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http://www.in-arcadia-ego.com/aufruf-zur-blogparade-kunsthistorische-methoden/#more-5660

Die Blogparade verfolgt keinen interdisziplinären Ansatz. HistorikerInnen und Angehörige anderer Disziplinen z.B. Volkskunde oder Literaturwissenschaft werden nicht gebeten, ihre eigenen Erfahrungen mit kunsthistorischen Methoden zu teilen.

Dabei ist es bei der Arbeit mit Bildern nicht unwahrscheinlich, dass einem kunsthistorische Ansätze begegnen.

HistorikerInnen können meist mit Gewandfalten-Exegese kaum etwas anfangen und schätzen eher ikonografische Herangehensweisen.

Bei Datierungsfragen lassen kunsthistorische Datierungen immer wieder ein gewisses Unbehagen aufkommen. Wie gesichert sind solche, auf stilkritischen Beobachtungen beruhenden Datierungen?

Naturwissenschaftliche Methoden der Altersbestimmung helfen auch bei der Frage von Fälschungen.

Mit dem Problem des "Geschichtsbewusstseins", das in Kunstwerken steckt, bzw. dem Thema "Stil als Erinnerung" habe ich mich selbst methodenkritisch befasst:

http://archiv.twoday.net/stories/4475015/

Es gibt aus meiner Sicht viel zu wenig Zusammenarbeit zwischen KunsthistorikerInnen und HistorikerInnen.
Gewandfalter (Gast) meinte am 2015/03/11 15:18:
Das ist vermutlich richtig
Allerdings darf man daran zweifeln, dass Beiträge wie dieser dazu beitragen, dass der Austausch intensiviert wird. 
In-Arcadia-Ego (Gast) meinte am 2015/03/11 16:53:
Vielen herzlichen Dank für Ihren streitbaren Beitrag zu unserer Blogparade. Wieso streitbar ?

1. Die Abgrenzung der Arbeitsweisen zwischen Historikern und Kunsthistoriker war bzw. ist immer wieder spannender Gegenstand vielfältiger Auseinandersetzung. Der sogenannte Holbeinstreit zum Beispiel wird von der Fachliteratur immer wieder als Wendepunkt für die Kunstgeschichte angesehen, er soll den Zeitpunkt der Emanzipation der Kunstgeschichte von der Geschichte markieren. Blickt auf die diversen Schriften der Begründer einer Methode und auf deren Studium, so fiel mir auch, dass jene, die einen analytischen Zugang vertraten, aus dem Fach Geschichte kamen. Hier möchte ich auf Max Dvořák verweisen, der Geschichte und historische Hilfswissenschaften studierte und sich vor allem mit folgenden Fragestellungen auseinandersetzte: Was ist Kunstgeschichte ? Welche Aufgaben hat sie ? Welche Stellung nimmt sie gegenüber anderen Wissenschaften ein ? Besonders interessant ist in diesem Zusammenhang sein Beitrag - Dvořák, Über die dringendsten methodischen Erfordernisse der Erziehung zur Kunstgeschichte, in: Die Geisteswissenschaften I, 1913/1914, S. 932ff, in dem er sehr genau auf diese Problematik eingeht.

Weiterführende Literatur zur Geschichte und Gegenwart der Kunstgeschichte – Zur Entwicklung der Disziplin – Kunstgeschichte als Disziplin. Zur Vorgeschichte der Kunstwissenschaft – Beitrag von Barbara Auinger.


Gerade Ihr letzter Satz: „Es gibt aus meiner Sicht viel zu wenig Zusammenarbeit zwischen KunsthistorikerInnen und HistorikerInnen.“ ist ganz wichtig und birgt auch weiteren Diskussionsbedarf.


2. Im Bereich der Fälschungen stößt man immer wieder an seine Grenzen, eine Stilanalyse wird mittlerweile nicht mehr als ausreichend angesehen. Spätestens dann, wenn es um Haftungsfragen geht, wird dies schlagend (Diesen Fragen widme ich mich derzeit in meiner Dissertation.). Siehe diesbezüglich zB auch Joachim Günter in der NZZ vom 18.6.2011, Stilkritik allein reicht nicht aus. Der Kunstexperte Werner Spies am Pranger – Lehren aus Kölns Fälscherskandal. In diesem Zusammenhang sei auch der “Fälschungsfall des Sidereus Nuncius von Galileo Galilei“ erwähnt. Hinweisen möchte ich hier unbedingt auf folgende Veranstaltung – 33. Kunsthistorikertag 2015 - Im Wertstreit: Original, Kopie, Reproduktion und Fälschung mit vielen spannend klingenden Vorträgen.

Gerade im Bereich der Fälschungen ist eine interdisziplinare Zusammenarbeit dringend erforderlich, diesem Thema widmeten sich kürzlich Henry Keazor und Tina Öcal mit „Der Fall Beltracchi und die Folgen“.

3. Ich denke, dass wir durch folgende Sätze uns an andere Disziplinen richten (wenn gleich wir nicht alle explizit angeführt haben):
„Wir wenden uns an KunsthistorikerInnen (Studierende, Lehrende, AbsolventInnen), an KünstlerInnen, Museen aber auch an andere Disziplinen wie Geschichte, Architektur usw.“

„Was erwarten andere Disziplinen (wie Geschichte, Architektur, Archäologie, Soziologie uvm.) von kunsthistorischen Methoden?“

Somit sollte der „Vorwurf“, dass unsere Blogparade keinen interdisziplinären Ansatz verfolge, nicht streitbar sein und wir wiederholen an dieser Stelle nochmals unsere Einladung an andere Disziplinen. 
Tanja Praske (Gast) meinte am 2015/03/11 17:50:
Interdisziplinär ist Pflicht
Lieber Klaus,

hätte ich nicht doch noch deinen Link gelesen, wäre ich eher enttäuscht gewesen von deinem Beitrag zur Blogparade. Denn ich hatte den Aufruf als interdisziplinär aufgefasst. Alexandra hat das im Kommentar bestätigt.

Im Verlauf meines Studiums der Kunstgeschichte bin ich immer wieder auf Historiker gestoßen, die Vorbehalte unserer Disziplin gegenüber hatten, was ich schade fand und finde, denn Kunstgeschichte ist breiter aufgestellt, eigentlich. Für mich umfasst es andere Disziplinen, wie Geschichte, Philosophie, Theologie, Archäologie oder Sprachwissenschaften. Das mag daran liegen, dass unsere Professoren am Kunstgeschichtlichen Institut in Frankfurt bewusst Kooperationen zu anderen Wissenschaften eingingen. Gerade mein Doktorvater, Prof. Martin Büchsel, war hier sehr rege. Er organisierte zwei Tagungen "Realismus", "Porträt" in Zusammenarbeit mit Archäologen - Spannendes kam dabei heraus.

Auch unser DFG-Forschungsprojekt: "Historische Emotionsforschung" war so angelegt, dass wir uns zuallererst mit modernen Emotionstheorien und der Historischen Emotionsforschung in den Literaturwissenschaften auseinandersetzten, auf Gemeinsamkeiten und Abgrenzungen zu unserer Disziplin achteten, denn die Literaturwissenschaftler waren in der Thematik weiter als die Kunstwissenschaften.

Innerhalb der Kunstgeschichte gibt es schon allein länderspezifische Unterschiede. Die Franzosen verfolgen hier einen stärker historisch angelegten Weg, während es in Deutschland sehr schnell, oft auch zu schnell, zur philosophisches Ausdeutung übergeht. Ich habe sehr von meinem Studienaufenthalt in Frankreich profitiert. Stilanalyse als Diskurs über die Dicke von Gewandfalten zu führen, liegt mir sehr fern, genauso fern wie Stilanalyse als semantisches Bezugssystem aufzufassen. Auch hier gehört das Handwerk der Formanalyse dazu, bevor es zur Deutung gehen kann, natürlich sollten vorher archivalische Zeugnisse gesichtet sein. Ein Kunsthistoriker sollte ebenso den Austausch mit den Restauratoren suchen. Wenn er keine Befundsanalyse unternimmt, ist die Gefahr einer Fehlinterpretation sehr groß.

Lieber Klaus, pardon für meinen Exkurs. Ich fände es fein, wenn du etwas über historische Methoden zur Blogparade beiträgst. Während meines Auslandsaufenthaltes lud mich Jean-Claude Schmitt zu einer Historikertagung in Paris ein: deutsche und französische Historiker tauschten sich über ihre Methoden aus. Das fand ich sehr spannend!

Alles Gute,
Tanja 
 

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