Bd. 1 der Curiositäten enthält Wolf Wolfraths Tagebuch und Wiener Turnierbericht 1565:
http://books.google.de/books?id=0_QIAAAAQAAJ&pg=PA24
S. 5 der Vorrede kündigt "Enthüllung merkwürdiger Betrügereien und Täuschungen" an. Nachdem ich http://archiv.twoday.net/stories/96984876/ den Anfang mit der Darstellung von Vulpius-Fälschungen gemacht habe, habe ich in den Bänden gestöbert und stieß auf obige Quelle.
Gerhard Winkler kannte 1980 ( http://archiv.twoday.net/stories/5613023/ ) die Beschreibung des Turniers, das 1560, nicht 1565 stattgefunden hat, nur aus der Zeitschrift Austria. Trotz Bemühungen hätte die Beschreibung nicht aufgefunden werden können:
http://www.landesmuseum.at/pdf_frei_remote/WM_1_0105-0120.pdf
Das wundert ja nicht, da Vulpius auch diesen Text erfunden hat.
Wenn ich nichts übersehen habe, hat niemand der vielen Autoren, die diese Quelle benutzt haben, einen Fälschungsverdacht geäußert:
https://www.google.de/search?q=%22wolf%20wolfrath%22&tbm=bks
Der Text beginnt:
Ich war siebenzehn und ein halbes Jahr alt, als mein gestr. Herr Jost von Neydeck zu meiner Mutter sprach: Frau Elsbeth, es ist euer Sohn nun herangewachsen und hat mancherlei Dinge gelernt, die ihn wohl in der Welt fortbringen werden. Er kann leidlich schreiben, ein wenig Latein, kann singen und die Harfe spielen, und ich meine daher, es sey wohlgethan ihn an einen Hof zu bringen. Denn was soll er länger hier thun? Auch werde ich älter, und weiß nicht, wie's meine Nachkommen mit ihm halten wollen.
Eigentlich hätte bereits danach klar sein können, dass so eigentlich kein authentisches Selbstzeugnis des 16. Jahrhunderts beginnt.
Möchte vielleicht der Direktor des Haus-, Hof- und Staatsarchivs, regelmäßiger Leser dieses Weblogs, die Echtheit des Textes verteidigen? Oder sonstwer vom archivischen Fußvolk? Oder vielleicht wurde der Text längst als Fälschung erwiesen, ohne dass dies rezipiert wurde?
Nachtrag: In Uhlands Briefwechsel fällt immerhin das Adjektiv "verdächtig":
http://archive.org/stream/briefwechsel03uhlauoft#page/96/mode/2up
http://archive.org/stream/briefwechsel03uhlauoft#page/84/mode/2up
Die Heidelbergischen Jahrbücher lobten dagegen noch 1811 die hinreißende Lebendigkeit der Schilderung:
http://books.google.de/books?id=j55NAAAAcAAJ&pg=PA958
Claudius Sittig, Archivalia-Lesern durch http://archiv.twoday.net/stories/29760027/
bekannt, nannte 2010 (Kulturelle Konkurrenzen S. 277 Anm. 110) den erfundenen Autor nach Barthold 1848:
http://www.google.de/books?jtp=64&id=W1QHAAAAQAAJ&pg=PA64
Bericht über die Hochzeit Johanns des Beständigen in Torgau. Curiositäten IV, 163 ff. Sicher nicht von Spalatins Hand (dieser war noch zu jung), wie Vulpius sagt:
http://books.google.de/books?id=yWswAAAAYAAJ&pg=RA1-PA175
Ob die Festbeschreibung von Beust 1797 die Vorlage war? Die Angaben gehen jedenfalls auf einen zeitgenössischen Bericht zurück, der zitiert und verwertet ist im Aufsatz von Burkhardt 1894:
http://archive.org/stream/neuesarchivfur15sach#page/282/mode/2up
[Zum Text siehe jetzt die Stellungnahme von Riecke:
http://archiv.twoday.net/stories/97000117/ ]
Höchst verdächtig die angebliche Schrift des Andreas Hase
http://books.google.de/books?id=yWswAAAAYAAJ&pg=RA1-PA399-IA1
Sie wird nur zitiert, soweit ich sehe in
http://books.google.de/books?id=wmtAAAAAIAAJ&pg=PA6
Sicher gefälscht Meinhard Schwalinger Cur. III, 398ff.
http://books.google.de/books?id=IH85AAAAcAAJ&pg=PA398
Auf diese Quelle fiel z.B. herein Matthias Beer, Eltern und Kinder ... (1990), siehe Register. Weitere Rezeption:
https://www.google.de/search?tbm=bks&q=meinhard+schwalinger
Der Roman Nagels "Georg von Frundsberg und sein Waffengefährte Meinhard Schwalinger von Memmingen. Historisch romantisches Kriegs- und Familiengemälde aus den letzten Zeiten des Ritterthums" (1831) nach dieser Quelle kann via Nationallizenz gelesen werden, vgl. auch
http://www.uibk.ac.at/germanistik/histrom/cgi/wrapcgi.cgi?wrap_config=hr_bu_all.cfg&nr=80300
Sodann erfunden Fritz Schicker Cur. II, S. 365ff.
http://books.google.de/books?id=1-saAAAAYAAJ&pg=PA365
was Beer loc. cit. nicht abgehalten hat, den Text zu verwerten (S. 90). Die Elslein-Geschichte ist gar zu verdächtig. Rezeption:
https://www.google.de/search?&q=%22fritz%20schicker%22&&tbm=bks
[Es handelt sich um einen Bericht vom Konstanzer Reichstag 1507. Angeregt worden sein könnte Vulpius vom Bericht des sächsischen Hofdiensters Karl, der mit Georg von Sachsen in Konstanz war, handschriftlich in der Würzburger Ratschronik, abgedruckt von Judith Rützel, Mfrk. Jb. 1997, S. 72-75. Ein Zeitgenosse hätte sicher nicht auf die Erwähnung der Totenfeier vom Maximilians Sohn verzichtet. Zum Konstanzer Reichstag siehe jüngst Buck (PDF). Ein Teilnehmerverzeichnis des Requiems übrigens in Anna Reitmors Cgm 929, Bl. 19-22v: http://www.archive.org/stream/diechronikender02kommgoog#page/n488/mode/2up ]
Fortsetzung:
http://archiv.twoday.net/stories/96986259/
http://books.google.de/books?id=0_QIAAAAQAAJ&pg=PA24
S. 5 der Vorrede kündigt "Enthüllung merkwürdiger Betrügereien und Täuschungen" an. Nachdem ich http://archiv.twoday.net/stories/96984876/ den Anfang mit der Darstellung von Vulpius-Fälschungen gemacht habe, habe ich in den Bänden gestöbert und stieß auf obige Quelle.
Gerhard Winkler kannte 1980 ( http://archiv.twoday.net/stories/5613023/ ) die Beschreibung des Turniers, das 1560, nicht 1565 stattgefunden hat, nur aus der Zeitschrift Austria. Trotz Bemühungen hätte die Beschreibung nicht aufgefunden werden können:
http://www.landesmuseum.at/pdf_frei_remote/WM_1_0105-0120.pdf
Das wundert ja nicht, da Vulpius auch diesen Text erfunden hat.
Wenn ich nichts übersehen habe, hat niemand der vielen Autoren, die diese Quelle benutzt haben, einen Fälschungsverdacht geäußert:
https://www.google.de/search?q=%22wolf%20wolfrath%22&tbm=bks
Der Text beginnt:
Ich war siebenzehn und ein halbes Jahr alt, als mein gestr. Herr Jost von Neydeck zu meiner Mutter sprach: Frau Elsbeth, es ist euer Sohn nun herangewachsen und hat mancherlei Dinge gelernt, die ihn wohl in der Welt fortbringen werden. Er kann leidlich schreiben, ein wenig Latein, kann singen und die Harfe spielen, und ich meine daher, es sey wohlgethan ihn an einen Hof zu bringen. Denn was soll er länger hier thun? Auch werde ich älter, und weiß nicht, wie's meine Nachkommen mit ihm halten wollen.
Eigentlich hätte bereits danach klar sein können, dass so eigentlich kein authentisches Selbstzeugnis des 16. Jahrhunderts beginnt.
Möchte vielleicht der Direktor des Haus-, Hof- und Staatsarchivs, regelmäßiger Leser dieses Weblogs, die Echtheit des Textes verteidigen? Oder sonstwer vom archivischen Fußvolk? Oder vielleicht wurde der Text längst als Fälschung erwiesen, ohne dass dies rezipiert wurde?
Nachtrag: In Uhlands Briefwechsel fällt immerhin das Adjektiv "verdächtig":
http://archive.org/stream/briefwechsel03uhlauoft#page/96/mode/2up
http://archive.org/stream/briefwechsel03uhlauoft#page/84/mode/2up
Die Heidelbergischen Jahrbücher lobten dagegen noch 1811 die hinreißende Lebendigkeit der Schilderung:
http://books.google.de/books?id=j55NAAAAcAAJ&pg=PA958
Claudius Sittig, Archivalia-Lesern durch http://archiv.twoday.net/stories/29760027/
bekannt, nannte 2010 (Kulturelle Konkurrenzen S. 277 Anm. 110) den erfundenen Autor nach Barthold 1848:
http://www.google.de/books?jtp=64&id=W1QHAAAAQAAJ&pg=PA64
Bericht über die Hochzeit Johanns des Beständigen in Torgau. Curiositäten IV, 163 ff. Sicher nicht von Spalatins Hand (dieser war noch zu jung), wie Vulpius sagt:
http://books.google.de/books?id=yWswAAAAYAAJ&pg=RA1-PA175
Ob die Festbeschreibung von Beust 1797 die Vorlage war? Die Angaben gehen jedenfalls auf einen zeitgenössischen Bericht zurück, der zitiert und verwertet ist im Aufsatz von Burkhardt 1894:
http://archive.org/stream/neuesarchivfur15sach#page/282/mode/2up
[Zum Text siehe jetzt die Stellungnahme von Riecke:
http://archiv.twoday.net/stories/97000117/ ]
Höchst verdächtig die angebliche Schrift des Andreas Hase
http://books.google.de/books?id=yWswAAAAYAAJ&pg=RA1-PA399-IA1
Sie wird nur zitiert, soweit ich sehe in
http://books.google.de/books?id=wmtAAAAAIAAJ&pg=PA6
Sicher gefälscht Meinhard Schwalinger Cur. III, 398ff.
http://books.google.de/books?id=IH85AAAAcAAJ&pg=PA398
Auf diese Quelle fiel z.B. herein Matthias Beer, Eltern und Kinder ... (1990), siehe Register. Weitere Rezeption:
https://www.google.de/search?tbm=bks&q=meinhard+schwalinger
Der Roman Nagels "Georg von Frundsberg und sein Waffengefährte Meinhard Schwalinger von Memmingen. Historisch romantisches Kriegs- und Familiengemälde aus den letzten Zeiten des Ritterthums" (1831) nach dieser Quelle kann via Nationallizenz gelesen werden, vgl. auch
http://www.uibk.ac.at/germanistik/histrom/cgi/wrapcgi.cgi?wrap_config=hr_bu_all.cfg&nr=80300
Sodann erfunden Fritz Schicker Cur. II, S. 365ff.
http://books.google.de/books?id=1-saAAAAYAAJ&pg=PA365
was Beer loc. cit. nicht abgehalten hat, den Text zu verwerten (S. 90). Die Elslein-Geschichte ist gar zu verdächtig. Rezeption:
https://www.google.de/search?&q=%22fritz%20schicker%22&&tbm=bks
[Es handelt sich um einen Bericht vom Konstanzer Reichstag 1507. Angeregt worden sein könnte Vulpius vom Bericht des sächsischen Hofdiensters Karl, der mit Georg von Sachsen in Konstanz war, handschriftlich in der Würzburger Ratschronik, abgedruckt von Judith Rützel, Mfrk. Jb. 1997, S. 72-75. Ein Zeitgenosse hätte sicher nicht auf die Erwähnung der Totenfeier vom Maximilians Sohn verzichtet. Zum Konstanzer Reichstag siehe jüngst Buck (PDF). Ein Teilnehmerverzeichnis des Requiems übrigens in Anna Reitmors Cgm 929, Bl. 19-22v: http://www.archive.org/stream/diechronikender02kommgoog#page/n488/mode/2up ]
Fortsetzung:
http://archiv.twoday.net/stories/96986259/
KlausGraf - am Montag, 2. April 2012, 01:48 - Rubrik: Geschichtswissenschaft