
Quelle: Stern, Wikimedia Commonson, CC-BY-SA-3.0, http://www.creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/
"standort: Clausthal, Hindenburgstraße 9
architekten: Meinhard von Gerkan/gmp, Hamburg
Fertigstellung: Februar 2000
Ein Anbau, der ohne eine hilflose Glasfuge zwischen Historisch und Modern als souveräner Solitär auftritt. Die direkte Anbindung verbirgt sich in einem punktuell über Dach belichteten Hanggeschoss, das an der bleibeschlagenen Hauptfront des Neubaus durch geschickte Geländeanpassung bereits als Erdgeschoss auftaucht. Der in die Tiefe relativ spärlich belichtete Raum dient als flexible Ausstellungs- und Veranstaltungszone mit einigen Leseplätzen an der Fensterfront. Die bis auf eine einzige Ausnahme darüber fensterlose Gebäudescheibe mit den Archivräumen und dem darin furios inszenierten, total verglasten Leseraum für Langzeit-Forscher lässt sich zusammen mit der ähnlich dimensionierten horizontalen Basis als aufgeschlagenes Buch mit Seiten aus Lärchenholz lesen: Synonym für die Funktion des kompakten Dokumenten-Arsenals beziehungsweise die »Findebücher«, die den bis ins Jahr 1524 zurückreichenden Planbestand zugänglich machen: 5000 laufende Meter Akten. Architektonisch und städtebaulich ruft der Bau in der mit ihren bunten Holzhäusern im Zentrum an Norwegen erinnernden, seit siebzig Jahren nicht mehr aktiven Bergbaustadt erstmals überzeugend zu einem innovativen Umgang mit der Vergangenheit auf. Lediglich die Materialität ist historisch verankert.
Klaus-Dieter Weiß, db 3/01"
Wolf Thomas - am Donnerstag, 4. November 2010, 22:32 - Rubrik: Archivbau