
Quelle: Hochschule für bildende Künste Braunschweig
" ..... In seinem "begehbaren Archiv" zeigt der renommierte Bildhauer und HBK-Professor Raimund Kummer in der Galerie der Kunsthochschule 200 Farbfotos. Sie liegen in offenen Schachteln, die wiederum auf geschlossene Schachteln gestapelt sind, was zweierlei suggeriert. Erstens: Es muss in Kummers Archiv noch unendlich viel mehr Bilder geben, wir sehen nur die oberste Schicht. Zweitens: Mit der U-förmigen Anordnung der gestapelten Archiv-Kästen wird diese Foto-Schau zugleich zur Raum-Installation.
Auch in den Fotos selbst, die offenbar entweder Kummers Objekte festhalten oder einen Ideen-Findungs-Prozess dokumentieren, verschwimmen die Grenzen zwischen dem zweidimensionalen Bild und dem dreidimensionalen Objekt. Sie sind fast immer so kunstvoll inszeniert, so effektvoll beleuchtet, dass man sie sich sofort als Real-Inszenierungen vorstellen kann.
Da ist natürlich wie immer bei solchen Bildermassen die Gefahr der Beliebigkeit, manchmal auch der Gefälligkeit, gegeben. Aber: Wer so verschwenderisch mit so starken Fotos umgeht, der muss schon über eine unheimliche Fülle inszenatorischer Fantasie verfügen. Und man bekommt eine Ahnung von dem, was den Bildhauer Kummer umtreibt: die Körperlichkeit, das pulsierende Leben, das Sehen selbst in Kunst zu verwandeln. ...."
Quelle: Braunschweiger Zeitung
Ort: Kunsthochschule Braunschweig, bis 12. Februar, montags - freitags 13 - 18 Uhr, donnerstags 13 - 20 Uhr.
Wolf Thomas - am Samstag, 30. Januar 2010, 14:38 - Rubrik: Wahrnehmung