Die heutige Ausgabe des Politikmagazin "Fakt" geht u. a. einem unappetitlichen Teil der der deutschen Kolonialgeschichte nach, den Herero-Schädeln in universitären Sammlungen (Link zur Textfassung): " ...... Wir konfrontieren den Leiter des Archivs mit unseren Recherchen und bekommen eine erstaunliche Antwort. Die Hochschule weiß sehr wohl von dem grausigen Erbe.
“Wir sind uns dessen bewusst. Die Sicht ist nur eine andere gewesen, als die Sammlung entstanden ist. Und jetzt ist die Sammlung an sich auch schon wieder ein Kulturgut. Und
entspricht einerseits Historie. Kulturgut und ethische und sonstige Aspekte, die sind halt unvereinbar gegenüber.“
Die problematische Formulierung "Kulturgut" für die menschlischen Überreste ging nach der Vorabveröffentlichung des MDR durch die Medien. Die"Junge Welt" recherchierte wohl als eine der ersten nach und konnte folgendes vermelden: " ..... Der Freiburger Universitätsarchivar Dieter Speck sagte, die seit 1860 angelegte Sammlung sei wissenschaftlich nicht ausgewertet. Prinzipiell habe sich das Rektorat zu einer Rückgabe bereiterklärt. ...."
Allen Zeitungen ist offensichtlich der ausführliche Bericht (Link)
Werner Bartens, Redakteur der Badischen Zeitung, vom 28. August 2002 entgangen, der die Genese der Freiburger Sammlung und die Pläne des Universitätsarchivaren vorstellt.
„Bei einem Interview, das ich in Namibia mit einem Herero-Chief gemacht habe, sagte er mir, dass die Deutschen die Kolonialgeschichte und den an ihnen begangenen Völkermord vergessen hätten. Die Herero aber könnten ihn nicht vergessen, weil er alles für sie verändert habe. Im Uni-Archiv lagern noch heute Herero-Schädel, die sich der Freiburger Rasseforscher Eugen Fischer besorgt hat. Wie soll man das Namibiern erklären?“ - diesem Problem des Freiburger Journalisten Heiko Wegmann ( s. Link) wird man jedoch nur durch die Rückgabe der Schädel entfliehen können. Dahinter hat m. E. die Sammlungsgeschichte und -bedeutung zurückzustehen. Bedenkt man, dass die Geschichte der Sammlung schon 2002 nicht vollständig unbekannt war, bleibt die Frage, warum nicht schon damals ernsthaft der "Schutz" der Sammlung durch bespw. hochwertige Replikate und die ethisch nicht abzuweisende Rückgabe betrieben wurde.
“Wir sind uns dessen bewusst. Die Sicht ist nur eine andere gewesen, als die Sammlung entstanden ist. Und jetzt ist die Sammlung an sich auch schon wieder ein Kulturgut. Und
entspricht einerseits Historie. Kulturgut und ethische und sonstige Aspekte, die sind halt unvereinbar gegenüber.“
Die problematische Formulierung "Kulturgut" für die menschlischen Überreste ging nach der Vorabveröffentlichung des MDR durch die Medien. Die"Junge Welt" recherchierte wohl als eine der ersten nach und konnte folgendes vermelden: " ..... Der Freiburger Universitätsarchivar Dieter Speck sagte, die seit 1860 angelegte Sammlung sei wissenschaftlich nicht ausgewertet. Prinzipiell habe sich das Rektorat zu einer Rückgabe bereiterklärt. ...."
Allen Zeitungen ist offensichtlich der ausführliche Bericht (Link)
Werner Bartens, Redakteur der Badischen Zeitung, vom 28. August 2002 entgangen, der die Genese der Freiburger Sammlung und die Pläne des Universitätsarchivaren vorstellt.
„Bei einem Interview, das ich in Namibia mit einem Herero-Chief gemacht habe, sagte er mir, dass die Deutschen die Kolonialgeschichte und den an ihnen begangenen Völkermord vergessen hätten. Die Herero aber könnten ihn nicht vergessen, weil er alles für sie verändert habe. Im Uni-Archiv lagern noch heute Herero-Schädel, die sich der Freiburger Rasseforscher Eugen Fischer besorgt hat. Wie soll man das Namibiern erklären?“ - diesem Problem des Freiburger Journalisten Heiko Wegmann ( s. Link) wird man jedoch nur durch die Rückgabe der Schädel entfliehen können. Dahinter hat m. E. die Sammlungsgeschichte und -bedeutung zurückzustehen. Bedenkt man, dass die Geschichte der Sammlung schon 2002 nicht vollständig unbekannt war, bleibt die Frage, warum nicht schon damals ernsthaft der "Schutz" der Sammlung durch bespw. hochwertige Replikate und die ethisch nicht abzuweisende Rückgabe betrieben wurde.
Wolf Thomas - am Dienstag, 22. Juli 2008, 18:13 - Rubrik: Universitaetsarchive
epicykel meinte am 2008/07/23 08:22:
Schädel aus der Kolonialzeit in Archiven
Welch dunkles Erbe in manchen deutschen Archiven schlummert, hat der Berliner Filmemacher Martin Bär schon vor einigen Jahren in seinen Afrikafilmen aufgezeigt: Eine Kopfjagd - Auf der Suche nach dem Schädel des Sultans Mkwawa und Weisse Geister - Der Kolonialkrieg gegen die Herero. Es ist unglaublich, wie hilflos deutsche Archivare auf Anfragen reagieren. Von offensiver Aufarbeitung der Geschichte und Rückgabe der Schädel keine Spur ...
Wolf Thomas meinte am 2008/07/24 18:13:
Allgemeine Zeitung Namibia interviewte den Fakt-Journalsiten
"....Im AZ-Gespräch erklärte Journalist Frenzel, dass ihm diverse Dokumente und Studien aus der damaligen Zeit vorlägen, darunter eine mit dem Titel „Anthropologische Untersuchungen an Herero- und Hottentotten-Kehlköpfen“ von Werner Grabert aus dem Jahr 1904, zu deren Zweck 38 Nama- und zwölf Herero-Köpfe genutzt worden seien....."Quelle:
http://www.az.com.na/lokales/schdel-zurck-nach-namibia.70453.php
Wolf Thomas meinte am 2008/07/30 17:45:
Charité gibt Herero-Schädel zurück ?
Ein Artikel der Allgemeinen Zeitung Namibia deutet dies an:http://www.az.com.na/lokales/schdel-werden-an-charit-untersucht.70721.php .
Wolf Thomas meinte am 2008/10/26 07:05:
Namibia hakt nach
Standard v. 21.10.2008: http://derstandard.at/?url=/?id=1224256073105
Wolf Thomas meinte am 2008/12/09 21:41:
Immer noch kein neuer Sachstand beim Schädelgate
" .... Vor dem Hintergrund dieses verbrecherischen Abschnitts deutscher Kolonialgeschichte dürften der von Herero und Nama geforderten Rückgabe der Schädel eigentlich keine Hindernisse im Weg stehen. Doch man höre: die Charité entschuldigt sich damit, dass die Untersuchungen an den Schädeln noch nicht abgeschlossen seien, man die Präparate dann jedoch für eine ehrenvolle Bestattung zurückgeben werde. Es kommt noch besser: das Archiv der Universität Freiburg verteidigt die Sammlung von Schädel und Knochen gar als "Kulturgut". Angesichts eines derart unsensiblen Umgangs mit den Gefühlen der Nachkommen der Opfer sollte man die Frage nach einer längst fälligen Wiedergutmachung besser nicht stellen.
..... Die Anerkennung des Unrechts den Nachkommen der Opfer gegenüber scheint jedoch in weiter Ferne zu liegen. Denn daraus könnten nach geltendem Völkerrecht Ansprüche auf Wiedergutmachung abgeleitet werden. So wurde Ende Juni im Bundestag ein Antrag der Linksfraktion abgelehnt, in der die Linke für eine Wiedergutmachung der deutschen Kolonialverbrechen plädierte. ...."
Quelle:
http://www.taz.de/1/politik/deutschland/artikel/1/berliner-charite-untersucht-noch/