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Der Südwesten im Spiegel der Namen. Gedenkschrift für Lutz Reichardt, Stuttgart 2011

Zu den Ortsnamenbüchern von Reichardt habe ich mich kritisch geäußert in einer 1991 erschienenen Rezension:

http://swbplus.bsz-bw.de/bsz015767450rez.pdf

Lese ich namenskundliche Aufsätze wie in dem eingangs geannten Sammelband, beschleicht mich, wenn es ums Frühmittelalter geht, meist ein deutliches Unbehagen. Da mir das entsprechende philologische Rüstzeug fehlt, kann ich dieses Unbehagen nur unzulänglich artikulieren. Da ist etwa Wolfgang Haubrichs, der solide Quellenarbeit mit unverantwortlichem Spekulieren verbindet und sich in dem Band zu ethnogenen Siedlungsnamen äußert. Personennamen werden vorschnell zur Seite geschoben oder gar nicht erwähnt, z.B. die Möglichkeit, dass die "Thüringer"-Siedlungen (S. 142ff.) vom Personennamen During abzuleiten sind.

Hochspekulativ erscheint mir auch der Aufsatz von Ernst Erich Metzner über Fernwegenamen in einer im Frankfurter Urkundenbuch 1 Nr. 5 abgedruckten Urkunde Ludwig des Frommen von 823. "Geroldisphad" bezieht er auf den Mainzer Bischof Gerold, obwohl auch andere Namensträger in Betracht kämen. Wisigartaweck wird auf die Königin Wisigarda bezogen, wobei zur Analogie Brunichild in Frankreich keinerlei Sekundärliteratur angegeben wird. Man braucht sich nur die Titel der Arbeiten von Metzner in Anm. 1 anzusehen, um die Seriosität dieses in angesehenen Sammelbänden und Zeitschriften publizierenden Forschers in Frage zu stellen. Den Aufsatz zu Lorsch im Nibelungenlied habe ich zwar nicht gelesen, aber die Vortragsfassung gehört und das hat mir gereicht.

Meine These: Im Bereich der früh- und hochmittelalterlichen Namenforschung ist die Grenze zwischen seriösen Hypothesen und unverantwortlichem Schabernack fließend. Der "normale" Historiker kann nur dringend gewarnt werden, entsprechenden namenkundlichen "Resultaten" Glauben zu schenken, wenn sie sich seiner Überprüfung entziehen.
 

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