Heute zurück aus Prag, eine kurze Wasserstandsmeldung zu meiner Abmahnung:
http://archiv.twoday.net/stories/326202963/
Vielen Dank für die große Solidarität, Weiterverbreiten ist nach wie vor gern gesehen.
Ich war am Mittwoch etwas unter Zeitdruck, daher erklären sich unter anderem die Tippfehler in meiner Meldung. Vom Schreiben der FAZ (1 Seite plus 8 Zeilen auf S. 2 plus vorformulierte Unterlassungserklärung) habe ich aber alles Wesentliche mitgeteilt.
Gerichtet ist das Einschreiben an "Herrn Professor Dr. Klaus Graf", was ja ausweislich des IMPRESSUMs falsch ist. Diejenigen, die das Impressum im MENU rechts nicht ausfindig machen können, könnten doch wenigstens die Intelligenz besitzen, mit Strg-F zu suchen.
Unterzeichnet ist das Schreiben der Geschäftsführung/Justitiariat vom 8. März 2013 vom Geschäftsführer Dr. Roland Gerschermann und Justitiar Dr. Simon Haug.
Die Absender "erlauben" sich, mir wg. meines Blogeintrags vom 3. Februar zu schreiben. Zitiert wird meine Formulierung "Schavan-Freundin Heike Schmoll unkt in der FAZ". Darüber hinaus wird die Linksetzung auf http://causaschavan.wordpress.com angeführt ("auf dem u.a. die Vorwürfe erhoben werden, Frau Dr. Schmoll sei die Lebenspartnerin von Frau Schavan").
Nun der genaue Wortlaut der Anschuldigung:
"Diese von Ihnen verbreitete Unterstellung, Frau Dr. Schmoll sei die Freundin oder die Lebensgefährtin von Frau Schavan ist nicht nur falsch, sondern erfüllt auch den Tatbestand der üblen Nachrede. Sie dient alleine der Schmähung des Ansehens von Frau Dr. Schmoll und beabsichtigt Frau Dr. Schmoll als Jounalistin herabzuwürdigen. Frau Dr. Schmoll ist weder die Lebensgefährtin noch die Freundin von Frau Schavan".
Da Grund zur Annahme bestehe, dass ich weiterhin die unwahre Unterstellung verbreiten werde, fordert man mich "namens der Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH sowie namens und im Auftrag von Frau Dr. Schmoll" auf, die beigefügte strafbewehrte Unterlassungserklärung zu unterzeichnen und zwar spätestens bis 22. März 2013, sonst werde man ohne weitere Ankündigung gerichtliche Hilfe in Anspruch nehmen.
In der Unterlassungserklärung soll ich mich bei einer Vertragsstrafe von 5001 Euro gegenüber der FAZ und Frau Schmoll verpflichten, nicht zu verbreiten und zu veröffentlichen, "dass Frau Dr. Heike Schmoll die Freundin und/ oder die Lebensgefährtin von Frau Annette Schavan sei".
Eine Kostennote war nicht beigefügt. Meinen Anwalt habe ich noch nicht konsultiert, es aber nächste Woche noch vor. Wenn ich Geld brauche, werde ich mich melden. Eigentlich sehe ich die Sache sehr gelassen, da die Anschuldigung doch völlig hanebüchen ist.
Bis 5000 Euro Streitwert wird vor dem Amtsgericht verhandelt. Die Vertragsstrafe soll mich also vor ein Landgericht (beliebt ist bei solchen Fällen: Hamburg) zerren, bei dem Anwaltszwang besteht. Wer zu Unrecht abgemahnt wird, bleibt regelmäßig auf seinen eigenen Kosten sitzen:
http://www.rettet-das-internet.de/interview_sewoma.htm#kostenerstattung
Ich tendiere dazu, KEINE Unterlassungserklärung abzugeben oder aber eine, die sich nur auf die Eigenschaft als Lebensgefährtin bezieht, bei erheblich reduzierter Vertragsstrafe (50 Euro?). Aber eigentlich müsste eine eidesstaattliche Erklärung von Frau Schmoll gefordert werden.
In der Besprechung des Falls in der Blogosphäre (die traditionellen Medien schweigen sich natürlich aus) wurde mehrfach betont, dass nicht causaschavan. wordpress.com, sondern ein anderes, von mir nicht verlinktes Blog die Behauptung aufgestellt hat, Schmoll sei die Lebensgefährtin von Schavan.
Meine Position hat sich seit Mittwoch nicht geändert. Durch die doch recht große Resonanz meines Blogbeitrags wissen jetzt erheblich mehr Leute von dem Gerücht (Streisand-Effekt).
Interessant ist die Vorgeschichte der Abmahnung, die auf die Causa Stralsund zurückgeht, als Frau Schmoll Kontakt zu mir suchte. Für diejenigen, die es nicht mitbekommen haben: Ich deckte letzten Herbst die Verscherbelung der Gymnasialbibliothek im Stadtarchiv Stralsund auf. FAZ-Edelfeder Schmoll schrieb darüber in der FAZ am 10. November 2012 einen guten Artikel:
http://archiv.twoday.net/stories/202637191/
Am 7. November hatte sie mich über meine Freiburger Mail um einen Anruf gebeten ("Sehr geehrter Herr Dr. Graf", nicht etwa Professor).
Was ich am gleichen Tag in INETBIB schrieb, hat Schmoll offenkundig nicht gefallen:
FAZ-Edelfeder Dr. theol. h.c. Heike Schmoll, laut Wikipedia
Trägerin des Deutschen Sprachpreises, von der
Bildungsredaktion recherchiert ebenfalls ("für Umbruch
Sonntag") und bat um ein Telefonat. Am Montag wimmelte mich
Frau Regina Mönch dort noch ab, sie müsse im Lauf der Woche
erstmal prüfen, ob ein Externer etwas schreiben dürfe, man
sei verdonnert, möglichst alles selber zu machen.
Die Ostseezeitung liess sich ausführlich von mir
informieren, nach Erstellung des Artikels ignorierte sie
aber die Bitte um Mitteilung der Antwort der Stadt und des
erschienenen Artikels. Es ist nicht das erste Mal, dass ich
mitbekomme, wie Journalisten sich unfair gegenüber
Informanten verhalten, nachdem sie diese benutzt haben.
Eine dpa-Korrespondentin rief mich heute an, war aber nicht
mal in der Lage, zuvor alle relevanten Archivalia-Beiträge
zu sichten. Sie habe ein Lesezeichen auf Archivalia
gesetzt, das sich aber nicht aktualisiert habe. Hm.
Soviel zum Thema Qualitätsjournalismus in deutschen Landen.
Da bin ich doch eigentlich ganz froh, als Blogger so walten
und schalten zu können, wie es mir passt, wenngleich ich
durchaus eingestehe, dass mir die Aussicht, voraussichtlich
nie mehr etwas fuer die FAZ schreiben zu koennen, nicht
unbedingt gefaellt. Aber die Zeiten wandeln sich, und die
grossen alten Kuehe des Pressewesens aendern nun mal auch
ihre Fleckung.
Zur Erinnerung: Ich hatte zwei Artikel in der FAZ, beide zu
Kulturgutverlusten bei historischen Sammlungen:
am 5. Juli 2002 zur NEKB:
http://archiv.twoday.net/stories/2804757/
am 21. Februar 2007 zu den Eichstaetter Kapuzinerbuechern
http://archiv.twoday.net/stories/3344981/
Schmoll regierte per Mail noch am gleichen Tag:
"würden Sie bitte zwischen Feuilletonredaktion (Mönch) und Politik unterscheiden?"
Auf meine Einrede hin wurde sie unfreundlich:
"Weil Sie Kausalitäten herstellen, die keine sind: ich wußte weder von Ihrem Anruf noch von Ihrem Textangebot, weil ich im Ressort Politik für Bildung zuständig bin, das Feuilleton macht seine eigene Planung. Niemand hat gesagt, Sie könnten nicht mehr für die FAZ schreiben, alles von Ihnen frei erfunden."
Dazu stelle ich fest: Ich habe weder eine Kausalität hergestellt noch etwas frei erfunden.
Richtig ist: Frau Mönch hat mir eine Rückmeldung, ob mein Artikelangebot angenommen werden könne, telefonisch noch für die gleiche Woche in Aussicht gestellt, die aber nie erfolgt ist. Wenn Frau Schmoll nichts von dem Angebot an Frau Mönch wusste, würden weniger diplomatisch veranlagte Gemüter als ich von einem Sauladen FAZ sprechen, wo die Rechte nicht weiß, was die Linke tut - und das bei einem sehr brisanten Thema, wo der naive Außenstehende sich denkt, dass Feuilleton und Politik sich selbstverständlich abstimmen. Wer meine Sätze oben auch nur oberflächlich liest, sieht nichts von der Herstellung einer Kausalität und meine Prognose "die Aussicht, voraussichtlich nie mehr etwas fuer die FAZ schreiben zu koennen" ist auch keine Tatsachenbehauptung, man habe einen Bann über mich ausgesprochen.
Ich habe das so ausführlich dokumentiert, weil daraus klar hervorgeht, dass Frau Schmoll, die laut Wikipedia nur einen theologischen Ehrendoktor, aber keine ordentliche Promotion hat, offenkundig dazu neigt, Äußerungen, die ihr nicht gefallen, manipulativ zu verdrehen.
Ich hatte übrigens noch beim Bildungsressort angerufen und meine Telefonnummer für Frau Schmoll hinterlegt, aber nach unserem Mailwechsel hatte sie zu einem Gespräch anscheinend keine Lust mehr.
Halten wir zudem fest: Frau Schmoll war dieses Blog Archivalia und sein damaliger Einfluss in Sachen Stralsund gut bekannt. Von daher ist es rätselhaft, wie sie annehmen konnte, ich würde mich von einer von den meisten Stimmen als haltlos eingeschätzten Abmahnung einschüchtern lassen. Statt darauf zu bauen, dass so gut wie niemand die Verdächtigung, Schmoll sei die Lebensgefährtin von Schavan, zur Kenntnis genommen hat, nimmt sie einen kleinen Shitstorm in Kauf, der genau dieses Gerücht einem Teil der Netzgemeinde erst zugänglich macht.
Siehe übrigens auch http://goo.gl/Vs5Lp
Sobald sich etwas Neues ergibt, werde ich hier informieren.
Stay Tuned for the Next Episode ...
Bitte nach wie vor die Meldung der Abmahnung weiterverbreiten!
Liste der mir bekannt gewordenen bisherigen Meldungen und Diskussionen (ohne Twitter):
A) Von mir subjektiv als besonders wichtige Beiträge eingeschätzt:
http://schmalenstroer.net/blog/2013/03/abmahnung-fur-klaus-graf-in-der-causa-schavan/
https://causaschavan.wordpress.com/2013/03/13/beziehungskiste-oder-was-der-blogger-klaus-graf-in-sachen-schavan-unterlassen-soll/
http://erbloggtes.wordpress.com/2013/03/13/faz-mahnt-unter-vorwand-missliebige-blogger-ab/
http://www.internet-law.de/2013/03/faz-mahnt-blogger-ab.html (RA Stadler: "Die Geschichte klingt für einen Außenstehenden – auch einen Juristen wie mich – eher nach einer Farce als nach einer ernsthaften Abmahnung.")
Einflussreiches Blog, etliche Übernahmen durch andere Blogs.
http://anneschuessler.com/2013/03/16/anne-erklart-das-internet-der-streisand-effekt/
B) Weitere Beiträge, weitgehend ungeordnet
http://rivva.de/189523363 (Nachweise, auch von Tweets)
[weitere Rivva-Links listet:
https://twitter.com/Erbloggtes/status/312534092136734720 ]
http://meedia.de/nc/internet/beziehungsstress-faz-mahnt-blogger-ab/2013/03/15.html (als Quelle in Google News vertreten)
http://blog.schockwellenreiter.de/2013/03/20130313.html#p05
http://www.wissenswerkstatt.net/2013/03/15/irrlichternde-juristen-bei-der-faz-laecherliche-abmahnung-des-bloggers-klaus-graf/
http://www.tiuz.de/faz-mahnt-meinungsauserung-ab/
http://www.stilstand.de/oh-gott-oh-gott/
http://www.turi2.de/2013/03/15/heute2-big-brother-dapd-wdr-15631561/
http://blah.tamagothi.de/2013/03/15/abmahnjuratroll-des-tages-ist-die-frankfurter-al/
http://chatatkins.blogger.de/stories/2222955/
http://gerechtigkeits.blog.de/2013/03/16/neigungen-anette-schavan-15633548/
http://www.burks.de/burksblog/2013/03/16/schavan-freunde-abmahnung-durchgefuhrt
http://webnews.pro/plagiate/lasst-ihr-ihren-doktortitel.html
http://www.abzocknews.de/2013/03/15/faz-mahnt-blogger-ab/#more-104863
http://www.feuerwaechter.org/2013/03/blogabmahnung-starcon-mag-keine-kritik-an-seinen-sternenlicht-juwelen/#more-3676
http://travelinks.tumblr.com/post/45422065296/faz-mahnt-blogger-ab
http://jfnet.wordpress.com/2013/03/16/faz-mahnt-blogger-ab/
http://scienceblogs.de/geograffitico/2013/03/14/rechtsschutz-initiative-fur-blogger/ (nur Kommentare)
http://www.gamestar.de/community/gspinboard/showthread.php?p=15434691
https://plus.google.com/u/0/103671081186471128874/posts/5LAK8zdcBUj
https://plus.google.com/115799574439693399323/posts/LTLUHTNiJEY
Nachträge nach Ersterstellung dieses Artikels:
http://post-von-horn.de/2013/03/15/papst-behorden-eu-guttenberg-blogs-arbeit/
http://hinterwaldwelt.blogspot.de/2013/03/ins-knie.html
http://rebellmarkt.blogger.de/stories/2223082/#2223094
http://blog.fefe.de/?ts=afbc3e4b
http://www.neunetz.com/2013/03/16/aktuelles-16-marz-2013/
http://www.heinrichplatz.tv/?p=10073
http://rattenschaden.blogspot.de/2013/03/links-und-rechts-15032013.html
http://www.mybasti.de/wir-sind-auserirdische-faz-vs-blogger-wunderlist-plugin
http://www.literaturasyl.de/politik/abmahnung-wegen-schavan-freundin/
http://comments.gmane.org/gmane.culture.libraries.inetbib/23339 Beitrag und Korrektur von mir in INETBIB
http://log.netbib.de/archives/2013/03/17/groses-kino-faz-mahnt-archivalia-ab/ Beitrag von mir in netbib
http://erbloggtes.wordpress.com/2013/03/17/schavan-freundschaftsblattchen-faz-sah-journalistische-herabwurdigung-schmolls/ nimmt auf diesen Beitrag in Archivalia Bezug
18.3.
http://infobib.de/blog/2013/03/18/faz-attackiert-archivaliafreie-rede/
http://todamax.kicks-ass.net/2013/faz-mahnt-blogger-ab/ (veröffentlicht 14.3.)
http://blog.strafrecht.jurion.de/2013/03/wochenspiegle-fuer-die-11-kw-das-war/ (veröffentlicht 17.3.)
19.3.
http://www.scinoptica.com/pages/topics/streisand-im-getriebe-der-faz.php
http://fellowpassenger.de/2013/03/19/ratselraten-in-abmahnistan/
http://irights.info/wochenruckblick-piratebay-urteil-abmahndeckelun-dj-tarif/13024 (18.3.)
http://matthias-mader.de/publizistik/netzfunde-der-letzten-tage/ (14.3.)
21.3.
http://www.telemedicus.info/article/2544-Wochenrueckblick-Pirate-Bay,-Germanys-Gold,-GEMA.html (17.3.)
22.3.
Ich gebe die Unterlassungserklärung NICHT ab.
http://archiv.twoday.net/stories/326207397/
23.3.
http://rivva.de/190511834 mit weiteren Nachweisen
24.3.
http://archiv.twoday.net/stories/326525167/ mit weiteren Nachweisen
Barbra Streisand 1962, Namensgeberin des Streisand-Effekts
http://archiv.twoday.net/stories/326202963/
Vielen Dank für die große Solidarität, Weiterverbreiten ist nach wie vor gern gesehen.
Ich war am Mittwoch etwas unter Zeitdruck, daher erklären sich unter anderem die Tippfehler in meiner Meldung. Vom Schreiben der FAZ (1 Seite plus 8 Zeilen auf S. 2 plus vorformulierte Unterlassungserklärung) habe ich aber alles Wesentliche mitgeteilt.
Gerichtet ist das Einschreiben an "Herrn Professor Dr. Klaus Graf", was ja ausweislich des IMPRESSUMs falsch ist. Diejenigen, die das Impressum im MENU rechts nicht ausfindig machen können, könnten doch wenigstens die Intelligenz besitzen, mit Strg-F zu suchen.
Unterzeichnet ist das Schreiben der Geschäftsführung/Justitiariat vom 8. März 2013 vom Geschäftsführer Dr. Roland Gerschermann und Justitiar Dr. Simon Haug.
Die Absender "erlauben" sich, mir wg. meines Blogeintrags vom 3. Februar zu schreiben. Zitiert wird meine Formulierung "Schavan-Freundin Heike Schmoll unkt in der FAZ". Darüber hinaus wird die Linksetzung auf http://causaschavan.wordpress.com angeführt ("auf dem u.a. die Vorwürfe erhoben werden, Frau Dr. Schmoll sei die Lebenspartnerin von Frau Schavan").
Nun der genaue Wortlaut der Anschuldigung:
"Diese von Ihnen verbreitete Unterstellung, Frau Dr. Schmoll sei die Freundin oder die Lebensgefährtin von Frau Schavan ist nicht nur falsch, sondern erfüllt auch den Tatbestand der üblen Nachrede. Sie dient alleine der Schmähung des Ansehens von Frau Dr. Schmoll und beabsichtigt Frau Dr. Schmoll als Jounalistin herabzuwürdigen. Frau Dr. Schmoll ist weder die Lebensgefährtin noch die Freundin von Frau Schavan".
Da Grund zur Annahme bestehe, dass ich weiterhin die unwahre Unterstellung verbreiten werde, fordert man mich "namens der Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH sowie namens und im Auftrag von Frau Dr. Schmoll" auf, die beigefügte strafbewehrte Unterlassungserklärung zu unterzeichnen und zwar spätestens bis 22. März 2013, sonst werde man ohne weitere Ankündigung gerichtliche Hilfe in Anspruch nehmen.
In der Unterlassungserklärung soll ich mich bei einer Vertragsstrafe von 5001 Euro gegenüber der FAZ und Frau Schmoll verpflichten, nicht zu verbreiten und zu veröffentlichen, "dass Frau Dr. Heike Schmoll die Freundin und/ oder die Lebensgefährtin von Frau Annette Schavan sei".
Eine Kostennote war nicht beigefügt. Meinen Anwalt habe ich noch nicht konsultiert, es aber nächste Woche noch vor. Wenn ich Geld brauche, werde ich mich melden. Eigentlich sehe ich die Sache sehr gelassen, da die Anschuldigung doch völlig hanebüchen ist.
Bis 5000 Euro Streitwert wird vor dem Amtsgericht verhandelt. Die Vertragsstrafe soll mich also vor ein Landgericht (beliebt ist bei solchen Fällen: Hamburg) zerren, bei dem Anwaltszwang besteht. Wer zu Unrecht abgemahnt wird, bleibt regelmäßig auf seinen eigenen Kosten sitzen:
http://www.rettet-das-internet.de/interview_sewoma.htm#kostenerstattung
Ich tendiere dazu, KEINE Unterlassungserklärung abzugeben oder aber eine, die sich nur auf die Eigenschaft als Lebensgefährtin bezieht, bei erheblich reduzierter Vertragsstrafe (50 Euro?). Aber eigentlich müsste eine eidesstaattliche Erklärung von Frau Schmoll gefordert werden.
In der Besprechung des Falls in der Blogosphäre (die traditionellen Medien schweigen sich natürlich aus) wurde mehrfach betont, dass nicht causaschavan. wordpress.com, sondern ein anderes, von mir nicht verlinktes Blog die Behauptung aufgestellt hat, Schmoll sei die Lebensgefährtin von Schavan.
Meine Position hat sich seit Mittwoch nicht geändert. Durch die doch recht große Resonanz meines Blogbeitrags wissen jetzt erheblich mehr Leute von dem Gerücht (Streisand-Effekt).
Interessant ist die Vorgeschichte der Abmahnung, die auf die Causa Stralsund zurückgeht, als Frau Schmoll Kontakt zu mir suchte. Für diejenigen, die es nicht mitbekommen haben: Ich deckte letzten Herbst die Verscherbelung der Gymnasialbibliothek im Stadtarchiv Stralsund auf. FAZ-Edelfeder Schmoll schrieb darüber in der FAZ am 10. November 2012 einen guten Artikel:
http://archiv.twoday.net/stories/202637191/
Am 7. November hatte sie mich über meine Freiburger Mail um einen Anruf gebeten ("Sehr geehrter Herr Dr. Graf", nicht etwa Professor).
Was ich am gleichen Tag in INETBIB schrieb, hat Schmoll offenkundig nicht gefallen:
FAZ-Edelfeder Dr. theol. h.c. Heike Schmoll, laut Wikipedia
Trägerin des Deutschen Sprachpreises, von der
Bildungsredaktion recherchiert ebenfalls ("für Umbruch
Sonntag") und bat um ein Telefonat. Am Montag wimmelte mich
Frau Regina Mönch dort noch ab, sie müsse im Lauf der Woche
erstmal prüfen, ob ein Externer etwas schreiben dürfe, man
sei verdonnert, möglichst alles selber zu machen.
Die Ostseezeitung liess sich ausführlich von mir
informieren, nach Erstellung des Artikels ignorierte sie
aber die Bitte um Mitteilung der Antwort der Stadt und des
erschienenen Artikels. Es ist nicht das erste Mal, dass ich
mitbekomme, wie Journalisten sich unfair gegenüber
Informanten verhalten, nachdem sie diese benutzt haben.
Eine dpa-Korrespondentin rief mich heute an, war aber nicht
mal in der Lage, zuvor alle relevanten Archivalia-Beiträge
zu sichten. Sie habe ein Lesezeichen auf Archivalia
gesetzt, das sich aber nicht aktualisiert habe. Hm.
Soviel zum Thema Qualitätsjournalismus in deutschen Landen.
Da bin ich doch eigentlich ganz froh, als Blogger so walten
und schalten zu können, wie es mir passt, wenngleich ich
durchaus eingestehe, dass mir die Aussicht, voraussichtlich
nie mehr etwas fuer die FAZ schreiben zu koennen, nicht
unbedingt gefaellt. Aber die Zeiten wandeln sich, und die
grossen alten Kuehe des Pressewesens aendern nun mal auch
ihre Fleckung.
Zur Erinnerung: Ich hatte zwei Artikel in der FAZ, beide zu
Kulturgutverlusten bei historischen Sammlungen:
am 5. Juli 2002 zur NEKB:
http://archiv.twoday.net/stories/2804757/
am 21. Februar 2007 zu den Eichstaetter Kapuzinerbuechern
http://archiv.twoday.net/stories/3344981/
Schmoll regierte per Mail noch am gleichen Tag:
"würden Sie bitte zwischen Feuilletonredaktion (Mönch) und Politik unterscheiden?"
Auf meine Einrede hin wurde sie unfreundlich:
"Weil Sie Kausalitäten herstellen, die keine sind: ich wußte weder von Ihrem Anruf noch von Ihrem Textangebot, weil ich im Ressort Politik für Bildung zuständig bin, das Feuilleton macht seine eigene Planung. Niemand hat gesagt, Sie könnten nicht mehr für die FAZ schreiben, alles von Ihnen frei erfunden."
Dazu stelle ich fest: Ich habe weder eine Kausalität hergestellt noch etwas frei erfunden.
Richtig ist: Frau Mönch hat mir eine Rückmeldung, ob mein Artikelangebot angenommen werden könne, telefonisch noch für die gleiche Woche in Aussicht gestellt, die aber nie erfolgt ist. Wenn Frau Schmoll nichts von dem Angebot an Frau Mönch wusste, würden weniger diplomatisch veranlagte Gemüter als ich von einem Sauladen FAZ sprechen, wo die Rechte nicht weiß, was die Linke tut - und das bei einem sehr brisanten Thema, wo der naive Außenstehende sich denkt, dass Feuilleton und Politik sich selbstverständlich abstimmen. Wer meine Sätze oben auch nur oberflächlich liest, sieht nichts von der Herstellung einer Kausalität und meine Prognose "die Aussicht, voraussichtlich nie mehr etwas fuer die FAZ schreiben zu koennen" ist auch keine Tatsachenbehauptung, man habe einen Bann über mich ausgesprochen.
Ich habe das so ausführlich dokumentiert, weil daraus klar hervorgeht, dass Frau Schmoll, die laut Wikipedia nur einen theologischen Ehrendoktor, aber keine ordentliche Promotion hat, offenkundig dazu neigt, Äußerungen, die ihr nicht gefallen, manipulativ zu verdrehen.
Ich hatte übrigens noch beim Bildungsressort angerufen und meine Telefonnummer für Frau Schmoll hinterlegt, aber nach unserem Mailwechsel hatte sie zu einem Gespräch anscheinend keine Lust mehr.
Halten wir zudem fest: Frau Schmoll war dieses Blog Archivalia und sein damaliger Einfluss in Sachen Stralsund gut bekannt. Von daher ist es rätselhaft, wie sie annehmen konnte, ich würde mich von einer von den meisten Stimmen als haltlos eingeschätzten Abmahnung einschüchtern lassen. Statt darauf zu bauen, dass so gut wie niemand die Verdächtigung, Schmoll sei die Lebensgefährtin von Schavan, zur Kenntnis genommen hat, nimmt sie einen kleinen Shitstorm in Kauf, der genau dieses Gerücht einem Teil der Netzgemeinde erst zugänglich macht.
Siehe übrigens auch http://goo.gl/Vs5Lp
Sobald sich etwas Neues ergibt, werde ich hier informieren.
Stay Tuned for the Next Episode ...
Bitte nach wie vor die Meldung der Abmahnung weiterverbreiten!
Liste der mir bekannt gewordenen bisherigen Meldungen und Diskussionen (ohne Twitter):
A) Von mir subjektiv als besonders wichtige Beiträge eingeschätzt:
http://schmalenstroer.net/blog/2013/03/abmahnung-fur-klaus-graf-in-der-causa-schavan/
https://causaschavan.wordpress.com/2013/03/13/beziehungskiste-oder-was-der-blogger-klaus-graf-in-sachen-schavan-unterlassen-soll/
http://erbloggtes.wordpress.com/2013/03/13/faz-mahnt-unter-vorwand-missliebige-blogger-ab/
http://www.internet-law.de/2013/03/faz-mahnt-blogger-ab.html (RA Stadler: "Die Geschichte klingt für einen Außenstehenden – auch einen Juristen wie mich – eher nach einer Farce als nach einer ernsthaften Abmahnung.")
Einflussreiches Blog, etliche Übernahmen durch andere Blogs.
http://anneschuessler.com/2013/03/16/anne-erklart-das-internet-der-streisand-effekt/
B) Weitere Beiträge, weitgehend ungeordnet
http://rivva.de/189523363 (Nachweise, auch von Tweets)
[weitere Rivva-Links listet:
https://twitter.com/Erbloggtes/status/312534092136734720 ]
http://meedia.de/nc/internet/beziehungsstress-faz-mahnt-blogger-ab/2013/03/15.html (als Quelle in Google News vertreten)
http://blog.schockwellenreiter.de/2013/03/20130313.html#p05
http://www.wissenswerkstatt.net/2013/03/15/irrlichternde-juristen-bei-der-faz-laecherliche-abmahnung-des-bloggers-klaus-graf/
http://www.tiuz.de/faz-mahnt-meinungsauserung-ab/
http://www.stilstand.de/oh-gott-oh-gott/
http://www.turi2.de/2013/03/15/heute2-big-brother-dapd-wdr-15631561/
http://blah.tamagothi.de/2013/03/15/abmahnjuratroll-des-tages-ist-die-frankfurter-al/
http://chatatkins.blogger.de/stories/2222955/
http://gerechtigkeits.blog.de/2013/03/16/neigungen-anette-schavan-15633548/
http://www.burks.de/burksblog/2013/03/16/schavan-freunde-abmahnung-durchgefuhrt
http://webnews.pro/plagiate/lasst-ihr-ihren-doktortitel.html
http://www.abzocknews.de/2013/03/15/faz-mahnt-blogger-ab/#more-104863
http://www.feuerwaechter.org/2013/03/blogabmahnung-starcon-mag-keine-kritik-an-seinen-sternenlicht-juwelen/#more-3676
http://travelinks.tumblr.com/post/45422065296/faz-mahnt-blogger-ab
http://jfnet.wordpress.com/2013/03/16/faz-mahnt-blogger-ab/
http://scienceblogs.de/geograffitico/2013/03/14/rechtsschutz-initiative-fur-blogger/ (nur Kommentare)
http://www.gamestar.de/community/gspinboard/showthread.php?p=15434691
https://plus.google.com/u/0/103671081186471128874/posts/5LAK8zdcBUj
https://plus.google.com/115799574439693399323/posts/LTLUHTNiJEY
Nachträge nach Ersterstellung dieses Artikels:
http://post-von-horn.de/2013/03/15/papst-behorden-eu-guttenberg-blogs-arbeit/
http://hinterwaldwelt.blogspot.de/2013/03/ins-knie.html
http://rebellmarkt.blogger.de/stories/2223082/#2223094
http://blog.fefe.de/?ts=afbc3e4b
http://www.neunetz.com/2013/03/16/aktuelles-16-marz-2013/
http://www.heinrichplatz.tv/?p=10073
http://rattenschaden.blogspot.de/2013/03/links-und-rechts-15032013.html
http://www.mybasti.de/wir-sind-auserirdische-faz-vs-blogger-wunderlist-plugin
http://www.literaturasyl.de/politik/abmahnung-wegen-schavan-freundin/
http://comments.gmane.org/gmane.culture.libraries.inetbib/23339 Beitrag und Korrektur von mir in INETBIB
http://log.netbib.de/archives/2013/03/17/groses-kino-faz-mahnt-archivalia-ab/ Beitrag von mir in netbib
http://erbloggtes.wordpress.com/2013/03/17/schavan-freundschaftsblattchen-faz-sah-journalistische-herabwurdigung-schmolls/ nimmt auf diesen Beitrag in Archivalia Bezug
18.3.
http://infobib.de/blog/2013/03/18/faz-attackiert-archivaliafreie-rede/
http://todamax.kicks-ass.net/2013/faz-mahnt-blogger-ab/ (veröffentlicht 14.3.)
http://blog.strafrecht.jurion.de/2013/03/wochenspiegle-fuer-die-11-kw-das-war/ (veröffentlicht 17.3.)
19.3.
http://www.scinoptica.com/pages/topics/streisand-im-getriebe-der-faz.php
http://fellowpassenger.de/2013/03/19/ratselraten-in-abmahnistan/
http://irights.info/wochenruckblick-piratebay-urteil-abmahndeckelun-dj-tarif/13024 (18.3.)
http://matthias-mader.de/publizistik/netzfunde-der-letzten-tage/ (14.3.)
21.3.
http://www.telemedicus.info/article/2544-Wochenrueckblick-Pirate-Bay,-Germanys-Gold,-GEMA.html (17.3.)
22.3.
Ich gebe die Unterlassungserklärung NICHT ab.
http://archiv.twoday.net/stories/326207397/
23.3.
http://rivva.de/190511834 mit weiteren Nachweisen
24.3.
http://archiv.twoday.net/stories/326525167/ mit weiteren Nachweisen
Barbra Streisand 1962, Namensgeberin des Streisand-Effekts
KlausGraf - am Samstag, 16. März 2013, 23:05 - Rubrik: Archivrecht
Netzbeobachter meinte am 2013/03/17 19:25:
Streisand-Effekt: ein verspätetes Geburtstagsgeschenk
Im Februar waren es laut Archiv 10 Jahre, "seit 3693 Tagen online". Da gratuliert Netzbeobachter artig nachträglich und findet, der Streisand-Effekt sei ein nettes Geburtstagsgeschenk. mfG nb