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Frederic Hanusch und Claus Leggewie arbeiten als Politologen am Kulturwissenschaftlichen Institut Essen und diskreditieren in der FAZ die bisherige Aufdeckung von Plagiaten: "Unterm Strich führte die bisherige Plagiatsjägerei nicht zu begrüßenswerten Ergebnissen, nicht für die Wissenschaft. " Das ist natürlich Schwachsinn.

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/geisteswissenschaften/angeblicher-plagiatsfall-steinmeier-rufmord-darf-sich-nicht-lohnen-12608057.html

Zu Kamenz und seinen in der Tat dubiosen Umtrieben erfährt man dagegen entgegen der Ankündigung in der Überschrift so gut wie nichts.
Dr. Bernd Dammann (Gast) meinte am 2013/10/09 22:55:
Den Bock zum Gärtner gemacht - die FAZ bewirkt Wunder
Dass die FAZ jetzt den sozialliberalen Politikwissenschaftler Claus Leggewie, Professor und Lehrstuhlinhaber am ‚Kulturwissenschaftlichen Institut‘ der Universität-GHS Duisburg-Essen, in Sachen ‚Plagiatsvorwürfe gegen Steinmeier (SPD)‘ zu Wort kommen lässt, überrascht – ist aber zugleich auch nicht weiter verwunderlich. Denn man erinnert sich noch sehr gut daran, wie hinhaltend und abwiegelnd die FAZ im Fall Schavan (CDU) diese Problematik in der Mehrzahl der von ihr dazu veröffentlichten Artikel seit 2012 behandelt hat. Daran änderten auch die kritisch-distanzierten Äußerungen ihrer wissenschaftlichen Mitarbeiter R. Blasius, Th. Gutschker und J. Kaube im Fall Schavan nichts. Einige wenige Schwalben kündeten keineswegs, wie wir jetzt sehen, von einer durch das Licht der Erkenntnis durchfluteten FAZ-Beurteilungswende.

Diejenigen, denen das plagiatorische ‚PolitPromi-Klatschen‘ der Plagiatsjägerei schon immer ein Dorn im Auge war, wittern nun Morgenluft und wollen unter Zuhilfenahme der offenkundig besonders hinterhältigen und schäbigen Vorgehensweise eines geltungssüchtigen und wichtigtuerischen Saubermanns gegen den SPD-Spitzenmann Steinmeier gleich die ganze ‚Plagiatsjäger-Szene‘ ein für alle Mal abräumen und damit wieder „reinen Tisch“ machen, damit der eingespielte Filz des Geben und Nehmens zwischen Wissenschaft und Politik und vice versa wieder ungestört wabern und weiterwuchern kann wie bisher.

Der umtriebige und wendige Claus Leggewie ist in diesem Beziehungsgeflecht als wissenschaftlicher Gutachter kein unbeschriebenes Blatt. An seinem Beispiel kann man nämlich mustergültig studieren, wie schnell sich ein junger, am Beginn seiner akademischen Karriere stehender Hochschullehrer, solange er sich von einer wachsamen Öffentlichkeit unbeobachtet und unkontrolliert fühlen kann, aus (hochschul)politischen und/oder persönlichen Opportunitätserwägungen dafür herzugeben bereit ist, auch einfach mal ‚Fünfe gerade sein zu lassen‘, wenn es anderen oder höheren Ortes so erwartet wird. Als die Dissertation von Frau Honorar-Prof. Dr. Margarita Mathiopoulos (SPD/FDP/CDU) zum ersten Mal im Jahr 1991 von der Philosophischen Fakultät der Universität Bonn wegen Plagiatsvorwürfen überprüft wurde, endete das Verfahren trotz „gravierender Zitiermängel“ mit Freispruch vom „Vorwurf der Täuschung“. Und das, obwohl die Bonner Prüfer schon damals „die kritikwürdige Zitierweise für ein ‚durchgängiges‘ Kennzeichen der gesamten Arbeit“ hielten, „ohne dabei eine böse Absicht zu unterstellen.“
An dieser Urteilsfindung hatte der Gießener Politikprofessor Claus Leggewie 1991 maßgeblich mitgewirkt. In dem bei ihm eingeholten Gutachten erklärte er, die Arbeit sei „zu Unrecht und ohne Grundlage angegriffen worden.“ „Die Kritik an der Wissenschaftlerin sei zum Teil ‚hinterhältig‘. Neuerdings bezeichnet Leggewie das Gutachten allerdings als Fehler.“ (zit. aus: Hermann Horstkotte, In der Sache Mathiopoulos, in: FAZ, Nr. 19, 23.1.2013, S. N 5).

Sein eigenes damaliges Versagen überhöht er nun als systembedingt und macht es rückblickend zur Richtschnur seines Zweifels, Plagiate in wissenschaftlichen Qualifikationsschriften überhaupt noch dezentral vor Ort durch die Prüfungsinstanz, die die Arbeit zunächst ‚durchgewunken‘ hat, bestimmen und beurteilen zu lassen. Stattdessen empfiehlt er uns als Vorbild eine politische Lösung in Gestalt einer zentralen ‚Agentur für wissenschaftliche Integrität‘ wie im Kleinstaat Österreich, dem sprichwörtlichen Musterland rot-schwarzer Vettern- und Spezlwirtschaft in mitteleuropäisch ausgereiftester Gestalt.

Überhaupt sind die in diesem Beitrag wieder aufgetischten und aufgewärmten „Reform“-Vorschläge längst durchdiskutiert, manche für durchaus sinnvoll und nützlich gehalten, andere dagegen letztendlich bereits wieder verworfen worden. Leggewie weiß natürlich genau, worüber er eigentlich zu reden hätte. Aber in diesem Beitrag fällt er weit hinter das wissenschaftssoziologische Problembewusstsein zurück, dass er in seinem (selbst)kritischen Wörterbuch bereits zum Gegenstand einer Veröffentlichung gemacht hat:
Die akademische Hintertreppe. Kleines Lexikon des wissenschaftlichen Kommunizierens, Campus Verlag, Frankfurt 2007.
Es ist wahrlich kein Zufall, dass sich insbesondere Hochschullehrer der Rechts- und Politikwissenschaft anfällig und zugänglich zeigen, angehenden oder etablierten Berufspolitikern, die es nie versäumen, bei jeder passenden Gelegenheit ihr Credo ‚Leistung muss sich wieder lohnen‘ hinauszuposaunen, zu ermöglichen, sich ihre heiß begehrten wissenschaftlichen Meriten vorsätzlich und systematisch durch Täuschung zu ergaunern. Leggewie will wider besseres Wissen in der FAZ nicht zugeben, dass es in Wirklichkeit darum gehen muss, ein im Schwinden begriffenes normatives Bewusstsein wiederherzustellen, das zuerst und vor allem auf der selbstverantwortlichen Einhaltung der geschriebenen und informell als verbindlich angesehenen Regeln wissenschaftlichen Arbeitens besteht, und zwar auf allen Seiten der daran Beteiligten. Nur wer mit einer fortschreitenden Verlotterung der Sitten und Gebräuche wissenschaftlichen Arbeitens als Dauerzustand rechnet, vermag sich noch von einer zentralen ‚Wissenschaftspolizei‘ als Kontrollbehörde eine Lösung dieses Problems zu versprechen. Damit ist aber die von Politikern wie Wissenschaftlern längst in Gang gesetzte Entfesselung der selbstzerstörerischen Triebkraft krimineller Energien im System Wissenschaft nicht mehr aufzuhalten. Die wissenschaftlichen Hochschulen müssen dafür vor Ort Verantwortung übernehmen und Flagge zeigen. Das sollte eigentlich Bestandteil ihrer ‚corporate identity‘ sein und bleiben. 
KlausGraf antwortete am 2013/10/09 23:06:
Fundierter Kommentar, dem ich ausdrücklich zustimme
a (Gast) antwortete am 2013/10/12 16:03:
+ 1. Nur bei der Jahresangabe und dem Zweck des Gutachtens ist dem Verfasser ein Fehler unterlaufen: Leggewies Gutachten stammt vom 10. Februar 1995 und befürwortete die Bestellung von Mathiopoulos zur Honorarprofessorin in Braunschweig.

Ausf. dazu: http://de.mmdoku.wikia.com/wiki/MMDoku/Dokumentation#Gutachten_Leggewie_1995

bzw. zur chronolog. Übersicht dieses langjährigen und ungewöhnlichen Falles: http://de.mmdoku.wikia.com/wiki/MMDoku/Chronologie 
Dr. Bernd Dammann (Gast) antwortete am 2013/10/12 17:19:
Besten Dank für die sachlich zwingende Korrektur der Jahresangabe: statt der von mir fälschlich genannten Jahreszahl muss zutreffend 1995 stehen. Dieser Fehler ist nicht H. Horstkotte, sondern allein mir zuzurechnen.
Ich danke Ihnen aber zuerst und vor allem dafür, dass Sie das zum Anlass genommen haben, auf die sehr beeindruckende Arbeit aufmerksam zu machen, die VroniPlag in diesem Fall geleistet hat und die auf den Seiten des MMDoku Wiki nachvollzogen werden kann (siehe: Links). Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich das noch nicht kannte. In meinen Augen stellt das eine vorzügliche empirisch-inhaltsanalytische Leistung dar, deren hier dokumentierten Ergebnisse und Befunde wissenschaftssoziologisch über diesen Einzelfall weit hinausweisen. 
 

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