Der Hinweis von Herrn Piggin auf
http://macrotypography.blogspot.de/2013/12/java-disaster-in-florence.html
betrifft mich dummerweise ganz persönlich. Die Studien von Bernards zum Speculum virginum und seinem Umkreis machen auf Anhieb einen akribischen Eindruck. Aber in die Überlieferungsübersicht zu De fructibus des sogenannten Konrad von Hirsau (Peregrinus Hirsaugiensis) haben sich Textzeugen eingeschlichen, die nicht den Text, sondern Rezeptionszeugnisse des Textes bzw. der Tugenden- und Laster-Kataloge des Speculum virginum (das ja vom gleichen Autor stammt) überliefern. Für den Göttinger 8° theol. 5 habe ich das in meinem Beitrag
http://archiv.twoday.net/stories/565874648/
ausgesprochen.
In seiner Überlieferungsübersicht (Scholastik 1953, S. 74) nennt Bernards auch
Florenz, B. Laurenziana, plut. 42 n. 15, Bl. 167r (früher 171)
von 1431, die nur Definitionen enthält, die Bonaventura zugeschrieben werden.
Digitalisat war zugänglich über:
http://opac.bmlonline.it/Record.htm?record=642712446099
[25. Januar 2014: Digitalisate funktionieren wieder, Viewer wie im IA
http://teca.bmlonline.it/ImageViewer/servlet/ImageViewer?idr=TECA0000624284&keyworks=Plut.42.15#page/343/mode/1up ]
Beschreibung
http://www.centropiorajna.it/censimento/schemssital4.htm#61
Ich habe leider keine Kopie der Handschriftenseite heruntergeladen, konnte aber eindeutig feststellen, dass es sich NICHT um einen Überlieferungszeugen von De fructibus handelt. Von daher kann es auch dahingestellt bleiben, dass Bernhards angab, in den Opera Bonaventurae 10 (1902), S. 29 [Nr. 95] würden ohne Signatur drei weitere Handschriften erwähnt.
http://capricorn.bc.edu/siepm/DOCUMENTS/BONAVENTURE/BonaventureOpOm10.pdf
https://archive.org/stream/operaomnia10bona#page/n41/mode/2up
http://babel.hathitrust.org/cgi/pt?id=coo.31924024497236;seq=53 (US)
Denn diese Literaturstelle bezieht sich eindeutig auf die Florentiner Handschrift. Angegeben wird zu den "Definitiones vitiorum et virtutum secundum Bonaventuram" als Incipit:
"Superbia est singularis excellentiae tumentis animae caecus quidam appetitus".
Die zitierte Literaturstelle Bonelli 1765 bezieht sich nur auf den Codex in Florenz:
http://books.google.de/books?id=0QNKAAAAcAAJ&pg=RA2-PR16
Distelbrink, Balduinus: Bonaventurae scripta, authentica dubia vel spuria critice recensita. Rom 1975,S. 121 habe ich nicht eingesehen. [Nr. 121 auf S. 131 zu "Definitiones vitiorum et virtutum" gibt nur die Handschriften in Florenz und Kopenhagen, bezieht sich auf Bloomfield 1955 Nr. 983 und nennt noch Bonelli Prodromus 1767 Sp. 414 , 754:
http://books.google.de/books?id=PVcZCNCf5zYC&pg=PA142 (Cod. Florent.)
http://books.google.de/books?id=PVcZCNCf5zYC&pg=RA2-PR21 ]
Es kann nicht Aufgabe dieses Beitrags sein, die Abhängigkeiten von Pseudo-Bonaventura-Schriften von den Definitionen des Peregrinus Hirsaugiensis, die sich - in Reihenfolge und Wortlaut durchaus abweichend - im Speculum virginum und in De fructibus finden herauszuarbeiten. Ich begnüge mich daher auf einige Hinweise.
1. Das "Opusculum de quatuor virtutibus cardinalibus" wurde Bonaventura abgesprochen:
http://www-app.uni-regensburg.de/Fakultaeten/PKGG/Philosophie/Gesch_Phil/alcuin/work.php?id=24099
In diesem Text wird z.B. die Peregrinus-Definition der fortitudo zitiert:
http://books.google.de/books?id=4ULoezqR55wC&pg=PA324
Laut Manipulus florum ist die dortige Urquelle das Speculum virginum (ed. Seyfarth S. 92, 94):
http://web.wlu.ca/history/cnighman/MFfontes/FortitudoV.pdf
Zusammengezogen sind im manipulus die Definitionen der fortitudo und magnificentia, wobei der Begriff claritudo in der Fassung von de fructibus nicht erscheint (Zürcher Mittellatein E-Text).
Dass die Definition recht beliebt war, zeigt eine Google- und Google-Books-Recherche nach "fortitudo est immobilis".
Die zitierte Pseudo-Bonaventura-Schrift steht jedoch ersichtlich dem Wortlaut von de fructibus nahe (Angabe der Begleiterinnen der Tugend).
2. Arbores de viciis et virtutibus werden Bonaventura zugeschrieben.
Eine Wiedergabe findet sich in einer Ausgabe von 1774 (Bonaventurae ... supplementum 3, S. 225):
http://books.google.de/books?id=MilKAAAAcAAJ&pg=PR131 [Laster fehlen.]
Es handelt sich um den bei Bloomfield Nr. 5942 (maßgeblich ist das Supplement von Newhauser et al. 2008) verzeichneten Text mit dem Textbeginn "Superbia radix omnium vitiorum". Die Bäume stammten aus De fructibus oder dem Speculum virginum.
An Handschriften werden angegeben 1979: Wien, ÖNB, 3683, Bl. 386r-388r
http://manuscripta.at/?ID=7466 (1456/57, geschrieben in der Kartause Christgarten)
Im Supplement von 2008 findet man:
Cambridge, UL, Gg 4.32, Bl. 11v-12r (saec. XIV)
Beschreibung:
http://books.google.de/books?id=5UKK4og531UC&pg=PA142
Monte Cassino 207 K, S. 328-329
Wiedergabe der Bäume in der Bibliotheca Casinensis 4, S. 315-317
http://hdl.handle.net/2027/mdp.39015019356065?urlappend=%3Bseq=683 (US)
eventuell London, BL, Arundel 83 II, Bl. 128v-129r
Digitalisat:
http://www.bl.uk/manuscripts/Viewer.aspx?ref=arundel_ms_83_f128v
Beschreibung:
http://www.bl.uk/catalogues/illuminatedmanuscripts/record.asp?MSID=6458&CollID=20&NStart=83 (De Lisle Psalter)
Literatur: DistelbrinkS. 61 (siehe oben). In den Opera Bd. 10 (wie oben), S. 30 Nr. 104.
[Distelbrink S. 94f. Nr. 61 Arbores de vitiis et virtutibus. Hs.: Monte Cassino 20 (540), Bl. 130. Bonelli, Prodromus Sp. 406f., 742 - Link siehe oben.]
Das Problem besteht hier wie so oft darin, dass eine Textgruppe eine einzige Bloomfield-Nummer hat, ohne dass klar ist, ob die einzelnen Überlieferungszeugnisse tatsächlich einen gemeinsamen Text oder eine Darstellung überliefern. Hier geht es ganz generell um Tugenden- und Lasterbäume, weshalb alles dafür spricht, die Handschriftenliste von Bloomfield/Newhauser et al. mit Skepsis aufzunehmen.
Bäume der Tugenden und Laster in Beinecke 416:
http://brbl-archive.library.yale.edu/exhibitions/speculum/3v-4r-virtues-and-vices.html
Siehe dazu auch:
https://en.wikipedia.org/wiki/Tree_of_virtues_and_tree_of_vices
Handschriften, die nur die Bäume überliefern, haben daher meines Erachtens in einer Überlieferungsübersicht von De fructibus erst einmal nichts zu suchen und sollten in einen Anhang verbannt werden. Ob solche Bäume auf die bildlichen Darstellungen von De fructibus oder des Speculum virginum zurückgehen, muss geklärt werden. Denkbar ist auch, dass auch ohne Rückgriff auf die Darstellungen Tugenden- und Lasterbäume aus der reinen Textüberlieferung geschaffen wurden.
Bekanntlich halte ich daran fest, dass Peregrinus ein Hirsauer Mönch war. Aus meinem Beitrag zu den Hirsauer Inschriften:
"Ob die im nach 1543 mit Wandgemälden ausgestatteten Hirsauer Abtshaus vorhanden gewesenen Bäume der superbia und der humilitas auf die Tugenden- und Lasterbäume des Speculum virginum zurückgehen (zu diesem Bildmotiv Seyfarth Ausgabe S. 35* Anm. 92), wie die Bearbeiterin in Nr. 219 vermutet, mag auf sich beruhen. Träfe diese Ableitung zu, hätte es in Hirsau eine illuminierte Handschrift des Speculum oder anderer Peregrinus-Schriften (auch Laud. misc. 377 enthält einen Tugenden- und Laster-Baum) gegeben."
http://ordensgeschichte.hypotheses.org/5502
Bernards nannte in der "Scholastik" 1953 Paris, BNF, Arsenal 1116, Bl. 185r-186r, doch die Handschrift enthält anscheinend nur die Bäume
Teil F (13. Jh.)
http://www.archive.org/stream/cataloguedesman02bibl#page/288/mode/2up
http://archivesetmanuscrits.bnf.fr/ead.html?id=FRBNFEAD000079135
3. Es muss von daher offen gelassen werden, wie sich die Handschrift in Florenz zu den Texten mit gleichem Incipit "Superbia est singularis ..." verhält, die Bloomfield Nr. 5912 auflistet bzw. die dieser Nummer in Handschriftenkatalogen zugewiesen wurden.
Ein Google-Schnipsel aus "Medioevo" 2006
http://books.google.de/books?id=-d7WAAAAMAAJ&q=%22Superbia+est+singularis%22
nennt für Bloomfield 5912 (ein Exzerpt dieser Nummer habe ich nicht) Handschriften in Mons und Namur und bringt damit Manuskripte in Trier und Kopenhagen in Verbindung.
[Das ist unrichtig. In Verweij, Michiel: "The Manuscript Transmission of the Summa De Virtutibus by Guillielmus Peraldus. A Preliminary Survey of the Manuscripts", in: Medioevo 31 (2006), S. 103-296, hier S. 262 Anm. 353 geht es nur um den aus Trier stammenden Kopenhagener Codex.]
(Es darf an dieser Stelle angemerkt werden, dass die Universität Freiburg vernünftige Arbeit mit Bloomfield und dem unverzichtbaren Supplement unmöglich macht, da das Grundwerk 1979 im Handschriftenlesesaal U2 steht, das Supplement 2008 aber bei den Mittellateinern!)
Zum einschlägigen Textbeginn "Superbia est singularis" gebe ich folgende Übersicht (nach dem Alphabet der Standorte).
Admont 119, Bl. 3r-4r (14. Jh.)
http://manuscripta.at/?ID=26010
[ http://www.handschriftencensus.de/20656 Vorangehen Bäume der Tugenden und Laster]
"Superbia est singularis excelencie tumentis animi super omnia cecus quidam apetitus... - ...constancia est in remota virtutum perseverancia."
Bei
http://www.vhmml.us/research2014/catalog/detail.asp?MSID=55821
mit Hinweis auf Bloomfield 983 (was sich auf die Liste in Traditio 1955 bezieht = 1979 Nr. 5912)
Berlin, SB, Ham 290, Bl. 98v-101r, dieser Eintrag 2. H. 13. Jahrhundert wohl in Oberitalien
http://books.google.de/books?id=mbgrN9xbcXkC&pg=PA143
Nach dem Incipit folgt eine Tabelle der Laster. Hinweis auf Bloomfield (Traditio 1955).
Düsseldorf, ULB, B 74, Bl. 143v-144v, dieser Teil um 1470 aus dem Kreuzherrenkonvent Marienfrede
Digitalisat:
http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/man/content/pageview/5515578
Definitionenreihe Superbia, Luxuria usw., am Ende unvollständig.
Beschreibungen:
http://www.manuscripta-mediaevalia.de/dokumente/html/obj31180779
http://books.google.de/books?id=3Yt1YbZHkkcC&pg=PA248
Dort mit Hinweis auf Bloomfield 1164, 5912f. unzutreffend bzw. voreilig als Exzerpte aus De fructibus bestimmt.
Florenz: siehe oben!
[Von der Hand des gleichen Notars in S. Gimigniano, datiert 1432: Plut. 42.14, Bl. 168v, von Bloomfield et al. 2008 bei Nr. 2449 genannt mit Hinweis, dass Nr. 5912 vorangehe.
Digitalisat:
http://teca.bmlonline.it/ImageViewer/servlet/ImageViewer?idr=TECA0000624268&keyworks=Plut.42.14#page/344/mode/1up
Beschreibung:
http://www.centropiorajna.it/censimento/schemssital4.htm#60
Noch nachzugehen ist dem Hinweis von Minges:
http://books.google.de/books?id=QnaSmVK5JbsC&q=vitiorum+%22plut%22+42+15
sowie
http://books.google.de/books?id=B-MTAAAAIAAJ&q=%22definitiones+vitiorum%22
]
Fulda, HLB, D 34, Bl. 256v-257v, 1438/31 aus Bologna (siehe dazu auch die Münchner Handschrift)
http://fuldig.hs-fulda.de/viewer/resolver?urn=urn%3Anbn%3Ade%3Ahebis%3A66%3Afuldig-1700084
Texte zu Tugenden und Lastern: Bloomfield 4645, 5912, 2449.
Graz, UB 675, Bl. 115r-127r, um 1437 aus St. Lambrecht
http://sosa2.uni-graz.at/sosa/katalog/katalogisate/675.html
Digitalisat:
http://143.50.26.142/digbib/handschriften/Ms.0600-0799/Ms.0675/index8.html
"Summa vitiorum [in figuras redacta]. Beg. Superbia est singularis excellentis timentisque animi . . . Schl. . . . fides igitur supra opinionem est et infra scienciam etc. "
Tabellenartige Darstellung.
[Nachtrag Jan. 2014: Den gleichen Text bzw. die gleiche grafische Darstellung überliefert UB Utrecht Hs. 112, Bl. 105r-115v - Digitalisate von Anfang und Schluss übersandte mir freundlicherweise die Bibliothek, wofür Herrn Dr. Jaski gedankt sei. Bernards 1953 führte die Handschrift fälschlicherweise als Überlieferung von "De fructibus" auf.
Die Handschrift wurde um 1420 geschrieben von Zweder van Boecholt in der Kartause Utrecht, siehe Gumbert 1974
http://books.google.de/books?id=_MwUAAAAIAAJ&pg=PA98
OPAC
http://aleph.library.uu.nl/F?func=direct&doc_number=002311507
Kataloge:
http://objects.library.uu.nl/reader/index.php?obj=1874-9360&lan=nl#page//90/97/93/90979322113189525969151101647990478673.jpg/mode/1up Hinweis auf Bonvantura opp. 10!
http://objects.library.uu.nl/reader/index.php?obj=1874-9359&lan=en#page//26/88/62/26886266098814334435929824909161943804.jpg/mode/1up
Die Datenbank
http://www.mmdc.nl/ funktioniert derzeit nicht!
Abbildungen Bl. 105r, 115v
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Utrecht_Hs_112_001.jpg
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Utrecht_Hs_112_002.jpg
]
Graz, UB 851, Bl. 10r-23r, 1417/1424 aus der Kartause Seitz
http://sosa2.uni-graz.at/sosa/katalog/katalogisate/851.html
"Summa viciorum [et virtutum in forma schematis]. Beg. Superbia est singularis excellentis tumentisque animi super omnes tectus . . . Schl. . . . nature viam tenere."
http://manuscripta.at/?ID=5344
Kopenhagen, KB, Ny kgl. S. 616, Bl. 123r-126r (saec. XIII), früher Phillipps 458
http://www.kb.dk/export/sites/kb_dk/da/kb/nb/ha/katalog/joergensen/ej.pdf
Aus Trier, St. Matthias siehe Becker
http://books.google.de/books?id=6cE-4yYXtbQC&pg=PA130
bzw.
http://personendatenbank.germania-sacra.de/files/books/NF%2034%20Becker%20St.%20Eucharius,%20St.%20Matthias.pdf
Noch kein Digitalisat: http://www.stmatthias.uni-trier.de/
In Bloomfields Traditio-Aufsatz 1955 ursprünglich der einzige Beleg
Explicit: fundamentum humilitas est
Mainz, StadtB, I 269, Bl. 134r-140r (2. H. 14. Jh.) aus der Mainzer Kartause
http://books.google.de/books?id=SM8fSikKA0wC&pg=PA52
Hinweis auf Bloomfield 5912. Explicit: fundamentum humilitas est
[Herzlichen Dank an die Mainzer Stadtbibliothek für das Digitalisat der Seiten:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mainz_Hs_I_269.pdf ]
Mons, UB, [18/111]17/112 (2. H. 13. Jh.) aus abbaye Saint-Feuillien, au Roeulx
http://www.cicweb.be/en/manuscrit.php?id=1195&idi=35
[Paul Faider/Faider-Feytmans, Catalogue des manuscrits de la Bibliothèque publique de la ville de Mons, 1931, S. 28 hat durch die eigenartige Anlage des Katalogs Bloomfield et al. in die Irre geführt, die Signatur ist 18/111, nicht 17/112! Handschrift des 13. Jahrhunderts aus der Abbaye de Bonne-Espérance:
http://www.cicweb.be/fr/manuscrit.php?id=433&idi=35
Bl. 222v-223v "Definitiones de nominibus vitiorum" mit Explicit "longanimitas consumat animum".
Siehe die Definition der Perseverantia im Berliner theol. lat. qu. 342
http://books.google.de/books?id=6f0L5x-3vmgC&pg=PA166 ]
München, SB, Clm 14032, Bl. 124v (Eintrag wohl 14. Jh. in Bologna?)
http://books.google.de/books?id=UfeR76r3Zp4C&pg=PA76
Hinweis auf Bloomfield 5912.
Viel zu schlechtes SW-Digitalisat:
http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00034099/image_128
Man erkennt allerdings auf Anhieb die Definitionenreihe Superbia, Luxuria
Namur, Museum, Ville 24, Bl. 16r-17r (15. Jh.) aus Floreffe
http://www.cicweb.be/en/manuscrit.php?id=1013&idi=51
[Paul Faider, Catalogue ... Namur, 1934, S. 84 hat das Explicit: ex sui consideratione descendens - aus der Definition der indulgentia, De fructibus cap. 18]
Paris, St. Geneviève, 207, Bl. 30r-? (13. Jh.) aus St. Geneviève
http://www.calames.abes.fr/pub/ms/BSGA10375
Début : « Superbia est singularis excellentia... ». Fin : « ...perfecte confirmat animum ». [Der Schluss könnte aus der Definition der Perseverantia stammen.]
Salzburg, St. Peter, A VI 45
http://www.ksbm.oeaw.ac.at/sb_sp/initia.htm
Superbia est singularis excellentia
[Bernards 1953 S. 74 Anm. 54 erwähnt die Hs. bzw. den Text mit den Seiten 18r-38v nach Nennung von Brügge Stadtbibliothek 167, zu der zu vgl.
http://cabrio.bibliotheek.brugge.be/erfgoed/?hreciid=%7Clibrary%2Foudedrukken%7C5564 ]
Trier, Priesterseminar, 150, Bl. 1r-7v (14. Jh.) aus St. Matthias in Trier
Von Becker (s.o.) als Exzerpt aus De septem peccatibus mortalibus bestimmt, so schon der alte Katalog
http://www.dilibri.de/ubtr/periodical/pageview/128075
Noch kein Digitalisat: http://www.stmatthias.uni-trier.de/
[doch: http://goo.gl/us9PEU
In Wirklichkeit eine 5v endende Überlieferung von De fructibus siehe unten]
Nach den hier ermittelten Informationen hängen durch das gleiche Explicit zusammen nicht mehr als zwei von den 15 aufgelisteten Handschriften: Kopenhagen und Mainz. Aufgrund des Alters der Kopenhagener Handschrift ist dieser Text nicht jünger als das 13. Jahrhundert. Vorbild war eher der Katalog des Speculum virginum (ed. Seyfarth S. 88) als de fructibus, denn in letzterem steht die Definition der Superbia in cap. 3, während die Luxuria erst in cap. 10 definiert wird.
[Die Mainzer Hs. hat Bl. 137r: Pietas est ex benigni animi ... , so auch das Speculum virginum, während De fructibus formuliert: Pietas est ex benignae mentis ...
Priesterseminar Trier Hs. 150, Bl. 3v hat dagegen benigne mentis!
http://goo.gl/ZTIJ3F
Auch bei der in Trier (Mainz erst: Liberalitas, Misericordia) folgenden Definition der Mansuetudo stimmt der Text zu De fructibus und weicht daher erheblich von Mainz ab. Nützlich fürs Finden ist die De-fructibus-Migne-Version in Zürich als TXT-Datei auf einer Seite http://goo.gl/CWRjd5
Trier Bl. 1r folgt auf Bl. 1r nach der Definition der Superbia nicht wie in Mainz und anderen Textzeugen die Luxuria, sondern der Wortlaut von De fructibus cap. 3.
Bl. 3r folgen auf Pertinacia (cap. 4 von De fructibus) die Tugenden, beginnend mit der Humilitas (cap. 11)
Trier 5r-5v Zeile 3 steht das cap. 1 "Cunctarum enim" von De fructibus.Mit Ecce beginnt 5v offenbar ein neuer Text. 5v wird der Text wie in Paris lat. 10630 und einigen anderen Textzeugen fortgesetzt. Nach dem üblichen Ende "subruitur" Bl. 7v Zeile 6 geht der Text in der Trierer Handschrift noch etwas weiter.
Ohne alles verglichen zu haben möchte ich behaupten, dass dieser Trierer Codex Bl. 1r-5v in Wirklichkeit eine Exzerpt-Überlieferung (mit geänderter Reihenfolge, die Vulgatversion der Handschriften von De fructibus unterscheidet sich diesbezüglich ohnehin vom Migne-Druck, siehe nur Hauréau 1886
http://archive.org/stream/lesoeuvresdehug00haurgoog#page/n158/mode/2up
Werner, Die mittelalterlichen nichtliturgischen Handschriften des Zisterzienserklosters Salem, 2000, S. 106: Prolog, II, III, X, IX, VIII, VII, VI, V, IV, XI, XVIII, XVI, XVII, XV, XII, XIV, XIII, I) von Peregrinus Hirsaugiensis: De fructibus darstellt.]
Das Grazer Digitalisat lässt sofort erkennen, dass keine Textidentität mit Düsseldorf oder München besteht. Ohne Kopien/Digitalisate wird man nicht entscheidend weiterkommen, zumal Auskünfte von Handschriftenabteilungen nicht in jedem Fall weitere Klärungen bringen.
Gemeinsam ist der Textgruppe Bloomfield 5912, dass am Textbeginn ein Peregrinus-Zitat (die Superbia-Definition) steht. Einzelne Handschriften können nicht ohne weiteres als Überlieferungszeugnisse von de fructibus (oder des Speculum virginum) vereinnahmt werden.
Erwähnt sei noch, dass die Definition 5912 auch in 5905, einer Summa vitiorum verwendet wurde, wobei ich mich mit Hinweisen ohne nähere Klärung begnüge:
http://books.google.de/books?id=kf3lBydaynMC&pg=PA428
https://www.google.de/search?tbm=bks&q=%22superbia+est+elacio%22
#forschung
http://macrotypography.blogspot.de/2013/12/java-disaster-in-florence.html
betrifft mich dummerweise ganz persönlich. Die Studien von Bernards zum Speculum virginum und seinem Umkreis machen auf Anhieb einen akribischen Eindruck. Aber in die Überlieferungsübersicht zu De fructibus des sogenannten Konrad von Hirsau (Peregrinus Hirsaugiensis) haben sich Textzeugen eingeschlichen, die nicht den Text, sondern Rezeptionszeugnisse des Textes bzw. der Tugenden- und Laster-Kataloge des Speculum virginum (das ja vom gleichen Autor stammt) überliefern. Für den Göttinger 8° theol. 5 habe ich das in meinem Beitrag
http://archiv.twoday.net/stories/565874648/
ausgesprochen.
In seiner Überlieferungsübersicht (Scholastik 1953, S. 74) nennt Bernards auch
Florenz, B. Laurenziana, plut. 42 n. 15, Bl. 167r (früher 171)
von 1431, die nur Definitionen enthält, die Bonaventura zugeschrieben werden.
Digitalisat war zugänglich über:
http://opac.bmlonline.it/Record.htm?record=642712446099
[25. Januar 2014: Digitalisate funktionieren wieder, Viewer wie im IA
http://teca.bmlonline.it/ImageViewer/servlet/ImageViewer?idr=TECA0000624284&keyworks=Plut.42.15#page/343/mode/1up ]
Beschreibung
http://www.centropiorajna.it/censimento/schemssital4.htm#61
Ich habe leider keine Kopie der Handschriftenseite heruntergeladen, konnte aber eindeutig feststellen, dass es sich NICHT um einen Überlieferungszeugen von De fructibus handelt. Von daher kann es auch dahingestellt bleiben, dass Bernhards angab, in den Opera Bonaventurae 10 (1902), S. 29 [Nr. 95] würden ohne Signatur drei weitere Handschriften erwähnt.
http://capricorn.bc.edu/siepm/DOCUMENTS/BONAVENTURE/BonaventureOpOm10.pdf
https://archive.org/stream/operaomnia10bona#page/n41/mode/2up
http://babel.hathitrust.org/cgi/pt?id=coo.31924024497236;seq=53 (US)
Denn diese Literaturstelle bezieht sich eindeutig auf die Florentiner Handschrift. Angegeben wird zu den "Definitiones vitiorum et virtutum secundum Bonaventuram" als Incipit:
"Superbia est singularis excellentiae tumentis animae caecus quidam appetitus".
Die zitierte Literaturstelle Bonelli 1765 bezieht sich nur auf den Codex in Florenz:
http://books.google.de/books?id=0QNKAAAAcAAJ&pg=RA2-PR16
Distelbrink, Balduinus: Bonaventurae scripta, authentica dubia vel spuria critice recensita. Rom 1975,
http://books.google.de/books?id=PVcZCNCf5zYC&pg=PA142 (Cod. Florent.)
http://books.google.de/books?id=PVcZCNCf5zYC&pg=RA2-PR21 ]
Es kann nicht Aufgabe dieses Beitrags sein, die Abhängigkeiten von Pseudo-Bonaventura-Schriften von den Definitionen des Peregrinus Hirsaugiensis, die sich - in Reihenfolge und Wortlaut durchaus abweichend - im Speculum virginum und in De fructibus finden herauszuarbeiten. Ich begnüge mich daher auf einige Hinweise.
1. Das "Opusculum de quatuor virtutibus cardinalibus" wurde Bonaventura abgesprochen:
http://www-app.uni-regensburg.de/Fakultaeten/PKGG/Philosophie/Gesch_Phil/alcuin/work.php?id=24099
In diesem Text wird z.B. die Peregrinus-Definition der fortitudo zitiert:
http://books.google.de/books?id=4ULoezqR55wC&pg=PA324
Laut Manipulus florum ist die dortige Urquelle das Speculum virginum (ed. Seyfarth S. 92, 94):
http://web.wlu.ca/history/cnighman/MFfontes/FortitudoV.pdf
Zusammengezogen sind im manipulus die Definitionen der fortitudo und magnificentia, wobei der Begriff claritudo in der Fassung von de fructibus nicht erscheint (Zürcher Mittellatein E-Text).
Dass die Definition recht beliebt war, zeigt eine Google- und Google-Books-Recherche nach "fortitudo est immobilis".
Die zitierte Pseudo-Bonaventura-Schrift steht jedoch ersichtlich dem Wortlaut von de fructibus nahe (Angabe der Begleiterinnen der Tugend).
2. Arbores de viciis et virtutibus werden Bonaventura zugeschrieben.
Eine Wiedergabe findet sich in einer Ausgabe von 1774 (Bonaventurae ... supplementum 3, S. 225):
http://books.google.de/books?id=MilKAAAAcAAJ&pg=PR131 [Laster fehlen.]
Es handelt sich um den bei Bloomfield Nr. 5942 (maßgeblich ist das Supplement von Newhauser et al. 2008) verzeichneten Text mit dem Textbeginn "Superbia radix omnium vitiorum". Die Bäume stammten aus De fructibus oder dem Speculum virginum.
An Handschriften werden angegeben 1979: Wien, ÖNB, 3683, Bl. 386r-388r
http://manuscripta.at/?ID=7466 (1456/57, geschrieben in der Kartause Christgarten)
Im Supplement von 2008 findet man:
Cambridge, UL, Gg 4.32, Bl. 11v-12r (saec. XIV)
Beschreibung:
http://books.google.de/books?id=5UKK4og531UC&pg=PA142
Monte Cassino 207 K, S. 328-329
Wiedergabe der Bäume in der Bibliotheca Casinensis 4, S. 315-317
http://hdl.handle.net/2027/mdp.39015019356065?urlappend=%3Bseq=683 (US)
eventuell London, BL, Arundel 83 II, Bl. 128v-129r
Digitalisat:
http://www.bl.uk/manuscripts/Viewer.aspx?ref=arundel_ms_83_f128v
Beschreibung:
http://www.bl.uk/catalogues/illuminatedmanuscripts/record.asp?MSID=6458&CollID=20&NStart=83 (De Lisle Psalter)
Literatur: Distelbrink
[Distelbrink S. 94f. Nr. 61 Arbores de vitiis et virtutibus. Hs.: Monte Cassino 20 (540), Bl. 130. Bonelli, Prodromus Sp. 406f., 742 - Link siehe oben.]
Das Problem besteht hier wie so oft darin, dass eine Textgruppe eine einzige Bloomfield-Nummer hat, ohne dass klar ist, ob die einzelnen Überlieferungszeugnisse tatsächlich einen gemeinsamen Text oder eine Darstellung überliefern. Hier geht es ganz generell um Tugenden- und Lasterbäume, weshalb alles dafür spricht, die Handschriftenliste von Bloomfield/Newhauser et al. mit Skepsis aufzunehmen.
Bäume der Tugenden und Laster in Beinecke 416:
http://brbl-archive.library.yale.edu/exhibitions/speculum/3v-4r-virtues-and-vices.html
Siehe dazu auch:
https://en.wikipedia.org/wiki/Tree_of_virtues_and_tree_of_vices
Handschriften, die nur die Bäume überliefern, haben daher meines Erachtens in einer Überlieferungsübersicht von De fructibus erst einmal nichts zu suchen und sollten in einen Anhang verbannt werden. Ob solche Bäume auf die bildlichen Darstellungen von De fructibus oder des Speculum virginum zurückgehen, muss geklärt werden. Denkbar ist auch, dass auch ohne Rückgriff auf die Darstellungen Tugenden- und Lasterbäume aus der reinen Textüberlieferung geschaffen wurden.
Bekanntlich halte ich daran fest, dass Peregrinus ein Hirsauer Mönch war. Aus meinem Beitrag zu den Hirsauer Inschriften:
"Ob die im nach 1543 mit Wandgemälden ausgestatteten Hirsauer Abtshaus vorhanden gewesenen Bäume der superbia und der humilitas auf die Tugenden- und Lasterbäume des Speculum virginum zurückgehen (zu diesem Bildmotiv Seyfarth Ausgabe S. 35* Anm. 92), wie die Bearbeiterin in Nr. 219 vermutet, mag auf sich beruhen. Träfe diese Ableitung zu, hätte es in Hirsau eine illuminierte Handschrift des Speculum oder anderer Peregrinus-Schriften (auch Laud. misc. 377 enthält einen Tugenden- und Laster-Baum) gegeben."
http://ordensgeschichte.hypotheses.org/5502
Bernards nannte in der "Scholastik" 1953 Paris, BNF, Arsenal 1116, Bl. 185r-186r, doch die Handschrift enthält anscheinend nur die Bäume
Teil F (13. Jh.)
http://www.archive.org/stream/cataloguedesman02bibl#page/288/mode/2up
http://archivesetmanuscrits.bnf.fr/ead.html?id=FRBNFEAD000079135
3. Es muss von daher offen gelassen werden, wie sich die Handschrift in Florenz zu den Texten mit gleichem Incipit "Superbia est singularis ..." verhält, die Bloomfield Nr. 5912 auflistet bzw. die dieser Nummer in Handschriftenkatalogen zugewiesen wurden.
Ein Google-Schnipsel aus "Medioevo" 2006
http://books.google.de/books?id=-d7WAAAAMAAJ&q=%22Superbia+est+singularis%22
nennt für Bloomfield 5912 (ein Exzerpt dieser Nummer habe ich nicht) Handschriften in Mons und Namur und bringt damit Manuskripte in Trier und Kopenhagen in Verbindung.
[Das ist unrichtig. In Verweij, Michiel: "The Manuscript Transmission of the Summa De Virtutibus by Guillielmus Peraldus. A Preliminary Survey of the Manuscripts", in: Medioevo 31 (2006), S. 103-296, hier S. 262 Anm. 353 geht es nur um den aus Trier stammenden Kopenhagener Codex.]
(Es darf an dieser Stelle angemerkt werden, dass die Universität Freiburg vernünftige Arbeit mit Bloomfield und dem unverzichtbaren Supplement unmöglich macht, da das Grundwerk 1979 im Handschriftenlesesaal U2 steht, das Supplement 2008 aber bei den Mittellateinern!)
Zum einschlägigen Textbeginn "Superbia est singularis" gebe ich folgende Übersicht (nach dem Alphabet der Standorte).
Admont 119, Bl. 3r-4r (14. Jh.)
http://manuscripta.at/?ID=26010
[ http://www.handschriftencensus.de/20656 Vorangehen Bäume der Tugenden und Laster]
"Superbia est singularis excelencie tumentis animi super omnia cecus quidam apetitus... - ...constancia est in remota virtutum perseverancia."
Bei
http://www.vhmml.us/research2014/catalog/detail.asp?MSID=55821
mit Hinweis auf Bloomfield 983 (was sich auf die Liste in Traditio 1955 bezieht = 1979 Nr. 5912)
Berlin, SB, Ham 290, Bl. 98v-101r, dieser Eintrag 2. H. 13. Jahrhundert wohl in Oberitalien
http://books.google.de/books?id=mbgrN9xbcXkC&pg=PA143
Nach dem Incipit folgt eine Tabelle der Laster. Hinweis auf Bloomfield (Traditio 1955).
Düsseldorf, ULB, B 74, Bl. 143v-144v, dieser Teil um 1470 aus dem Kreuzherrenkonvent Marienfrede
Digitalisat:
http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/man/content/pageview/5515578
Definitionenreihe Superbia, Luxuria usw., am Ende unvollständig.
Beschreibungen:
http://www.manuscripta-mediaevalia.de/dokumente/html/obj31180779
http://books.google.de/books?id=3Yt1YbZHkkcC&pg=PA248
Dort mit Hinweis auf Bloomfield 1164, 5912f. unzutreffend bzw. voreilig als Exzerpte aus De fructibus bestimmt.
Florenz: siehe oben!
[Von der Hand des gleichen Notars in S. Gimigniano, datiert 1432: Plut. 42.14, Bl. 168v, von Bloomfield et al. 2008 bei Nr. 2449 genannt mit Hinweis, dass Nr. 5912 vorangehe.
Digitalisat:
http://teca.bmlonline.it/ImageViewer/servlet/ImageViewer?idr=TECA0000624268&keyworks=Plut.42.14#page/344/mode/1up
Beschreibung:
http://www.centropiorajna.it/censimento/schemssital4.htm#60
Noch nachzugehen ist dem Hinweis von Minges:
http://books.google.de/books?id=QnaSmVK5JbsC&q=vitiorum+%22plut%22+42+15
sowie
http://books.google.de/books?id=B-MTAAAAIAAJ&q=%22definitiones+vitiorum%22
]
Fulda, HLB, D 34, Bl. 256v-257v, 1438/31 aus Bologna (siehe dazu auch die Münchner Handschrift)
http://fuldig.hs-fulda.de/viewer/resolver?urn=urn%3Anbn%3Ade%3Ahebis%3A66%3Afuldig-1700084
Texte zu Tugenden und Lastern: Bloomfield 4645, 5912, 2449.
Graz, UB 675, Bl. 115r-127r, um 1437 aus St. Lambrecht
http://sosa2.uni-graz.at/sosa/katalog/katalogisate/675.html
Digitalisat:
http://143.50.26.142/digbib/handschriften/Ms.0600-0799/Ms.0675/index8.html
"Summa vitiorum [in figuras redacta]. Beg. Superbia est singularis excellentis timentisque animi . . . Schl. . . . fides igitur supra opinionem est et infra scienciam etc. "
Tabellenartige Darstellung.
[Nachtrag Jan. 2014: Den gleichen Text bzw. die gleiche grafische Darstellung überliefert UB Utrecht Hs. 112, Bl. 105r-115v - Digitalisate von Anfang und Schluss übersandte mir freundlicherweise die Bibliothek, wofür Herrn Dr. Jaski gedankt sei. Bernards 1953 führte die Handschrift fälschlicherweise als Überlieferung von "De fructibus" auf.
Die Handschrift wurde um 1420 geschrieben von Zweder van Boecholt in der Kartause Utrecht, siehe Gumbert 1974
http://books.google.de/books?id=_MwUAAAAIAAJ&pg=PA98
OPAC
http://aleph.library.uu.nl/F?func=direct&doc_number=002311507
Kataloge:
http://objects.library.uu.nl/reader/index.php?obj=1874-9360&lan=nl#page//90/97/93/90979322113189525969151101647990478673.jpg/mode/1up Hinweis auf Bonvantura opp. 10!
http://objects.library.uu.nl/reader/index.php?obj=1874-9359&lan=en#page//26/88/62/26886266098814334435929824909161943804.jpg/mode/1up
Die Datenbank
http://www.mmdc.nl/ funktioniert derzeit nicht!
Abbildungen Bl. 105r, 115v
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Utrecht_Hs_112_001.jpg
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Utrecht_Hs_112_002.jpg
]
Graz, UB 851, Bl. 10r-23r, 1417/1424 aus der Kartause Seitz
http://sosa2.uni-graz.at/sosa/katalog/katalogisate/851.html
"Summa viciorum [et virtutum in forma schematis]. Beg. Superbia est singularis excellentis tumentisque animi super omnes tectus . . . Schl. . . . nature viam tenere."
http://manuscripta.at/?ID=5344
Kopenhagen, KB, Ny kgl. S. 616, Bl. 123r-126r (saec. XIII), früher Phillipps 458
http://www.kb.dk/export/sites/kb_dk/da/kb/nb/ha/katalog/joergensen/ej.pdf
Aus Trier, St. Matthias siehe Becker
http://books.google.de/books?id=6cE-4yYXtbQC&pg=PA130
bzw.
http://personendatenbank.germania-sacra.de/files/books/NF%2034%20Becker%20St.%20Eucharius,%20St.%20Matthias.pdf
Noch kein Digitalisat: http://www.stmatthias.uni-trier.de/
In Bloomfields Traditio-Aufsatz 1955 ursprünglich der einzige Beleg
Explicit: fundamentum humilitas est
Mainz, StadtB, I 269, Bl. 134r-140r (2. H. 14. Jh.) aus der Mainzer Kartause
http://books.google.de/books?id=SM8fSikKA0wC&pg=PA52
Hinweis auf Bloomfield 5912. Explicit: fundamentum humilitas est
[Herzlichen Dank an die Mainzer Stadtbibliothek für das Digitalisat der Seiten:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Mainz_Hs_I_269.pdf ]
Mons, UB, [18/111]
http://www.cicweb.be/en/manuscrit.php?id=1195&idi=35
[Paul Faider/Faider-Feytmans, Catalogue des manuscrits de la Bibliothèque publique de la ville de Mons, 1931, S. 28 hat durch die eigenartige Anlage des Katalogs Bloomfield et al. in die Irre geführt, die Signatur ist 18/111, nicht 17/112! Handschrift des 13. Jahrhunderts aus der Abbaye de Bonne-Espérance:
http://www.cicweb.be/fr/manuscrit.php?id=433&idi=35
Bl. 222v-223v "Definitiones de nominibus vitiorum" mit Explicit "longanimitas consumat animum".
Siehe die Definition der Perseverantia im Berliner theol. lat. qu. 342
http://books.google.de/books?id=6f0L5x-3vmgC&pg=PA166 ]
München, SB, Clm 14032, Bl. 124v (Eintrag wohl 14. Jh. in Bologna?)
http://books.google.de/books?id=UfeR76r3Zp4C&pg=PA76
Hinweis auf Bloomfield 5912.
Viel zu schlechtes SW-Digitalisat:
http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00034099/image_128
Man erkennt allerdings auf Anhieb die Definitionenreihe Superbia, Luxuria
Namur, Museum, Ville 24, Bl. 16r-17r (15. Jh.) aus Floreffe
http://www.cicweb.be/en/manuscrit.php?id=1013&idi=51
[Paul Faider, Catalogue ... Namur, 1934, S. 84 hat das Explicit: ex sui consideratione descendens - aus der Definition der indulgentia, De fructibus cap. 18]
Paris, St. Geneviève, 207, Bl. 30r-? (13. Jh.) aus St. Geneviève
http://www.calames.abes.fr/pub/ms/BSGA10375
Début : « Superbia est singularis excellentia... ». Fin : « ...perfecte confirmat animum ». [Der Schluss könnte aus der Definition der Perseverantia stammen.]
Salzburg, St. Peter, A VI 45
http://www.ksbm.oeaw.ac.at/sb_sp/initia.htm
Superbia est singularis excellentia
[Bernards 1953 S. 74 Anm. 54 erwähnt die Hs. bzw. den Text mit den Seiten 18r-38v nach Nennung von Brügge Stadtbibliothek 167, zu der zu vgl.
http://cabrio.bibliotheek.brugge.be/erfgoed/?hreciid=%7Clibrary%2Foudedrukken%7C5564 ]
Trier, Priesterseminar, 150, Bl. 1r-7v (14. Jh.) aus St. Matthias in Trier
Von Becker (s.o.) als Exzerpt aus De septem peccatibus mortalibus bestimmt, so schon der alte Katalog
http://www.dilibri.de/ubtr/periodical/pageview/128075
Noch kein Digitalisat: http://www.stmatthias.uni-trier.de/
[doch: http://goo.gl/us9PEU
In Wirklichkeit eine 5v endende Überlieferung von De fructibus siehe unten]
Nach den hier ermittelten Informationen hängen durch das gleiche Explicit zusammen nicht mehr als zwei von den 15 aufgelisteten Handschriften: Kopenhagen und Mainz. Aufgrund des Alters der Kopenhagener Handschrift ist dieser Text nicht jünger als das 13. Jahrhundert. Vorbild war eher der Katalog des Speculum virginum (ed. Seyfarth S. 88) als de fructibus, denn in letzterem steht die Definition der Superbia in cap. 3, während die Luxuria erst in cap. 10 definiert wird.
[Die Mainzer Hs. hat Bl. 137r: Pietas est ex benigni animi ... , so auch das Speculum virginum, während De fructibus formuliert: Pietas est ex benignae mentis ...
Priesterseminar Trier Hs. 150, Bl. 3v hat dagegen benigne mentis!
http://goo.gl/ZTIJ3F
Auch bei der in Trier (Mainz erst: Liberalitas, Misericordia) folgenden Definition der Mansuetudo stimmt der Text zu De fructibus und weicht daher erheblich von Mainz ab. Nützlich fürs Finden ist die De-fructibus-Migne-Version in Zürich als TXT-Datei auf einer Seite http://goo.gl/CWRjd5
Trier Bl. 1r folgt auf Bl. 1r nach der Definition der Superbia nicht wie in Mainz und anderen Textzeugen die Luxuria, sondern der Wortlaut von De fructibus cap. 3.
Bl. 3r folgen auf Pertinacia (cap. 4 von De fructibus) die Tugenden, beginnend mit der Humilitas (cap. 11)
Trier 5r-5v Zeile 3 steht das cap. 1 "Cunctarum enim" von De fructibus.
Ohne alles verglichen zu haben möchte ich behaupten, dass dieser Trierer Codex Bl. 1r-5v in Wirklichkeit eine Exzerpt-Überlieferung (mit geänderter Reihenfolge, die Vulgatversion der Handschriften von De fructibus unterscheidet sich diesbezüglich ohnehin vom Migne-Druck, siehe nur Hauréau 1886
http://archive.org/stream/lesoeuvresdehug00haurgoog#page/n158/mode/2up
Werner, Die mittelalterlichen nichtliturgischen Handschriften des Zisterzienserklosters Salem, 2000, S. 106: Prolog, II, III, X, IX, VIII, VII, VI, V, IV, XI, XVIII, XVI, XVII, XV, XII, XIV, XIII, I) von Peregrinus Hirsaugiensis: De fructibus darstellt.]
Das Grazer Digitalisat lässt sofort erkennen, dass keine Textidentität mit Düsseldorf oder München besteht. Ohne Kopien/Digitalisate wird man nicht entscheidend weiterkommen, zumal Auskünfte von Handschriftenabteilungen nicht in jedem Fall weitere Klärungen bringen.
Gemeinsam ist der Textgruppe Bloomfield 5912, dass am Textbeginn ein Peregrinus-Zitat (die Superbia-Definition) steht. Einzelne Handschriften können nicht ohne weiteres als Überlieferungszeugnisse von de fructibus (oder des Speculum virginum) vereinnahmt werden.
Erwähnt sei noch, dass die Definition 5912 auch in 5905, einer Summa vitiorum verwendet wurde, wobei ich mich mit Hinweisen ohne nähere Klärung begnüge:
http://books.google.de/books?id=kf3lBydaynMC&pg=PA428
https://www.google.de/search?tbm=bks&q=%22superbia+est+elacio%22
#forschung
KlausGraf - am Samstag, 7. Dezember 2013, 21:26 - Rubrik: Kodikologie