges Volo anbieten oder so...
Viele Grüße
Historikerarchivar (Gast) antwortete am 2013/10/17 11:59:
Fragen kostet nichts
Ob ein so umrissenes Volontariat als Aufnahmebedingung in Potsdam akzeptiert würde, müsste vom dortigen Fachbereich 5 geklärt werden. Vielleicht läuft es auf eine Einzelfallprüfung hinaus, fragen kostet nichts.
Tristan Schwennsen (Gast) antwortete am 2013/10/17 12:08:
Volo
Ein Volontariat hätte nach dem Studium den Vorteil, dass es vergütet wäre. Bezhalte Praktika im Archivbereich sind sehr selten.
MichaelK (Gast) antwortete am 2013/10/17 12:42:
Wenn Historiker"archivare"
genauso gut die archivische Arbeit erledigen könnten, bräuchte es keine Fachausbildung. Der Run auf die Fachausbildung belegt gerade den Bedarf an entspr. Fachkräften. Mir scheint es hier eher eine Diskussion der Enttäuschten zu sein, dass sie obwohl sie doch einige Jahre im Archiv arbeiten, nicht genauso bezahlt/angestellt werden wie die ausgebildeten Fachkräfte, resp. dass sie beim Auswahlverfahren gescheitert sind.@Tristan: "da geht es nicht immer um Kompetenz" - genau das ist das Problem, und genau deswegen braucht es Fachkräfte!
Nachdem man im Auswahlverfahren gescheitert ist, nun zu fordern nach einem Volontariat oder Aushilfstätigkeit im Archiv genauso angestellt und bezahlt zu werden wie Fachkräfte ist nicht nur anmaßend, es zeigt vor allem, dass Sie die Komplexität der archivarischen Tätigkeit nicht annähernd verstanden haben oder anders gesagt widerspiegelt es genau das Vorurteil "Archiv kann jeder" - genau weil dies nicht so ist, gibt es eine Fachausbildung!!
Kleiner Tipp an alle Historiker"archivare": Vielleicht vor dem Studium die Berufswahl prüfen und wenn Sie unbedingt Archivar werden wollen, studieren Sie entweder gleich das Richtige oder belegen danach ein Direktstudium. Die Archive oder Hochschulen dafür verantwortlich zu machen, dass sie Sie beim Auswahlverfahren nicht berücksichtigt haben und Ihnen auch keine Hintertür am Auswahlverfahren vorbei offen lassen ist schon starker Tobak!
@Antje Bemmer: Die Fernweiterbildung kann zum Bachelor und damit den Zugang in den gD im Archiv führen - wenn Sie den hD wollen, warum belegen Sie dann nicht den konsekutiven Masterstudiengang der FH Potsdam? Warum suchen Sie sich kein äquivalentes Masterstudium im Auslang (z.B. Österreich, Schweiz, UK, Schweden) um den Fachhintergrund zu bekommen?
Oder ist Ihnen der Weg zu steinig und Sie wollen "schneller" ans Ziel kommen?
Der Fakt, dass Stellen vakant bleiben, zeigt max. eines: Finanzen der Ausbildungsstellen und dann die Studienplätze erhöhen - aber nicht Fachfremde einstellen - genau das hat zu dem hier unterschwellig auftretenden Vorurteil "Archiv kann jeder" geführt - mit dem Ergebnis, dass die archivische Arbeit in den entspr. Archiven am Boden liegt (sofern kein Fachpersonal neben den Fachfremden vorhanden ist), Stichworte: Bewertung, Erschließung, Archivmanagement, Bestandserhaltung, Behördenberatung, Archiv-IT etc. etc. - aber das bekommt man ja alles so nebenbei...
Daneben: Gerade in der IT müssen schon lange keine angelernten Kräfte eingestellt werden, da genügend Fachkräfte verfügbar sind und angesichts der Komplexität der IT ist dies auch gut so. Es wird Zeit, dass dies auch für die Gedächtnisorganisationen äquivalent gilt!!
MichaelK (Gast) antwortete am 2013/10/17 12:47:
Einstellungspraxis
@Antje Bemmer: "Und vakante Archivstellen müssen also vakant bleiben, wenn sich kein Dipl. Archivar (FH!)/wiss. Archivar finden laesst? Gott sei Dank ist es in der Praxis nicht so." Wenn es nicht so ist, warum regen Sie sich dann eigentlich so auf?? Dann ist doch alles in Butter ;-)
oder sind Sie etwas sauer, dass ein Volontariat/Praktikum nicht wie ein Studienabschluss behandelt wird?
Antje Bemmer (Gast) antwortete am 2013/10/17 13:54:
Klarstellung
@MichaelKEs kam mir niemals in den Sinn, Ihnen Ihre Kompetenzen als qualifizierter Archivar in Frage zu stellen. Ich greife Sie in keiner Weise an und so bitte ich Sie, solche Bemerkungen einfach zu unterlassen.
Ich habe nie angenommen, dass mein Volontariat wie ein Studienabschluss wirkt, wieso auch. Ich habe lediglich gehofft, dass mir ein Volontariat zzgl. mehrerer Archivpraktika im In- und Ausland ein bessere Ausgangsbasis bietet, um in der Bewerbung um die Ausbildungsplätze im Archiv Chancen zu haben. Die praktischen Erfahrungen während der Praktika unter Anleitung ausgebildeter Archivare im gehobenen und höheren Dienst haben mir tiefe Einblicke in die Arbei eines Archivar gewährt. Dass der Weg dorthin steinig ist, unter Umständen länger dauert, ist klar. Potsdam bildet im berufsbegleitenden Master-Fernstudiengang leider nur alle zwei Jahre aus. Und die Zeit bis dahin, muss demnach überbrückt werden. Ich bin daher sehr froh über meine aktuelle Stelle und stehe in reger Verbindung zu Kollegen, die sich im gehobenen und höheren Dienst ausbilden lassen. Fortbildungen in Marburg sind da auch kleine Mosaiksteine, die mir helfen voranzukommen. Und so darf ich mir einbilden, dass ich nicht mehr ganz unbedarft an die Arbei im Archiv herangehe - auch wenn Sie anderer Meinung sein sollten.
Was die Ausbildung im Ausland angeht, haben Sie sicherlich Recht - kann man machen, wenn man es sich leisten kann natürlich. In Dänemark und auch einigen anderen Ländern gibt es allerdings nach wie vor keine konkrete Ausbildung, denn hier werden Historikerarchivare bevorzugt.
Historikerarchivar (Gast) antwortete am 2013/10/17 14:11:
@MichaelK
Sie ereifern sich da ja ziemlich. Leider gehen Ihre Zuspitzungen gegen Personen, nicht so sehr um die Sache "Fachausbildung". Darüber kann ich mich ereifern. Gehören Sie zu den stromlinienförmigen Leuten, die schon im Kindergarten wissen, dass Archivar zu werden Ihr Lebensziel ist? Wie viele Archivare des hD haben denn schon zu Studienbeginn gewusst, dass sie diesen Weg einschlagen würden? Nicht sehr viele, vermutlich. Und ich halte das auch nicht für notwendig. Insofern sind Ihre Ratschläge sehr anmaßend gegenüber allen, denen Archivarbeit am Herzen liegt und leider keine entsprechende Ausbildungsstelle erhalten haben, aus welchen Gründen auch immer.Was den fachlichen Standard angeht, ist jeder in der Lage, die einschlägige archivwissenschaftliche Literatur zur Kenntnis zu nehmen. Dass Sie entsprechende Kenntnisse den Historikern ohne archivfachl. Ausbildung absprechen, geht an der Praxis vorbei. Ihre Pauschalisierung ist reine Theorie. Wir leben halt nicht in einer idealen Welt, in der Arbeitgeber nur Facharchivare für Archivtätigkeiten einstellen. Sie plädieren an dieser Stelle fürs Abschotten, ich setze kollegiale Zusammenarbeit dagegen und freue mich über jeden, der archivfachlich dazulernen möchte, egal auf welchem Weg.
Und was den Begriff "Historikerarchivar" angeht: der wird von der älteren Archivarsgeneration des hD noch gepflegt, weil sie wussten und wissen, dass es da schon einen Zusammenhang gibt.
Da könnte ich glatt fragen, was Sie vor der archivfachlichen Ausbildung gemacht haben. Will ich aber eigentlich gar nicht wissen.
MichaelK (Gast) antwortete am 2013/10/17 14:40:
@Historikerarchivar
Anmaßend ist es, faktisch zu postulieren, man könnte mit einem Volontariat/Praktikum/Studium der Fachliteratur oder Aushilfstätigkeit im Archiv, also ohne die entspr. Fachausbildung die gleiche Anstellung, die gleiche Kompetenz erhalten wie diejenigen, die hierfür ein jahrelanges Studium absolviert haben. Nur dagegen richtete sich meine Kritik. Nicht nur in Deutschland bedarf es als Kompetenznachweis eines entspr. Studiums und das ist auch gut so.Gerade die Praxis zeigt, dass reine Fortbildungskurse oder eben das Fachliteraturstudium gerade nicht ausreichen, um die facharchivischen Aufgaben zu erfüllen - oder warum werden die entspr. Stellen i.d.R. an FAMI-Archiv, Diplom-Archivare oder wiss. Archivare vergeben? Warum sind Historiker ohne entspr. Fachausbildung i.d.R. auf Projektstellen aber eben nicht mehr? Schauen Sie sich doch hin und wieder einmal den entspr. Stellenmarkt an - spätestens dann erkennen Sie den tatsächlichen Bedarf der Archive...
Wenn die Praxis so wäre wie Sie es postulieren, hätten Fr. Bemmer und Kontributoren die beschriebenen Probleme nicht. Das Historiker durchaus Archivtätigkeiten wahrnehmen können, dem hat keiner widersprochen - nur eben nicht gleichgestellt mit archivischem Fachpersonal.
Was den Begriff Historikerarchivar betrifft so bezieht er sich auf den hD - richtig, aber eben für wiss. Archivare, nicht Historiker, die ohne entspr. Referendariat im Archiv arbeiten - insofern danke für die Bestätigung meiner Aussage.
Abgesehen davon widerspricht keiner, dass Historiker nicht nach ihrem geschichtswiss. Studium als Archivare tätig sein dürfen. Genau für diesen Bedarf gibt es bekanntermaßen das Referendariat oder postgraduale Masterstudiengänge, um, neben dem geschichtswiss. Wissen, eben auch das archivische Fachwissen zu erhalten.
Insofern sind meine Vorschläge nicht anmaßend, sondern gerade im Sinne der Archive, die sich (insbesondere der VdA!) seit Jahren darum bemühen, dass die Archivträger archiv. Fachpersonal einstellen und das Archiv nicht mit Aushilfskräften über Wasser halten!
Kurz und gut, der Kernpunkt meiner Kritik ist einfach:
Fachfremde im Archiv ja, gleichgestellt (in Anstellung, Bezahlung, Beförderung) mit dem Fachpersonal (sofern sie archivische Facharbeit wahrnehmen) aber nur dann, wenn der/die Fachfremde seine Ausbildung/Studium um ein entspr. archivische Ausbildung/Studium ergänzt hat. ...und hier gibt es nun mal mehr als genug Möglichkeiten, diese Zusatzausbildung zu erhalten - was nicht heißt, dass die Zugangsvoraussetzungen z. B. in Potsdam deutlichen Verbesserungsbedarf aufweisen.
Gast (Gast) Gast (Gast) (Gast) antwortete am 2013/10/17 15:53:
@ Michael K. ist Ihnen schon mal aufgefallen, dass es nicht nur im Archivwesen Quereinstieger gibt? In der Wirtschaft oder der Verwaltung arbeiten manche durchaus höher eingestuft, als diejenigen mit der "richtigen" Ausbildung. Es kommt nicht nur auf die Ausbildung an, sondern auch auf das Engagement, das man nach der Auszeichnung. Deshalb die Frage:
Ist Ihnen ein Archivar im gD lieber, der - sagen wir mal mitte 50 - seit 25 Jahren Dienst nach Vorschrift macht und sein Archiv versteckt, oder ein engagierter Historiker, der sich auf unterschiedliche Art - durch Fortbildungen, Volontariat etc. - Wissen angeworben hat und engagiert 'sein' Archiv pflegt und in die Öffentlichkeit bringt.
Historikerarchivar (Gast) antwortete am 2013/10/17 15:54:
@MichaelK: Kernpunkt
So weit auseinander liegen wir garnicht, unsere Perspektive ist und bleibt aber dadurch bestimmt, dass Sie als Facharchivar argumentieren und ich als Historiker, der eine archivische Qualifikation der "Seiteneinsteiger" befürwortet. In Details der Ausbildung mag ich mich hier nicht vertiefen. Aber die jahrelange Ausbildung: 3 Jahre gD, 2 Jahre hD beinhaltet diverse Themen, die eben einzeln jeweils nur einen geringeren Teil dieser Zeit in Anspruch nehmen. Es ist vielleicht einfacher, sich diese Wissensdosis gezielt von einem Dozenten impfen zu lassen, aber vom Umfang kann das auch im Selbststudium erledigt werden. Natürlich fehlt dann ein Kompetenznachweis, deswegen plädiere ich ja ebenfalls für eine entspr. Ausbildung. Aber bitte hängen Sie das Studium nicht höher als angemessen. Es wird mit Wasser gekocht.Bei der Praxis habe ich mich auf die Einstellungspraxis, nicht die Arbeitspraxis bezogen. Gerade in kleineren Institutionen besteht eine - zugegeben kleiner werdende - Bereitschaft, Ausschreibungen auch für Historiker mit Archiverfahrungen offen zu halten. Das hat sicher etwas damit zu tun, historische Kompetenz (aus)nutzen zu wollen und ist oft eine Verkennung des umfangreichen archivarischen Aufgabenfeldes.
Sie argumentieren "im Sinne der Archive", aber aus Ihrer Perspektive haben sie die kleineren Archive vermutlich nicht im Blick. Genau da sitzen die Historiker, die sich häufig und hoffentlich ernsthaft um gute archivische Arbeit bemühen, in der Archivarszunft aber viel zu häufig gegen Wände rennen. Hier käme wieder die oben schon angesprochene Durchlässigkeit der Ausbildung(en)/Laufbahn(en) in Deutschland ins Spiel.
Alles in allem sehe ich eine Archivarszunft, die faktisch nicht so monolithisch ist wie nach außen postuliert. Die Frage, wie damit nun umzugehen ist, werden wir wohl auch weiterhin vielleicht unterschiedlich akzentuieren.
Historikerarchivar (Gast) antwortete am 2013/10/17 16:03:
Au backe
Der konstruierte Gegensatz "Archivar gD im stillen Kämmerlein seit 25 Jahren" vs. "Historiker macht tolle archivische Öffentlichkeitsarbeit" ist leider völlig klischeebehaftet und überzogen. Eine solche Argumentation führt zu nichts.
Gast (Gast) Gast (Gast) (Gast) (Gast) antwortete am 2013/10/17 17:19:
natürlich ist der konstruierte Gegensatz schwachsinnig, ich wollte nur zeigen, dass man gD-Archivar, der alles Fachlich hervorragend drauf hat, gegen dilettierenden Historiker auch anders sehen kann. Aber ich gebe zu, sie haben das sachlicher und zielgerichteter ausgedrückt.
MichaelK (Gast) antwortete am 2013/10/17 17:34:
Jeder fachlich kompetente Archivar
ist besser als ein zwar engagierter, aber leider hinsichtlich seiner archivfachlichen Kompetenz limitierter Fachfremder. Kurz und gut: Es nützt nichts, wenn der Fachfremde sich "bemühte den Anforderungen gerecht zu werden" - dies mangels fachlicher Kompetenz aber leider nicht kann.Kein Literaturstudium ersetzt ein Hochschulstudium - ansonsten könnte doch auch jeder Archivar ein paar Geschichtsbücher lesen und dann Historiker sein oder ;-)?! Wenn dies so wäre, warum setzen sich dann immer weniger Historiker bei den Ausschreibungen durch wo doch i.d.R. steht: Diplom-Archivar/Bachelor oder gleichwertige Ausbildung - wenn die archivfachl. Kompetenz so einfach zu erlangen ist??
Abgesehen davon ist es für eine Kommune auch wirtschaftlich sinnvoller den Diplom-Archivar einzustellen als den Historiker: Der Diplom-Archivar hat einen FH-Abschluss und ist gD, der Uniabsolvent zunächst mal hD und wenn Sie den Uniabsolventen auf eine gD-Stelle setzen wollen, haben Sie nette Diskussionen mit Ihrem Personalrat, im Sinne: Sie verbauen den richtigen gD-Bewerbern den Weg... - so erlebt an einer deutschen Universität sowie einer deutschen Kommune.
Gast (Gast) antwortete am 2013/10/17 19:04:
Ausbildungskosten
Ein weiteres Problem z. B. für kleinere Kommunen ist das Umlageverfahren für die Studienkosten in Marburg/München. Die kommunalen Dienstherren können/wollen es sich nicht leisten, die hohen Ausbildungskosten an die staatlichen Ausbildungs-Dienstherren zurückzuzahlen oder gar selbst Referendare/Anwärter abzuordnen und stellen ggf. lieber "fachfremde" im Beschäftigungsverhältnis ein...
Historikerarchivar (Gast) antwortete am 2013/10/18 08:33:
Kosten für Ausbildungsmaßnahmen im Job
Was die Kosten für Fernstudiengänge betrifft, wäre es natürlich schön, wenn die Kommunen da mehr Beiträge für die von ihnen eingestellten fachfremden Historiker leisten würden. Die Leistungsfähigkeit und -bereitschaft differiert da sehr. Viele Betroffene (= Archivare ohne Fachausbildung, die das nachholen möchten) werden also nicht umhin kommen, ihr sauer verdientes Geld zu reinvestieren. Natürlich gibt es da auch Verhandlungsmasse: Studium als Teil der Arbeitszeit, Freistellung für Präsenzzeiten etc. Wie bei der Lernbereitschaft Fachfremder ist auch dies ein weites Feld.Ich lehne aber jede pauschalisierende Abwertung von seiten der Kollegen mit Fachausbildung ab. Denn das hilft niemandem und bewegt auch keine Kommune, hier mehr Engagement zu zeigen oder gar der Maximalforderung zuzustimmen, gleich einen Diplomarchivar oder Archivar des hD einzustellen. Die andernorts angesprochene Variante der FAMIs lasse ich mal außen vor, da wir uns in dieser Diskussion auf der Bildungsstufe FH und höher bewegen, ob als Historiker und Archivar.
Nötig wären m.E. hier vermehrte Initiativen auf oberster Ebene (v.a. VdA), die Kommunen entsprechend zu drängen und zu unterstützen. (Sofern die kommunalen Spitzenverbände da nicht wieder intervenieren, was durchaus auch schon vorgekommen sein soll.) Was wiederum auch die Frage nach sich zieht, was die Fachausbildungsstätten beitragen könnten.
Kurgast (Gast) meinte am 2013/10/18 12:39:
Jenseits der Nabelschau ...,
d.h. außerhalb der Kreise der unmittelbar Betroffenen, in der Wahrnehmung von außen, wird das Problem meist gar nicht gesehen, weil die Unterschiede gar nicht verstanden werden: Historiker, Archivar, Bibliothekar .... irgendwie alles eins, oder?Wenn eine Kommune eine Stelle im Archiv zu besetzen hat, hat sie meist niemanden, der diese Besetzung fachlich begleiten könnte. Die Personalleute und die Vorgesetzten aus einem Ressort, dem das Archiv "angeflanscht" wurde, können die Besonderheiten einer fachlichen Ausbildung meist gar nicht einschätzen. "Ach, Frau Dr. Sowieso hat doch vor zwei Jahren dieses schöne Buch mit den alten Postkarten rausgebracht. Die kann doch unser Archiv machen ..."
Als jemand, der das "Glück" hatte, in den Genuss einer Marburger hD-Ausbildung zu gelangen, weiß ich, dass es wichtig ist, Historiker zu sein UND eine Fachausbildung zu haben.
Und ich denke auch, dass der hD-Archivar nicht der "vornehmste" Nutzer seiner eigenen Bestände, sondern ein gut organisierter, wirtschaftlich und PR-orientiert denkender Recordsmanager sein sollte. Alle erfolgreichen Archive werden auch so geführt.
Und noch eine Bemerkung zum ursprünglichen Thema: Das einzige konkret hier in dieser Diskussion angeführte Beispiel ist der LVR. Der hat (seine immerhin bezahlten) Volontäre nicht im Archiv, sondern in der Archivberatung "ausgebildet" von Kollegen, die seit Jahren und Jahrzehnten selbst nicht (mehr) im Archiv arbeiten. Meines Wissens arbeitet keiner dieser Kolleg(inn)en mehr im archivfachlichen Bereich....
Tristan Schwennsen (Gast) meinte am 2013/10/18 13:31:
Das WWA
hat auch mal ein Volo ausgeschrieben, das jetzt zu Ende gegangen sein müsste. Eine neue Ausschreibung gab es meines Wissens nicht. Vielleicht mal bei en Kollegen dort nachfragen, was die so für Erfahrungen mit dem Volo gemacht habenhttp://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/chancen/id=6254&type=stellen
MichaelK (Gast) antwortete am 2013/10/27 15:38:
Ein Beispiel
warum es für die Archive essentiell ist, Fachpersonal zu beschäftigen:http://archiv.twoday.net/stories/465680404/
"Fr. Nehmzow hat keine Archivausbildung..."
Tristan Schwennsen (Gast) antwortete am 2013/10/28 16:00:
Klingt so, als wollten Sie jedem, der in einem Archiv arbeitet und keine Archivausbildung hat, unterstellen er würde ein Äquivalent zur Causa Stralsund herbeiführen. Ich denke hier schießen Sie maßlos über das Ziel hinaus!
AntjeBemmer (Gast) antwortete am 2013/10/28 16:13:
Lächerlich
...einfach lächerlich.
MichaelK (Gast) antwortete am 2013/10/28 17:27:
Das Risiko, dass
derartige Dinge passieren ist bei mangelnder Fachausbildung erfahrungsgemäß deutlich höher als bei Fachpersonal. Fr. Nehmzow hat aus ihrer Sicht nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt - nur aus fachlicher Sicht war es, s. die entspr. Gutachten nur eben genau das Falsche. Die Einsicht konnte sie mangels Fachhintergrund/aus Unkenntnis der fachlichen Materie/Details nur begrenzt haben. Dies heißt nicht, dass alle Archivmitarbeiter ohne Fachausbildung dasselbe tun würden, nur ist das Risiko in kritischen Situation die falsche Entscheidung zu fällen, mangels Fachhintergrund höher als bei Fachpersonal. Letztlich ist dies auch Schutzfunktion für Nichtfachleute!
Im Sinne einer fundierten und erfolgreichen Archivarbeit, ist es insofern umso mehr geboten vorrangig Fachpersonal einzusetzen - was, s. die einschlägigen Ausschreibungen, zum Glück immer mehr durchgreift. Aus Archivsicht gilt es gerade dem Archivträger zu verdeutlichen "Archiv kann nicht jeder! Hierfür bedarf es entspr. Fachpersonals!" - was letztlich im Interesse der Archive liegt - um (nicht nur) eine Causa Stralsund zu verhindern. Denn die Entscheidung für Fachpersonal ist letztlich auch eine Entscheidung, Verantwortung für das Archiv zu übernehmen mit den entspr. Konsequenzen (Stichwort: Behördenberatung).
Das heißt nicht, dass im Einzelfall auch Nichtfachpersonal Archivtätigkeiten übernehmen kann, nur sollte dies
a) temporär und damit
b) zeitnah durch eine entspr. Fachaus-/weiterbildung
des/der Betreffenden untersetzt werden.
Wenn dies lächerlich ist, unterstützt es letztlich diese These.
ausgebildeter Archivar (Gast) antwortete am 2014/06/19 19:30:
Wieso werden solche Diskussion eigentlich nie auf dem
Archivtag geführt? Oder die Komplexität des Problems im Archivar erläutert? Dort höre ich immer die selben totgerittenen Vorträge über Erschließungsstandards, Archivbauten und "Stadtarchiv Dödelsheim hat jetzt eine Facebookseite - bejubelt uns"-Stories.Fakt ist - und es wurde auch schon angesprochen -, dass der Begriff "Archivar" nicht geschützt ist und sich folglich jeder so nennen kann (und scheinbar auch tut). Wenn man eine Qualitätssicherung einbaut, z.B. in Form eine anerkannten Prüfung (ähnlich einem Staatsexamen), könnte man die Spreu vom Weizen trennen. Frau Bemmer und Herr Schwennens könnten herausfinden, ob ihre Kenntnisse ohne Fachstudium wirklich ausreichen. Außerdem könnten sich die Archivträger in den Einstellungsverfahren an etwas Bindendem orientieren, anstatt dass arme Personaler, die unter Archiv eine kleinere Bibliothek verstehen, etwas nach Gutdünken ausschreiben.
P.S. Das muss ich noch loswerden @Bemmer und @Schwennens: Ich bin Historiker, liebe Kollegen. Ich war im Leistungskurs Geschichte und ich meine, Geschichte kann doch irgendwie jeder, oder?
Tristan Schwennsen (Gast) antwortete am 2014/06/19 22:55:
nur kurz
1. Mein Name ist Schwennsen, nicht Schwennens2. Ihr Vergleich geht an meiner Argumentation vorbei
MichaelK (Gast) antwortete am 2014/06/20 09:45:
@ausgebildeter Archivar
Es gibt mit dem Diplom-Archivar (neu: Bachelor Archivwissenschaft) und dem Wissenschaftlichen Archivar (neu: Master Archivwissenschaft) eine klare Bezeichnung und Aufgabengebiet - 3-5 jährige Studiengänge, die sich eben nicht mit einem Historiker und ein bisschen Praxis ersetzen lassen.Die Archivträger scheinen`s langsam zu begreifen, wenn ich mir die einschlägigen Ausschreibungen anschaue und im Sinne des Archivwesens und der Archive kann das nur gut sein.
Wie nicht jeder mit einem Praktikum in der Bibliothek als Bibliothekar arbeiten kann (warum gibt es sonst den DiplBibl bzw. Bachelor und den WissBib?) kann nicht jeder mit etwas Archivpraktikum als Archivar arbeiten - die Kenntnisgewinnung braucht nicht ohne Grund ein Studium...
MichaelK (Gast) antwortete am 2014/06/20 09:46:
@Hr. Schwennsen
die Argumentation geht nach Ihrer Meinung immer an Ihrer Argumentation vorbei solange sie ihr nicht affirmativ gegenübersteht.
Historikerarchivar (Gast) antwortete am 2014/06/20 12:04:
@ausgebildeter Archivar (Gast)
Ihr P.S. ist angesichts des offensichtlichen Engagements von Herrn Schwennsen und Frau Bemmer fehl am Platz. In der Grundsatzfrage der Arbeit mit oder ohne archivarischer Fachausbildung dürfen wir durchaus unterschiedlich argumentieren. Wenn Sie ihren Spott bitte für diejenigen Historiker im Archiv aufheben würden, die tatsächlich archivfachlich vernachlässigen, was eigentlich zu tun wäre. Dieser Personenkreis diskutiert nach meiner Einschätzung hier aber nicht mit.