Allgemeines
Architekturarchive
Archivbau
Archivbibliotheken
Archive in der Zukunft
Archive von unten
Archivgeschichte
Archivpaedagogik
Archivrecht
Archivsoftware
Ausbildungsfragen
Bestandserhaltung
Bewertung
Bibliothekswesen
Bildquellen
Datenschutz
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
null

 
Der nassausische Privatgelehrte FWE Roth edierte gleich zweimal ein fragmentarisch überliefertes Glossengedicht über das Ave Maria mit lateinischen Lemmata, das er in einer Arnsteiner Inkunabel der Wiesbadener Landesbibliothek vorfand:

http://www.dilibri.de/rlb/periodical/pageview/96740 (Rhenus 1884)
http://archive.org/stream/germaniaviertel28bartgoog#page/n79/mode/2up (Germania 1892)

Der jüngere Abdruck ist vorzuziehen, da er wenigstens die schwachsinnige Lesung "vber alle ding hat dich gehast der werde crist" vermeidet, aber vermutlich - wie bei Roth üblich - sehr fehlerhaft.

1884 sagt Roth, die Sprache sei Niederdeutsch, was nur zeigt, dass er keine Ahnung von Schreibsprachen hatte. Kloster Arnstein, das ich auch als Schreibort annehmen möchte, liegt an der Grenze des Rheinfränkischen zum Moselfränkischen. Das "Arnsteiner Mariengebet" des 12. Jahrhunderts wird als "mittelrheinisch" bestimmt.

Dilettantisch ist auch Roths Versuch einer Einordnung des Textes ("Versübung eines Arnsteiner Mönchs" 1884, 1892 zusätzlich: Passional, geistliches Spiel). Auf die Datierung (1884: Mitte 15. Jh.) ist daher auch nichts zu geben.

Das Glossengedicht scheint seither nicht rezipiert worden zu sein, es fehlt jedenfalls im Artikel "Goldenes Ave Maria" im ²VL 3, 82f. (Textanfänge!) und dem ihm folgenden DLL MA. (Auch die Arnstein-Monographie von Bruno Krings 1990 erwähnt es nicht in ihrem Handschriftenverzeichnis.) Der Handschriftencensus differenziert nicht nach den verschiedenen Gedichten. In Manuscripta Mediaevalia ist das Incipit "Gegrussest sistu magit rein / Maria vzerwiltis vas" mit "gegrüßet" nicht zu finden. "userweltes vas" war ein Marien-Adjektiv:

https://www.google.de/search?hl=de&q=userweltes%20vas&tbm=bks

Den Trägerband identifizierte Roth, einer falschen Angabe im Band selbst folgend, mit dem Koberger-Druck des Bartholomäus Anglicus. In Wirklichkeit handelt es sich um den Lyoner Druck von 1480, das Kolophon ist herausgeschnitten. Das Fragment befindet sich nach freundlicher Mitteilung von Dr. Martin Mayer noch im Band: Inc. 152

http://www.inka.uni-tuebingen.de/?inka=45000055

Angesichts der schlechten Qualität von Roths Drucken wäre es das Beste, die Wiesbadener Bibliothek würde Fotos des Fragments in brauchbarer Auflösung dem Handschriftencensus zur Verfügung stellen.

Update:
http://www.handschriftencensus.de/24659 (ohne Hinweis auf diesen Eintrag, aber mit Identifizierung des Textes durch Gisela Kornrumpf)

#forschung
 

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma