Bericht der Feuerwehr zum Einsturz des Historischen Archivs der Stadt Köln: " ..... Schutz und Bergung von Kulturgut
Als Erstmaßnahme wurde der Trümmerberg mit den verschütteten Archivalien durch eine Folie gegen den zum Teil heftigen Regen provisorisch geschützt. Anschließend wurde ein Notdach errichtet, das nach 10 Tagen fertig gestellt war. Hierzu musste die Straße auf einer Breite von 5m komplett von Schutt und Archivalien frei geräumt werden und im Krater mussten neue Fundamente gesetzt werden.
Durch Mitarbeiter des Archivs und Einsatzkräfte wurden sichere Gebäude im rückwärtigen Bereich geräumt.
Wann immer möglich wurden Archivalien aus der Einsatzstelle gesichert. Sie wurden soweit möglich vor Ort durch Einsatzkräfte in Transportbehälter gebracht. Der mit historischen Dokumenten durchsetzte Schutt wurde in eine angemietete Halle transportiert und dort sortiert. Anfangs wurde diese Halle von der Feuerwehr geführt und personell unterstützt. Nach Festigung der Strukturen wurde sie an die Archivare übergeben, die mit Fremdfirmen weiterarbeiteten. Im Rahmen dieser Arbeiten wurden auch ein in das unterirdische Bauwerk gestürzter Muldenkipper und ein schwer beschädigter Bagger geborgen. .....Die Sitzungen des Krisenstabes wurden durch die Koordinierungsgruppe (KGS) vor- und nachbereitet.
5. Folgemaßnahmen
Aufgrund der allgemeinen Lage beendete der Krisenstab am Samstag, 14.03.2009 seine Tätigkeit. Seine Arbeit übernahm der vom Oberbürgermeister eingerichtete Koordinierungsstab. Zuvor war in Abstimmung mit dem Innenministerium festgelegt worden, dass die Einsatzstelle aufgrund der erforderlichen Bergung von Kulturgut hohen Wertes und der unklaren Untergrundsituation weiterhin in Zuständigkeit der Feuerwehr bleibt. Zudem wurde der Feuerwehr die Federführung bei der Bergung des Kulturgutes übertragen. Grob geschätzt 10.000t Schutt liegen in 11m Tiefe im Bauwerk, auf der Severinstraße bis in unbekannte Tiefe im Trichter hinter dem Archiv.
Die Technische Einsatzleitung zog aus dem ELW 5 in die derzeit leerstehenden Schulcontainer einer Schule um. Die Bergungs- und Sicherungsarbeiten werden im Zwölfstundentagesdienst durchgeführt und dauern zum Berichtszeitpunkt noch an.
Eine Einsatzgruppe stellt die BF Köln, eine weitere die FF Köln und die dritte Gruppe bilden Feuerwehrangehörige des Umlandes. Täglich stehen zwei Gruppen des THW zur Verfügung, die aus ganz Deutschland jeweils für 1 Woche nach Köln kommen und dort auch untergebracht sind.
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6. Aktuelle Situation und Ausblick
Die Bergungsarbeiten gehen heute, am 19.03.09, unerwartet zügig voran. 60 Angehörige der Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehr Köln, unterstützt von Feuerwehren des Erftkreises sowie des Technischen Hilfswerks, bergen mit Hilfe von drei Hydraulik-Baggern, einem Seilbagger und drei Arbeitsbühnen an drei Stellen. An besonders gefährlichen Stellen sind 5 Höhenretter der Berufsfeuerwehr im Einsatz. Es wird soviel Archivgut geborgen, dass 21 Kräfte der Werkfeuerwehr Currenta in Porz bei der Ausladung der Archivalien Unterstützung leisten. Es ist jedoch davon auszugehen, dass sich die Bergungsarbeiten aufgrund der besonders schwierigen Situation im Trümmertrichter und dem unter-irdischen Bauwerk verlangsamen werden.
Der Einsturz des Historischen Archivs stellte nach dem Störfall bei INEOS vor fast genau einem Jahr die Feuerwehr Köln erneut vor eine große Herausforderung. Das Schadensereignis ungeahnter Größe und die extreme Komplexität der Materie forderten alle Beteiligten in besonderem Maße. Die gesetzlichen Vorgaben zur Großschadensabwehr unter Einbeziehung von Krisenstab und Einsatzleitung haben sich in vollem Umfang bewährt und führten durch die engagierte Mitarbeit aller Beteiligten zum Einsatzerfolg.
Ein Ende des Einsatzes ist derzeit nicht absehbar.
Bergungsstand Historisches Archiv:
"Die Bergung an der Severinstraße erfolgt seit dem Wochenende im Zweischichtbetrieb, abhängig von den Bergungsaktivitäten der Berufsfeuerwehr auf der Unglücksstelle (7-19 Uhr). Derzeit wird an der Severinstraße an drei verschiedenen Bergungsorten gleichzeitig geborgen.
Das, was nur schuttkontaminiert geborgen werden kann, wird in einer für die dauerhafte Bergung nicht geeigneten Halle vom Schutt getrennt und zum Erstversorgungszentrum transportiert.
Im Erstversorgungszentrum wird derzeit im Zweischichtbetrieb (7-23 Uhr) gesäubert, sortiert und vorgetrocknet bzw. das stark feuchte Archivgut vakuumverpackt und zur Gefriertrocknung nach Westfalen abtransportiert.
Pro Schicht werden 45-50 Personen benötigt, so dass täglich ca. 100 Personen im Einsatz sind. Erste Verknappung von Personalressourcen, vor allem bei den Mitarbeitern des Historischen Archivs, machen sich inzwischen bemerkbar (Unfälle, Krankmeldungen). Da diese Personenstärke aber für die Dauer der gesamten Bergung gehalten werden muss, wird weiteres auswärtiges Fachpersonal angefordert.
Insgesamt sind im Erstversorgungszentrum bislang 1.000 blaue Bergungswannen mit jeweils 1 lfd. Meter Archivgut geborgen worden. Dazu kommen 30 Gitterboxen für feuchtes Material, die ca. 1,5 lfd. Meter fassen (45 lfd. Meter). Von den ursprünglich rund 27 im Magazin befindlichen lfd. Kilometern sind daher 1.045 lfd. Meter inzwischen geborgen worden.
Folgende herausragende Archivalien konnten inzwischen geborgen werden:
• Zwei Handschriften von Albertus Magnus
• Teile des Bestandes Oberbürgermeister von Köln, nach 1945
• Vier Bücher Weinsberg, 16. Jh.
• Teile des Porzer Stadtarchivs (der Teil, der im Atombunker lag)
• Teile der Amtsnachlässe OB Schwering und Kämmerer Billstein
• Teile des Amtes für Wohnungswesen, Versorgung der Bevölkerung mit Wohnraum nach dem Zweiten Weltkrieg, teilweise stark zerstört
• Teile der Stadtrechnungen Mittelalter und Frühe Neuzeit
• Teile der Ratsprotokolle Mittelalter und Frühe Neuzeit, 1396-1798
• Teile aus dem Bereich Verfassung und Verwaltung der Reichsstadt, Mittelalter und Frühe Neuzeit, bis 1794
• Teile der überformatigen Urkunden aus HUA in OG IV (Zimelien), ca. 50 Stück
• Teile der 550 Schreinsbücher, 13. Jh.-1794
• Teile von Nachlässen und Sammlungsgut, hier auch einzelne Fotoalben aus Nachlässen
• Teile städtischer Nachkriegsakten"
Quelle (PDF):
http://www.stadt-koeln.de/mediaasset/content/pdf13/presse/berichte-hauptausschuss-19-03-2009.pdf
Als Erstmaßnahme wurde der Trümmerberg mit den verschütteten Archivalien durch eine Folie gegen den zum Teil heftigen Regen provisorisch geschützt. Anschließend wurde ein Notdach errichtet, das nach 10 Tagen fertig gestellt war. Hierzu musste die Straße auf einer Breite von 5m komplett von Schutt und Archivalien frei geräumt werden und im Krater mussten neue Fundamente gesetzt werden.
Durch Mitarbeiter des Archivs und Einsatzkräfte wurden sichere Gebäude im rückwärtigen Bereich geräumt.
Wann immer möglich wurden Archivalien aus der Einsatzstelle gesichert. Sie wurden soweit möglich vor Ort durch Einsatzkräfte in Transportbehälter gebracht. Der mit historischen Dokumenten durchsetzte Schutt wurde in eine angemietete Halle transportiert und dort sortiert. Anfangs wurde diese Halle von der Feuerwehr geführt und personell unterstützt. Nach Festigung der Strukturen wurde sie an die Archivare übergeben, die mit Fremdfirmen weiterarbeiteten. Im Rahmen dieser Arbeiten wurden auch ein in das unterirdische Bauwerk gestürzter Muldenkipper und ein schwer beschädigter Bagger geborgen. .....Die Sitzungen des Krisenstabes wurden durch die Koordinierungsgruppe (KGS) vor- und nachbereitet.
5. Folgemaßnahmen
Aufgrund der allgemeinen Lage beendete der Krisenstab am Samstag, 14.03.2009 seine Tätigkeit. Seine Arbeit übernahm der vom Oberbürgermeister eingerichtete Koordinierungsstab. Zuvor war in Abstimmung mit dem Innenministerium festgelegt worden, dass die Einsatzstelle aufgrund der erforderlichen Bergung von Kulturgut hohen Wertes und der unklaren Untergrundsituation weiterhin in Zuständigkeit der Feuerwehr bleibt. Zudem wurde der Feuerwehr die Federführung bei der Bergung des Kulturgutes übertragen. Grob geschätzt 10.000t Schutt liegen in 11m Tiefe im Bauwerk, auf der Severinstraße bis in unbekannte Tiefe im Trichter hinter dem Archiv.
Die Technische Einsatzleitung zog aus dem ELW 5 in die derzeit leerstehenden Schulcontainer einer Schule um. Die Bergungs- und Sicherungsarbeiten werden im Zwölfstundentagesdienst durchgeführt und dauern zum Berichtszeitpunkt noch an.
Eine Einsatzgruppe stellt die BF Köln, eine weitere die FF Köln und die dritte Gruppe bilden Feuerwehrangehörige des Umlandes. Täglich stehen zwei Gruppen des THW zur Verfügung, die aus ganz Deutschland jeweils für 1 Woche nach Köln kommen und dort auch untergebracht sind.
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6. Aktuelle Situation und Ausblick
Die Bergungsarbeiten gehen heute, am 19.03.09, unerwartet zügig voran. 60 Angehörige der Berufsfeuerwehr und der Freiwilligen Feuerwehr Köln, unterstützt von Feuerwehren des Erftkreises sowie des Technischen Hilfswerks, bergen mit Hilfe von drei Hydraulik-Baggern, einem Seilbagger und drei Arbeitsbühnen an drei Stellen. An besonders gefährlichen Stellen sind 5 Höhenretter der Berufsfeuerwehr im Einsatz. Es wird soviel Archivgut geborgen, dass 21 Kräfte der Werkfeuerwehr Currenta in Porz bei der Ausladung der Archivalien Unterstützung leisten. Es ist jedoch davon auszugehen, dass sich die Bergungsarbeiten aufgrund der besonders schwierigen Situation im Trümmertrichter und dem unter-irdischen Bauwerk verlangsamen werden.
Der Einsturz des Historischen Archivs stellte nach dem Störfall bei INEOS vor fast genau einem Jahr die Feuerwehr Köln erneut vor eine große Herausforderung. Das Schadensereignis ungeahnter Größe und die extreme Komplexität der Materie forderten alle Beteiligten in besonderem Maße. Die gesetzlichen Vorgaben zur Großschadensabwehr unter Einbeziehung von Krisenstab und Einsatzleitung haben sich in vollem Umfang bewährt und führten durch die engagierte Mitarbeit aller Beteiligten zum Einsatzerfolg.
Ein Ende des Einsatzes ist derzeit nicht absehbar.
Bergungsstand Historisches Archiv:
"Die Bergung an der Severinstraße erfolgt seit dem Wochenende im Zweischichtbetrieb, abhängig von den Bergungsaktivitäten der Berufsfeuerwehr auf der Unglücksstelle (7-19 Uhr). Derzeit wird an der Severinstraße an drei verschiedenen Bergungsorten gleichzeitig geborgen.
Das, was nur schuttkontaminiert geborgen werden kann, wird in einer für die dauerhafte Bergung nicht geeigneten Halle vom Schutt getrennt und zum Erstversorgungszentrum transportiert.
Im Erstversorgungszentrum wird derzeit im Zweischichtbetrieb (7-23 Uhr) gesäubert, sortiert und vorgetrocknet bzw. das stark feuchte Archivgut vakuumverpackt und zur Gefriertrocknung nach Westfalen abtransportiert.
Pro Schicht werden 45-50 Personen benötigt, so dass täglich ca. 100 Personen im Einsatz sind. Erste Verknappung von Personalressourcen, vor allem bei den Mitarbeitern des Historischen Archivs, machen sich inzwischen bemerkbar (Unfälle, Krankmeldungen). Da diese Personenstärke aber für die Dauer der gesamten Bergung gehalten werden muss, wird weiteres auswärtiges Fachpersonal angefordert.
Insgesamt sind im Erstversorgungszentrum bislang 1.000 blaue Bergungswannen mit jeweils 1 lfd. Meter Archivgut geborgen worden. Dazu kommen 30 Gitterboxen für feuchtes Material, die ca. 1,5 lfd. Meter fassen (45 lfd. Meter). Von den ursprünglich rund 27 im Magazin befindlichen lfd. Kilometern sind daher 1.045 lfd. Meter inzwischen geborgen worden.
Folgende herausragende Archivalien konnten inzwischen geborgen werden:
• Zwei Handschriften von Albertus Magnus
• Teile des Bestandes Oberbürgermeister von Köln, nach 1945
• Vier Bücher Weinsberg, 16. Jh.
• Teile des Porzer Stadtarchivs (der Teil, der im Atombunker lag)
• Teile der Amtsnachlässe OB Schwering und Kämmerer Billstein
• Teile des Amtes für Wohnungswesen, Versorgung der Bevölkerung mit Wohnraum nach dem Zweiten Weltkrieg, teilweise stark zerstört
• Teile der Stadtrechnungen Mittelalter und Frühe Neuzeit
• Teile der Ratsprotokolle Mittelalter und Frühe Neuzeit, 1396-1798
• Teile aus dem Bereich Verfassung und Verwaltung der Reichsstadt, Mittelalter und Frühe Neuzeit, bis 1794
• Teile der überformatigen Urkunden aus HUA in OG IV (Zimelien), ca. 50 Stück
• Teile der 550 Schreinsbücher, 13. Jh.-1794
• Teile von Nachlässen und Sammlungsgut, hier auch einzelne Fotoalben aus Nachlässen
• Teile städtischer Nachkriegsakten"
Quelle (PDF):
http://www.stadt-koeln.de/mediaasset/content/pdf13/presse/berichte-hauptausschuss-19-03-2009.pdf
Wolf Thomas - am Freitag, 20. März 2009, 15:38 - Rubrik: Kommunalarchive
KlausGraf meinte am 2009/03/25 01:32:
Nur ein Band von den vier gefundenen Bänden Buch Weinsberg ist schwer beschädigt
http://derstandard.at/?url=/?id=1237227589698