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Am kommenden Dienstag, 17 Uhr, lädt Siegfried Hoche zu einer öffentlichen Führung durch das Ratsarchiv ein. Hier gewährt er erstmals Einblicke in das Archiv der Familie Mattheus.
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Euphorie im Ratsarchiv: Kistenweise Zeugnisse aus dem Leben einer Familie
Eine Frau aus Freiburg stiftet ihr Familien-Archiv und gewährt neue Einblicke in eine ganze Epoche

An einem schönen Sommerabend des Jahres 2001 folgte eine elegante wie nette Dame sehr interessiert meiner Führung durch das Ratsarchiv. Sie stellte sich mir vor: Christa Sturm, sie lebe in Freiburg im Breisgau. Ihre Vorfahren, die Familie Mattheus, hätten bis 1945 in Görlitz gelebt. Es sei eine alte Tuchmacherfamilie gewesen. Zudem erzählte sie von einem umfangreichen Familienarchiv. Und sie wolle diesen Nachlass, um ihn für die Zukunft zu bewahren, dem Ratsarchiv schenken.

Liebesbriefe und

Taufkleidchen

Das Interesse des Archivars war augenblicklich geweckt. So trafen endlich im Dezember die avisierten Pakete ein. Man ist ja bei den Schätzen, die sich im Ratsarchiv so überreich finden lassen, etwas „verwöhnt“. Der Inhalt der Pakete löste aber in schneller Folge zuerst Erstaunen und dann Euphorie aus. Spuren von drei, fast vier Generationen der Familie Mattheus fanden sich in den verschiedensten Dokumenten, wie Briefen, Notizbüchern, Wanderbüchern, Reisebeschreibungen, Urkunden, Fotografien, Bildern.

Dazu kamen scheinbar nebensächliche aber kulturgeschichtlich interessante Dinge wie Liebesbriefe der jugendlichen Damen, Poesiealben, Zeichnungen, Tisch- und Menükarten von Familienfeierlichkeiten. Später folgten Kinderbücher, Taufkleidchen, Damenhandschuhe und Ähnliches. Kurz gesagt: Mit diesen Fundus wurde es möglich, das Werden einer Familie im 19. Jahrhundert zu besichtigen und sich überdies in deren Lebenswelt, die Zeit hineinzuversetzen. Vergleichbares befand sich bisher nicht in den Beständen des Ratsarchivs und ist ohnehin sehr selten überliefert worden.

Kriege, Notzeiten aber auch Desinteresse der Nachkommen vernichteten die meisten Zeugnisse der Familiengeschichten. Deshalb ist man im Rathaus Frau Sturm und ihren Verwandten, auch für deren Vertrauen zu großem Dank verpflichtet. Warum ist nun die Beschäftigung mit Familiengeschichte so fruchtbar. Geschichtsbücher erzählen meist sehr abstrakt, warum die Dinge so wurden wie sie sich heute darstellen. Die darin enthaltenen Fakten über die Leistungen der Politiker und Militärs jener Zeit, seltener der Unternehmer, die Statistiken und absehbaren Entwicklungstrend lassen den Geschichtsverlauf fast mechanisch, unabwendbar, klar erscheinen. Alternativen schien es so nie zu geben. Aber wie anders war und ist doch der Lebenslauf des Einzelnen. Die Wirkungen getroffener Entscheidungen werden leider erst in der Rückschau deutlich. Alternativen gibt es ja immer. Oft lassen wir uns nicht vom Hirn, sondern vom „Bauch“ oder Herz leiten. Die Menschen und somit die Menschheit sind eben keine Maschinen und somit in ihrem Handeln selten berechenbar.

Und so ist die Geschichte des Einzelnen, die Geschichte der einen Familie wichtig, ein Stück Zeitgeschichte, die es ermöglicht, Einblick in das Flair einer Epoche zu erhalten. Die Beschäftigung mit der Geschichte einer Familie kann den Blick auf die Vergangenheit, auf die Gründe für die Beschaffenheit der Gegenwart sehr viel nachvollziehbarer machen, Vergangenheit fühlbar machen.

Eine Epoche wird

noch einmal lebendig

Die zweite große Blüte der Stadt Görlitz im 19. Jahrhundert war nicht naturgegeben, sondern das Resultat des Lebenshungers, des Mutes und des Unternehmertums der Bürger dieser Stadt. Wir verstehen die Menschen und ihr Handeln in jener Zeit besser, wenn wir erfahren, welche Wünsche, Träume, Pläne und Leidenschaften sie bewegten. Und so werden das Ratsarchiv und die Sächsische Zeitung in den nächsten Wochen das Leben der Tuchmacherfamilie Mattheus im Görlitz des 19. Jahrhunderts noch einmal lebendig werden lassen

Quelle: Sächsische Zeitung

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