Eine Mystifikation zu Hieronymus Baldung und die Hofbibliothek des Großherzoglichen Hauses Luxemburg
In den Nassauischen Annalen 1859 fand ich den Hinweis auf eine merkwürdige Handschrift, ehemals in der Kabinettbibliothek des Großherzogs von Nassau:
http://archive.org/stream/NassauischeAnnalenJahrbuchDesVereinsFrNassauischeAltertumskundeUnd/Nassauer_Annalen_6#page/n399/mode/2up
Angeblich handelt es sich um ein für König Adolf von Nassau von seinem Arzt Dr. med. Hieronymus Baldung verfasstes kleines lateinisches Gebetbuch. Nun lebte aber Dr. med. Hieronymus Baldung um 1500 und nicht um 1300, der Eintrag kann also überhaupt nicht stimmen. Doch nicht nur der spätere Eintrag von 1591, auch der Inhalt und die Widmung bezieht sich auf den König. Ist es womöglich eine Fälschung des 19. Jahrhunderts?
Nach Auskunft der LB Wiesbaden wurde 1934 die nassauische Hofbibliothek zum größten Teil nach Schloss Berg in Luxemburg verbracht.
Zu dieser Bibliothek gibt es zwei Wiesbadener Ausstellungskataloge:
En hommage à ... = mit Widmung für ... : Bücher aus der Großherzoglichen Hofbibliothek Schloss Berg, Luxemburg, gewidmet den Herrschern und Herrscherinnen der Häuser Nassau-Weilburg und Luxemburg ; Ausstellungskatalog / [ Exposition et catalogue: Gast Mannes]. Wiesbaden, 2001
Nassau oblige : Musicalia aus der Großherzoglichen Hofbibliothek Schloß Berg gewidmet den Herrschern und Herrscherinnen der Häuser Nassau und Luxemburg; eine Ausstellung der Hessischen Landesbibliothek Wiesbaden in Zusammenarbeit mit Pierre Even ; Hessische Landesbibliothek Wiesbaden ; 4. September bis 19. November 2008 / [Ausstellung und Begleitkatalog: Pierre Even. Unter Mitarb. von Gast Mannes] Wiesbaden : Hessische Landesbibliothek, 2008
Im Netz finde ich zu dieser ehemals deutschen Adelsbibliothek:
http://lb.wikipedia.org/wiki/L%C3%ABtzebuerger_Haffbiblioth%C3%A9ik
http://web.archive.org/web/20081204111031/http://www.land.lu/html/dossiers/dossier_drecker/bibliotheikhaff_210700.html
Der Bibliothekar von Schloss Berg, Gast Mannes, schätzt den Umfang der Hofbibliothek auf 30 000 Bücher. [...]
Die Hofbibliothek von Schloss Berg geht auf die Büchersammlung von Herzog Adolph von Nassau-Weilburg (1817-1905) zurück. Als Adolph 1890 Großherzog von Luxemburg wurde, blieben seine Bücher auf Schloss Bieberich, er ließ aber hierzulande weiter sammeln. 1934 kamen auch die Biebericher Bestände nach Schloss Berg.
Folglich stammt das Gros der Bücher aus dem 19. und 20. Jahrhundert, mit einem Schwerpunkt auf der Geschichte der Nassauer Dynastie. Der Jäger und Reiter Adolph interessierte sich unter anderem für Pferdebücher, gut vertreten sind aber auch Belletristik, Musikwerke, Hebraica, Kunsteinbände und Widmungsexemplare. Neben Adolph genoss auch Prinz Felix (1893-1970), der Gemahl von Großherzogin Charlotte, den Ruf des Bibliophilen.
In den letzten Jahrzehnten kaufte die Hofbibliothek systematisch sämtliche Luxemburgensia. Die Sammlung wird aber auch durch Nachkäufe von Werken aus dem 16. bis 18. Jahrhundert und sogar einzelne Inkunabeln ergänzt
In Berlin wird von den Großherzoglichen Sammlungen derzeit die Silberkammer des Hauses gezeigt:
http://www.wort.lu/de/view/berliner-ausstellung-silberkammer-der-luxemburger-dynastie-feierlich-eroeffnet-4f978c7ae4b01701472f8af8
Als Monarchie pflegt Luxemburg offenbar noch die adelige Verewigungsform des Fideikommisses:
Die Sammlung selbst ist einzigartig in der luxemburgischen Kunstwelt. Die meisten Goldschmiedearbeiten in der Silberkammer gehören zum Fideikomiss. Die Kunstwerke haben bis heute die originale Funktion behalten, nämlich die Darstellung der Monarchie. Größtenteils handelt es sich um Tafelsilber, das die Geschichte der fürstlichen Familie Nassau-Weilburg und auch die des Hauses Nassau im Ganzen spiegelt.
Historischer Wert
Geprägt wurde die Goldschmiedesammlung von den Residenzorten der Familie. Sie zeugen aber auch von öffentlichen und politischen Ereignissen wie Kriegen oder der Säkularisation, durch deren Folgen 1803 das Trierer Silber an Nassau-Weilburg fiel. Auch Änderungen im Status des Herrschers und seines Landes kann man am Wappen oder der Krono, welche die Teile zieren, ablesen. Aus kunstgeschichtlicher Sicht sind die stilistischen Hauptströmungen seit der Renaissance vertreten.
Der historische Wert der Silberkammer blieb lange Zeit verborgen, da geschichtliche Details nur mündlich von einem Kammerverwalter zum nächsten überliefert wurden. Mit dem Amtsantritt von Großherzog Henri und Großherzogin Maria Teresa wurde zum ersten Mal aber eine Konservatorin mit der wissenschaftlichen Betreuung der Silberkammer sowie der anderen großherzoglichen Sammlungen beauftragt.
Trierer Säkularisationsgut gehört nach den Grundsätzen des Baden-Gutachtens dem Land Hessen als Rechtsnachfolger der preussischen Provinz Nassau.
Update: Gast Mannes schrieb mir am 24. Mai 2012: "leider muss ich Ihnen mitteilen, dass es mir trotz intensivster Nachforschung nicht gelungen ist, die Baldung-Handschrift in der Großherzoglichen Biblikothek ausfindig zu machen".
Dr. Degreif vom Wiesbadener Hauptstaatsarchiv teilte mit: "Die fragliche Handschrift „Libellus precationum pro victoria obtinenda, …“ befindet sich im Nassauischen Hausarchiv. Die hiesige
Signatur lautet: Abt. 130 II Nr. 3081."
Zur Bibliothek schrieb mir Gast Mannes am 12.6.2012: "Was die Bibliothek betrifft, kann ich heute sagen, dass sie ca. 50.000 Einheiten umfasst, darunter auch Tausende von Bänden aus dem 18. Jahrhundert. Die Inkunabeln wurden nicht angekauft, sondern stammen aus dem Altbesitz. Es stimmt auch nicht ganz, dass sämtliche Luxemburgensia nachgekauft wurden, sondern nur eine beträchtliche Anzahl. Darüber hinaus gibt es noch 2 Publikationen, in denen die Bibliothek zum Teil dargestellt wird:
Mannes, Gast: Le Grand Ouvrage : description de l’Égypte, ou, recueil des observations et des recherches qui ont été faites en Égypte pendant l’expédition de l’armée française, publié par les ordres de Sa Majesté l’Empereur Napoléon Le Grand : la Bibliothèque Grand-Ducale en visite à la Bibliothèque nationale : exposition à la Bibliothèque nationale de Luxembourg, du 12 décembre 2003 au 31 mars 2004 / [Réd. du catalogue et commissaire de l’exposition:] Gast Mannes ; [photogr.:] Marcel Strainchamps. Luxembourg : Bibliothèque nationale, 2003, Luxembourg, Impr. Centrale, 268 p.
Mannes, Gast: Nassau und seine Bäder in der Zeit um 1840 : das Widmungsexemplar "The Brunnens of Nassau and the River Lahn" von George Barnard an Herzog Adolph zu Nassau / hg. von Gast Mannes, [Nassauische Sparkasse] ; unter Mitarb. von Martina Bleymehl-Eiler, Paul-Georg Custodis, Pierre Even, ...[et al.] ; [trad. Sandra Schmit ; Fotos Bibliothèque nationale de Luxembourg (Marcel Strainchamps)] ; Wiesbaden : Nassauische Sparkasse ; [S.l.] : G. Mannes, 2005, Mainz-Kastel, Druckerei Zeidler, 207 p.
Auch arbeite ich zur Zeit an einer ausführlichen Darstellung der Bibliothek, deren Herausgabe für 2014 geplant ist."
Am 9.7.2012 schrieb mir Dr. Degreif:
"Die Handschrift [Libellus precationum pro victoria obtinenda quo usus est (sed parum foeliciter)
Rex Romanorum Adolphus, Comes de Nassau] befindet sich in einer Überfallsmappe aus braunem Kalbsleder über Pappdeckel in Kopertenform. Streicheisenlinien rahmen die Deckelfläche
ein, wobei das Mittelfeld in Rauten unterteilt ist. In die Rauten sind kleine dekorative Blindstempel eingefügt. Die Schließung der Mappe erfolgte durch ein heute fehlendes Lederband.
Insgesamt besteht die in dem Format klein Oktav gehaltene Handschrift aus 13 Blatt Pergament. Davon enthalten 11 Blatt den ursprünglichen Text. Vorgeheftet ist ein Blatt (recto/verso
beschrieben) mit dem Titel und dem Datum der Abschrift [Stephanus Braun ab Itzstein Sacrae
Caesarea Majestatis familiaris at consiliarius Moguntinus ex relatione agnatorum pro memoria
pii Regis et Titulo libelli scripsit. Anno 1591]. Auf der Rückseite des vorgehefteten Pergamentblattes findet sich eine Widmung des Verfassers an König Adolf von Nassau.
Auf die 11 Blatt Text folgt ein weiteres (nur recto beschriebenes) Pergamentblatt. Hierauf findet
sich von der gleichen Hand wie auf der ersten Seite eine Art Anweisung für den Gebrauch der
Gebete. Die Anweisung endet mit dem Satz „Invictissime rex mei miseri servitoris tui in
benignitate tua memor Omnipotens rex celi et terre felicitet actus tuos“ und der Unterschrift
„Hieronymus Baldung, artium et medicinarum doctor“.
Der eigentliche Text besteht aus
● 4 psalmenartigen Gebeten [Carmen primum victoriosum, Carmen secundum, Carmen tertium,
Carmen quartum], S. 1-9;
● Petitio victoriae, S. 9-10;
● 4 Psalmen (Psalmus primus, secundus, tertius, quartus), S. 10-14;
● Preces predictorum complimentie; S. 15-19;
● Collectae victoriae; S. 19-20;
● Benedictio Leonis pape missa regi Cyprie victoriosa adversus omnia pericula. S. 20-22.
Die Schrift ist eine gotische Minuskel; die Intitialen und Überschriften sind durch Mennigfarben
ausgezeichnet.
Bei dem Gebetsbüchlein handelt es sich nicht um das Handexemplar König Adolfs, wohl aber um eine im 15. Jahrhundert angefertigte Abschrift derselben. "
#forschung
#fnzhss
http://archive.org/stream/NassauischeAnnalenJahrbuchDesVereinsFrNassauischeAltertumskundeUnd/Nassauer_Annalen_6#page/n399/mode/2up
Angeblich handelt es sich um ein für König Adolf von Nassau von seinem Arzt Dr. med. Hieronymus Baldung verfasstes kleines lateinisches Gebetbuch. Nun lebte aber Dr. med. Hieronymus Baldung um 1500 und nicht um 1300, der Eintrag kann also überhaupt nicht stimmen. Doch nicht nur der spätere Eintrag von 1591, auch der Inhalt und die Widmung bezieht sich auf den König. Ist es womöglich eine Fälschung des 19. Jahrhunderts?
Nach Auskunft der LB Wiesbaden wurde 1934 die nassauische Hofbibliothek zum größten Teil nach Schloss Berg in Luxemburg verbracht.
Zu dieser Bibliothek gibt es zwei Wiesbadener Ausstellungskataloge:
En hommage à ... = mit Widmung für ... : Bücher aus der Großherzoglichen Hofbibliothek Schloss Berg, Luxemburg, gewidmet den Herrschern und Herrscherinnen der Häuser Nassau-Weilburg und Luxemburg ; Ausstellungskatalog / [ Exposition et catalogue: Gast Mannes]. Wiesbaden, 2001
Nassau oblige : Musicalia aus der Großherzoglichen Hofbibliothek Schloß Berg gewidmet den Herrschern und Herrscherinnen der Häuser Nassau und Luxemburg; eine Ausstellung der Hessischen Landesbibliothek Wiesbaden in Zusammenarbeit mit Pierre Even ; Hessische Landesbibliothek Wiesbaden ; 4. September bis 19. November 2008 / [Ausstellung und Begleitkatalog: Pierre Even. Unter Mitarb. von Gast Mannes] Wiesbaden : Hessische Landesbibliothek, 2008
Im Netz finde ich zu dieser ehemals deutschen Adelsbibliothek:
http://lb.wikipedia.org/wiki/L%C3%ABtzebuerger_Haffbiblioth%C3%A9ik
http://web.archive.org/web/20081204111031/http://www.land.lu/html/dossiers/dossier_drecker/bibliotheikhaff_210700.html
Der Bibliothekar von Schloss Berg, Gast Mannes, schätzt den Umfang der Hofbibliothek auf 30 000 Bücher. [...]
Die Hofbibliothek von Schloss Berg geht auf die Büchersammlung von Herzog Adolph von Nassau-Weilburg (1817-1905) zurück. Als Adolph 1890 Großherzog von Luxemburg wurde, blieben seine Bücher auf Schloss Bieberich, er ließ aber hierzulande weiter sammeln. 1934 kamen auch die Biebericher Bestände nach Schloss Berg.
Folglich stammt das Gros der Bücher aus dem 19. und 20. Jahrhundert, mit einem Schwerpunkt auf der Geschichte der Nassauer Dynastie. Der Jäger und Reiter Adolph interessierte sich unter anderem für Pferdebücher, gut vertreten sind aber auch Belletristik, Musikwerke, Hebraica, Kunsteinbände und Widmungsexemplare. Neben Adolph genoss auch Prinz Felix (1893-1970), der Gemahl von Großherzogin Charlotte, den Ruf des Bibliophilen.
In den letzten Jahrzehnten kaufte die Hofbibliothek systematisch sämtliche Luxemburgensia. Die Sammlung wird aber auch durch Nachkäufe von Werken aus dem 16. bis 18. Jahrhundert und sogar einzelne Inkunabeln ergänzt
In Berlin wird von den Großherzoglichen Sammlungen derzeit die Silberkammer des Hauses gezeigt:
http://www.wort.lu/de/view/berliner-ausstellung-silberkammer-der-luxemburger-dynastie-feierlich-eroeffnet-4f978c7ae4b01701472f8af8
Als Monarchie pflegt Luxemburg offenbar noch die adelige Verewigungsform des Fideikommisses:
Die Sammlung selbst ist einzigartig in der luxemburgischen Kunstwelt. Die meisten Goldschmiedearbeiten in der Silberkammer gehören zum Fideikomiss. Die Kunstwerke haben bis heute die originale Funktion behalten, nämlich die Darstellung der Monarchie. Größtenteils handelt es sich um Tafelsilber, das die Geschichte der fürstlichen Familie Nassau-Weilburg und auch die des Hauses Nassau im Ganzen spiegelt.
Historischer Wert
Geprägt wurde die Goldschmiedesammlung von den Residenzorten der Familie. Sie zeugen aber auch von öffentlichen und politischen Ereignissen wie Kriegen oder der Säkularisation, durch deren Folgen 1803 das Trierer Silber an Nassau-Weilburg fiel. Auch Änderungen im Status des Herrschers und seines Landes kann man am Wappen oder der Krono, welche die Teile zieren, ablesen. Aus kunstgeschichtlicher Sicht sind die stilistischen Hauptströmungen seit der Renaissance vertreten.
Der historische Wert der Silberkammer blieb lange Zeit verborgen, da geschichtliche Details nur mündlich von einem Kammerverwalter zum nächsten überliefert wurden. Mit dem Amtsantritt von Großherzog Henri und Großherzogin Maria Teresa wurde zum ersten Mal aber eine Konservatorin mit der wissenschaftlichen Betreuung der Silberkammer sowie der anderen großherzoglichen Sammlungen beauftragt.
Trierer Säkularisationsgut gehört nach den Grundsätzen des Baden-Gutachtens dem Land Hessen als Rechtsnachfolger der preussischen Provinz Nassau.
Update: Gast Mannes schrieb mir am 24. Mai 2012: "leider muss ich Ihnen mitteilen, dass es mir trotz intensivster Nachforschung nicht gelungen ist, die Baldung-Handschrift in der Großherzoglichen Biblikothek ausfindig zu machen".
Dr. Degreif vom Wiesbadener Hauptstaatsarchiv teilte mit: "Die fragliche Handschrift „Libellus precationum pro victoria obtinenda, …“ befindet sich im Nassauischen Hausarchiv. Die hiesige
Signatur lautet: Abt. 130 II Nr. 3081."
Zur Bibliothek schrieb mir Gast Mannes am 12.6.2012: "Was die Bibliothek betrifft, kann ich heute sagen, dass sie ca. 50.000 Einheiten umfasst, darunter auch Tausende von Bänden aus dem 18. Jahrhundert. Die Inkunabeln wurden nicht angekauft, sondern stammen aus dem Altbesitz. Es stimmt auch nicht ganz, dass sämtliche Luxemburgensia nachgekauft wurden, sondern nur eine beträchtliche Anzahl. Darüber hinaus gibt es noch 2 Publikationen, in denen die Bibliothek zum Teil dargestellt wird:
Mannes, Gast: Le Grand Ouvrage : description de l’Égypte, ou, recueil des observations et des recherches qui ont été faites en Égypte pendant l’expédition de l’armée française, publié par les ordres de Sa Majesté l’Empereur Napoléon Le Grand : la Bibliothèque Grand-Ducale en visite à la Bibliothèque nationale : exposition à la Bibliothèque nationale de Luxembourg, du 12 décembre 2003 au 31 mars 2004 / [Réd. du catalogue et commissaire de l’exposition:] Gast Mannes ; [photogr.:] Marcel Strainchamps. Luxembourg : Bibliothèque nationale, 2003, Luxembourg, Impr. Centrale, 268 p.
Mannes, Gast: Nassau und seine Bäder in der Zeit um 1840 : das Widmungsexemplar "The Brunnens of Nassau and the River Lahn" von George Barnard an Herzog Adolph zu Nassau / hg. von Gast Mannes, [Nassauische Sparkasse] ; unter Mitarb. von Martina Bleymehl-Eiler, Paul-Georg Custodis, Pierre Even, ...[et al.] ; [trad. Sandra Schmit ; Fotos Bibliothèque nationale de Luxembourg (Marcel Strainchamps)] ; Wiesbaden : Nassauische Sparkasse ; [S.l.] : G. Mannes, 2005, Mainz-Kastel, Druckerei Zeidler, 207 p.
Auch arbeite ich zur Zeit an einer ausführlichen Darstellung der Bibliothek, deren Herausgabe für 2014 geplant ist."
Am 9.7.2012 schrieb mir Dr. Degreif:
"Die Handschrift [Libellus precationum pro victoria obtinenda quo usus est (sed parum foeliciter)
Rex Romanorum Adolphus, Comes de Nassau] befindet sich in einer Überfallsmappe aus braunem Kalbsleder über Pappdeckel in Kopertenform. Streicheisenlinien rahmen die Deckelfläche
ein, wobei das Mittelfeld in Rauten unterteilt ist. In die Rauten sind kleine dekorative Blindstempel eingefügt. Die Schließung der Mappe erfolgte durch ein heute fehlendes Lederband.
Insgesamt besteht die in dem Format klein Oktav gehaltene Handschrift aus 13 Blatt Pergament. Davon enthalten 11 Blatt den ursprünglichen Text. Vorgeheftet ist ein Blatt (recto/verso
beschrieben) mit dem Titel und dem Datum der Abschrift [Stephanus Braun ab Itzstein Sacrae
Caesarea Majestatis familiaris at consiliarius Moguntinus ex relatione agnatorum pro memoria
pii Regis et Titulo libelli scripsit. Anno 1591]. Auf der Rückseite des vorgehefteten Pergamentblattes findet sich eine Widmung des Verfassers an König Adolf von Nassau.
Auf die 11 Blatt Text folgt ein weiteres (nur recto beschriebenes) Pergamentblatt. Hierauf findet
sich von der gleichen Hand wie auf der ersten Seite eine Art Anweisung für den Gebrauch der
Gebete. Die Anweisung endet mit dem Satz „Invictissime rex mei miseri servitoris tui in
benignitate tua memor Omnipotens rex celi et terre felicitet actus tuos“ und der Unterschrift
„Hieronymus Baldung, artium et medicinarum doctor“.
Der eigentliche Text besteht aus
● 4 psalmenartigen Gebeten [Carmen primum victoriosum, Carmen secundum, Carmen tertium,
Carmen quartum], S. 1-9;
● Petitio victoriae, S. 9-10;
● 4 Psalmen (Psalmus primus, secundus, tertius, quartus), S. 10-14;
● Preces predictorum complimentie; S. 15-19;
● Collectae victoriae; S. 19-20;
● Benedictio Leonis pape missa regi Cyprie victoriosa adversus omnia pericula. S. 20-22.
Die Schrift ist eine gotische Minuskel; die Intitialen und Überschriften sind durch Mennigfarben
ausgezeichnet.
Bei dem Gebetsbüchlein handelt es sich nicht um das Handexemplar König Adolfs, wohl aber um eine im 15. Jahrhundert angefertigte Abschrift derselben. "
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KlausGraf - am Donnerstag, 26. April 2012, 17:02 - Rubrik: Kodikologie