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http://www.ostseezeitung.de/po/start_167827_1260905.html

Steffen Arndt ist promovierter Historiker, staatlich geprüfter Archivar und seit Mai arbeitslos. Einer von derzeit 6177 arbeitslosen Akademikern in M-V.

Eigentlich hat der junge Mann aus Pölchow (Landkreis Bad Doberan) alles richtig gemacht. Magister-Studium in Rostock mit sehr gut. Doktortitel mit 28 Jahren. Die Chancen für eine wissenschaftliche Laufbahn standen gut. „Da hat sich die Ausbildung zum Archivar angeboten“, erzählt Steffen Arndt.

[...] Dass sich nach der erfolgreich abgelegten Staatsprüfung keine Stelle für ihn bot, war für Arndt mehr als eine böse Überraschung.

„Damit habe ich nicht gerechnet. Ich wurde ausgebildet auf Landeskosten, jetzt bekomme ich keinen Job. Im Prinzip ist das Steuerverschwendung“, meint der Historiker. Das Land solle dann wenigstens so ehrlich sein und nicht in die Ausbildung von Archivaren mit speziellen Kenntnissen der Landesgeschichte und Behördenstruktur investieren, wenn es keinen Bedarf hat.
Wolf Thomas meinte am 2004/07/05 09:16:
Schlechte Berufsaussichten erst seit 2004 ?
Archivalia sonst nicht um harte, meist zutreffende Kritik verlegen schweigt sich bei diesem Thema aus. Spätestens seit Beginn der neunziger Jahre hat es Probleme bei der Übernahme von ArchivarInnen aller Laufbahnen gegeben. In Anbetracht der mittlerweile horrend hohen Arbeitslosigkeit ist es wenig verwunderlich, dass auch Akademiker mit Spezialausbildung betroffen sind. Also die Meldung: ein alter Hut !
Trotzdem zum inhaltlichen: Steuerverschwendung ? Soll der Staat/das Land denn gar nicht mehr ausbilden ?
„Ich fühle mich in gewisser Weise verhöhnt. So werden junge Leute aus dem Land getrieben und nicht gehalten“, kritisiert Arndt die Landespolitiker." - Was soll man dazu sagen ? Zwar gibt er an, dass er mobil sei, aber .... Wer die Zeichen der Zeit nicht erkennt, hat vielleicht die falsche Wahl getroffen. Übrigens: ein Ortswechsel in die überaus feindliche Welt außerhalb Mecklenburg-Vorpommerns, soll noch keinen Archivaren geschadet haben. 
KlausGraf antwortete am 2004/07/06 12:41:
Eine Frage der Erwartungen
Es ist die Frage, welche Erwartungen das Land MV mehr oder minder konkret geweckt hat. Richtig ist, dass Ausbildungsinstitutionen mehr als bisher ihre soziale Verantwortung für die Ausgebildeten wahrnehmen sollten. Eine Ex-und-hopp-Mentalität erscheint mir menschenverachtend. Ohne dass ich den Einzelfall kenne, frage ich mich, ob nicht trotz angespannter Finanzlage ein Projektpool für "Notfälle" geboten wäre, der mit befristeten Angeboten/Werkverträgen Überbrückungen schaffen müsste. 
Wolf Thomas antwortete am 2004/07/06 13:26:
Eine Frage der geweckten Erwartungen ?
Bei aller Liebe: Immerhin hatte man die Chance für eine Zusatzqualifizierung in einer arbeitsmarktpolitisch angestrengten Zeit. Geweckten Erwartungen in diesen Tagen glauben zu schenken ist fatal. Wer vor 2 Jahren ernsthaft "goldene" Berufsaussichten predigte handelte, sicherlich falsch, mindestens ebenso falsch ist es, diesen Versprechungen zu glauben. 
KlausGraf antwortete am 2004/07/06 13:32:
Zynismus
Ich denke, von einer festen Stelle aus kann man sich köstlich über "naive" Berufsanfänger amüsieren. Ich bleibe dabei: wer im Archivbereich für den HÖHEREN DIENST ausbildet, hat mehr Verantwortung für seine Auszubildenden, die ja eine Promotion und 2 Jahre kostbarer, z.T. in Marburg vergeudeter Lebenszeit investiert haben, als sagen wir eine Autowerkstatt. 
Wolf Thomas antwortete am 2004/07/08 07:29:
Zynismus ?
In der gegenwärtigen Situation ist es nicht Zynismus, sondern Realismus, dass Auszubildende jedweder Art nicht übernommen werden können. Gerade im Archivbereich zeigt sich dies z. B. bei den Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste. Stellenstreichungen und Wiederbesetzungssperren sind ebenfalls keine Fremdworte. Wer im Archivwesen tätig ist, und wer Auszubildenden eine rosige Zukunft in Form einer Übernahme verspricht, handelt mindestens grob fahrlässig - ist übrigens, wenn ich die Berichterstattung richtig verfolgt habe, hier nicht erfolgt. Wer in diesen Zeiten, auf Versprechungen hört (!), ist meinetwegen naiv.
Übrigens: ich selbst war 1990, nach den gleichen Versprechungen und noch besserer, stellenmäßiger Ausgangslage ohne eigenes Verschulden in Form schlechter Zeugnisse 3 Monate arbeitslos und musste als Folge das Ausbildungsland NRW verlassen und in die weite Ferne nach Bayern - also quasi unter verschärften Bedingungen - wechseln. Weder die NRW-Presse hat darüber berichtet, noch ging ein "Aufschrei" durch die Archiv-Community. So what ? 
KlausGraf antwortete am 2004/07/08 16:25:
Realismus?
Wenn Absolventen des höheren Archivdienstes, also einer ausserordentlich hochspezialisierten, hohe Anforderungen stellenden Ausbildung, arbeitslos sind, dann ist etwas faul im Staate. Daran ändern auch missliche eigene Erfahrungen nichts, ob diese nun pressewirksam dokumentiert wurden oder nicht. Einzelschicksal hin, Einzelschicksal her - über der derzeit gängigen wahnhaften Überbetonung finanziell-ökonomischer Momente, die in letzter Instanz zählen, darf nicht übersehen werden, dass öffentliche Arbeitgeber (hier: Archive als Ausbildungsinstitutionen) eine hohe soziale Verantwortung haben.

Es ging auch kein Aufschrei durch die Archiv-Community. Richtig ist, dass Archiv.net und Archivalia den regionalen Pressebericht aufgegriffen haben. Und das mit Recht, denn unabhängig vom Einzelfall kann und darf es nicht sein, dass das Archivwesen hochqualifizierte Langzeitarbeitslose produziert, die dann ab 2005 gemäss der Umsetzung der Hartz-Beschlüsse nach 1 Jahr Arbeitslosigkeit zur Wiedereingewöhnung in das Arbeitsleben Toiletten putzen müssen. 
Wolf Thomas antwortete am 2004/07/09 07:05:
Realismus ??
Das ist doch der gute alte Klaus Graf wie wir ihn kennen und lieben. Konsequenterweise heißt es, dass es die Ausbildungsarchive ihrer hohe soziale Verantwortung gerecht werdend demnächst nicht mehr ausbilden werden. Ich will ja nicht als archivische Unke enden, aber das wird Tür und Tor für eine neue "Seiteneinsteiger"-Diskussion werden. Nur diesmal wird es den höheren Archivdienst massiver treffen.
Mein Fazit: Natürlich kommen die Ausbildungsarchive ihrer sozialer Verantwortung seit Jahren nicht nach. Natürlich glauben Absolventen dieser Spezialausbildung naiverweise immer noch an einen sicheren Job. Natürlich ist die umfassende Ökonomiserung des Archivwesens auch ein Übel. Natürlich geht mir dieses Schicksal genauso unter die Haut wie Ihnen.
Aber ich vermisse eins, wo bleibt die Aktivität und Kreativität des Einzelbewerbers - ist aus dem Artikel nicht deutlich erkennbar. Ich denke, es gäbe Möglichkeiten sich nicht in die Arbeitslosigkeit zu ergeben, sondern aktiv dagegen etwas zu tun, außerhalb unzählige Bewerbungen zu schreiben. Übrigens besitzt Herr Arndt neben der Archivarsausbildung noch die Möglichkeit sich als promovierter Historiker zu betätigen. Alle übrigen Archivausbildungen - mit Ausnahme der Fachangestellten für Medien und Informationsdienste [dort sieht allerdings die Realität ähnlich düster aus] - bieten diese Hintertür nicht. 
sinw meinte am 2004/08/11 08:33:
Akademikernetzwerk
... gerade für arbeitslose AkademikerInnnen wird Networking immer wichtiger: ein neues Akademikerforum stellt sich auf http://sinw.twoday.net vor. 
 

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