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Lambert Heller eröffnete die Diskussion im September mit

http://biblionik.de/2009/09/20/green-road-2-0/

Die Folien seines Konstanzer-Vortrags sind online (noch nicht aber die für delicious angekündigten Nachweise):

http://open-access.net/fileadmin/OAT/OAT09/Lambert_Heller_OA_09.pdf

Nun erschien von Najko Jahn in LIBREAS.Library Ideas:

Wer bezahlt das Grün? Und wem gehört es? Ein kritischer Blick auf Mendeley und ResearchGate

Veröffentlicht in LIBREAS.Referate von libreas am 4. November 2009
Rezension zu: Lambert Heller (20. September 2009): Green Road 2.0 – eine leise Revolution von Mendeley und Researchgate?. In: Biblionik. Zur Revolutionierung von Bibliothek und Wissensorganisation durch das Internet
http://libreas.wordpress.com/2009/11/04/wer-bezahlt-das-grun-und-wem-gehort-es-ein-kritischer-blick-auf-mendeley-und-researchgate/

Vergleichsweise scharf reagierte Ulrich Herb in INETBIB auf Jahns Vorwürfe (auch als Kommentar zu LIBREAS einsehbar):

http://www.ub.uni-dortmund.de/listen/inetbib/msg40862.html

Einige Anmerkungen

(1) Die dogmatische Harnad-Linie, die bei Open Access nur auf Mandate und institutionelle Repositorien setzt, wird der ganzen Vielfalt der kostenfrei im Netz vorliegenden wissenschaftlichen Dokumente nicht gerecht. In manchen Disziplinen ist das Selbstarchivieren auf der eigenen Homepage oder auf Institutsseiten außerordentlich weit verbreitet.

Eine interessante disziplinäre Lösung ist

http://philpapers.org/

für die Philosophie. Berücksichtigt werden nicht nur Zeitschriftenartikel, sondern auch Publikationen auf Homepages.

Entscheidend ist für den wissenschaftlich Arbeitenden, dass ein Beitrag dann gratis verfügbar ist, wenn er ihn benötigt. Wo der sich befindet und ob der womöglich in 50 Jahren nicht mehr am angegebenen Ort existiert, ist ihm erst einmal wurscht. Es ist an den Repositorien, diese Dokumente für den eigenen Bestand einzusammeln.

(2) Wie das unrühmliche Ende von OAIster zeigt, legt die OA-Community wenig Wert auf Interoperabilität, also auf OAI-PMH. Wissenschaftler nutzen erfahrungsgemäß keine OAI-Harvester. Für wichtige retrodigitalisierte Zeitschriften (einschließlich der Bielefelder Aufklärungsjournale) sehen die hostenden Bibliotheken bis heute keine OAI-Schnittstelle vor. Selbstverständlich ist es möglich und sinnvoll, für Angebote Dritter OAI-Metadaten bereitzustellen.

(3) Langzeitarchivierung ist kein notwendiges Kriterium, wenn es um ein DINI-Zertifikat geht. Ob Schriftenserver länger bestehen als OA-Zeitschriften (von denen ja bereits einige eingegangen sind) ist nicht ausgemacht. An sich wäre es die Aufgabe der Deutschen Nationalbibliothek, die langfristige Verfügbarkeit der wissenschaftlichen Texte im Netz (einschließlich der privaten Homepages) sicherzustellen. Daneben gibt es Webarchivierungsversuche von Pflichtexemplarbibliotheken: http://archiv.twoday.net/stories/6016205/ . Merke: Im digitalen Raum ist erst einmal alles vergleichsweise "flüchtig". Neuen Experimenten die mangelnde Dauerhaftigkeit vorzuhalten, hat etwas heuchlerisches, wenn man als Bibliothek selbst nicht daran denkt, für Langzeitarchivierung z.B. im Sinn einer Selbstverpflichtung zu sorgen.

Soweit CC-Lizenzen vorliegen, ist eine Spiegelung in Repositorien (die ja fast alle nichtkommerziell sind) ohnehin problemlos und ohne Rückfrage beim Autor möglich.

(4) Zum Fetisch OA-"Publikation" (und Peer Review): Selbstverständlich sehe ich Publikationen auf Schriftenservern (und sonst im Netz) als Publikationen an. Das betrifft nicht nur Dissertationen, sondern auch veränderte/erweiterte oder anderssprachige Fassungen und Preprints/Working Papers. In meiner Disziplin, der Geschichtswissenschaft, gibt es im deutschsprachigen Bereich so gut wie kein Peer Review. Entscheidend ist, dass der Schrottanteil in den Repositorien nicht zu hoch ist. Alles andere ist elitäre Überheblichkeit bzw. der Minderwertigkeitskomplex der OA-Anhänger, die 150%ige "Qualitätsapostel" sein wollen.

Ob etwas Vanity Publishing ist, entscheidet ganz allein der Inhalt des Beitrags, nicht die äußeren Umstände der Publikation.

(4) Der Mythos von den "few keystrokes". Bei den OPUS-Servern, auf denen ich selbstarchiviert habe, schreckt ein umständliches Formular ab, das vor dem Hochladen auszufüllen ist. Wenn der RWTH-Schriftenserver nur in Ausnahmefällen Publikationen akzeptiert, die vor dem exakten Datum der Zugehörigkeit der RWTH liegen, kann ich den vergleichsweise neu berufenen Historiker/innen nicht guten Gewissens empfehlen, dass sie ihre früheren Publikationen jeweils auf anderen Schriftenservern unterbringen müssen.

Wenn Open Access zu umständlich ist, wird er noch weniger genutzt als ohnehin schon.

Wenn Angebote wie ResearchGATE oder Menedeley samt ihren Web 2.0-Möglichkeiten für junge Wissenschaftler mehr "sexy" sind, dann heißt das, dass die Repositorien etwas gewaltig falsch machen.

(5) Es gibt nicht nur einen Weg zu Open Access. Und es gibt auch nicht nur zwei (gold und grün). Es gibt ganz viele, schon allein deshalb, weil Open Access nicht nur Zeitschriftenaufsätze betrifft (auch wenn Harnadianische Orthodoxie nicht müde wird, das zu betonen):

http://archiv.twoday.net/stories/5251764/

OAI-Kompatibilität, Langzeitarchivierung und Qualitätsprüfung sind nichts, was man nicht nachträglich bei "wilden" OA-Publikationen im Netz sicherstellen könnte. Jeder Fachbeitrag, der kostenfrei im Netz ist, ist ein Gewinn.
Ulrich Herb (Gast) meinte am 2009/11/05 00:17:
Im Wesentlichen
... gebe ich Ihnen recht. Auch was den Stellenwert der Review angeht, zu dem ich regelmäßig kritisch äußere. Was mich an Jahns Artikel immens stört ist die Vermischung vollkommen willkürlich eingesammelter Themen, die mit gymnasiastischer Spitzfindigkeit dazu genutzt werden Bibliotheken zu Gralshütern des Open Access zu machen. Wenn sich andere funktionierende Angebote entwickeln, die nebenher ein bisschen Open Access machen: Was ist daran schlimm? Meine Steuergelder gehen dafür nicht drauf.

Zum Thema Repositories: Hot or not? kann ich auf eine Skizze von Björn Mittelsdorf verweisen - was in dieser Art Expertegruppendiskussion als wichtig benannt wurde findet sich wesentlich eher in ResearchGATE oder Mendeley als in einem Repository, das ich kenne. 
Ulrich Herb (Gast) antwortete am 2009/11/05 08:03:
Link
Hier der Link zum Paper von Mittelsdorf/Herb: http://eprints.rclis.org/17094/ 
 

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