Allgemeines
Architekturarchive
Archivbau
Archivbibliotheken
Archive in der Zukunft
Archive von unten
Archivgeschichte
Archivpaedagogik
Archivrecht
Archivsoftware
Ausbildungsfragen
Bestandserhaltung
Bewertung
Bibliothekswesen
Bildquellen
Datenschutz
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
null

 
Alte Hofbibliothek Donaueschingen – Neue Perspektiven. Freiburg i. Br.: modo Verlag 2012. 140 S., 155 Farbabbildungen. 28,00 EUR
ISBN 978-3-86833-113-4 Verlagsinformation

"Der Bibliothekar Eduard Johne pries 1921 die von ihm geleitete Hofbibliothek mit lobreichen Worten. Die Sammlung sei ein besonderer Glücksfall für die deutsche Bibliotheksgeschichte" (S. 113). Das liest man in dem Prachtband des für die aufwändige Sanierung des Gebäudes Haldenstraße 5 in Donaueschingen verantwortlichen Architektenteams Gäbele & Raufer. Hier war bis 1999 die Fürstlich Fürstenbergische Hofbibliothek untergebracht, die 1860 in das 1732/36 von Baudirektor Ott als Kanzleigebäude erbaute Haus eingezogen war. 2008 verkauften die Fürstenberger das Anwesen an die Familie Banthien. Heute sind ein anspruchsvolles Restaurant "Hofbibliothek" (Website), das Donaueschinger Kinder- und Jugendmuseum (Website) und Veranstaltungsräume in der Alten Hofbibliothek untergebracht.

Peinlich vermeidet es das großformatige Coffee Table Book den skandalösen Hintergrund der "Alten" Hofbibliothek aufzudecken: Dass die einst so glanzvolle Sammlung, etabliert als Regionalbibliothek, 1999 bis auf einen kleinen Rest, der jetzt wieder im Archivgebäude untergebracht ist, barbarisch zerschlagen und im Antiquariatshandel verscherbelt wurde. Von der großartigen Bibliothek Josephs von Laßberg, die 1853 für die Hofbibliothek angekauft wurde und ihr erst europäischen Rang verlieh, konnten die Badische Landesbibliothek in Karlsruhe und die Thurgauische Kantonsbibliothek in Frauenfeld nur Teile für die Öffentlichkeit sichern. Es handelte sich aus meiner Sicht um den größten westdeutschen Kulturgutskandal der letzten Jahrzehnte. Die amtliche Denkmalpflege hat in diesem Fall völlig versagt.

Davon erfährt man in dem Buch selbstverständlich nichts, das auch sonst für wissenschaftliche Zwecke nahezu wertlos ist. nach über 100 Seiten Bildteil, der die in der Tat eindrucksvolle Sanierung optisch feiert, folgt der Informationstext über das Haus, der auf eine Stahlplatte geschrieben wurde, aus der Feder der Architekten Tanja Raufer und Lukas Gäbele, eine rühmende Würdigung von Christian Schönwetter und schließlich die Wiedergabe des Vortrags des fürstenbergischen Archivars Andreas Wilts am Tag des offenen Denkmals 2011. Wilts ordnet die Errichtung des Gebäudes anschaulich in den Prozess der Ausbildung Donaueschingens als Residenz im 18. Jahrhundert ein, verzichtet jedoch auf Einzelnachweise. Immerhin erfährt man, dass es in dem Regierungsgebäude im ersten Stock ein Torturzimmer gab. In einem anderen Raum wurde Delinquenten das Todesurteil eröffnet. Auch der Bau des 1756/63 als Archivzweckbau errichteten Archivgebäudes kommt zur Sprache (S. 128f.).

Gern wüsste man mehr über die historische Bausubstanz und Ausstattung, die man auf den Bildern sieht, aber eine solche Baudokumentation ist dem Buch nicht beigegeben.

***

Presseberichte zur Sanierung von 2011:

http://www.badische-zeitung.de/donaueschingen/veranstaltungen-und-mediterrane-kueche-in-der-alten-hofbibliothek--41105614.html (10.2.2011)

http://www.badische-zeitung.de/donaueschingen/vom-alptraum-zum-prachtraum--48994254.html (27.8.2011)

http://www.schwarzwaelder-bote.de/inhalt.donaueschingen-beginn-einer-neuen-aera-in-der-fuerstlichen-hofbibliothek.e85e4fc6-ab6b-4e10-a0bc-83bb976e6d80.html (9.11.2011)

 

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma