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Wilhelm Doegen, der Gründer und erste Direktor des Berliner Lautarchivs, wurde am 17.03. 1877, dem Jahr der Erfindung des Phonographen durch Thomas A. Edison, in Berlin geboren. An der Berliner Universität studierte er zunächst Nationalökonomie und Handelsrecht, um sich dann jedoch schon bald der Neuphilologie zuzuwenden. 1899/1900 verbrachte Doegen ein Semester an der Universität Oxford, wo er bei Henry Sweet studierte, der maßgeblich an der Entwicklung der phonetischen Umschrift beteiligt war und der zu den Pionieren der modernen Phonetik zählt. Die Begegnung mit Sweet und seiner phonetischen Umschrift hat Doegen nach eigenem Bekunden stark beeinflusst. 1904 schloss er sein Lehramtsstudium für Englisch, Französisch und Deutsch mit einer Arbeit über "die Verwendung der Phonetik im Englischen Anfangsunterricht" ab. Als Lehrer an einem Berliner Realgymnasium engagierte er sich in der Folgezeit für die Verwendung der phonetischen Schrift in Lehrbüchern. Inzwischen hatte Doegen aber auch das neue Medium der Schallplatte für seine Zwecke entdeckt. Die Schallplatte erschien ihm als ideales Hilfsmittel für den Fremdsprachenunterricht und hier insbesondere für den phonetischen Unterricht. Gemeinsam mit den Berliner ODEON-Schallplattenwerken erarbeitete er ab 1909 die mehrbändige Reihe "Doegens Unterrichtshefte für die selbständige Erlernung fremder Sprachen mit Hilfe der Lautschrift und der Sprechmaschine." Doegens innovative Ideen fanden schnell Verbreitung. 1912 setzten bereits etwa 1000 Schulen und einige Universitäten im Deutschen Reich Lautplatten im Fremdsprachenunterricht ein. Der Umfang des auf Lautplatten zur Verfügung stehenden Lehrmaterials nahm rapide zu. Verstärkt wurden jetzt auch klassische Werke der englischen und französischen Literatur aufgenommen, die von muttersprachlichen Schauspielern gelesen wurden. Auch international erregte Doegen Aufsehen. Auf der Brüsseler Weltausstellung 1910 erhielt er für die Einführung der Schallplatte in Forschung und Lehre eine besondere Auszeichnung. Der große Erfolg seiner "Lautplatten" veranlasste Doegen 1914 dazu, dem Preußischen Kultusministerium einen Vorschlag zur Errichtung eines Königlich Preußischen Phonetischen Instituts zu unterbreiten, dessen vorrangige Aufgabe in der Dokumentation der Sprachen, der Musik und des Gesangs sämtlicher Völker der Erde sowie sämtlicher deutscher Mundarten und der Stimmen der "großen Persönlichkeiten" bestehen sollte. Doegen schwebte die Schaffung eines umfassenden "Stimmenmuseums der Völker" vor. Zur Erreichung dieses Ziels sollten die Kriegssituation ausgenutzt und in einer breit angelegten Sammelaktion zunächst die Sprachen und die Musik der in den deutschen Kriegsgefangenenlagern internierten ausländischen Soldaten aufgenommen werden. Doegens Vorschlag führte zur Gründung der Königlich Preußischen Phonographischen Kommission, die von 1915 bis 1918 deutsche Internierungslager bereiste und die von Doegen angeregten Aufnahmen durchführte. Doegen selbst wurde die Verantwortung für die praktische und organisatorische Durchführung der Aufnahmen übertragen. Nach Ende des Krieges übernahm Doegen die Verwaltung der grammophonischen Sprachaufnahmen, die die phonographische Kommission angefertigt hatte. 1920 wurde die Sammlung unter seiner Leitung der Preußischen Staatsbibliothek angegliedert. In den folgenden Jahren widmete sich Doegen vorwiegend dem Ausbau der Sammlungsbestände, wobei das Sammlungsgebiet thematisch erheblich erweitert wurde. Neben den Sprachen und der Musik sämtlicher Völker der Welt wurden nun auch verstärkt deutsche Mundarten dokumentiert. Doegen leitete die Lautabteilung der Preußischen Staatsbibliothek, bis er im Juli 1930 wegen eines Verstoßes gegen geltende Haushaltsvorschriften suspendiert wurde. Seine wissenschaftliche Arbeit konnte er im Oktober 1931 zwar noch einmal aufnehmen, die Verwaltung der Lautabteilung wurde jedoch dauerhaft der Berliner Universität unterstellt. Wilhelm Doegens Verbindung mit der Lautabteilung endete mit seiner endgültigen Entlassung durch die Nationalsozialisten im Mai 1933. Die Entlassung erfolgte auf der Grundlage des "Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums", das einen Monat zuvor von der Reichsregierung erlassen worden war und das vor allem als Instrument zur Gleichschaltung des öffentlichen Dienstes dienen sollte."
Quelle:
http://publicus.culture.hu-berlin.de/lautarchiv/geschichte.htm


Weiterführende Links
http://homepages.uni-tuebingen.de/gerd.simon/ChrDoegen.pdf
- Ausführlichste und fundierte biographische Darstellung (!)
http://db.swr.de/upload/manuskriptdienst/wissen/wi032002508.rtf
-Sendemanuskripte auch zur Geschichte des Berliner Lautarchivs
http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Doegen
- für den Schnelleinstieg geeignet
 

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