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Unterschriftensammlung
Zur zweiten Rettung des Königlichen Münzkabinetts
für Hannover

Es ist das Schicksal vieler privater Sammlungen, dass sie nach einer Generation wieder zur Versteigerung kommen. Denken wir nur an die Sammlungen Erlanger, Virgil M. Brandt oder jetzt an die große Mittelalter-Sammlung Professor de Wit (Auktionen Künker 121, 130 137 von 2007 und 2008). Die über 300-jährige Geschichte des Niedersächsischen Münzkabinetts ist ein so einzigartiges Phänomen, dass die Zerschlagung eine Katastrophe für die deutsche Kultur an sich wäre. Gerade Sammlungen mit einer solch exzeptionellen Geschichte müssen in Museen gelangen und dort der Öffentlichkeit zugänglich bleiben und der Wissenschaft zur Verfügung stehen. Es ist zu befürchten, dass daraus ein gefährlicher Präzedenzfall wird. Weltweit gibt es eine Fülle von Münzsammlungen, aber auch sonstigen Kunstsammlungen in der Obhut von Banken. Die weltweite Banken- und Finanzkrise könnte einen Erdrutsch von Verkäufen auslösen, der das Preisgefüge des Handels völlig außer Kontrolle geraten lässt.

Im Niedersächsischen Münzkabinett der Deutschen Bank in Hannover liegt die einmalige königliche Welfen-Sammlung mit etwa 43.000 Münzen und Medaillen, darunter Stücke von allerhöchster wissenschaftlicher Bedeutung und Seltenheit. Als Prinz Ernst August Sr. von Hannover 1983 Geld brauchte, wollte er die Sammlung in London verkaufen. Hermann J. Abs, dem großen Bankier und Kunstmäzen, ist es zu verdanken, dass der Sammlung dieses Schicksal erspart blieb, dass sie gerettet wurde. Es entstand für ein Viertel Jahrhundert eine vorbildliche und beispielhafte Zusammenarbeit zwischen Deutscher Bank und Land Niedersachsen zum Wohle der Geldgeschichte als Feld der Alltags- und Landesgeschichte. In die Erschließung und Aufwertung der Sammlung wurden von beiden Seiten viele Ideen, viel Zeit, Kraft und Geld gesteckt. Es ist aus der Sicht des Steuerzahlers nicht nachvollziehbar, dass all dies umsonst gewesen sein soll. Sollte es wirklich zu einer Zerschlagung, einem Verkauf an einen Münzhändler oder zur (teilweisen) Abwanderung nach Braunschweig kommen, so wäre es ein Fall für kritische Fragen etwa des Steuerzahlerbundes. Über die eminente Bedeutung des Königlichen Münzkabinetts für die Wissenschaft und für das breite an Geld- und Wirtschaftsgeschichte interessierte Publikum berichtete Ulf Dräger im NNB 58, 2009, 7-9.

Keineswegs vorbildlich sind jedoch die jüngsten Ereignisse. Wie eine Bombe schlug Ende letzten Jahres die Nachricht ein, vom abermaligen Versuch, diese Sammlung zu verkaufen, die ein Kulturgut höchsten Ranges darstellt. Die Absicht, sich von der Sammlung aus Kostengründen zu trennen, besteht schon länger. Den entscheidenden letzten Anstoß für einen Verkauf gab sicherlich die Bankenkrise, auch wenn die Deutsche Bank versucht, dies abzustreiten. Zeitungen berichteten, Politiker, Wissenschaftler und verschiedene Verbände sprachen sich umgehend für den Erhalt der Sammlung aus. Rasch entstand eine bedrohliche Öffentlichkeit für die bisher im Verborgenen Handelnden. Eine insgeheim geplante Verkaufsaktion an einen Braunschweiger Münzenhändler wurde von der Presse aufgedeckt und die Beteiligten nahmen in letzter Minute Abstand von dieser Überraschungsaktion, die einfach Tatsachen schaffen sollte. ZUNÄCHST nahmen sie Abstand, so muss man vermuten. Die Zukunft und der Verbleib der Sammlung in Hannover sind weiterhin völlig unklar und die interessierte Öffentlichkeit wäre schlecht beraten, wenn sie sich jetzt bequem und zufrieden zurücklehnen würde. Es ist jedoch zu befürchten, dass die Ruhe, um die sich die Verantwortlichen krampfhaft bemühen, eher eine „Ruhe vor dem Sturm“ ist. Mit weiteren Gegenoffensiven aus Braunschweig ist aber zu rechnen.

Nach den jüngsten Ereignissen verdichtet sich der Verdacht, dass es sich um die Veräußerung von „Tafelsilber“ vor dem Hintergrund der Bankenkrise durch die Deutsche Bank handelt. Es fragt sich nur, ob der für eine der größten Banken der Welt vergleichsweise kleine Betrag, den sicheren großen Image-Schaden lohnt. Inzwischen gibt es auch eine Internetplattform, die weitere Hintergrundinformationen bietet: http://archiv.twoday.net/stories/5353032/

Eine Welle von Briefen von Numismatikern, Münzkabinetten und wissenschaftlichen Institutionen aus dem In- und Ausland wurden an die Deutsche Bank, an den Niedersächsischen Ministerpräsidenten, an den Oberbürgermeister von Hannover, an den Staatsminister für Kultur in Berlin und an verschiedene Kulturstiftungen geschrieben. Die Deutsche Numismatische Gesellschaft gehört zu den Ersten, die sich an die Bank und führende Politiker gewandt haben. Einige der Schreiben tragen den Charakter eines offenen Briefes und sind im Internet veröffentlicht, z. B. von Prof. Dr. Lucia Travaini, Mailand/Rom: http://www.luciatravaini.it/.

Die Deutsche Bank versuchte schnell, die Wogen zu glätten, und betonte, sich dem Interesse des Landes verpflichtet zu fühlen und in diesem Sinne handeln zu wollen. Das aber kann nur heißen, dass die Sammlung geschlossen erhalten bleibt und der Öffentlichkeit am Standort Hannover weiterhin zugänglich gemacht wird. Alles andere wäre Wortbruch und pure Unglaubwürdigkeit. Die Sammlung ist in den vergangenen drei Jahrhunderten in Hannover und für Hannover von rund 20 Wissenschaftlergenerationen aufgebaut worden. Sie gehört an diesen Ort und nirgendwo anders hin.

Alle Beteiligten sind außerdem daran zu erinnern, dass Artikel 72 der Niedersächsischen Verfassung festlegt, dass die kulturelle und historische Identität der alten Landesteile Hannover, Braunschweig, Oldenburg und Schaumburg gewahrt und gefördert werden müssen. Übertragen auf archäologische Funde oder Museumssammlungen bedeutet es, dass diese Kulturgüter aus guten Gründen dort bleiben müssen, wo sie entstanden sind, und dass sie nicht verlagert werden dürfen. So lautet jedenfalls die bisherige Rechtspraxis. Will man tatsächlich gegen Verfassungsrecht verstoßen? Dies ist zu beachten, sollte man tatsächlich an die Anbindung an ein Braunschweiger Museum denken. Eine Verlagerung dieses historischen Schatzes von Hannover nach Braunschweig ist nicht nur unsinnig, sondern zugleich überhaupt nicht verfassungskonform.

Das Numismatische Nachrichtenblatt fasste einige faszinierende Ideen zusammen, wie aus der bedrohlichen Krise etwas Positives Neues entstehen könnte. Eine Dauerausstellung an zentralem Ort mit großer „Laufkundschaft“ wurde vorgeschlagen. Gemeint ist das Schloss Herrenhausen, das bis 2012 von der Stiftung Volkswagenwerk wieder aufgebaut wird. Die Königliche Münzsammlung im Königlichen Schloss wäre eine würdige und angemessene Präsentation. Die räumlich-organisatorische Anbindung an das Niedersächsische Landesarchiv und die Zusammenführung aller hannoverschen Münzsammlungen wurden diskutiert. Im historischen Archivgebäude entstand das Königliche Münzkabinett und entwickelte im 18. und 19. Jahrhundert eine erste Blüte. Im Verbund mit der großen

· Universalsammlung des Museums August Kestner
(http://www.hannover.de/museen/museen/kestner/vorst/kes_numi.html)

· der Münzsammlung Berkowitz der Sparkasse Hannover
(https://archiv.twoday.net/stories/5353032/)

· der landes- und stadtgeschichtlichen Sammlung des Historischen Museums

· und der weltweit einzigartigen Sammlung von Bergbaugeprägen der Preussag (heute: Touristik Union International TUI,
http://www.hannover.de/museen/museen/mus_preu.html#)

entstünde ein Münzkabinett nicht nur von nationalem, sondern von internationalem Format. Natürlich entstehen damit auch Synergien, die Kosten senken können. Dies sollte nicht übersehen werden, da die Kostendiskussion ja offenbar das Desaster ausgelöst hat. Man scheint dabei auch völlig zu übersehen, dass die für Hannover geschehene Aufbauleistung der letzen Jahrzehnte mutwillig zerstört wird. Aus der Königlichen Sammlung ist durch das unermüdliche Engagement, die erfolgreiche wissenschaftliche und wissenschaftsorganisatorische Arbeit von Dr. Reiner Cunz ein modernes und vorbildliches geldgeschichtliches Institut entstanden, dessen Auflösung nun zu befürchten ist, was großen Schaden für die deutsche und internationale Geldgeschichte anrichten würde.

Hannover würde jedoch durch die Zusammenlegung aller Münzkabinette in der Champions League der Geldmuseen mitspielen und in einem Atemzug mit Berlin, München und Dresden genannt werden. Was jetzt gebraucht wird, ist Rückgrat bei der Abwendung der Bedrohung und der visionäre Mut zur Größe. In Hannover kann etwas geschaffen werden, was es in anderen vergleichbaren Städten nicht gibt. Es gilt, diese großartige Chance nicht zu verpassen.

Die Deutsche Numismatische Gesellschaft (DNG) begrüßt die vielseitigen Bemühungen zur Rettung der Welfen-Sammlung, muss aber feststellen, dass für den Erhalt noch kein wirklicher Durchbruch gelungen ist.

Deshalb hat sich die Deutsche Numismatische Gesellschaft entschlossen, eine Unterschriftenaktion zu initiieren, die deutlich machen soll, dass eine solche Sammlung nicht nur für wenige Spezialisten, sondern für die deutsche Kulturgeschichte von erheblicher Bedeutung ist. Eine Resolution wird den Mitgliedern der einzelnen Vereine zur Unterschrift vorgelegt. Die Unterschriftensammlung hat bereits im Januar auf der Jahreshauptversammlung der Frankfurter Numismatischen Gesellschaft und dem Kolloquium Mittelalternumismatik in Halle (Saale) begonnen.

Mit einer hohen Zahl von Unterschriften will die DNG beweisen, dass der dringende Wunsch, diese unvergleichliche Sammlung zu schützen und zu erhalten, von breiten Bevölkerungskreisen getragen wird. Die gesammelten Unterschriften werden der Geschäftsleitung der Deutschen Bank in Hannover übergeben, Kopien der Unterschriftenlisten werden dann an den Niedersächsischen Ministerpräsidenten geschickt. Die Presse wird rechtzeitig über diesen Schritt informiert.

Die DNG ruft deshalb ihre Mitglieder auf, diese Resolution bis Ende März zu unterschreiben. Die Listen mit den Unterschriften sollen an den Präsidenten der DNG, Dr. Helmut Schubert, Kurfürstenstraße 21, 60486 Frankfurt am Main geschickt werden. Die Vereinsvorsitzenden erhalten per Email bzw. Fax die Listen zur weiteren Verbreitung auf den Vereinssitzungen, Jahreshauptversammlungen, Münzbörsen und Tagungen. Außerdem kann man die Liste als PDF-Datei von der Website der Deutschen Numismatischen Gesellschaft herunterladen: http://www.numismatische-gesellschaft.de/

Lassen wir nichts unversucht, um die Verantwortlichen der Deutschen Bank an die Verpflichtung zu erinnern, die Hermann J. Abs einging, als er 1983 die Welfen-Sammlung zum ersten Mal retten konnte. Es ist unsere Aufgabe und Verantwortung, die zweite Rettung der Sammlung nach Kräften zu unterstützen und Denkanstöße für die Gestaltung der Zukunft zu geben. Unser Fach ist in großer Gefahr.

Dr. Helmut Schubert
Präsident der DNG

Update 4.3.2009(kg)

Die Aktion ist bis zum Mai verlängert. Bitte weiter unterschreiben, damit die Münzsammlung als Ganzes in Hannover bleibt und nicht nach dem Ankauf durch die Landesregierung ganz oder teilweise nach Braunschweig abwandert! http://archiv.twoday.net/stories/5559965/
Hermann Grote meinte am 2009/02/18 09:19:
DIE L I S T E N
DEUTSCHE NUMISMATISCHE GESELLSCHAFT
VERBAND DER DEUTSCHEN MÜNZVEREINE E. V.
Der Präsident: Dr. Helmut Schubert
Kurfürstenstraße 21
D-60486 Frankfurt am Main
Telefon/Fax 069- 77 53 88


U N T E R S C H R I F T E N S A M M L U N G
Zur Rettung des Königlichen Münzkabinetts
für Hannover

Die Deutsche Numismatische Gesellschaft, ist, als Dachverband für mehr als 80 Numismatische Gesellschaften in der BRD, von tiefer Sorge erfüllt, dass es zu einem Verkauf und einer Zerstreuung des Niedersächsischen Münzkabinetts kommen soll. Die Unterzeichner dieser Erklärung bitten den Herrn Bundeskulturminister, den Herrn Ministerpräsidenten des Landes Niedersachsen, den Herrn Oberbürgermeister der Stadt Hannover und alle Verantwortlichen der Deutschen Bank AG nach Lösungen zu suchen, dass die Welfensammlung in Hannover verbleiben kann. Als einzigartiges nationales Kulturgut muss sie den Bürgern des Landes und der Wissenschaft an einem geeigneten Ort, möglichst in Verbindung mit den anderen Münzsammlungen Hannovers weiterhin zugänglich sein.

Veranstaltung:…………………………………………………………………………….
Ort und Datum: …………………………………………………………………………..
Vor- und Zuname Anschrift Unterschrift


Bitte bis zum 31. März an Dr. Schubert zurückgeben. 
Dr. O. B, Hemmerle (Gast) antwortete am 2009/02/19 08:00:
Ich unterstütze den Aufruf.
Ich unterstütze den Aufruf.

Dr. O. B. Hemmerle
Postfach 120840
68059 Mannheim 
Monika Grautstueck (Gast) antwortete am 2009/02/19 09:04:
M.A.
Ich unterstütze den Aufruf, zum Erhalt des Münzkabinettes in Hannover.

Mit freundlichen Grüßen

Monika Grautstück 
Sibylle Weitkamp (Gast) antwortete am 2009/03/04 08:36:
Das Niedersächsische Münzkabinett muss als geschlossene Sammlung bei der Deutschen Bank erhalten bleiben. 
moneymuseum antwortete am 2009/03/05 13:00:
Münzkabinett
Es wäre eine Schande, wenn die jetzt vorzüglich untergebrachte und wissenschaftlich betreute Welfensammlung aus Hannover umziehen müsste. Sie soll als geschlossene Sammlung weiterhin dort erhalten bleiben!
Thomas Lautz
Geldgeschichtliche Sammlung
Kreissparkasse Köln
www.geldgeschichte.de 
Emde (Gast) antwortete am 2009/03/05 16:32:
Dr. Ruth B. Emde
Ich unterstütze den Aufruf – insbesondere die Idee, alle wichtigen hannoverschen Münzsammlungen zusammen zu führen und im wieder errichten Schloss von Herrenhausen zu betreuen und zu präsentieren.

Dr. Ruth B. Emde, Berlin, Kulturwissenschaftlerin 
Raf Van Laere (Gast) antwortete am 2009/03/05 17:06:
Ich unterstütze den Auruf aufrichtig die hannoversche Münzammlungen in einen Münzkabinett zu präsentieren und natürlich in Hannover selbst. 
Kurty antwortete am 2009/03/10 22:38:
Ich unterstütze den Aufruf
Ich unterstütze den Aufruf, zum Erhalt des Münzkabinettes in Hannover.

Stefan Roth
Gutenbergstraße 34
37075 Göttingen 
Heidemann antwortete am 2009/03/16 12:04:
Unterstützung der Hannoveraner Sammlung
Sehr geehrte Damen und Herren,

Seit 14 Jahren baut die Universität Jena wieder das Orientalische Münzkabinett (OMJ) auf, dass etwa 75 Jahre in Vergessenheit geraten war. Im Zuge der Rehabilitation habe ich mich um die Geschichte Deutscher Sammlungen gekümmert, Leipzig, Gotha, Jena, Dresden. Wann immer eine historische Sammlung zerschlagen wird, wie im Falle der orientalischen Sammlung in Gotha, kommt es zu unwiederbringlichen Verlusten an Kulturgut, da Jahrhunderte lange kulturelle Arbeit in diesem Sammlungen stecken.

Nach der rezenten Katastrophe von Köln, muss es ein dringendes Anliegen jeder Landesregierung sein, das ihnen anvertraute Kulturgut zu retten und zu bewahren, auch wenn es sich derzeit in Privatbesitz befindet.

Auch der historische Standort ist wichtig, die Hauptstadt des ehemaligen Königreiches Hannover. Dies gehört zum Bewahren von deutscher Geschichte und Kultur.

Ich kann daher nur mit allem Nachdruck an die Verantwortung für deutsche geschichte un Kulturgut appelieren, diese Sammlung geschlossen in Hannover zu bewahren.

HDoz Dr. Stefan Heidemann
FRIEDRICH-SCHILLER-UNIVERSITAET JENA
Institute for Languages and Cultures of the Middle East
- Oriental Coin Cabinet -
Sellierstr. 6, D - 07745 Jena, Germany
e-mail: x7hest@uni-jena.de
Phone: +49 (3641) 944863
http://www.uni-jena.de/ISKVO.html
http://www.uni-jena.de/stefan_heidemann.html 
KlausGraf meinte am 2015/08/17 16:22:
TUI-Sammlung verscherbelt
http://archiv.twoday.net/stories/1022467845/ 
 

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