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"Durch die Vermittlung der 1994 gegründeten Viktor von Weizsäcker Gesellschaft wird der bislang im Familienbesitz befindliche Hauptnachlass des Mediziners und Philosophen Viktor von Weizsäcker (1886-1957) dem Deutschen Literaturarchiv Marbach übereignet. Zu den Materialien gehören neben Manuskripten seiner veröffentlichten Schriften und der späten unveröffentlicht geblieben Heidelberger Vorlesungen (u. a. die erste öffentliche Vorlesung zu Sigmund Freuds Psychoanalyse nach dem 2. Weltkrieg) auch eine Vielzahl von unveröffentlichten Vortragsmanuskripten und Aufzeichnungen zu philosophischen und theologischen Grundfragen der Medizin, aber auch z. B. zu Autoren wie Schelling, Hegel und Goethe. Hinzu kommt eine umfangreiche Korrespondenz mit Briefen von und an u. a. Karl Barth, Ernst Beutler, Frederik J. J. Buytendijk, Margret Boveri, Ernst Robert Curtius, Hans und Rudolf Ehrenberg, Sigmund Freud, Ernesto Grassi, Martin Heidegger, Alexander Mitscherlich, Eugen Rosenstock-Huessy, Edgar Salin, Carl Friedrich und Richard von Weizsäcker, Joseph Wittig und Christiane Zimmer. Seit 2004 befand sich ein großer Teil des Nachlasses im Medizinhistorischen Institut der Universität Bonn.

Noch bevor Viktor von Weizsäcker mit seinen sinnesphysiologischen und neurologischen Studien und dem Versuch, die Innere Medizin mit der Psychoanalyse Sigmund Freuds zu verbinden, zu einem der bedeutendsten Wegbereiter der Psychosomatik in Deutschland wurde, trat er schon in den 1910er und 1920er Jahren mit grundlegenden Texten zu der von ihm begründeten Medizinischen Anthropologie an die Öffentlichkeit. Hierzu zählen vor allem seine für Hörer aller Fakultäten gehaltene Naturphilosophische Vorlesung im Wintersemester 1919/20 und die Beiträge zu der gemeinsam mit Martin Buber und Joseph Wittig herausgegebenen Zeitschrift »Die Kreatur«. Der unveröffentlichte Teil der für die Werkgenese bedeutsamen frühen naturphilosophischen Vorlesung findet sich gleichfalls im Nachlaß. Weizsäckers Mitarbeit an der Zeitschrift »Die Kreatur« führte zur lebenslangen Freundschaft mit Dolf Sternberger. Von dieser zeitgeschichtlich bemerkenswerten Beziehung zeugt ein über drei politische Ordnungen reichender Briefwechsel, der bereits zum Marbacher Bestand gehört. Auf ähnliche Weise ergänzt der Nachlass Viktor von Weizsäckers die Marbacher Bestände zu Hans-Georg Gadamer und Reinhart Koselleck, zu Martin Heidegger, Karl Jaspers, Margret Susman, Lou Andreas-Salomé und Heinrich Zimmer.

Eine für die Geistesgeschichte des 20. Jahrhunderts außerordentliche Bedeutung kommt den nachgelassenen Materialien zur Literatur und Philosophie Jean-Paul Sartres zu. Angeregt durch die frühen Dramen und Romane Sartres, begann Weizsäcker 1946 mit der Übersetzung von Sartres philosophischem Hauptwerk »L’être et le néant«. Erst angesichts der heutigen Forschungslage zur französischen Phänomenologie wird verständlich, dass Weizsäcker in Sartres Philosophie gleichsam ein Echo seines eigenen anthropologischen Denkens zu sehen vermochte. Die Bedeutung dieser geistigen Konstellation für das Selbstverständnis der modernen Humanwissenschaften ist noch längst nicht ausgeschöpft."

Quelle: DLA, Pressemitteilung PM 38/2012, 27.6.2012

Wikipedia-Artikel: Viktor_von_Weizsäcker
 

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