Allgemeines
Architekturarchive
Archivbau
Archivbibliotheken
Archive in der Zukunft
Archive von unten
Archivgeschichte
Archivpaedagogik
Archivrecht
Archivsoftware
Ausbildungsfragen
Bestandserhaltung
Bewertung
Bibliothekswesen
Bildquellen
Datenschutz
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
null

 
Wohl alle frühneuzeitlichen Handschriften zur Geschichte der Reichsturniere dürften auf Georg Rüxners 1530 erstmals erschienenes Turnierbuch zurückgehen.

Bekannt ist, dass ein namentlich nicht bekannter Illuminist vermutlich in Heilbronn Auszüge aus dem Rüxnerschen Turnierbuch angefertigt und in farbenfrohe Bilder umgesetzt hat. Seine Serienproduktion firmiert als "Kraichgauer Turnierbuch", als Faksimile des Cod. Ross. 711 der Vaticana (für die Herren von Helmstatt) herausgegeben von Lotte Kurras 1983 (Das Turnierbuch der Kraichgauer Ritterschaft, und nochmals 1996: Das große Buch der Turniere, in reduzierter Form). Die fünf Kurras bekannten Handschriften wurden vor allem für Mitglieder der Familien Helmstatt und Gemmingen erstellt, nur das Pommersfeldener Exemplar (Schlossbibliothek Hs. 123 olim 2734, siehe Lotte Kurras in: Die Grafen von Schönborn (1989), S. 496f. Nr. 377) für den Deutschordenskomtur Carl von Wolckenstein.

[Zu Heid. Hs. 58 ohne ausgemalte Wappen:
http://archiv.twoday.net/stories/97008625/

Zu den Handschriften des Kraichgauer Turnierbuchs
http://archiv.twoday.net/stories/948995596/ ]

Es dürfte daneben noch eine ganze Reihe unerschlossener frühneuzeitlicher Handschriften zu den Turnieren auf Rüxner-Basis geben. Zwei habe ich 2008 mitgeteilt ( http://archiv.twoday.net/stories/5059380/ ).

Bearbeitung des Turnierbuchs in Gießen, UB, Hs. 284

Eine mit vielen Wappen illustrierte Neubearbeitung, gewidmet Kurfürst Ludwig von der Pfalz, liegt in Gießen (Hs. 284).

Katalog Adrian S. 90f.
http://geb.uni-giessen.de/geb/volltexte/2006/3169/


Olaf Schneider von der UB Gießen hat sich am 18. Juli 2008 viel Arbeit für mich gemacht, ohne dass ich bislang dazu gekommen bin, seine Mitteilung zu verwerten, was hiermit mit herzlichem Dank nachgeholt sei:

"Wie Sie in "Archivalia" schreiben (so auch Adrian), ist die Handschrift Kurfürst Ludwig von der Pfalz gewidmet. Es handelt sich um den VI. Damit wäre bereits ein Rahmen für die Datierung gegeben, nämlich 1576-1583. Auch weitere Familienmitglieder sind in diesem Zusammenhang in der Widmung genannt: Herzog Johann Kasimir (1543-1592) und Reichard von Pfalz-Simmern (1521-1598). So böte die Herrschaftszeit Ludwigs den Rahmen für die Datierung, doch ganz so einfach ist es nicht.

Denn prüft man den Text der Vorrede (fol. 2r bis 5r), die auch Rüxner erwähnt, einmal genauer, so ist dieser nahezu identisch mit der Vorrede der Druckausgabe des "Thurnierbuches" in der späteren Fassung von Feyerabend (Frankfurt) 1578 (= VD 16-R3545). (Die Passagen zu Rüxner sind in der Handschrift unterstrichen sowie mit einem Zeichen am Rand versehen.) Auch das Titelblatt der Handschrift (fol. 1r) orientiert sich an dieser Druckausgabe. (Auf fol. 1v befindet sich ein erstes Wappen.) Der handschriftliche Text verwendet Kürzungszeichen und enthält Korrekturen (teilweise trug man weiße Farbe auf wohl unerwünschte Stellen auf, die man dann überschrieb). Was gegenüber dem Druck jedoch ausgelassen wurde, sind jedwede Bezüge auf Drucker und Druckort. Dies gilt sowohl für das Titelblatt als auch für die Vorrede. Deren Text endet mit "... dem Allmechtigen Gott vndertheniglich befehlen". Es fehlt: "Geben zu Franckfurt/ den 20. Feb. 1578 ... Sigmund Feyerabend."

An die Vorrede schließt sich dann das Gedicht Hartmann Schoppers (vgl. u.a. ADB 32, S. 372f.) an (fol. 5v bis 6r), das sich ebenfalls in der Druckfassung Feyerabends von 1578 findet und auch schon in dessen Fassung von 1566. (Schopper stand in enger Beziehungen zum Buchdrucker Feyerabend und hielt sich längere Zeit in Frankfurt auf.) Beim "Eingang" werden in der Handschrift dann die ersten Seiten der Druckfassung ausgelassen, in denen Rüxner zu Wort kommt. Die Handschrift fährt vielmehr fort mit (fol. 6v): "Wie Keyser Heinrich der Erst Bottschaft aussschickt vnd sich wider die vngläubigen rüst." Von den 38 Turnieren der Druckfassung folgen nun die ersten achtzehn Turniere. Damit endet die Handschrift. Ihre große Besonderheit gegenüber dem Druck sind die zahlreichen auffälligen Wappen, die ich allerdings nicht mehr genau mit Feyerabends Fassung verglichen habe. Diese Wappen sind zunächst auf dem Papier vorgezeichnet und dann farbig ausgemalt worden. Das gilt jedoch beileibe nicht für alle. Bei manchen fehlt die Ausmalung, bei anderen ist nur der Rahmen des Wappenschildes vorhanden, der graphisch jedoch nicht mehr gefüllt wurde. Die Handschrift blieb unvollendet. Von der frühen Provenienz fehlt jede Spur. Bekannt ist nur (so ja auch Adrian), dass sie aus der Bibliothek Heinrich Christian Senckenbergs (1704-1768, ein Bruder Johann Christians) durch die Schenkung seines Sohnes Renatus Carl (1751-1800) an die Universitätsbibliothek Gießen gelangte. Wie genau Senckenberg das Stück erwarb, ist bislang nicht geklärt.

Die Angaben Adrians zur Handschrift sind also nicht in allem zutreffend, was aber auch für andere seiner Handschriftenbeschreibungen gilt.

Die Handschrift gehört damit wohl ins letzte Viertel des 16. Jahrhunderts (ab 1576), vielleicht noch in die Lebenszeit Ludwigs. Nicht auszuschließen ist aber, dass sie noch etwas später entstand. Sie ist in einen einfachen Pergamenteinband (ohne Holzdeckel) gebunden. Zwar könnte man sie für eine Vorabfassung des Feyerabend-Druckes halten, wahrscheinlicher aber scheint mir, dass es sich um eine persönliche Bearbeitung/Fassung einer oder mehrerer Personen (Schreiber, Graphiker etc.) bzw. eine Auftragsarbeit handelt, die sich den Feyerabend-Druck zur Vorlage nahm. Vielleicht befindet sich auch an einem anderen Ort noch ein zweiter Band mit den fehlenden Turnieren."

[Zur Provenienz Schilter/Simon
http://archiv.twoday.net/stories/985928629/ ]

***

Theatrum Germanicae Nobilitatis

Unter diesem Titel überliefert LB Stuttgart Cod. hist. fol. 473 II, S. 1-62 ein alphabetisches Register zu Rüxners Turnierbuch, geschrieben von dem bekannten Zwiefalter Mönch Stephan Bochenthaler in Mariaberg 1643 (Katalog von Heyd). Das gleiche Werk ist auch in der Universitätsbibliothek Tübingen, Md 15, vorhanden (15./16. Jh.):
http://www.hmml.org/ research06/catalogue/detail.asp?MSID=73323

Das Werk ist im Tübinger Katalog nicht identifiziert (daher auch fehldatiert) und es fehlt auch die bei HMML angegebene:Titelformulierung
http://www.inka.uni-tuebingen.de/cgi-bin/msst?idt=15&form=lang
ebenso inhaltsarm der alte Katalog Kellers
http://idb.ub.uni-tuebingen.de/diglit/MhIII118-1/0845
Heyds Stuttgarter Katalog:
http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/content/pageview/264993

***

Ziemlich ahnungslos wird das handschriftliche Turnierbuch 935-1457 (ohne Signatur?) der Bibliothek der Humboldt-Universität Berlin in das 15./16. Jahrhundert datiert:

http://www.manuscripta-mediaevalia.de/dokumente/html/obj31000006,T

"Auf der äußeren Blatthälfte sind die bunt ausgemalten Wappen, auf der inneren stehen die Namen der Ritter. Wie der Namenszug Blehsen auf dem Titelblatt und dem Innendeckel ausweist, befand sich die Handschrift ursprünglich im Besitz des Zisterzienser-Klosters in Blesen (bei Posen), das 1836 durch Preussen mit zahlreichen anderen Klöstern in diesem Raum säkularisiert wurde."

Der kodikologisch ausgesprochen laienhafte Aufsatz von Laminski, Adolf & Peschke, Elke-Barbara: Wiederentdeckte Handschriften
in der Universitätsbibliothek Berlin in: Scrinium Berolinense (2000), S. 471-475, hier S. 474f. bringt außer einer schlechten Abbildung nur noch den Titel: "HASTILVDIA seu TORNEAMENTA Nobilitatis Germanicae. Anno Christi 935 introducta numero Triginta sex, ? temporibus usque in annum 1457 Peracta, cum Nobilum Equitum, in his concertantium, insigniis, coloribus debitis distinctis". Statt 1457 dürfte 1487 zu lesen sein, und der Schriftcharakter (laut Abbildung) stellt den Codex frühestens in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts oder ins das 17. Jahrhundert.

Die Bibliothek weigerte sich, außer dem Hinweis auf den soeben zitierten schlechten Aufsatz Näheres zur Handschrift mitzuteilen. Der Leiter der Bibliothek Degkwitz fand das ganz in Ordnung.

[Digitalisat der Handschrift und ein Aufsatz von 2004 nachgewiesen unter http://archiv.twoday.net/stories/572464101/ ]

***

Nachträge:

Im Handel befindet sich auch 2012 eine zweibändige Handschrift des Rüxnerschen Turnierbuchs
http://archiv.twoday.net/stories/5789575/
http://commons.wikimedia.org/wiki/Category:R%C3%BCxners_Turnierbuch_(Abschrift_17._Jh.)

***

Hessisches Staatsarchiv Darmstadt C 1 D Nr. 91. HADIS-Eintrag:

"Wappen- und Turnierbuch, mit einer Zusammenstellung der zumeist kolorierten Wappen von adeligen Teilnehmern der (angeblich) zu Magdeburg 938, zu Rothenburg ob der Tauber 942, zu Konstanz 948, zu Merseburg 968, zu Braunschweig 996 und zu Trier 1019 abgehaltenen Turniere"
Laufzeit [um 1650]
ab 1803 Bodmann Habel Nr. 26

[ http://www.hadis.hessen.de/hadis-elink/HSTAD/C%201%20D/Findbuch.pdf ]

***

Studt (FS Zotz 2009) weist S. 380 Anm. 27 in der 1580 datierten illustrierten Pariser Handschrift Ms. allemand 86, Bl. 57r-191r eine Abschrift des Turnierbuchs Rüxners nach:
http://archiv.twoday.net/stories/5799510/

***

Staatsarchiv Bamberg, GHAP Nr. 4154
Georg Rixner, Caduceator Kaiser Maximilians I., Turnierbuch, 1578 - Folioband, 89 Bl.
Enthält: Regeln für das Turnier; Teilnehmer an Turnieren; Namenslisten
1578
http://www.gda.bayern.de/findmittel/pdf/staba_ghap_001_2010.pdf

***

Jeremias Schemels Turnierbuch um 1570
Harnisch Heinrichs I. und die Mauerkirchener Reiter
Wien Cod. ser. n. 12756
http://archiv.twoday.net/stories/120175110/

***

Handschrift des 17. Jh., angeboten 1881
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/heberle1881_05_12/0206

***

Handschrift in der British Library London

"ACCOUNT Of the Tournaments held at Nuremberg, by the Emperors of Germany and other Princes, as well as by the inhabitants, from 1198 to 1561, in German; illustrated with numerous colored shields of arms and figures of armed knights. The contents are :- Notice of the first Tournament in Germany, celebrated by the Emperor Henry I. at Magdeburgh, in 933, f. 1 ;-Account of the first Tournament at Nuremberg, celebrated by the Emperor Henry VI. in 1198 ; including the names of the Princes, Counts, and Barons who were present, and a description of the dances and the banquet, ff. 3-37 ;-Briefer accounts of the Tournaments held in 1284, 1298, 1329, 1361, 1364, 1380, and 1388, fr. 38- 44 b.;-Tournaments held in 1401, 1434, 1437, 1440, and 1441, ff. 45-60 b. ; -Joust held by the principal inhabitants of Nuremberg and its vicinity, in 1446, with representations of the knights encountering on horseback, ff. 61- 116;-Notice of the Tournament held in 1450, f 117;-The Tournament held by Albert, Margrave of Brandenburgh, in 1454; with representations of the heralds, musicians, jesters, and others assisting in the lists; and figures of the winners of the four prizes, mounted, fF. 117 b.-131 ;-Jousts and entertainments in the years 1485-1532, ff. 132-154;-Joust held by the in. habitants of Nuremberg, on occasion of the marriage of Barnabas Pömer in the year 1538; comprising a poem on the subject, by Hans Sachs, and a representation of Joachim Pömer, armed, on horseback, ff. 154 b.-162; -Jousts in 1539, 1546, and 1561, with figures of the knights, fr. 164-176; -Collection of Ordinances respecting the dances held at the Rath-haus, 1545-1556, ff. 177-182 b. ;-Some shields of arms to be substituted for those previously drawn, f. 183. Written in the early part of the xviiith century. Folio. [15,683.]
Collection Area: Western Manuscripts
Reference: Add MS 15683"

Keineswegs das einzige handschriftliche Nürnberger Turnierbuch. Als Rüxner-Rezeption sind alle jene Turnierbücher zu werten, die das fiktive Turnier von 1198 und gegebenenfalls spätere fiktive Nürnberger Turnier enthalten. Radlmaier, Handschriften der Welser S. 220 nennt GNM Merkel Hs. 2° 928 (17. Jh.), S. 222 das Schembart-Buch ebd. 2° 271 mit einem Teil zu den Nürnberger Turnieren ab 1198.

***

Cod. I.7.2°2 der UB Augsburg überliefert das Rüxnersche Turnierbuch in einer auszugsweisen Abschrift mit Wappen, 1643

http://archiv.twoday.net/stories/233330559/

***

Rüxner via Moscherosch in einer Klagenfurter Handschrift rezipiert

http://archiv.twoday.net/stories/1022460813/

#forschung

#fnzhss



http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Kraichgauer_turnierbuch_pommersfelden.jpg
Emma (Gast) meinte am 2014/03/05 11:08:
Turnierbuch der Freiherrlichen Familie von Gemmingen-Michelfeld
Stargardt-Auktion 700, Nr. 1180: http://www.stargardt.de/download/file/700/VI_Geschichte.pdf
S. 546: "Das Archiv der Freiherren von Gemmingen ist in das Verzeichnis national wertvoller Archive aufgenommen; die Handschrift darf daher nicht aus Deutschland ausgeführt werden." 
 

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma