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2008 war ich auf den Eintrag von Joseph Chmel zur Handschrift der Wiener Nationalbibliothek gestoßen.

Benutzung Rüxner'scher Genealogien in ÖNB Wien, Cod. 2799 (Mitte 16. Jh., aus Bayern), einem genealogischen Sammelband

"Frankreich: Rixner Ernholds vnd D. Mach. Marschalch. F. 75.b" (D. Mach. Marschalch ist wohl der bekannte Genealoge Matthäus Marschalk von Pappenheim)
"Zollern vnd Margrafen von Brandeburg weg Rixners 98"

Joseph Chmel: Die Handschriften der k.k. Hofbibliothek in Wien [...], Bd. 1, Wien 1840, S. 489
http://books.google.com/books?id=R3UDAAAAYAAJ&pg=PA489


Von der ÖNB kamen per Mail hilfreiche Auskünfte:

Mag. Friedrich Simader von der ÖNB Wien habe ich für Mitteilungen zu Cod. 2799 zu danken (siehe http://archiv.twoday.net/stories/5059380/ ):

"Jörg Rixner wird mindestens zweimal in Cod. 2799 als Autor genannt: Der Eintrag Chmels bezieht sich auf eine Überschrift (fol. 75v) zu einer Liste mit den Königen von Frankreich: ‚Dissen volgenden Stam hat zusamengetragen Jörg Rixner genant Jherusalem gradierter Ernhold uff Brandenburg Konig der Wappen gesamelt von Doctor Matheus Marschalgk auß der Cronigk Brabantya und von dem Munch Drytonius anno 1515’.

In einem Beitrag von Karl Ausserer zu heraldischen Handschriften in der Festschrift von 1926 wird Cod. 2799 ebenfalls erwähnt. Fol. 20*r: ‚Dis ist der recht Stam ... Koninc sind’, darunter ‚Jörg Jerusalem Kundiger der Wappen Ernknecht zu Bairnn’." Diese Nennung bezieht sich auf die Genealogie der Pfalzgrafen bei Rhein und Herzöge von Bayern.

Auf fol. 99v steht 'Jörg Branndenburg Ernhalt Ernnknecht in Bairn'. ("Der Chronik geht auf fol. 98r-99v eine kurze Beschreibung der vier Bücher voran, und am Ende und vom Text etwas abgesetzt heißt es 'gehorsamer Jörg Branndenburg ...'", daher dürfte Chmel den Namen Rixner auch für diesen Text gewählt haben.)

Cod. 2799 dürfte also eine besonders wichtige Handschrift für Rüxners genealogisches Oeuvre sein.

Als neue Namensformen ergeben diese Nennungen:

* Jörg Jerusalem (Rüxner nannte sich also schon Jerusalem, bevor er Herold war.)

* Jörg Brandenburg.

Damit dürfte feststehen, dass der Herold Jörg Brandenburg, der 1505 als "Jorg Brandenburg, Ernhalt, kuryerer dys Registers" eine nur in zwei Drucken überlieferte Beschreibung des Kölner Reichstags von 1505 (ediert: Deutsche Reichstagsakten. Mittlere Reihe Bd. 8: Der Reichstag zu Köln 1505, bearb. von Dietmar Heil, München 2008, S. 1169-1196 Nr. 787) verfasste, ebenfalls Rüxner war.

Was gradierter Herold "uff Brandenburg" bedeutet, ist unklar. Ob ein Zusammenhang mit dem markgräflichen Schwanenorden besteht?

http://archiv.twoday.net/stories/5063852/

Im Druck publiziert wurden die sich aus diesen Feststellungen ergebenden Einsichten 2009:

URL: http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/7140/

Graf, Klaus

Herold mit vielen Namen : Neues zu Georg Rüxner alias Rugen alias Jerusalem alias Brandenburg alias ...
Dokument1.pdf (1.565 KB)

Kurzfassung in Deutsch

Der Beitrag stellt Neufunde zu Leben und Werk des durch sein Turnierbuch (Erstdruck 1530) bekannten Herolds Georg Rüxner vor. Als Namensformen Rüxners erscheinen: Rugen (gesichert für 1494-1505), Brandenburg (1505), Jerusalem (1509) und Rixner (erstmals 1515). Rixner nennt er sich fast immer mit dem Zusatz: genannt Jerusalem. Seine Herkunft liegt nach wie vor im Dunkeln, zunächst scheint er sich im letzten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts am Hof Herzog Georgs von Bayern-Landshut aufgehalten zu haben. Auch als Reichsherold blieb er den Wittelsbachern verpflichtet. 1518/19 dürfte er in brandenburgischen Diensten gestanden haben; jedenfalls erscheint Rüxner 1519 in Berlin. 1523 ist er in Würzburg; eine Reformschrift, an deren Drucklegung er beteiligt ist, kommt in Bamberg heraus. 1525/26 findet man ihn in Nürnberg; 1526 scheint er als Herold Pfalzgraf Friedrichs in Neumarkt in der Oberpfalz ansässig gewesen zu sein. Sein Schwager, der Bauernkriegsanführer Hans Eisen, lebte im hennebergischen Schonungen bei Schweinfurt. Nach 1526 gibt es keine gesicherten Lebenszeugnisse mehr. Rüxner verfasste eine Turnierchronik, diverse Genealogien (insbesondere der Herzöge von Sachsen und von Mecklenburg) sowie Festbeschreibungen.

SWD-Schlagwörter: Rüxner, Georg , Rüxner, Georg / Anfang, Ursprung und Herkommen des Thurnirs in Teutscher Nation
Freie Schlagwörter (deutsch): Heroldswesen
Freie Schlagwörter (englisch): heralds
Institut: Historisches Seminar
DDC-Sachgruppe: Geschichte
Dokumentart: Aufsatz
Quelle: Ritterwelten im Spätmittelalter : höfisch-ritterliche Kultur der Reichen Herzöge von Bayern-Landshut. Landshut: Museen der Stadt Landshut, 2009 (= Schriften aus den Museen der Stadt Landshut 29), S. 115-125
Sprache: Deutsch
Erstellungsjahr: 2009
Publikationsdatum: 13.01.2010
Bemerkung: PDF mit leicht korrigierter OCR


Da es (mit Ausnahme des Registers und der "Adversaria" des österreichischen Historikers Reichard Streun von Schwarzenau (1538-1600) am Schluss) in der Literatur und aufgrund der ÖNB-Auskünfte keine Anhaltspunkte gibt, dass die Handschrift von mehreren Händen geschrieben wurde, kann sie als Rüxner-Autograph und wichtigste handschriftliche Überlieferung seiner Genealogien gelten.

Denn die Blätter 98r (mit Datierung 1510)-99v sind (wie mir freundlicherweise auch Prof. Dr. Klaus Arnold bestätigte) eindeutig ein Rüxner-Autograph.

Der Band ist, wie sich aus dem alten Tabulae-Katalog ergibt (PDF), mit gemalten Wappen geschmückt.

Mitte 16. Jahrhundert ist als Datierung wohl entschieden zu spät angesetzt, aufgrund der Namensformen dürfte eher an 1510/20 zu denken sein.

Chmels Wertung zur Handschrift "Von gar keinem Belange" erscheint also denkbar unzutreffend.

Siehe auch:
http://archiv.twoday.net/search?q=r%C3%BCxner

#forschung

#fnzhss



http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Wien_2799_98r_oben.jpg
 

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