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In http://ordensgeschichte.hypotheses.org/3104 habe ich rezensiert:

Monasticon Carmelitanum. Die Klöster des Karmeliterordens (O. Carm.) in Deutschland von den Anfängen bis zur Gegenwart. Hrsg. von Edeltraud Klueting, Stephan Panzer und Andreas H. Scholten (= Monastica Carmelitana 2). Münster: Aschendorf 2012. 1032 S., 68 Euro.

Auszug:

Obwohl ich das Erscheinen des Bandes mit großem Respekt begrüße, möchte ich abschließend einmal mehr begründen, wieso ich der Überzeugung bin, dass solche gedruckte Nachschlagewerke im digitalen Zeitalter keine Zukunft haben sollten. Es führt kein Weg daran vorbei: Die Klosterbücher müssen digital und Open Access werden. Es muss sehr viel mehr von der Wikipedia gelernt werden. (Diese ist im übrigen das größte deutsche Klosterbuch.)

Open Access beseitigt die Preisbarriere. Nun ist der Band sehr preisgünstig, aber der Gelegenheitsnutzer wird doch auf Bibliotheksexemplare zurückgreifen, und da sieht es nach Ausweis des Karlsruher Virtuellen Katalogs gut zwei Monate nach dem Erscheinen noch nicht sehr gut aus.

Nur eine Volltextsuche erschließt einen solchen Text umfassend. Auch das beste Register hat Lücken, und viele Register sind schlecht durchdacht. So verhält es sich hier. Die wichtige Seitenzahl 510 zu Johann von Hildesheim, dem Prior von Marienau und Verfasser einer berühmten Dreikönigslegende (zu der man sich sorgfältigere Literaturangaben gewünscht hätte), fehlt. Zudem wird kaum jemand die Art und Weise, wie die verschiedenen Johannes im Personenregister nach Namensformen aneinandergereiht sind, benutzerfreundlich finden.

Das Internet ermöglicht es, Vorstufen zeitnah nach ihrer Entstehung zu publizieren und Nachträge bzw. Korrekturen vorzunehmen. Insbesondere bei kleineren Korrekturen, die in Aufsätzen oder Büchern versteckt werden, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sie von den Benutzern des Werks übersehen werden. Nötig ist ein kollaboratives, gemeinsames Arbeiten, am besten in einem Wiki. Es geht bei einem Klosterbuch um den Wissensfortschritt, nicht um die persönliche Eitelkeit der Autoren (auch wenn man manchmal einen anderen Eindruck hat). Daher sollten alle Forschungsergebnisse Open Access unter freier Lizenz (CC-BY, Daten: CC0) nachnutzbar sein.

Digitalisate können sofort verlinkt werden. Für mich ist das ein entscheidendes Argument. Sehr sporadisch begegnet man im Monasticon Internetadressen, aber wer tippt die ab? Angesichts der Tatsache, dass die Massendigitalisierung sehr große Teile der älteren Quellen und Literatur online zugänglich gemacht hat (und aus urheberrechtlichen Gründen leider sehr kleine der modernen Sekundärliteratur), kann man dem Forscher in vielen Fällen heute schon das Nachvollziehen der Belege durch einen Klick ermöglichen. Das ist die wissenschaftliche Zukunft und nichts anderes.

Einigermaßen fassungslos lese ich im Vorwort des Monasticons, dass die Ordensbibliothek in Washington die Digitalisierung der Frankfurter Karmeliterbücher im Frankfurter Stadtarchiv finanziert hat. Das ist nicht zu tadeln, sondern dass keine der beiden Institutionen die Digitalisate bislang Open Access zugänglich gemacht hat! Dieser herausragende Quellenbestand hat im ersten Teil zu den vormodernen Niederlassungen unzählige wichtige Hinweise gegeben. Er muss vorbehaltlos jedem Forscher und jeder Forscherin im Internet zur Verfügung stehen. Ein digitales Klosterbuch könnte auf diese Quellenstellen unmittelbar verlinken, wie man überhaupt bei jedem Projekt – also nicht nur ordensgeschichtlichen Unternehmungen – nach Möglichkeit alles an Quellen ins Netz stellen sollte, was man rechtlich darf. Blender. die Niveauloses mit vielen Fußnoten tarnen oder die Quellen nicht richtig lesen können, können so leicht enttarnt werden.

Bilder können unmittelbar eingebunden werden. Auch wenn die Karten nützlich und die Siegel lehrreich sind, ein opulenter Bilddteil sieht anders aus. Schon allein mit auf Wikimedia Commons zur Verfügung stehenden Bildern könnte sehr viel mehr Anschaulichkeit hergestellt werden.

Es sind Verknüpfungen mit Normdaten möglich. Im Augenblick illustriert bereits das geniale Konzept der BEACON-Dateien für die in die GND eingegangenen Personendaten (Beispiel für den Karmeliter Johann von Hildesheim), was künftig möglich sein wird. Ein digitales Nachschlagewerk kann solche Nachweise abrufen, aber selbst auch anbieten und den Datenpool damit bereichern.

Es ist nicht Aufgabe der Wissenschaft, eine überlebte Technologie und die ihr verpflichteten Verlage am Leben zu halten. Probleme mit digitalen Angeboten gibt es zwar, sie sind jedoch durchaus in den Griff zu bekommen (Langzeitarchivierung, Versionenverwaltung, Spam, Vanity Publishing). Nur digitalen Klosterbüchern gehört die Zukunft.
 

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