Ortenburg Reichsgrafschaft und 450 Jahre Reformation 1563-2013. Ortenburg: Förderkreis Bereich Schloss Ortenburg 2013. 495 S. mit über 620 Abbildungen. Keine ISBN.
Zur Rezension lag die 1. Auflage vor, die 2. Auflage mit kleineren Korrekturen erschien ebenfalls 2013, scheint aber nicht den Weg in eine der im KVK vertretenen wissenschaftlichen Bibliotheken gefunden zu haben. Auch die erste Auflage ist in der Deutschen Nationalbibliothek nicht vorhanden.
Über das Zustandekommen des Buchs unterrichtet ausführlich das Regiowiki. Ein Inhaltsverzeichnis ist abrufbar im BVB als PDF.
Es handelt sich um eine heimatkundliche Aufsatzsammlung, in deren Focus mehrere Themen stehen: die Geschichte der Grafen von Ortenburg, die Ortsgeschichte von Ortenburg und die Territorialgeschichte der Reichsgrafschaft Ortenburg, die durch Graf Joachim von Ortenburg 1563 reformiert wurde, die Reformationsgeschichte und die Geschichte der evangelischen Gemeinde. Die Qualität der einzelnen Beiträge ist sehr unterschiedlich - sie reicht von wissenschaftlichen Aufsätzen bis zu laienhaften Darstellungen ohne Belege. Leider vermisst man weitgehend Nachweise bei den vielen Artikeln des Heimatforschers Walter Fuchs, obgleich sie teilweise zentralen Themen wie der Biographie Graf Joachims gelten. Hervorzuheben ist die opulente Ausstattung mit Farbbildern, auch wenn man sich manches Bild größer reproduziert gewünscht hätte.
Deutlich wird die enge Verbundenheit der Gemeinde Ortenburg mit dem ehemals regierenden Haus, den inzwischen im oberfränkischen Tambach residierenden Grafen von Ortenburg. Diese gehen auf einen im 11. Jahrhundert lebenden Graf Siegfried aus der rheinfränkischen Familie der Sponheimer zurück, die man als Kärntner Herzöge Spanheimer nennt. Das enge Verhältnis zu den Grafen zeigt sich insbesondere am Grußwort Heinrichs Graf von Ortenburg und der "Übersicht über die regierenden Grafen von Ortenburg", die bis zur Gegenwart reicht.
Erfreulicherweise werden in dem Band viele Stücke abgebildet, die sich im Privatbesitz der Grafen von Ortenburg befinden, darunter auch etliche Werke des "Malergrafen" Friedrich Casimir (1591-1658).
Die abscheuliche Zerstückelung der Ortenburger Adelsbibliothek wird in dem Interview mit Heinrich Graf von Ortenburg nicht angesprochen, kommt jedoch in dem Beitrag des Hamburger Altphilologen Walther Ludwig zur Sprache: Die humanistische Bildung der Grafen Joachim und Anton zu Ortenburg (S. 76-80), die Kurzfassung eines ausführlichen Aufsatzes, den Ludwig 2002 und dann wieder 2005 (in seiner Aufsatzsammlung Miscella Neolatina Bd. 3) publiziert hatte. 1999 wurden 130 Nummern aus der Tambacher Bibliothek bei Venator & Hanstein in Köln versteigert, was mich damals sehr erboste:
http://archiv.twoday.net/stories/3560241/
In den 1980er Jahren war die bemerkenswerte Handschriftensammlung der Ortenburger ohne Aufsehen in den Antiquariatshandel gelangt:
http://web.archive.org/web/20131228002040/http://www.histsem.uni-freiburg.de/mertens/graf/privbib.htm
Ludwig ist zuzustimmen, wenn er in der ausführlichen Fassung schreibt, dass durch Auswertung von Lesespuren "rezeptions- und mentalitätsgeschichtliche Einsichten zu erreichen sind, die sonst verschlossen blieben". Zu unterstreichen ist auch der nächste, der Schlusssatz seiner Abhandlung: "Sie machen auch bewußt, wie wichtig es ist, erhaltene Bibliotheken historischer Personen im ganzen auszuwerten und daß durch die Zerstreuung historischer Bibliotheksbestände manche Erkenntnismöglichkeiten unwiederbringlich verloren gehen können" (Miscella III, S. 259). Das ist noch recht zurückhaltend formuliert. Zum Quellenwert von Adelsbibliotheken darf ich auch auf meinen Aufsatz zu oberschwäbischen Adelsbibliotheken hinweisen. Nicht-zensierte Fassung unter
http://hdl.handle.net/10760/7542
Über den Verkauf der Bibeln des Grafen Joachim, die für 5 Mio. DM für das Deutsche Historische Museum erworben wurden, berichtet Walter Fuchs (S. 357-360).
Leider ist dem reichhaltigen Sammelband, einem landesgeschichtliches Standardwerk für die Reichsgrafschaft Ortenburg, kein Register beigegeben.
Update:
http://histbav.hypotheses.org/2373
Zur Rezension lag die 1. Auflage vor, die 2. Auflage mit kleineren Korrekturen erschien ebenfalls 2013, scheint aber nicht den Weg in eine der im KVK vertretenen wissenschaftlichen Bibliotheken gefunden zu haben. Auch die erste Auflage ist in der Deutschen Nationalbibliothek nicht vorhanden.
Über das Zustandekommen des Buchs unterrichtet ausführlich das Regiowiki. Ein Inhaltsverzeichnis ist abrufbar im BVB als PDF.
Es handelt sich um eine heimatkundliche Aufsatzsammlung, in deren Focus mehrere Themen stehen: die Geschichte der Grafen von Ortenburg, die Ortsgeschichte von Ortenburg und die Territorialgeschichte der Reichsgrafschaft Ortenburg, die durch Graf Joachim von Ortenburg 1563 reformiert wurde, die Reformationsgeschichte und die Geschichte der evangelischen Gemeinde. Die Qualität der einzelnen Beiträge ist sehr unterschiedlich - sie reicht von wissenschaftlichen Aufsätzen bis zu laienhaften Darstellungen ohne Belege. Leider vermisst man weitgehend Nachweise bei den vielen Artikeln des Heimatforschers Walter Fuchs, obgleich sie teilweise zentralen Themen wie der Biographie Graf Joachims gelten. Hervorzuheben ist die opulente Ausstattung mit Farbbildern, auch wenn man sich manches Bild größer reproduziert gewünscht hätte.
Deutlich wird die enge Verbundenheit der Gemeinde Ortenburg mit dem ehemals regierenden Haus, den inzwischen im oberfränkischen Tambach residierenden Grafen von Ortenburg. Diese gehen auf einen im 11. Jahrhundert lebenden Graf Siegfried aus der rheinfränkischen Familie der Sponheimer zurück, die man als Kärntner Herzöge Spanheimer nennt. Das enge Verhältnis zu den Grafen zeigt sich insbesondere am Grußwort Heinrichs Graf von Ortenburg und der "Übersicht über die regierenden Grafen von Ortenburg", die bis zur Gegenwart reicht.
Erfreulicherweise werden in dem Band viele Stücke abgebildet, die sich im Privatbesitz der Grafen von Ortenburg befinden, darunter auch etliche Werke des "Malergrafen" Friedrich Casimir (1591-1658).
Die abscheuliche Zerstückelung der Ortenburger Adelsbibliothek wird in dem Interview mit Heinrich Graf von Ortenburg nicht angesprochen, kommt jedoch in dem Beitrag des Hamburger Altphilologen Walther Ludwig zur Sprache: Die humanistische Bildung der Grafen Joachim und Anton zu Ortenburg (S. 76-80), die Kurzfassung eines ausführlichen Aufsatzes, den Ludwig 2002 und dann wieder 2005 (in seiner Aufsatzsammlung Miscella Neolatina Bd. 3) publiziert hatte. 1999 wurden 130 Nummern aus der Tambacher Bibliothek bei Venator & Hanstein in Köln versteigert, was mich damals sehr erboste:
http://archiv.twoday.net/stories/3560241/
In den 1980er Jahren war die bemerkenswerte Handschriftensammlung der Ortenburger ohne Aufsehen in den Antiquariatshandel gelangt:
http://web.archive.org/web/20131228002040/http://www.histsem.uni-freiburg.de/mertens/graf/privbib.htm
Ludwig ist zuzustimmen, wenn er in der ausführlichen Fassung schreibt, dass durch Auswertung von Lesespuren "rezeptions- und mentalitätsgeschichtliche Einsichten zu erreichen sind, die sonst verschlossen blieben". Zu unterstreichen ist auch der nächste, der Schlusssatz seiner Abhandlung: "Sie machen auch bewußt, wie wichtig es ist, erhaltene Bibliotheken historischer Personen im ganzen auszuwerten und daß durch die Zerstreuung historischer Bibliotheksbestände manche Erkenntnismöglichkeiten unwiederbringlich verloren gehen können" (Miscella III, S. 259). Das ist noch recht zurückhaltend formuliert. Zum Quellenwert von Adelsbibliotheken darf ich auch auf meinen Aufsatz zu oberschwäbischen Adelsbibliotheken hinweisen. Nicht-zensierte Fassung unter
http://hdl.handle.net/10760/7542
Über den Verkauf der Bibeln des Grafen Joachim, die für 5 Mio. DM für das Deutsche Historische Museum erworben wurden, berichtet Walter Fuchs (S. 357-360).
Leider ist dem reichhaltigen Sammelband, einem landesgeschichtliches Standardwerk für die Reichsgrafschaft Ortenburg, kein Register beigegeben.
Update:
http://histbav.hypotheses.org/2373
KlausGraf - am Dienstag, 20. Mai 2014, 04:28 - Rubrik: Landesgeschichte