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Thomas Schauerte: Matthäus von Pappenheim (1458-1541). Leben und Werk eines Augsburger Humanisten. Mit einer Transkription der Wolfenbütteler Habsburger-Genealogie von 1526. Treuchtlingen/Berlin: wek-Verlag Walter E. Keller 2009. 260 S., zahlreiche, teils farbige Abbildungen. 19,80 EUR. ISBN: 978-3-934145-66-5

Thomas Schauerte, Leiter des Dürerhauses und der Graphischen Sammlung der Stadt Nürnberg, hatte sich in seiner Dissertation mit der Ehrenpforte Maximilians I. befasst und wurde über die Habsburger-Genealogie des Augsburger Humanisten und Domkanonikers auf diesen aufmerksam. Sein Buch bietet einen verlässlichen Ausgangspunkt für die weitere Beschäftigung mit Matthäus Marschalk von Pappenheim, der in der Forschung bislang kaum beachtet wurde. Ohne von Schauertes Beschäftigung mit Pappenheim zu wissen, hatte ich über viele Jahre Stoff zu Pappenheim zusammengetragen, den ich dann für den 2009 erschienenen Artikel im Humanismus-Verfasserlexikon verwenden konnte.

Schauerte dokumentiert die Lebensspuren des Angehörigen der bekannten mittelfränkischen Adelsfamilie der Marschälle von Pappenheim, wobei vor allem die Auswertung der im Staatsarchiv Augsburg befindlichen Augsburger Domkapitelsprotokolle von besonderem Wert ist. Ausführlich werden die durch Briefe bezeugten Kontakte zu den Humanisten Konrad Celtis, Konrad Peutinger und Johannes Aventin dargestellt. Ein schlimmer Lapsus ist, dass Schauerte die falsche Pariser Promotion wiederholt, obwohl der von ihm zitierte NDB-Artikel von Georg Kreuzer (2001) die Promotion in Perugia am 26. Mai 1482 zweifelsfrei belegt hatte. Zur Promotion in Perugia passt, dass Matthäus 1479/80 in Ferrara belegt ist (der Hinweis in meinem Artikel darauf wurde von Worstbrock beigesteuert).

Die Vorstellung der historiographischen und genealogischen Arbeiten geht nicht vom weitgehend ungedruckten Gesamtwerk aus, sondern beschränkt sich weitgehend auf die Besprechung der gedruckten Chroniken der Marschälle von Pappenheim, der Truchsessen von Waldburg (wichtige Vorarbeit von Gerhard Wolf) und der Herren von Geroldseck (von Clemens Joos 2006 ausführlich gewürdigt). Hinzu kommt die Erörterung der S. 137-171 transkribierten Genealogie des Hauses Habsburg im Wolfenbütteler 30.6 Aug. 2°.

Über die handschriftliche Überlieferung der Werke und die wichtigen genealogischen Sammelwerke Pappenheims gibt das Werkverzeichis S. 172-198 Auskunft. Von besonderer Bedeutung ist der Nachweis, dass UB Tübingen Mc 250 von Matthäus stammt (einer Vermutung von mir folgend, siehe auch Archivalia). Die Wolfegger Handschrift WoWo 5097 kennt Schauerte nicht. Allerdings ist auch er auf das von mir ins Spiel gebrachte Wappenbuch SB Augsburg 2° Cod 468 aufmerksam geworden, doch die allzu knappen Angaben legen den Schluss nahe, dass er diese Handschrift nicht gesehen hat. Wenig brauchbar sind auch die Angaben zu den Handschriften in der Thurn und Taxis Hofbibliothek zu Regensburg Ms. 166 (S. 182) und Ms. 184 (S. 191). Dass auch Ms. 182 von Pappenheim stammt, hätte ihm nicht entgehen dürfen.

Was Schauerte über Pappenheim als Genealogen schreibt, bleibt an der Oberfläche. Eine eindringliche Studie aufgrund der handschriftlichen Kollectaneen ist nach wie vor ein Desiderat. Wie ich bereits mehrfach betont habe (zuerst 1995, wo ich auch auf die drei Regensburger Pappenheim-Handschriften hingewiesen habe), zählt Pappenheim neben Sunthaym und Mennel zu den Vätern der modernen Genealogie in Deutschland.

Ein nützlicher Quellenanhang S. 199-231 versammelt vor allem kürzere lateinische Texte zu Pappenheim, insbesondere Briefe, mit beigegebener Übersetzung. S. 199 Anm. 628 bietet Schauerte den "ungefähre[n] Wortlaut" eines lateinischen Briefs, den er offensichtlich aufgrund der Abkürzungen nicht vollständig entziffern konnte. Auch bei den Transkriptionen aus Mc 250 musste ich Fehllesungen notieren.Wenn einem die quam-Abbreviatur ein Rätsel ist (S. 184 Zitat aus der Waldburg-Chronik), könnte man bei einem verbreiteten Sallust-Zitat doch auf die Idee kommen, nachzusehen, wie der Text lauten muss. Meine Meinung dazu: Wer es mit lateinischen Vorlagen zu tun hat, die aufgrund der Abkürzungen einen selbst überfordern, sollte sich geeignete Hilfe holen, bevor er Transkriptionen in den Druck gibt. Alle Wiedergaben Schauertes aus handschriftlichen lateinischen Vorlagen sind mit Vorsicht zu benutzen.

 

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