Gerd Brinkhus, der den knappen Artikel in der zweiten Auflage des Verfasserlexikons (Bd. 2, 1980, Sp. 1026) schrieb, hatte ebenso wie schon Lhotsky (Quellenkunde, 1963, S. 352), der angesichts der "recht beachtenswerten Gedanken" des kurzen Textes eine Edition für sinnvoll hielt, übersehen, dass bereits Theodor von Liebenau den Basler Textzeugen ediert hatte:
Liebenau, Theodor von: Die Entstehung des Adels. In: Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der Deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine 34 (1886), S. 16-18
http://periodika.digitale-sammlungen.de/bdlg/Blatt_bsb00000200,00019.html
Die bekannte Überlieferung des "Fürstenspiegels von dem Adel" (4 Handschriften) listet der Handschriftencensus auf:
http://www.handschriftencensus.de/werke/2166
Um den Text zu lesen, kann man neben Liebenaus Abdruck auch das Digitalisat von Cambridge (Mass.), Harvard College Library, Houghton Library, MS Lat 121, Bl. 61r-65r heranziehen:
http://pds.lib.harvard.edu/pds/view/16870940?n=130&printThumbnails=no
Obwohl das Digitalisat im Handschriftencensus vermerkt ist, war dieser zu faul, die Blattangaben festzustellen und die Fragezeichen in der Beschreibung zu eliminieren!
Eine Beschreibung von Basel Cod. EC VI 24 erstellte freundlicherweise "on demand" Ueli Dill:
http://aleph.unibas.ch/F/?local_base=DSV05&con_lng=GER&func=find-b&find_code=SYS&request=000193243
Bereits Seemüller (MGH Dt. Chron. 6, S. LXIIIf.) hatte den Sammelband aus gedruckten und handschriftlichen Teilen (letztere zu zitieren als Nr. 3 und 4, da keine einheitliche Foliierung vorliegt) aus dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts beschrieben:
http://www.mgh.de/dmgh/resolving/MGH_Dt._Chron._6_S._LXIII
Da Liebenau keine weitere Überlieferung kannte, ging er davon aus, dass die Widmung des (Notars) Johannes Salzmann für den Hofmeister des Bischofs von Basel, Friedrich ze Rin von Hesingen, sich auf die Anfertigung des Textes bezog. Salzmann hat aber lediglich zwei von jeweils anderer Hand geschriebene Schriften, nämlich "Von dem Adel" (Nr. 3 Bl. 2r-5v) und die Fortsetzung des deutschen Auszugs aus der Chronik des sog. Leopold von Wien, mit Fortsetzung bis 1457 (Nr. 4 Bl. 1r-10v), mit einem Umschlag versehen, auf den er die Widmung schrieb. Er war also nur der Autor der Widmung.
Zu dem bischöflich baslerischen Notar Johannes Salzmann aus Masmünster (gest. nicht vor 1498 - Lebensdaten differieren) bietet Google Book Search diverse verstreute Belege; Schulers Notarsdatenbank enthält ihn nicht, wohl aber das gedruckte Verzeichnis (Notare Südwestdeutschlands, 1987).
Zum Inhalt des Textes äußerte sich kurz Franz von Krones, Kleine Beiträge zur mittelalterlichen Quellenkunde. In: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 7 (1886), S. 247-264, hier S. 259f.
http://www.archive.org/stream/mittheilungende03wiengoog#page/n271/mode/2up
Den Abschnitt zu den Wappen zitierte Seyler offenbar nach Mitteilung Liebenaus:
http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/content/pageview/1078082
Die Mitüberlieferung der nun in Princeton befindlichen Handschrift Caspar Strengbergers ( http://archiv.twoday.net/stories/59206605/ ) verweist auf das Heroldswesen. Überliefert wird nämlich vor "Von dem Adel" die Enea-Übersetzung 'Vom Stamm der Herolde'. Dass "Von dem Adel" als Fürstenspiegel richtig einsortiert ist, glaube ich nicht. Eine entfernte Verwandtschaft sehe ich zu dem von Torsten Hiltmann in seinem Buch über französische Heroldskompendien untersuchten Empereur-Traktat (ich kenne ihn nur aus Hiltmanns Referat), da im Vordergrund von "Von dem Adel" eindeutig die Hierarchie des Adels steht (neben dem biblischen und römischen Ursprung des Adels). Das Quaternionensystem der Reichsverfassung ist nicht verwendet, was eigentlich verwundert. Man müsste prüfen, ob eine lateinische oder französische Vorlage übersetzt wurde.
Nachtrag: Das falsche Todesdatum 1504 für Johannes Salzmann geht wohl auf die Stammtafel im Basler Wappenbuch zurück. Maßgeblich ist derzeit die Darstellung von Schuler, Notare, 1987, S. 376-382, der unzählige Belege beibringt. Salzmann, Sohn des Notars Peter S., war 1452-1502 geschworener Notar der Basler Kurie. Zur Familie die Stammtafel in Bd. 2, S. 252f. Salzmann starb zwischen dem 4. Februar und dem 25. November 1502 (ebd. Bd. 1, S. 378). Hirsch, Der Hof des Basler Bischofs Johannes von Venningen (1458-1478), 2004, S. 65 Anm. 151 beruft sich auf Schuler und bringt weitere Nachweise bei. Hans-Jörg Gilomen, Die Grundherrschaft ..., 1977, S. 127-129 ist gegenüber Schuler überholt und eher unergiebig. Gilomen verweist u.a. auf Basler Chroniken II, 110 (Knebel):
http://archive.org/stream/baslerchroniken01basegoog#page/n133/mode/2up
Update: Der Handschriftencenus hat sich obige Identifizierung ohne Angabe meines Beitrags zu eigen gemacht, was einfach nicht korrekt ist.
#forschung
"Von dem Adel" (Houghton-Library)
Liebenau, Theodor von: Die Entstehung des Adels. In: Korrespondenzblatt des Gesamtvereins der Deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine 34 (1886), S. 16-18
http://periodika.digitale-sammlungen.de/bdlg/Blatt_bsb00000200,00019.html
Die bekannte Überlieferung des "Fürstenspiegels von dem Adel" (4 Handschriften) listet der Handschriftencensus auf:
http://www.handschriftencensus.de/werke/2166
Um den Text zu lesen, kann man neben Liebenaus Abdruck auch das Digitalisat von Cambridge (Mass.), Harvard College Library, Houghton Library, MS Lat 121, Bl. 61r-65r heranziehen:
http://pds.lib.harvard.edu/pds/view/16870940?n=130&printThumbnails=no
Obwohl das Digitalisat im Handschriftencensus vermerkt ist, war dieser zu faul, die Blattangaben festzustellen und die Fragezeichen in der Beschreibung zu eliminieren!
Eine Beschreibung von Basel Cod. EC VI 24 erstellte freundlicherweise "on demand" Ueli Dill:
http://aleph.unibas.ch/F/?local_base=DSV05&con_lng=GER&func=find-b&find_code=SYS&request=000193243
Bereits Seemüller (MGH Dt. Chron. 6, S. LXIIIf.) hatte den Sammelband aus gedruckten und handschriftlichen Teilen (letztere zu zitieren als Nr. 3 und 4, da keine einheitliche Foliierung vorliegt) aus dem letzten Viertel des 15. Jahrhunderts beschrieben:
http://www.mgh.de/dmgh/resolving/MGH_Dt._Chron._6_S._LXIII
Da Liebenau keine weitere Überlieferung kannte, ging er davon aus, dass die Widmung des (Notars) Johannes Salzmann für den Hofmeister des Bischofs von Basel, Friedrich ze Rin von Hesingen, sich auf die Anfertigung des Textes bezog. Salzmann hat aber lediglich zwei von jeweils anderer Hand geschriebene Schriften, nämlich "Von dem Adel" (Nr. 3 Bl. 2r-5v) und die Fortsetzung des deutschen Auszugs aus der Chronik des sog. Leopold von Wien, mit Fortsetzung bis 1457 (Nr. 4 Bl. 1r-10v), mit einem Umschlag versehen, auf den er die Widmung schrieb. Er war also nur der Autor der Widmung.
Zu dem bischöflich baslerischen Notar Johannes Salzmann aus Masmünster (gest. nicht vor 1498 - Lebensdaten differieren) bietet Google Book Search diverse verstreute Belege; Schulers Notarsdatenbank enthält ihn nicht, wohl aber das gedruckte Verzeichnis (Notare Südwestdeutschlands, 1987).
Zum Inhalt des Textes äußerte sich kurz Franz von Krones, Kleine Beiträge zur mittelalterlichen Quellenkunde. In: Mitteilungen des Instituts für österreichische Geschichtsforschung 7 (1886), S. 247-264, hier S. 259f.
http://www.archive.org/stream/mittheilungende03wiengoog#page/n271/mode/2up
Den Abschnitt zu den Wappen zitierte Seyler offenbar nach Mitteilung Liebenaus:
http://digital.ub.uni-duesseldorf.de/ihd/content/pageview/1078082
Die Mitüberlieferung der nun in Princeton befindlichen Handschrift Caspar Strengbergers ( http://archiv.twoday.net/stories/59206605/ ) verweist auf das Heroldswesen. Überliefert wird nämlich vor "Von dem Adel" die Enea-Übersetzung 'Vom Stamm der Herolde'. Dass "Von dem Adel" als Fürstenspiegel richtig einsortiert ist, glaube ich nicht. Eine entfernte Verwandtschaft sehe ich zu dem von Torsten Hiltmann in seinem Buch über französische Heroldskompendien untersuchten Empereur-Traktat (ich kenne ihn nur aus Hiltmanns Referat), da im Vordergrund von "Von dem Adel" eindeutig die Hierarchie des Adels steht (neben dem biblischen und römischen Ursprung des Adels). Das Quaternionensystem der Reichsverfassung ist nicht verwendet, was eigentlich verwundert. Man müsste prüfen, ob eine lateinische oder französische Vorlage übersetzt wurde.
Nachtrag: Das falsche Todesdatum 1504 für Johannes Salzmann geht wohl auf die Stammtafel im Basler Wappenbuch zurück. Maßgeblich ist derzeit die Darstellung von Schuler, Notare, 1987, S. 376-382, der unzählige Belege beibringt. Salzmann, Sohn des Notars Peter S., war 1452-1502 geschworener Notar der Basler Kurie. Zur Familie die Stammtafel in Bd. 2, S. 252f. Salzmann starb zwischen dem 4. Februar und dem 25. November 1502 (ebd. Bd. 1, S. 378). Hirsch, Der Hof des Basler Bischofs Johannes von Venningen (1458-1478), 2004, S. 65 Anm. 151 beruft sich auf Schuler und bringt weitere Nachweise bei. Hans-Jörg Gilomen, Die Grundherrschaft ..., 1977, S. 127-129 ist gegenüber Schuler überholt und eher unergiebig. Gilomen verweist u.a. auf Basler Chroniken II, 110 (Knebel):
http://archive.org/stream/baslerchroniken01basegoog#page/n133/mode/2up
Update: Der Handschriftencenus hat sich obige Identifizierung ohne Angabe meines Beitrags zu eigen gemacht, was einfach nicht korrekt ist.
#forschung
"Von dem Adel" (Houghton-Library)
KlausGraf - am Montag, 14. Mai 2012, 18:46 - Rubrik: Kodikologie