http://bibliothekarisch.de/blog/2009/08/25/europa-und-google-books/
Lesenswert!
Ich möchte aber folgendes herausgreifen:
Es nützt nichts, gegen Google und Google Books Allianzen zu schließen, wenn man nur meckert und im Gegenzug nicht selbst aktiv wird. Eine Allianz allein gegen das Google Settlement bringt die Sache nicht voran und schadet dem begrüßenswerten Zugang zu nicht mehr gedruckten Büchern.
Und mal so nebenbei – Achtung Ironie!:
90 Prozent aller weltweit archivierten Bücher würden nicht mehr gedruckt und seien daher öffentlich nicht mehr zugänglich
Schöne Zahl, aber zugänglich sind sie wohl nicht allein dadurch, dass sie bei Google findbar sind, oder? Sie sind doch in irgendeiner Bibliothek zu finden, wo sie in gedruckter Form stehen, damit Google sie schließlich digitalisieren kann. Bibliothek heißt, zugänglich gemacht für denjenigen, der ihrer bedarf. Letztendlich wird jedoch nur der Zugang vereinfacht und auch nur dann, wenn die Bücher nicht nur über Google sondern auch über die Bibliotheken auffindbar sind. Im Umkehrschluss, wenn 90% über Google zugänglich sind, kann man Bibliotheken in Archive umwandeln und nur die 10%, die aktuell verfügbar sind, über Bibliotheken noch aktiv zur Nutzung anbieten. Ach, ich vergaß, die 10% werden in Auszügen über Google sichtbar sein und jeder kann sich dann das Kapitel, dass er benötigt bestellen und kaufen (natürlich über Google, den großen Vertriebspartner der Verlage). Ein Hoch auf die Zukunft der Bibliothek als Archiv und den neuen Print-on-Demand-Vertragspartner Google der Verlage.
Zugang vereinfacht oder ermöglicht? Kulturgut muss so einfach wie möglich zugänglich sein. Hier eine kleine Liste von Hinderungsgründen, gerade mal aus dem Handgelenk geschüttelt:
* unfreundliche Bibliothekarinnen wie in der ULB Düsseldorf
* benutzerunfreundliche Öffnungszeiten wie in den meisten öffentlichen Büchereien und vielen wissenschaftlichen Bibliotheken
* Happige Jahresgebühren (WLB Stuttgart, BLB Karlsruhe)
* Kein remote access zu Datenbanken für zahlende Nutzer (Düsseldorf)
* überteuerte Kopierer (Stuttgart, Karlsruhe), überteuerte Scanner (Düsseldorf); kaputte Kopierer (häufig), Schlangen vor dem einzigen Münzkopierer, wenn Einmalbesucher keine Kopierkarte erwerben möchten/können
* Verbot der Nutzung eigener Digitalkameras bei Altbeständen (häufig)
* extrem lange Magazinbestellzeiten (halbe Woche: UB Freiburg)
* kein Freihandbestand außer den Lesesälen wie in der RWTH Aachen
* seltene Bücher, die schlicht und einfach nicht mehr in die Fernleihe gegeben werden
* Bücher die es nur im Ausland und daher gegen eine teure Auslandsfernleihe gibt (von der spärlichen Verbreitung älterer europäischen Literatur in den USA ganz zu schweigen)
* BibliothekarInnen, die sich anstellen bzw. sich weigern, wenn ein freies Projekt sie um 2-3 Gratiskopien bittet (SUB Göttingen u.a.)
usw.
Ich bekenne ganz offen: Die Forschungsbibliothek meiner Wahl ist inzwischen Google Book Search. Weil deutsche wissenschaftliche Bibliotheken heute alles andere als zufriedene Benutzer wollen.
Lesenswert!
Ich möchte aber folgendes herausgreifen:
Es nützt nichts, gegen Google und Google Books Allianzen zu schließen, wenn man nur meckert und im Gegenzug nicht selbst aktiv wird. Eine Allianz allein gegen das Google Settlement bringt die Sache nicht voran und schadet dem begrüßenswerten Zugang zu nicht mehr gedruckten Büchern.
Und mal so nebenbei – Achtung Ironie!:
90 Prozent aller weltweit archivierten Bücher würden nicht mehr gedruckt und seien daher öffentlich nicht mehr zugänglich
Schöne Zahl, aber zugänglich sind sie wohl nicht allein dadurch, dass sie bei Google findbar sind, oder? Sie sind doch in irgendeiner Bibliothek zu finden, wo sie in gedruckter Form stehen, damit Google sie schließlich digitalisieren kann. Bibliothek heißt, zugänglich gemacht für denjenigen, der ihrer bedarf. Letztendlich wird jedoch nur der Zugang vereinfacht und auch nur dann, wenn die Bücher nicht nur über Google sondern auch über die Bibliotheken auffindbar sind. Im Umkehrschluss, wenn 90% über Google zugänglich sind, kann man Bibliotheken in Archive umwandeln und nur die 10%, die aktuell verfügbar sind, über Bibliotheken noch aktiv zur Nutzung anbieten. Ach, ich vergaß, die 10% werden in Auszügen über Google sichtbar sein und jeder kann sich dann das Kapitel, dass er benötigt bestellen und kaufen (natürlich über Google, den großen Vertriebspartner der Verlage). Ein Hoch auf die Zukunft der Bibliothek als Archiv und den neuen Print-on-Demand-Vertragspartner Google der Verlage.
Zugang vereinfacht oder ermöglicht? Kulturgut muss so einfach wie möglich zugänglich sein. Hier eine kleine Liste von Hinderungsgründen, gerade mal aus dem Handgelenk geschüttelt:
* unfreundliche Bibliothekarinnen wie in der ULB Düsseldorf
* benutzerunfreundliche Öffnungszeiten wie in den meisten öffentlichen Büchereien und vielen wissenschaftlichen Bibliotheken
* Happige Jahresgebühren (WLB Stuttgart, BLB Karlsruhe)
* Kein remote access zu Datenbanken für zahlende Nutzer (Düsseldorf)
* überteuerte Kopierer (Stuttgart, Karlsruhe), überteuerte Scanner (Düsseldorf); kaputte Kopierer (häufig), Schlangen vor dem einzigen Münzkopierer, wenn Einmalbesucher keine Kopierkarte erwerben möchten/können
* Verbot der Nutzung eigener Digitalkameras bei Altbeständen (häufig)
* extrem lange Magazinbestellzeiten (halbe Woche: UB Freiburg)
* kein Freihandbestand außer den Lesesälen wie in der RWTH Aachen
* seltene Bücher, die schlicht und einfach nicht mehr in die Fernleihe gegeben werden
* Bücher die es nur im Ausland und daher gegen eine teure Auslandsfernleihe gibt (von der spärlichen Verbreitung älterer europäischen Literatur in den USA ganz zu schweigen)
* BibliothekarInnen, die sich anstellen bzw. sich weigern, wenn ein freies Projekt sie um 2-3 Gratiskopien bittet (SUB Göttingen u.a.)
usw.
Ich bekenne ganz offen: Die Forschungsbibliothek meiner Wahl ist inzwischen Google Book Search. Weil deutsche wissenschaftliche Bibliotheken heute alles andere als zufriedene Benutzer wollen.
KlausGraf - am Dienstag, 25. August 2009, 20:23 - Rubrik: Digitale Bibliotheken
Fregu meinte am 2009/08/26 21:21:
Guter Beitrag
Der Block trift genau den Kern. Teilweise ist es doch arg mit unseren Bibliotheken bestellt. Entweder es fehlt an motivierten sachkundigen Personal bzw. die Nutzungsbedingungen entsprechen nicht mehr den Bedürfnissen unserer Zeit. Ich bekenne mich auch zu Google Books, da es dort mehr Möglichkeiten zur Suche einer bestimmten Thematik gibt und die Ergebnisanzeige einen zum größten Teil zufrieden stellt. Ein großer Vorteil ist, dass die Suche sich über alle Inhalte erstreckt und man Ergebnisse angezeigt bekommt die man teilweise garnicht vermutet hat. In meinen Recherchen bin ich manchmal zu Ergebnissen gekommen die mich sehr verblüft haben, da was ganz vergessene bzw. neues mir zu meinem Suchthema bekannt wurde.
Ich empfehle jedem der wissenschaftlich forscht sich auf die Entdeckungsreise der Buchsuche zu begeben.
Aber auch die Ergebnisse aus Büchern aus dem Ausland sind sehr aufschlussreich, da einige der Veröffentlichungen hier garnicht oder nur einer kleinen Gruppe von Forschernbekannt ist.
Dagegen sind die Ergebnisse auf den Europäischen Buchdatenbanken und auch auf dem deutschen Servern manchmal nicht zufriedenstellend.
Peter Mulzer (Gast) meinte am 2009/08/29 15:36:
Bestellzeiten bei UB Freiburg
Die UB Freiburg strampelt sich recht tapfer ab und liegt in fast allen Benutzerfragen im erfreulichen vorderen Mittelfeld. Auch die hier extrem hohen studentischen Benutzerziffern muß man festhalten.Was so nicht stehenbleiben darf, ist Ihre Bemerkung über die langen Magazinbestellzeiten. Die UB Freiburg müht sich zur Zeit in einem (in der Bibliotheksgheschichte nicht allzu häufigen) Spagat damit ab, einen mehrjährigen Totalumbau, der einem Neubau nahekomment, mit Auslagerung vieler Bibliotheksdienste in eine 3 km entfernte frühere Messehalle durchzuziehen und dabei das Chaos in Grenzen zu halten.
Bisher klappt alles mustergültig, nur die von Ihnen monierten Bestellzeiten lassen sich nicht anders in den Griff bekommen. Was wiederum mit delikaten Detailfragen des Umbaus zusammenhängt (Zweiteilung der älteren Bestände, problematischer Zugang zu den Lagergeschossen im Umbaubereich usw.).
Ich betrachte Tag für Tag den Fortschritt der Arbeiten und muß bekennen, daß allein die strategische Organisation dieses Vorhabens bei laufendem Betrieb auch einen altgedienten Antiquar wie mich - - rasend machen würde. Das Hüten eines Sacks Flöhe ist nix dagegen.