Archive in Bayern. Aufsätze, Vorträge, Berichte, Mitteilungen. Herausgegeben von der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns Bd. 7, 2012. 535 S. Vergriffen (siehe unten), Rezensionsexemplar lag vor.
Inhaltsverzeichnis
http://www.gda.bayern.de/publikationen/archive-in-bayern/inhalt/band7.pdf
Die Unbelehrbaren haben nichts begriffen: "Die Druckfassung ist vergriffen. Auf Anforderung wird eine CD (10,- €) geliefert." Statt die Beiträge Open Access zu veröffentlichen, wird eine CD erstellt. Die Druckveröffentlichung war so überflüssig wie ein Kropf, sie hat offenkundig den Etat der Generaldirektion mit Druckkosten belastet, denen womöglich kein angemessener Absatz gegenübersteht. laut Zeitschriftendatenbank ist das Organ - sieht man von Archivbibliotheken ab - in wissenschaftlichen Bibliotheken außerhalb Bayerns so gut wie nicht vertreten. Für Nordrhein-Westfalen wird ein einziger Standort im Kölner Uni-Archiv nachgewiesen. Keine einzige der NRW-Landesbibliotheken oder Universitätsbibliotheken führt die archivische Fachpublikation.
Der Band hat zwei Schwerpunkte, von denen der erste zur Bestandserhaltung (S. 209-248) durchaus überregionales Interesse für sich beanspruchen kann.
Mario Grauert stellt Strategien der Bestandserhaltung vor, eine allgemeine Einführung zum Thema ohne Weitschweifigkeiten. Drei Aufsätze widmen sich der Notfallplanung bzw. Notfallverbünden. Hier darf natürlich der Einsturz des Kölner Stadtarchivs nicht fehlen. Über den Notfallverbund Münster unterrichtet Marcus Stumpf, während Christian Kruse Notfallplanung im Archivbau behandelt.
Vier Beiträge behandeln die technische Seite: konservatorische Grundregeln, Verfilmung vs. Digitalisierung, Massenentsäuerung und die Sicherung von Tonbändern aus dem Nachlass von Oskar Sala.
Einen Fremdkörper im Band ist der fußnotenreiche hilfswissenschaftliche Fachaufsatz von Marcus Schiegg über "Althochdeutsche Griffelglossen am Beispiel der Handschrift 10 des Archivs des Bistums Augsburg". Interessant ist das Thema durchaus, wenngleich ohne praktische Relevanz für geschätzte 99,99 % der deutschen Archivare. Diese Griffelglossen (hier: in einer Handschrift des 9. Jahrhunderts) können allzu leicht übersehen werden. Schiegg fasst offenbar seine Magisterarbeit zusammen und ediert S. 102-105 drei von ihm neu entdeckte Griffelglossen.
Zur Handschrift:
http://www.handschriftencensus.de/6655
Die Handschrift wird vom Bistumsarchiv verwaltet, war aber früher der Ordinariatsbibliothek zugewiesen und ist eigentlich typisches Bibliotheksgut.
Der zweite Schwerpunkt dokumentiert ein quellenkundliches Kolloquium "Wald und Jagd in den Beständen der Staatlichen Archive Bayerns" (S. 249-399). Neben der Überlieferung im Hauptstaatsarchiv München werden nur noch die Bestände des Staatsarchivs Nürnberg (also die Waldämter der Reichsstadt Nürnberg) thematisiert. Unangenehm berührt die mäßige Abbildungsqualität insbesondere bei den Karten (nur Schwarz-weiß). Herausragenden wissenschaftlichen Wert besitzt dieser Teil nicht.
Der große Rest sind allerlei Berichte und Mitteilungen, die besser online publiziert worden wären.
Zu fehlendem Open Access im Archivwesen siehe zuletzt:
http://archiv.twoday.net/stories/714914047/
Inhaltsverzeichnis
http://www.gda.bayern.de/publikationen/archive-in-bayern/inhalt/band7.pdf
Die Unbelehrbaren haben nichts begriffen: "Die Druckfassung ist vergriffen. Auf Anforderung wird eine CD (10,- €) geliefert." Statt die Beiträge Open Access zu veröffentlichen, wird eine CD erstellt. Die Druckveröffentlichung war so überflüssig wie ein Kropf, sie hat offenkundig den Etat der Generaldirektion mit Druckkosten belastet, denen womöglich kein angemessener Absatz gegenübersteht. laut Zeitschriftendatenbank ist das Organ - sieht man von Archivbibliotheken ab - in wissenschaftlichen Bibliotheken außerhalb Bayerns so gut wie nicht vertreten. Für Nordrhein-Westfalen wird ein einziger Standort im Kölner Uni-Archiv nachgewiesen. Keine einzige der NRW-Landesbibliotheken oder Universitätsbibliotheken führt die archivische Fachpublikation.
Der Band hat zwei Schwerpunkte, von denen der erste zur Bestandserhaltung (S. 209-248) durchaus überregionales Interesse für sich beanspruchen kann.
Mario Grauert stellt Strategien der Bestandserhaltung vor, eine allgemeine Einführung zum Thema ohne Weitschweifigkeiten. Drei Aufsätze widmen sich der Notfallplanung bzw. Notfallverbünden. Hier darf natürlich der Einsturz des Kölner Stadtarchivs nicht fehlen. Über den Notfallverbund Münster unterrichtet Marcus Stumpf, während Christian Kruse Notfallplanung im Archivbau behandelt.
Vier Beiträge behandeln die technische Seite: konservatorische Grundregeln, Verfilmung vs. Digitalisierung, Massenentsäuerung und die Sicherung von Tonbändern aus dem Nachlass von Oskar Sala.
Einen Fremdkörper im Band ist der fußnotenreiche hilfswissenschaftliche Fachaufsatz von Marcus Schiegg über "Althochdeutsche Griffelglossen am Beispiel der Handschrift 10 des Archivs des Bistums Augsburg". Interessant ist das Thema durchaus, wenngleich ohne praktische Relevanz für geschätzte 99,99 % der deutschen Archivare. Diese Griffelglossen (hier: in einer Handschrift des 9. Jahrhunderts) können allzu leicht übersehen werden. Schiegg fasst offenbar seine Magisterarbeit zusammen und ediert S. 102-105 drei von ihm neu entdeckte Griffelglossen.
Zur Handschrift:
http://www.handschriftencensus.de/6655
Die Handschrift wird vom Bistumsarchiv verwaltet, war aber früher der Ordinariatsbibliothek zugewiesen und ist eigentlich typisches Bibliotheksgut.
Der zweite Schwerpunkt dokumentiert ein quellenkundliches Kolloquium "Wald und Jagd in den Beständen der Staatlichen Archive Bayerns" (S. 249-399). Neben der Überlieferung im Hauptstaatsarchiv München werden nur noch die Bestände des Staatsarchivs Nürnberg (also die Waldämter der Reichsstadt Nürnberg) thematisiert. Unangenehm berührt die mäßige Abbildungsqualität insbesondere bei den Karten (nur Schwarz-weiß). Herausragenden wissenschaftlichen Wert besitzt dieser Teil nicht.
Der große Rest sind allerlei Berichte und Mitteilungen, die besser online publiziert worden wären.
Zu fehlendem Open Access im Archivwesen siehe zuletzt:
http://archiv.twoday.net/stories/714914047/
KlausGraf - am Montag, 31. März 2014, 01:13 - Rubrik: Oeffentlichkeitsarbeit
griffelglosse meinte am 2014/04/01 23:03:
Griffelglossen
Schön, dass Sie meinen Beitrag interessant finden. Aber widersprechen Sie sich nicht selbst? Scheinbar hat mein Phänomen der Griffelglossen für 99,99% der deutschen Archivare keine Relevanz, aber gleichzeitig weise ich dieses an einem "typische[n] Bibliotheksgut" nach. Spricht das nicht dafür, dass in diesem Bibliotheksgut noch viel mehr derartiges Material verborgen ist, das durchaus von Archivaren Beachtung finden sollte?Als Fremdkörper würde ich daraus folgend meinen Beitrag keineswegs bezeichnen. Aus der Unkenntnis meines Phänomens der Griffelglossen bei den Archivaren folgte häufig ein Zuschnitt der Handschriften um ihre Ränder, wo gerade solche Griffelglossen sind, was deren Bestandserhaltung somit gefährdet hat und immer noch gefährdet... somit ist dies höchst zentral für eine archivalische Zeitschrift.
Dem Plädoyer für Open Access stimme ich vollkommen zu.
GastF (Gast) antwortete am 2014/04/01 23:23:
Wikipedia hat einen Artikel zur "Griffelglosse": https://de.wikipedia.org/wiki/Griffelglosse Leider ist mir Ihr Artikel unbekannt, vielleicht mögen Sie etwas zu dem Wikipedia-Angebot beitragen?
griffelglosse antwortete am 2014/04/01 23:31:
An der Uni Augsburg haben wir hierzu ein eigenes Wiki gestartet, das den aktuellen Forschungsstand zu den Griffelglossen bündelt und gleichzeitig generelle Informationen liefert:www.uni-augsburg.de/glossenwiki