Allgemeines
Architekturarchive
Archivbau
Archivbibliotheken
Archive in der Zukunft
Archive von unten
Archivgeschichte
Archivpaedagogik
Archivrecht
Archivsoftware
Ausbildungsfragen
Bestandserhaltung
Bewertung
Bibliothekswesen
Bildquellen
Datenschutz
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
null

 

Archive in der Zukunft

Im Rahmen des 9. Treffens des Arbeitskreises Mediävistik in NRW am Freitag, dem 19. Juni 2015, im Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen in Münster wird sich eine Podiumsdiskussion unter dem Titel „Digitalisierung und Materialität. Neue Wege ins Archiv?“ mit Fragen der Zusammenarbeit zwischen Archiv und Universität befassen. Um die Debatte auf ein breiteres Meinungsspektrum zu gründen, fragt eine Online-Erhebung nach der Einbindung originaler bzw. digitalisierter Dokumente in die akademische Lehre und nach den Erwartungen an eine weitere digitale Erschließung.

Sehr dankbar wären wir für eine Beteiligung von Lehrenden, Forschenden und Archivmitarbeiter/innen:
https://docs.google.com/forms/d/16NyVPh6xlFz-RfnZPA9YLKamhUQ307hv_ib6gx_xRbk

https://veronikavienna.wordpress.com/2015/05/30/welche-zukunft-hat-unsere-vergangenheit/

Fad!


"bei der Internationalen Ordensarchivtagung, die das Referat für die Kulturgüter der Orden vom 13. bis 15. April 2015 in Schloß Puchberg in Wels ausgerichtet hat, fand am Montag eine Podiumsdiskussion über Zukunftsfragen, Trends und Visionen im Archivwesen statt. Es diskutierten Irmgard Christa Becker (Archivschule Marburg), Heinrich Berg (Wiener Stadt- und Landesarchiv) und Peter Pfister (Archiv des Erzbistums München und Freising), es moderierte Helga Penz.

Hier gibt es das Video dazu:

http://kulturgueter.kath-orden.at/termine-service/podiumsdiskussion-zu-zukunftsfragen-im-archivwesen

oder direkt zu youtube:

https://youtu.be/OQVcuip0HiI "

"auf ihrer 120. Sitzung am 9. März 2015 hat die Archivreferentenkonferenz des
Bundes und der Länder (bislang offiziell "Konferenz der Archivreferentinnen
und -referenten und Leiterinnen und Leiter der Archivverwaltungen des Bundes
und der Länder", abgekürzt ARK) eine Umbenennung des Gremiums beschlossen.

Als neuer Name gilt ab sofort die Bezeichnung

"Konferenz der Leiterinnen und Leiter der Archivverwaltungen des Bundes und
der Länder" (abgekürzt KLA).

Um die Kontinuität der KLA als Gremium zur Koordination und fachlichen
Abstimmung der staatlichen Archivverwaltungen zu verdeutlichen, wird die KLA
die bisherige Zählung der ARK-Konferenzen weiterführen. Die Umbenennung gilt
auch für die einzelnen Ausschüsse und Arbeitsgruppen, die ihre Arbeit als
KLA-Ausschüsse und KLA-Arbeitsgruppen fortsetzen. Derzeit sind die folgenden
Ausschüsse eingerichtet:

Archive und Recht
Archivische Fachinformationssysteme
Bestandserhaltung
Betriebswirtschaftliche Steuerung
Digitale Archive
Fototechnischer Ausschuss
Records Management

Eine nähere Erläuterung des Beschlusses erscheint demnächst in der
Zeitschrift "Archivar".

Mit freundlichen Grüßen
im Auftrag der KLA

Andreas Neuburger



----
Dr. Andreas Neuburger
Landesarchiv Baden-Württemberg
- Stabsstelle des Präsidenten / " (Archivliste)

fragt sich im Nachgang zum 84. Dt. Archivtag Bastian Gillner

"...Wenn ein Unternehmen keine Kunden mehr hat, dann geht es pleite. Wenn ein Archiv keine Nutzer mehr hat, dann bleibt mehr Zeit für Erschließungs- oder gar Forschungsarbeiten..."

und vergleicht mit der Haltung von Bibliotheken und Museen zu diesem Thema.

http://archive20.hypotheses.org/2123

Gestern ging die Jahrestagung 2014 des VdW zu Ende. Sie fand statt in den Räumen des DB-Museums (einigen noch als "Verkehrsmuseum" bekannt) in Nürnberg. Den Abschluß bildeten die wie immer sehr interessanten Fachexkursionen die der Tagungsort so bietet. Ich schloß mich einer Führung durch die Bibliothek, das Archiv und die Depots des DB-Museums an. Eine gute Wahl, denn die sehr engagierte Führung von Dr. Rainer Mertens und seiner Fachkollegen war wirklich so aufschlußreich wie kurzweilig.

Im DB-Museum befindet sich neuerdings auch das Kibala - das Kinderbahnland, ein Ort, an dem die kleinen Rabauken spielerisch mit Eisenbahngeschichte in Kontakt kommen können. Dort erfuhren wir, daß es dem Kibala zu verdanken sei, daß sich die Besucherzahl um >40% auf über 200.000 Besucher/Jahr erhöht habe ... und dann fiel ein Satz, der mich sehr zum grübeln brachte ... und daß es mit dem Kibala erfreulicherweise auch gelungen sei, nun deutlich mehr Migranten für das Museum zu interessieren.

Dieser Satz blieb nicht zuletzt deshalb in mir haften, weil mir erst kürzlich beim Besuch der "Kinderuni" (an der Aalener Fachhochschule) mit meinen beiden "Großen" so sehr aufgefallen war, daß dort (von Asiaten abgesehen) der Migrantenanteil unter den Nachwuchsforschern nicht dem der Kinder im gesellschaftlichen Durchschnitt entsprach – gelinde gesagt.


Wenn ich nun den Gegenstand unser Gespräche und Tagungen in den letzten Jahren betrachte, dann stelle ich fest, daß wir leidenschaftlich darüber debattieren, welche digitalen Erhaltungsstrategien existieren, welche Schnittstellen und Portale entwickelt wurden, welches Digitalisierungsprojekt die DFG gerade fördert, ja sogar ob Archive in Facebook präsent sein sollen oder nicht. Wir geben alten Dingen neue Namen. Wir reden über Ingest, Steakholder und Überlieferungskultur. Wir verwenden den DFG-Viewer, Gobi, Typo3 und interessieren uns für PDF/A, dpi, tiff, Farbmanagement, Optimierung hier, Perfektionierung dort ...

Ganz ehrlich, in der letzten Nacht hat mich ein Damoklesschwert an der Stirn gekratzt. Ich glaube, nein ich fürchte, in vielleicht 15 oder spätestens 25 Jahren wird der Gegenstand unserer Reden wieder viel existenzieller sein. Das "wie" könnte an Bedeutung verlieren und zunehmend das "ob" Gegenstand unserer Klagen werden.

Denn was passiert eigentlich mit den von uns so aufwendig präparierten, konservierten, digitalisierten, verzeichneten und präsentierten Sammlungen, wenn schlichtweg keiner mehr da ist, der sich dafür interessiert?

Ich denke, ich brauche hier keine Zahlen und Prognosen zum demographischen Wandel zitieren, die müßten allen hinlänglich bekannt, wenn auch nur widerwillig bewußt sein.

Ich könnte mir vorstellen, daß wir schon eine Generation später auf Tagungen davon zu hören bekommen, wenn schon wieder ein Vereinsarchiv oder ein kleines Stadtarchiv seinen Betrieb erst reduziert und dann eingestellt hat. Und zwar nicht nur aus Geldmangel, so wie heute, sondern schlicht aus Mangel an Interesse.

Wie entsteht denn ein lebendiges Interesse für die eigene Tradition und Kultur? Spontan würde ich in meinem Fall sagen, es waren die Ausführungen unseres Sachkundelehrers in der Grundschule, der uns beim Wandertag durch den Wald erklärte, was in jener Schlucht zur Zeit des 30jährigen Krieges geschehen war. Oder es waren die zugewachsenen Spuren einer alten stillgelegten Bahnlinie, die ich als Bub mit Entdeckerfieber abgeradelt bin. Und dann waren es Asterix und die allgegenwärtigen Römerspuren in meiner Schwäbischen Heimat, die mich als Jungen dazu verleitet hatten, in jedem Hügel entweder ein Keltengrab oder einen Mauerrest zu vermuten. Und es gab so viele Erlebnisse mehr, die Identität stifteten und mir das Gefühl für meine Kultur und Tradition vermittelten.

Schaue ich heute auf die Kinder – auch die eigenen – dann muß ich sagen, mache ich mir richtig Sorgen um unsere Lebensaufgaben, die doch zuvorderst von Interesse und Enthusiasmus leben. Zum einen haben wir viel zu wenige Kinder (in meinem Fall nur 3, und das ist heute sogar viel – und momentan sind diese ohnehin eher am Kaputtmachen als am Bewahren interessiert). Und zum anderen stelle ich fest, daß die Kinder auch gar nicht mehr die Interessen entwickeln, die sie haben müssten um ähnlich große Lust an der eigenen Tradition auszubilden. Wie auch? Entweder haben selbst die Kinder einen Terminkalender wie ein Außenminister – oder in "bildungsfernen" (böses Wort, ich habs nicht erfunden) Familien lungern (auch böses Wort, Entschuldigung, aber danach sieht das halt einfach aus) die Kinder irgendwo herum, bestenfalls auf dem Spielplatz. Sie erkunden jedenfalls nicht ihre Heimat; weder mit dem Fahrrad, noch in Büchern. Und die Schule? Von dort kommt gar nichts. Wandertage verdienen diesen Namen eigentlich nicht. Gelaufen wird bestenfalls zum Bahnhof oder zur Bushaltestelle. Oder es wird ein elterlicher Fahrdienst organisiert. Und das Ziel des Wandertages? Wieder bestenfalls ein Spielplatz, ein Landesgartenschaugelände. Heimatkunde???? Was war das noch gleich? Ach das ist doch das, was die Ewiggestrigen betreiben. Nicht hilfreich. Oder?

Tatsache ist doch, daß dort wo nicht die Eltern ganz bewußt kulturelles Interesse säen, die Kinder keine Chance mehr haben, überhaupt damit in Berührung zu kommen. Und daß Zuwanderer ihren Kindern ganz selbstverständlich ihre eigene Tradition vermitteln, also jene die sie kennen, ist ihnen doch kaum zu verübeln und sehr naheliegend.

Und in dem Maße, in dem unsere eigene Tradition in Vergessenheit gerät oder manchmal sogar bewußt verdrängt wird, wird es in der mittelfristigen Zukunft immer schwerer werden, für den Erhalt von Sammlungen Interessenten zu finden, geschweige denn Geldgeber.
Vielleicht wird ein kunsthistorisches Interesse für einzelne Objekte wenigstens Teile von Sammlungen am Leben erhalten.
Vielleicht wird es Strategien geben, Sammlungen wenigstens als virtuelle Sammlungen digital zu erhalten, sofern es finanziert wird.
Aber ich prophezeie: Wir werden in Zukunft öfter davon hören, daß ein Archiv einfach aufgegeben, schlicht verlassen wurde. Und wir werden es machtlos zur Kenntnis nehmen.

Darüber diskutiert worden ist meines Wissens bisher noch nie. Vielleicht sollten wir darüber nachzudenken beginnen, was wir tun müssten um dieser drohenden Entwicklung etwas entgegenzuwirken! Wie motivieren wir eine Jugend, deren Großeltern beispielsweise in Anatolien geboren wurden, sich für mittelalterliche Urkunden christlicher Klöster zu interessieren? Wie motivieren wir Kinder, die zwar schon mit 2,5 Jahren einen Tablet-PC bedienen konnten, die Deutsche Schrift zu lernen? (Jetzt komme mir bitte keiner damit, daß der Archivar von morgen soetwas ohnehin nicht wissen müsse, weil sein Archiv ja digitalisiert sei, durch OCR erschlossen wurde und in der Cloud liegen würde!)

Und noch etwas: Ich selber werde sehr froh sein, wenn ich mit dieser düsteren Prognose nicht recht behalten sollte! In keiner Sache möchte ich mich so gerne irren wie hier! Bitte tragt dazu bei, mich zu widerlegen!!!

 

twoday.net AGB

xml version of this page

xml version of this topic

powered by Antville powered by Helma