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http://www.austroaristo.com/literatur/lit_hochenegg/adel04.htm

Der Adel im Leben Tirols
Eine soziologische Studie
in Studien zur Rechts-, Wirtschafts- und Kulturgeschichte, geleitet von Nikolaus GRASS
Dr. Hans Hochenegg

4. Adelsherrn als Kulturträger

[...]
Vom nötigen Verständnis für literarische Leistung zeugen die ansehnlichen Schloßbüchereien und Privatbibliotheken adeliger Herrn. Sie umfaßten wertvollste Manuskripte und Druckwerke. Handschriften des Nibelungenliedes fanden sich auf Schloß Annenberg und Schloß Montani im Vinschgau und auf Hohenems in Vorarlberg - sosehr schätzte man deutsche Dichtung!

In Innsbruck befanden sich im 18. Jahrhundert ansehnliche Bücherbestände in den Palästen der Grafen CORETH, FERRARI, SARNTHEIN, THURN und TAXIS, TRAPP, WOLKENSTEIN, besonders reichhaltige im Ansitz des Landschaftssyndicus Anton Maria von EGGER (Sohn des Johann Kaspar) zu Marienfrid [3]. Die Bibliothek der Herrn von REINHART kam als wertvolle Stiftung in die Innsbrucker Universitätsbibliothek. Den Grundstock der vor allem auf das Heimatkundliche ausgerichteten Ferdinandeumsbibliothek aber bietet die "Bibliotheca Dipauliana", die umfangreiche Tyrolensiensammlung des Appellationsgerichtspräsidenten Andreas Alois Freiherrn DI PAULI (1761-1830). Statthalter Karl Graf CHOTEK (geb. 1788, gest. 1868), dessen Familie wegen ihrer Verdienste um das Land Tirol seit 1745 der Tiroler Adelsmatrikel angehört, und der Südtiroler Baron Di Pauli waren die Männer, durch deren Eifer und Opfermut im Jahre 1823 das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, genannt nach seinem Protektor, ERZHERZOG FERDINAND von Österreich, dem späteren Kaiser, ins Leben trat. Es wurde zum Sammelpunkt aller heimatkundlichen Bestrebungen, zur Stätte stolzer Schau auf alle Leistungen wissenschaftlicher, künstlerischer und technischer Art, die aus Tirol hervorgegangen sind! Ein großer Förderer des Ferdinandeums war der von 1841 bis zum Jahre 1848 amtierende Landesgouvemeur Clemens Graf BRANDIS (1798-1863), hervorragende Wohltäter waren die Brüder Johann von WIESER (1805-1886) und Ludwig von WIESER (1808-1888); sie vermachten dem Ferdinandeum ihre bedeutenden Kunstsammlungen.

In Bozen nimmte man die Büchereien der Grafen SARNTHEIN, der Freiherrn von EYRL, der Herren von KAGER. MACKOWITZ und ZALLINGER. In Meran nannte man die Familie von BRAITENBERG-Zennenberg, in Bruneck die Freiherrn von STERNBACH als Besitzer stattlicher Bibliotheken.

Ignaz DE LUCA (1746-1799) nennt Buchtitel aus dem Bestand jener Büchersammlungen, vor allem kostbare Frühdrucke und Nachschlagewerke. Daß jene Schätze auch anderen zugute kamen ist auf S. 14 mit folgenden Worten ausgedrückt: "Die Besitzer dieser Bibliotheken sind zu viel Menschenfreunde, als daß sie anderen den Gebrauch der Bücher versagen könnten".

Hoffen wir, daß es ihnen nicht ebenso ergangen ist wie meinem Urgroßvater Carl Joseph von WEINHART (1712-1788). Er besaß sowohl in seinem Innsbrucker Haus, jetzt Burggraben 4, und in seinem Schloß Thierburg im Gnadenwald wertvolle Büchereien. Auch er gewährte großmütig Leihgaben, doch nach üblen Erfahrungen schrieb er schmerzerfüllt nieder: "Meine Bücher und die meiner Frau sind uns wie Schafe von Wölfen entrissen worden,... Ein sonst ehrlicher, uns wohlbekannter Mann trug davon soviel er wollte, aus dem Hause und versicherte, was niemals erfolgte, die genaueste Rückgabe...".

Im den Adelsbibliotheken waren selbstverständlich auch die Arbeiten der eingangs genannten heimischen Historiker neben anderen Geschichtswerken vorhanden. Sozialen und politischen Zwecken diente der Besitz rechtswissenschaftlicher Schriften.
 

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