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Dem Wikipedia-Benutzer Concord verdanke ich wieder einmal eine spannende Mitteilung:

Eine 1903 aufgezeichnete Geschichte vom Verticken einer sogenannten Dublette im späten 19. Jahrhundert... Es betrifft den Prologus Arminensis: "Von der Orientalischen Gesellschaft in Paris wurde diese wichtigste und erst gedruckte Beschreibung von Palästina 1885 im Genfer Lichtdruck der Witwe Gilliot in 100 Ex. für ihre 95 Mitglieder reproduziert; die Herausgabe wurde einer hervorragenden Autorität in der Kenntnis des Kreuzzugspalästina, dem Professor der Theologie und Pater Wilhelm Anton Neumann in Wien anvertraut. Als derselbe in die lübische Stadtbibliothek kam, hielt er das Münchener Exemplar für das allein noch existierende und war freudig überrascht, als ich ihm sofort hier drei schöne Exemplare vorlegen konnte: zwei in Sammelbänden und ein einzelnes mit breitem Rand und mit einigen gleichzeitigen schwierig zu lesenden handschriftlichen Zusätzen, also ein unersetzliches Unikum! Später wurden ihm noch bekannt Exemplare in Rostock, Kiel, Kopenhagen, Hannover, Rom, im ganzen 13, von denen drei in Lübeck! Professor Neumann arbeitete eine Woche hindurch sehr angestrengt in der Stadtbibliothek und fragte mich kurz vor seiner Abreise, ob es wohl möglich sei, eines der drei Exemplare für die Orientalische Gesellschaft in Paris zu erlangen? Ich erklärte dies für bibliothekarisch unmöglich; zwei Exemplare seien in Sammelbänden festgelegt, diese zu zerstören, sei unthunlich; das dritte Exemplar mit handschriftlichen Zusätzen und noch dazu der Erstgeborene von 1470 sei ein Unikum, das mit Stolz jedem gelehrten Besucher gezeigt werde; es in die Fremde zu vertreiben und zu verschleudern, sei ein Verrat an der Vaterstadt. Der brave Gelehrte meinte lachend, er wolle sich keine abschlägige Antwort holen und reiste ab! Nach Veröffentlichimg des Lichtdrucks mit der lateinischen Vorrede wandte man sich direkt von Paris nach Lübeck und erlangte die Auslieferung des stolzen Einzelexemplars von 1470 und übersandte dafür den Genfer Lichtdruck von 1885!! Es gleicht dies Tauschgeschäft nach 1870 einem Verfahren, wenn in der Schatzkammer eines Fürstengeschlechts ein Krondiamant von unberechenbarem Werte durch einen böhmischen Glasfluss ersetzt wird. Da aber das Vorhandensein von drei Exemplaren an gewissenhafter Stelle publiziert wurde, musste hier auch der Verlust des besten Exemplars vom Prologus: mappa terrae sanctae öffentlich bekannt gemacht werden, zumal da dasselbe in Gesellschafts-Privatbesitz überging und nach 10 Jahren in Paris nicht mehr zu erfragen war!" Aus: Karl von Stern: Bruchstücke zur Kenntnis der Lübecker Erstdrucke von 1464 bis 1524, nebst Rückblicken in die spätere Zeit .. Lübeck 1903 (Digitalisat) Tatsächlich kam die Lübecker Dublette später nach Harvard, wo sie heute noch ist, während die beiden anderen Lübecker Exemplare (und das Faksimile) nach Auslagerung als Beutekunst in der Sowjetunion verschwanden...

 

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