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»83 Tonnen Bücher als Müll«

Unter der Überschrift ›83 Tonnen Bücher als Müll. Die Universität Eichstätt vernichtet eine Klosterbibliothek‹ veröffentlichte die Frankfurter Allgemeine Zeitung im Feuilleton der Ausgabe vom 21. Februar 2007 (Nr. 44, S. 35) einen Beitrag des Historikers Klaus Graf. Es geht darin um die Entsorgung von schätzungsweise circa 100.000 Büchern und Zeitschriftenbänden aus der 420.000 Einheiten umfassenden Zentralbibliothek der Bayerischen Kapuziner in Altötting, die der bayerische Kapuzinerorden 1999 der katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt per Vertrag überlassen hat. Die Buchbestände lagerten in Zwischenquartieren und wurden erst in den Jahren 2005 und 2006 gesichtet – ein Teil wurde in die Bibliothek aufgenommen, ein anderer Teil der Altpapierverwertung zugeführt oder verkauft. Graf: »Was ein beispielhaftes Modell für den Umgang mit kirchlichem Kulturgut hätte werden können, geriet zum Desaster.« Noch härtere Urteile bei archiv.twoday.net. Ein weiterer Skandal besteht nach Graf in dem Umstand, daß auch »unbeschädigte Drucke aus der Zeit vor 1800« weggeworfen wurden (»nachweislich«). Der Eichstätter Stiftungsvorstand hat mittlerweile eine Prüfung der Vorgänge durch externe Gutachter angekündigt.
Die Bewertung der Vorgänge muß den Prüfern überlassen bleiben. Bemerkenswert ist jedoch die grundsätzlich abqualifizierende Weise, in der sich Graf in seinem Artikel über den Antiquariatsbuchhandel äußert, an den die Universität Eichstätt Kapuziner-Dubletten abgegeben hat – ein sicher für sich nicht ungewöhnlicher Vorgang. Graf führt als Beleg einen »anonymen Hinweisgeber« und die eigene ZVAB- und Ebay-Recherche an.
Zwei Zitate aus dem FAZ-Text zeigen aber, in welche Richtung die Vorwürfe auch zielen: »[…] man setzte ausschließlich auf die Zusammenarbeit mit Antiquaren.« »Durch Antiquariatsverkäufe gehen diese kleinen Mosaiksteine zur geistigen Kultur des frühneuzeitlichen Katholizismus verloren.«

Der Antiquariatsbuchhandel gerät so in ein falsches Licht. Die buch- und kulturbewahrende Funktion, die Antiquare ausüben – auch in diesem Fall – wird von Graf nicht einmal ansatzweise gewürdigt. Seit vielen Jahrzehnten gestaltet sich die Zusammenarbeit von Antiquaren und Bibliothekaren als unproblematisch und für beide Seiten vorteilhaft. Wer hierzu Informationen sucht, lese beispielsweise die jüngsten Presseberichte über die geplante Wiedereröffnung der Anna Amalia Bibliothek; ohne den Antiquariatsmarkt hätte für die Weimarer Bibliothek wenig Aussicht bestanden, die Geldspenden sinnvoll einzusetzen und die durch den verheerenden Brand entstandenen Lücken zu füllen. Grafs Artikel bietet demgegenüber nur Polemik und Vorurteile.
SPIEGEL ONLINE (hier...) gibt derweil Äußerungen des Provinzials der bayrischen Kapuziner wieder: Man habe das Vorgehen der Eichstätter Bibliotheksleitung »mitgetragen«. Die Aussage, daß es sich bei den vernichteten Büchern großteils um unbeschädigte Werke des 17. und 18. Jahrhunderts handelte, sei »rational nicht nachvollziehbar«.


Die "buch- und kulturbewahrende" Funktion der Antiquare ist mir seit 1994 (als mich die Versteigerung der Donaueschinger Inkunabelsammlung schockierte) weitgehend entgangen. Mir sind Antiquariate vor allem begegnet, wenn es darum ging, historische Bibliotheken zu fleddern und zu zerstückeln und so Geschichtsquellen zu vernichten. Der Antiquariatsbuchhandel ist ein halbseidenes Gewerbe, in den Randzonen offen zur Kriminalität.

Dass mein FAZ-Artikel nur Polemik und Vorurteile bietet, kann nur jemand so sehen, der geifert. Für meine Verhältnisse war er extrem sachlich.

Ein Sündenregister des Antiquariatsbuchhandels kann man sich anhand der Suchfunktion von ARCHIVALIA zusammenstellen.

Es genügt, auf http://archiv.twoday.net/stories/3264433/ hinzuweisen, einen Beitrag, der die verantwortungslose Zerstörung historischer alter Bibliotheken in der DDR unter tatkräftiger Mithilfe westdeutscher Antiquare thematisiert.
Fleischer meinte am 2007/03/07 23:44:
Der Antiquariatsbuchhandel ist ein halbseidenes Gewerbe, in den Randzonen offen zur Kriminalität.
Was sehen Sie denn als so halbseiden bei den Antiquaren? 
 

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