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Zur Einordnung der Schreibkalender als Selbstzeugnisse und Ego-Dokumente empfiehlt sich der Besuch der zeitenblicke 1 (2002), Nr. 2: Das 'Ich' in der Frühen Neuzeit. Autobiographien - Selbstzeugnisse - Ego-Dokumente in geschichts- und literaturwissenschaftlicher Perspektive.
Der Begriff Schreibkalender ist doppeldeutig: zum einen werden darunter - als Gegenstand der Buch- oder Druckgeschichte - die neuzeitlichen Druckausgaben verstanden, wobei in Bibliotheken die unbenutzten, also nicht mit Einträgen angereicherten Exemplare bei dem Erwerb wohl bevorzugt wurden, zum anderen meint er die tatsächlich benutzten, mit tagebuchartigen Eintragungen versehenen Kalender (sie finden sich meist in Archiven). In druckgeschichtlichen Studien zu Kalendern (Auswahlbibliographie) wird allzuoft auf die Existenz von Eintragungen überhaupt nicht eingegangen und das historische Dokument damit von seinem Gebrauchskontext isoliert.
Wer wissen will, wie gedruckte Schreibkalender aussahen, kann sich heute dank des Internet bequem diese Kenntnis verschaffen, denn viele Schreibkalender aus dem Besitz der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel hat diese digitalisiert. Allerdings weist die Signaturenliste handschriftliche Zusätze nicht aus. Man muss also die einzelnen Drucke auf Eintragungen prüfen (die allermeisten sind wohl "unbefleckt", aber ich fand in einem Leipziger Kalender Notizen über Salzvorräte). Zusätzliche digitalisierte Wolfenbütteler Schreibkalender findet man, wenn man in den GBV-Online-Ressourcen nach "Schreibkalender" sucht (18 Treffer).
In einer Rezension von Gunnar Teske (Red.): Dreißigjähriger Krieg und Westfälischer Friede, 2000 wird ein Aufsatz angezeigt, der Schreibkalender-Aufzeichnungen eines Adeligen auswertet: Nicht als aktiver Part und schon gar nicht als Gewinner erlebte Tönies von Padberg den Dreißigjährigen Krieg (Horst Conrad, "Zwischen Alltag und Katastrophe. Der Dreißigjährige Krieg in den Kalendernotizen des Tönies von Padberg"). Der an der Grenze des kurkölnischen Herzogtums Westfalen zur Grafschaft Waldeck und zur Landgrafschaft Hessen-Kassel begüterte, zur Reformation neigende Padberg hinterließ einen von 1610 bis zu seinem Tod 1658 geführten Schreibkalender, der in der "Fixierung auf das Faktische und die Beschreibung des unmittelbaren Lebenshorizontes des Autors" (29) vieles mit anderen Selbstzeugnissen des 17. Jahrhunderts gemeinsam hat.
Jost Weyer, Verfasser einer Monographie über Graf Wolfgang II. von Hohenlohe, entdeckte nach eigenen Angaben erst nachträglich die Schreibkalender seines "Helden": Bei einem Besuch im Hohenlohe-Zentralarchiv erfuhr ich, daß sich die scheinbar verlorengegangenen Schreibkalender, in denen Wolfgang seine chemischen Experimente notiert hatte, inzwischen angefunden haben - im Nachlaß des ersten Archivleiters.
 

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