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Tenzler und Lokatis auf Spurensuche: Spannende Entdeckungen im Archiv des Verlags. Foto: Ralf Julke

Ralf Julke in der Leipziger Internet-Zeitung :" ....Der Leipziger Buchwissenschaftler Prof. Siegfried Lokatis hat einen Traum: Er will in Leipzig ein Archiv schaffen für die komplette Verlagsgeschichte der DDR. Ein Traum, von dem der seit 2006 in Leipzig Forschende nicht nur redet: Er organisiert auch. Etwa das Verlagsarchiv des Buchverlags Der Morgen......
"Das hatten wir 1996 eigentlich schon als Verlust abgehakt", erzählt der studierte Historiker, Philosoph und Orientalist, der seit 2006 den Lehrstuhl für Buchwissenschaft am Institut für Kommunikations- und Medienwissenschaft (KMW) der Uni Leipzig inne hat. In der einstigen "Buchstadt" Leipzig, in der allein die Archivbestände der in den letzten 20 Jahren geschlossenen Verlage ein die Sehnsüchte eines Buchforschers erfüllen würden.......
Mit dem Verlagsarchiv von "Der Morgen" kommt nur scheinbar ein kleiner DDR-Nischenverlag hinzu. "Mit wenigen Leuten haben wir doch eine erstaunliche Menge Titel gemacht", schwärmt heute noch Dr. Wolfgang Tenzler, von 1968 bis zum Verkauf 1990 Verlagsleiter von Der Morgen. Der Verlag selbst wurde offiziell 1958 gegründet unter Regie der Liberaldemokratischen Partei Deutschlands (LDPD), die zuvor ihre Bücher unterm Label der liberalen Tageszeitung "Der Morgen" veröffentlichte. Auch das ein spannendes Kapitel deutsch-deutscher Verlagsgeschichte, denn wie so viele Zeitungen des Ostens wurde auch "Der Morgen" 1990 verkauft – an den Springer-Verlag, der die Zeitung schon ein Jahr später einstellte. Nicht nur, weil die rührige Mannschaft des "Morgen" der Springer-Marke "Die Welt" tüchtig Konkurrenz zu machen begann – das Blatt war dem eher konservativen Haus denn doch zu liberal.
Der BuchVerlag gleichen Namens erlebte nicht ganz so schnell ein Fiasko, wurde von der Verlagsgemeinschaft Volker Spiess übernommen, die mit Haude & Spener schon ein echtes Berliner Traditionshaus im Portfolio hatte. Aus Der Morgen wurde Morgenbuch. Und so steht der einstige LDPD-Verlag noch heute auf der Website der Spiess-Gruppe – nur mittlerweile völlig ohne Verlinkung. Es gibt nicht mehr zu verlinken. Bis 1995 konnte der Verlag noch weiterproduzieren. Dann verschwand er aus den Sortimenten der Buchhandlungen.
Das Archiv ging – zum Glück – trotzdem nicht verloren. Mit Hilfe der Leipziger Kommissons- und Großbuchhandelsgesellschaft (LKG) und der Offizin Andersen Nexö, beides über Jahrzehnte Leipziger Partner des in Berlin heimischen Verlages, halfen, das wertvolle Archiv nach Leipzig zu transportieren. Und verhalfen Siegfried Lokatis zu jenen Glücksmomenten, von denen Buchhistoriker träumen: Die Originalmaterialen in Händen halten zu dürfen, die von über 30 Jahren turbulenter Verlagsgeschichte erzählen.
Und die über 800 Titel, die Der Morgen produzierte, haben es in sich. Hier hatte Stefan Heym seine Heimat, nachdem Wolfgang Tenzler seinen Titel "Kreuzfahrer von heute" (1950 erstmals auf deutsch im Leipziger List-Verlag erschienen) in den Verlag holte. Maxie Wander war im "Morgen" zu Hause, genauso wie der Berliner Feuilletonist Heinz Knobloch. "Mich wundert, dass der überhaupt so viel veröffentlichen durfte", sagt Tenzler, der zur Ankunft des Morgen-Archivs in Leipzig für die Studenten der Buchwissenschaft eine kleine Extra-Vorlesung bot. Sozusagen unter dem Motto: Verleger kommen zu Wort. Immerhin gibt es so viele nicht mehr, die so aus dem Nähkästchen plaudern können über das Büchermachen in der DDR, wo es ja beileibe niemals Zensur gab, aber natürlich ein strenges Genehmigungsverfahren, das erst im Januar 1989 offiziell aufgehoben wurde. ....."

Quelle:
http://www.l-iz.de/Bildung/Forschung/2009/07/Archiv-des-Buchverlags-Der-Morgen-jetzt-in-Leipzig.html
 

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