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http://www.beimnollar.de/2010/11/18/zuruck-auf-die-baume-%E2%80%93-wie-deutschland-seine-digitale-zukunft-versemmelt/

Treffende Worte, die ausführlich zitiert werden müssen:

Ich weiß, die meisten können es schon nicht mehr hören – ich auch nicht. Aber als heute Google Streetview gestartet ist und aus allen Ecken die „mein Haus ist verpixelt!“ Meldungen eintrafen und ich auch sah, dass unser Haus rechts und links von verpixelten Fassaden eingerahmt ist, ist mir einfach nochmal deutlich geworden, wie krank das alles ist.

Deutschland verspielt seine digitale Zukunft und die Spiesser, Nix-Raffer und wider besseres Wissen Hetzer definieren die Agenda. Was für ein Trauerspiel.

Es tut mir auch leid, ich kann einfach nicht nochmal erklären, warum das alles überhaupt rein gar nichts mit Datenschutz zu tun hat. Was ich aber wichtig finde – und das ist der erste Kotzpunkt an dieser Sache – ist die Tatsache, dass der Datenschutz als gutes Anliegen damit untergraben und ins Lächerliche gezogen wird. Vor allem auch, weil die Privatheits-Grenze in einen Bereich verlagert wird wo sie definitiv nicht hingehört (hallo – wir reden von Euren verfickten Haus-FASSADEN!) oder – wenn es um öffentliche Plätze, den öffentlichen Raum überhaupt geht – zutiefst reaktionären Charakter annimmt. Ich hätte mir hier von seriösen Datenschützern regelrecht eine Gegen-Initiative gewünscht und eine gut zu vernehmende Klarstellung in der Sache. Aber man nimmt ja lieber mit was auch nur grob die eigene Sache populärer macht.

Der zweite Kotzpunkt – aber da schleicht sich auch schon ein wenig diebische Vorfreude ein – ist die Tatsache, dass wir uns wirklich beginnen die Infrastruktur der digitalen Gesellschaft zu verbauen. Ganz konkret – ich bin mir sicher, dass es nur wenige Jahre dauern wird bis z.B. bei der Bewertung einer Immobilie die Frage, ob diese digital sichtbar ist als ein wesentliches Kriterium einfließen wird. Man muss nur mal fragen, was so ein Berliner Restaurant, ein Getränkelieferant oder ein Frisör oder auch der Motorradhändler in der Vorstadt heute schon an Traffic und Anfragen über Google maps und verwandte Dienste bekommt – und wir sind da gerade erst in der Aufbauphase. Ich wünsche mir sehr, dass die Verpixler es noch bitter bereuen werden wenn der Makler sie fragt wie sie so bescheuert sein konnten…

Der dritte Kotzpunkt ist die ekelhafte Unaufrichtigkeit in dieser ganzen Sache. Also die allseits bekannte Tatsache, dass andere Dienste wie z.B. bing aber auch telefonbuch.de schon seit langem Luftbildaufnahmen anbieten gegen die Streetview im Hinblick auf Einblick in die Privatsphäre geradezu primanerhaft vorbildlich wirkt. Aber gegen Google anzurennen bringt halt einfach bessere PR.

Der vierte Kotzpunkt ist die Stimmung in diesem Land die mit diesem Verfahren nachhaltig von vielen Seiten gestärkt und vertieft wurde. Und zwar meine ich die zutiefst innovationsfeindliche, angstbesetzte und spiessbürgerliche Besitzstandswahrungs-Stimmung. Da bauen Konzerne wie Google, Facebook, ebay und co. mit milliardenschweren Investitionen Infrastrukturen auf, von denen ganze Industrien leben, mit denen zigtausende KMU’s allein in Deutschland an globalen Märkten teilnehmen können – gerade auch in strukturschwachen Gebieten. Services die offenbar von Millionen von Nutzern geliebt und intensivst genutzt werden, Services die darüber entscheiden können ob wir als Wissensgesellschaft eine Rolle spielen werden in 20 Jahren oder nicht. Und den Politikern und Journalisten fällt nix besseres ein als – wie gesagt, wider besseres Wissen – aus unterirdischen Motiven dagegen zu hetzen als ginge es um den Untergang des Abendlandes.


Siehe auch:
http://archiv.twoday.net/search?q=streetview
 

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