2006 schrieb ich in meinem Aufsatz über Oberschwäbische Adelsbibliotheken:
"Kaum etwas bekannt ist über die früher bedeutende Bibliothek der Grafen von Königsegg (ehemals in Aulendorf). Man weiß, dass die ehemals Aulendorfer illuminierte Handschrift der Konstanzer Konzilschronik Richenthals zu den bedeutendsten Codices zählt, die sich im Eigentum der New York Public Library befinden, und zwei Wilhelm Werner von Zimmern gehörende Handschriften nach Aulendorf gelangten11. Noch im Familienbesitz in Königseggwald befindet sich eine spätmittelalterliche illuminierte Handschrift desFechtmeisters Hans Talhofer, die für Junker Leutold von Königsegg bestimmt war (Signatur XIX. 17.3)12. Außerdem entdeckt man in einem alten Buch über Adelsbibliotheken einen kurzen Abschnitt: "Die Gräflich Königsegg'sche Domanial-Kanzlei meldete, dass die zu ihrem Ressort gehörige Büchersammlung von Johann Marquard, Freiherr von Königsegg-Aulendorf (+ 1553) gegründet sei, an 6000 Bände aus allen Zweigen der Wissenschaft, namentlich aber der Literatur und Sprachwissenschaft, sowie Geschichte zähle, nicht allgemein benutzt, jedoch auf Nachsuchen jedem Gebildeten geöffnet werde. - Ein paar hundert Mark werden jährlich für Anschaffung verwendet, auch befinden sich hier 29 Wiegendrucke und eine Reihe von Handschriften, die, wie der übrige Bücherbestand in einem grossen Saale untergebracht sind"13. In den Findbüchern des Kreisarchivs Ravensburg zum Archiv der Grafen von Königsegg-Aulendorf sind drei Katalogbände aus der Zeit 1811/1820 (deutsche, lateinische und französische Bücher), angelegt vom Domänenoberinspektor Meinrad Mesner, sowie ein Katalog von 1883 vor allem mit juristischen und Verwaltungsbüchern vertreten14"
11 Wolfgang Irtenkauf: Wilhelm Werner von Zimmern und seine literarische Hinterlassenschaft. In: Hegau 45 (1988), 291-294; Felix Heinzer: Handschrift und Druck im Oeuvre der Grafen Wilhelm Werner und Froben Christoph von Zimmern. In: Gerd Dicke u.a. (Hg.): Die Gleichzeitigkeit von Handschrift und Buchdruck.Wolfenbüttel 2003, 141-166, hier 143f.
12 Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon Bd. 9, 1995, 593.
13 Wilhelm Gröpler: Büchereien mittelbarer Fürsten und Grafen Deutschlands und Oesterreichs [...]. 2. Aufl., Dessau-Leipzig 1891, 21.
14 Nr. 344-346, 503 nach freundlicher Mitteilung des Kreisarchivs Ravensburg.
Ungekürzte Fassung:
http://hdl.handle.net/10760/7542
Druckfassung:
http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:hebis:30-1145481
Über die Geschichte der ehemals Aulendorfer Handschrift der Konzilschronik des Ulrich von Richental hat Thomas Michael Buck in den Schriften des Vereins für die Geschichte des Bodensees 2007 einen eigenen Aufsatz vorgelegt:
http://www.bodenseebibliotheken.de/page?vgeb-j2007-t-A003
Nach Buck S. 11 wurde der berühmte Codex im Mai 1930 bei Karl & Faber angeboten. Literaturangaben und Abbildungsnachweis im Handschriftencensus:
http://www.handschriftencensus.de/8488
Dort erfährt man auch den Katalognachweis: "Karl & Faber, München. Katalog 42, 350 ausgewählte Manuskripte und Bücher, München 1930, Nr. 242." (Leider nicht bei der UB Heidelberg online)
Buck S. 17 bezieht sich auf eine Auskunft von Johannes Graf Königsegg, wonach der Verkauf der Handschrift in den 1930er Jahren gemeinsam mit dem größten Teil des Inventars, der Bibliothek und des gesamten Schlosses erfolgte.
Das in Königseggwald noch befindliche Fechtbuch des Lutold von Königsegg wurde 2010 faksimiliert:
http://www.handschriftencensus.de/20956
https://www.zabern.de/buch/Der_Koenigsegger_Codex/18361
http://www.schwertkampf-ochs.de/dokumente/Fechtbuchverzeichnis_deutsch.pdf
Die in Anm. 11 zitierte Studie Heinzers ist online:
http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/4485/
Das über Kunigunde von Zimmern nach Aulendorf gelangte "Vergänglichkeitsbuch" Wilhelm Werners von Zimmern wurde 1930 für die Donaueschinger Hofbibliothek erworben und befindet sich heute in Stuttgart.
http://www.handschriftencensus.de/7006 mit Link zum Digitalisat der WLB
Dort noch nicht vermerkt die Beschreibung Limbecks, der ich entnehme: "Die Hs. wurde 1930 von der Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibliothek im Austausch gegen Inkunabeln vom Auktionshaus Karl & Faber in München erworben".
http://www.manuscripta-mediaevalia.de/dokumente/html/obj31902756
Bislang nicht bekannt war mir der Bericht des Domäneninspektors Mesmer in den Verhandlungen des Vereins für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben 1846:
http://books.google.de/books?id=qf4qAAAAYAAJ&pg=RA2-PA42
Einen Hinweis darauf hätte ich in Schwenkes Adressbuch 1893 finden können, in dem von 7 Handschriften die Rede ist:
https://archive.org/stream/adressbuchderde00schwgoog#page/n310/mode/2up
S. 44 nennt Mesmer drei Manuskripte der Bibliothek: a) und c) sind gut bekannt: die Richental-Chronik und das Fechtbuch.
Aber was ist mit b): "Ein auf Pergament in lateinischer Sprache geschriebenes, mit schön gemalten Wappen und Anfangsbuchstaben geziertes Manuscript, das den vollständigen Unterricht enthält, den Aeneas Silvius Piccolomini (nachmaliger Papst Pius II.) als Bischof von Trient dem jungen König Ladislaus von Ungarn in allen wissenschaftlichen Fächern von der Grammatik bis zur Theologie hinauf ertheilt hat. Ob dieß Werk je im Druck erschienen ist, bezweifle ich, wenigstens fand ich es noch nicht in den Verzeichnissen der von Aeneas Silvius verfaßten Werke". Ohne dem näher nachgegangen zu sein, würde ich an "De liberorum educatione" denken wollen:
http://www.geschichtsquellen.de/repOpus_01792.html
Dort werden drei Handschriften genannt, die offensichtlich nicht mit der ehemals Aulendorfer identisch sein können.
Die Aulendorfer Bibliothek besaß auch eine frühneuzeitliche Abschrift des Wappenbuchs von Konrad Grünenberg. Sie wird in einer Wiener Festschrift 1882 erwähnt:
http://books.google.de/books?id=2lUMAQAAMAAJ&pg=PT189 (US)
Offenkundig handelt es sich um die von Bernd Konrad in Heraldica nova beschriebene Handschrift Konstanz, Rosgartenmuseum Hs 1971/54.
http://heraldica.hypotheses.org/678
"Sie wurde um 1930 herum durch Bruno Leiner, Konstanz, (Ex Libris) im Kunsthandel Karl & Faber, München erworben (genauer Auktionstermin muss noch festgestellt werden). [...] Als damalige Besitzer machte Walter P. Liesching, Friedrichshafen, je ein Familienmitglied derer von Königsegg-Rothenfels (Band I) und derer von Waldburg-Wolfegg (Band II) wahrscheinlich, deren Wappen jeweils vorn und hinten in der Mitte der Deckel eines der neugefassten Bücher erscheinen (brieflich 5. Februar 2001 an Verfasser dieses Artikels). Sie waren also nicht die Auftraggeber."
Möglicherweise kann man noch weitere Stücke aus der Aulendorfer Bibliothek in Katalogen von Karl & Faber identifizieren.
#forschung
Foto Konrads aus der Konstanzer Grünenberg-Handschrift
"Kaum etwas bekannt ist über die früher bedeutende Bibliothek der Grafen von Königsegg (ehemals in Aulendorf). Man weiß, dass die ehemals Aulendorfer illuminierte Handschrift der Konstanzer Konzilschronik Richenthals zu den bedeutendsten Codices zählt, die sich im Eigentum der New York Public Library befinden, und zwei Wilhelm Werner von Zimmern gehörende Handschriften nach Aulendorf gelangten11. Noch im Familienbesitz in Königseggwald befindet sich eine spätmittelalterliche illuminierte Handschrift desFechtmeisters Hans Talhofer, die für Junker Leutold von Königsegg bestimmt war (Signatur XIX. 17.3)12. Außerdem entdeckt man in einem alten Buch über Adelsbibliotheken einen kurzen Abschnitt: "Die Gräflich Königsegg'sche Domanial-Kanzlei meldete, dass die zu ihrem Ressort gehörige Büchersammlung von Johann Marquard, Freiherr von Königsegg-Aulendorf (+ 1553) gegründet sei, an 6000 Bände aus allen Zweigen der Wissenschaft, namentlich aber der Literatur und Sprachwissenschaft, sowie Geschichte zähle, nicht allgemein benutzt, jedoch auf Nachsuchen jedem Gebildeten geöffnet werde. - Ein paar hundert Mark werden jährlich für Anschaffung verwendet, auch befinden sich hier 29 Wiegendrucke und eine Reihe von Handschriften, die, wie der übrige Bücherbestand in einem grossen Saale untergebracht sind"13. In den Findbüchern des Kreisarchivs Ravensburg zum Archiv der Grafen von Königsegg-Aulendorf sind drei Katalogbände aus der Zeit 1811/1820 (deutsche, lateinische und französische Bücher), angelegt vom Domänenoberinspektor Meinrad Mesner, sowie ein Katalog von 1883 vor allem mit juristischen und Verwaltungsbüchern vertreten14"
11 Wolfgang Irtenkauf: Wilhelm Werner von Zimmern und seine literarische Hinterlassenschaft. In: Hegau 45 (1988), 291-294; Felix Heinzer: Handschrift und Druck im Oeuvre der Grafen Wilhelm Werner und Froben Christoph von Zimmern. In: Gerd Dicke u.a. (Hg.): Die Gleichzeitigkeit von Handschrift und Buchdruck.Wolfenbüttel 2003, 141-166, hier 143f.
12 Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon Bd. 9, 1995, 593.
13 Wilhelm Gröpler: Büchereien mittelbarer Fürsten und Grafen Deutschlands und Oesterreichs [...]. 2. Aufl., Dessau-Leipzig 1891, 21.
14 Nr. 344-346, 503 nach freundlicher Mitteilung des Kreisarchivs Ravensburg.
Ungekürzte Fassung:
http://hdl.handle.net/10760/7542
Druckfassung:
http://nbn-resolving.de/urn/resolver.pl?urn=urn:nbn:de:hebis:30-1145481
Über die Geschichte der ehemals Aulendorfer Handschrift der Konzilschronik des Ulrich von Richental hat Thomas Michael Buck in den Schriften des Vereins für die Geschichte des Bodensees 2007 einen eigenen Aufsatz vorgelegt:
http://www.bodenseebibliotheken.de/page?vgeb-j2007-t-A003
Nach Buck S. 11 wurde der berühmte Codex im Mai 1930 bei Karl & Faber angeboten. Literaturangaben und Abbildungsnachweis im Handschriftencensus:
http://www.handschriftencensus.de/8488
Dort erfährt man auch den Katalognachweis: "Karl & Faber, München. Katalog 42, 350 ausgewählte Manuskripte und Bücher, München 1930, Nr. 242." (Leider nicht bei der UB Heidelberg online)
Buck S. 17 bezieht sich auf eine Auskunft von Johannes Graf Königsegg, wonach der Verkauf der Handschrift in den 1930er Jahren gemeinsam mit dem größten Teil des Inventars, der Bibliothek und des gesamten Schlosses erfolgte.
Das in Königseggwald noch befindliche Fechtbuch des Lutold von Königsegg wurde 2010 faksimiliert:
http://www.handschriftencensus.de/20956
https://www.zabern.de/buch/Der_Koenigsegger_Codex/18361
http://www.schwertkampf-ochs.de/dokumente/Fechtbuchverzeichnis_deutsch.pdf
Die in Anm. 11 zitierte Studie Heinzers ist online:
http://www.freidok.uni-freiburg.de/volltexte/4485/
Das über Kunigunde von Zimmern nach Aulendorf gelangte "Vergänglichkeitsbuch" Wilhelm Werners von Zimmern wurde 1930 für die Donaueschinger Hofbibliothek erworben und befindet sich heute in Stuttgart.
http://www.handschriftencensus.de/7006 mit Link zum Digitalisat der WLB
Dort noch nicht vermerkt die Beschreibung Limbecks, der ich entnehme: "Die Hs. wurde 1930 von der Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibliothek im Austausch gegen Inkunabeln vom Auktionshaus Karl & Faber in München erworben".
http://www.manuscripta-mediaevalia.de/dokumente/html/obj31902756
Bislang nicht bekannt war mir der Bericht des Domäneninspektors Mesmer in den Verhandlungen des Vereins für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben 1846:
http://books.google.de/books?id=qf4qAAAAYAAJ&pg=RA2-PA42
Einen Hinweis darauf hätte ich in Schwenkes Adressbuch 1893 finden können, in dem von 7 Handschriften die Rede ist:
https://archive.org/stream/adressbuchderde00schwgoog#page/n310/mode/2up
S. 44 nennt Mesmer drei Manuskripte der Bibliothek: a) und c) sind gut bekannt: die Richental-Chronik und das Fechtbuch.
Aber was ist mit b): "Ein auf Pergament in lateinischer Sprache geschriebenes, mit schön gemalten Wappen und Anfangsbuchstaben geziertes Manuscript, das den vollständigen Unterricht enthält, den Aeneas Silvius Piccolomini (nachmaliger Papst Pius II.) als Bischof von Trient dem jungen König Ladislaus von Ungarn in allen wissenschaftlichen Fächern von der Grammatik bis zur Theologie hinauf ertheilt hat. Ob dieß Werk je im Druck erschienen ist, bezweifle ich, wenigstens fand ich es noch nicht in den Verzeichnissen der von Aeneas Silvius verfaßten Werke". Ohne dem näher nachgegangen zu sein, würde ich an "De liberorum educatione" denken wollen:
http://www.geschichtsquellen.de/repOpus_01792.html
Dort werden drei Handschriften genannt, die offensichtlich nicht mit der ehemals Aulendorfer identisch sein können.
Die Aulendorfer Bibliothek besaß auch eine frühneuzeitliche Abschrift des Wappenbuchs von Konrad Grünenberg. Sie wird in einer Wiener Festschrift 1882 erwähnt:
http://books.google.de/books?id=2lUMAQAAMAAJ&pg=PT189 (US)
Offenkundig handelt es sich um die von Bernd Konrad in Heraldica nova beschriebene Handschrift Konstanz, Rosgartenmuseum Hs 1971/54.
http://heraldica.hypotheses.org/678
"Sie wurde um 1930 herum durch Bruno Leiner, Konstanz, (Ex Libris) im Kunsthandel Karl & Faber, München erworben (genauer Auktionstermin muss noch festgestellt werden). [...] Als damalige Besitzer machte Walter P. Liesching, Friedrichshafen, je ein Familienmitglied derer von Königsegg-Rothenfels (Band I) und derer von Waldburg-Wolfegg (Band II) wahrscheinlich, deren Wappen jeweils vorn und hinten in der Mitte der Deckel eines der neugefassten Bücher erscheinen (brieflich 5. Februar 2001 an Verfasser dieses Artikels). Sie waren also nicht die Auftraggeber."
Möglicherweise kann man noch weitere Stücke aus der Aulendorfer Bibliothek in Katalogen von Karl & Faber identifizieren.
#forschung
Foto Konrads aus der Konstanzer Grünenberg-Handschrift
KlausGraf - am Montag, 18. August 2014, 17:37 - Rubrik: Kodikologie