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Vor dreißig Jahren, 1984, erschien meine Tübinger Magisterarbeit von 1981 unter dem Titel "Gmünder Chroniken im 16. Jahrhundert" im Einhorn-Verlag Schwäbisch Gmünd (künftig: GC).

Online bei www.literature.at, HathiTrust und Google Books:

http://books.google.de/books?id=PoAgAAAAMAAJ

Mein Handexemplar zeigt, dass es punktuell eine ganze Reihe von inhaltlichen Ergänzungen und Korrekturen gab. Zu Themen der Schwäbisch Gmünder Historiographie schrieb ich nach 1984 zwei Aufsätze: eine Übersicht "Von der Stadtbuchchronistik zum Internet. Erträge und Perspektiven der Schwäbisch Gmünder Stadtgeschichtsschreibung" (für das Millenium-Magazin der Rems-Zeitung)

http://web.archive.org/web/20021230063120/http://www.uni-koblenz.de/~graf/millen.htm

und eine Darstellung zu Dominikus Deblers Chronik um 1800 (in: in: Die Chronik des Dominikus Debler, 2006):

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Dominikus_Debler.pdf

Von den mir nachträglich bekannt gewordenen Chronikhandschriften David Wollebers (siehe GC Kapitel III,1) konnte ich in zweien Abschnitte zur Gmünder Geschichte feststellen.

Forschungsbibliothek Gotha, Cod. A 196, S. 115-118 ist ein Wolleber-Autograph, eine Chronik der Freiherren zu Hohenstaufen und Herzöge zu Schwaben, gewidmet Pfalzgraf Ludwig bei Rhein mit Widmungsvorrede an Herzog Ludwig von Württemberg vom 15. Januar 1581 (GC S. 83 mit Anm. 49 als verschollen bezeichnet). Der Gmünder Teil ist chronologisch der Gruppe der Wolleber-Handschriften w1 zuzuweisen (GC S. 188).

Universitätsbibliothek Leipzig, Rep. II 7a, Bl. 41v-47v ist kein Wolleber-Autograph, aber eine ziemlich gleichzeitige repräsentative Abschrift mit Wappenzeichnungen.

Katalogisiert bei Naumann:

https://books.google.de/books?id=aoVWAAAAcAAJ&pg=PA153

Es handelt sich um ein "Histori und Zeitbuch", gewidmet Bürgermeister und Rat von Nürnberg am 12. Februar 1588. Meine Notizen (noch aus DDR-Zeiten!) lassen keinen Schluss zu, ob der Textzeuge zu w1 oder den späteren Wolleber-Werken w2 gehört. Jedenfalls ist Bl. 47r eine Notiz präsent zur Diemar-Fehde mit Nennung Absbergs in der (bis 1552 reichenden) Bürgermeisterliste (wie in den späteren Werken GC S. 275). Auf die evangelischen Adressaten bezieht sich eine Angabe Bl. 47v, dass es viele Evangelische in Gmünd gebe, die man vor wenigen Jahren zu vertreiben begonnen habe.

Zu Wollebers historiographischen Werken ist ein Aufsatz von mir im Druck, der als Preprint online ist unter:

https://www.academia.edu/5603503/Graf_Wolleber_2013

Seit 2011 ist Wollebers Chorographia von 1591 mit langem Gmünder Abschnitt online:

http://idb.ub.uni-tuebingen.de/diglit/Mh6-1/0397

2012 konnte ich die wichtige Salvator-Beschreibung des Leonhard Friz bzw. den historiographischen Sammelband UB München 4° Cod.ms. 287 ins Netz bringen. Er enthält auch die für die Textgeschichte der Chronik Paul Goldstainers bedeutsame Fassung M.

http://archiv.twoday.net/stories/232601530/
http://epub.ub.uni-muenchen.de/15027/

Erst die Dissertation von Pascal Kolb 2003 ließ mich auf die Druckschrift Justitia Vindicata (1702) zu den Gmünder Bürgerunruhen aufmerksam werden. Sie wurde von Franz Ruprecht von Ichtersheim verfasst und dankenswerterweise von der UB Heidelberg ins Netz gestellt. Sie enthält einen kurzen Abschnitt zur Gmünder Geschichte, der nur auf gedruckten Werken fußt:

http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/iustitiavindicata1702/0003

Zum Verfasser:

https://de.wikisource.org/wiki/Schw%C3%A4bisch_Gm%C3%BCnd#B.C3.BCrgerunruhen_.28ca._1690-1753.29

Etliche Beschreibungen der Reichsstadt Schwäbisch Gmünd mit historischen Passagen wurden mir erst durch die Arbeit an

https://de.wikisource.org/wiki/Schw%C3%A4bisch_Gm%C3%BCnd#Vor_1800

bekannt.

Eine neue Gmünder Chronikhandschrift ist nicht aufgetaucht, wohl aber wurde mir Ende 2014 (durch eine Suche in Google Books nach Bragenhoven) ein unbekannter gedruckter Textzeuge zur Textgeschichte der Gmünder Chronik Paul Goldstainers bekannt. Es ist erstaunlich, dass ich nirgends ein Zitat dieses Abschnitts gefunden hatte. Ich hätte eigentlich nicht damit gerechnet, in einem frühneuzeitlichen Druck eine wichtige Chronik-Quelle zu finden.

Leider ist die Gmünder Chronik des Stettmeisters Paul Goldstainer (1549/50) im Wolfenbütteler Sammelband 124.4 Quodl. 4° immer noch nicht online:

http://archiv.twoday.net/stories/29747335/

Thomas Gloning hat 1998 aus meiner Edition (GC S. 239-242) einen E-Text für das Internet erstellt:

https://www.staff.uni-giessen.de/gloning/tx/1550glds.htm

Der neue Textzeuge findet sich in Johann Jakob Speidel: Speculum Juridico-Politico-Philologico-Historicarum Observationum et Notabilium [...]. Nürnberg 1657, S. 472f.

https://books.google.de/books?id=dJk_AAAAcAAJ&pg=PA472 (mit falscher Jahreszahl 1655)
https://books.google.de/books?id=j3JYAAAAcAAJ&pg=PA472
http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10059189_00496.html

Danach: E-Text in Wikisource

Und nochmals Nürnberg 1683, S. 472f.

https://books.google.de/books?id=8Q5NAAAAcAAJ&pg=PA466

Es handelt sich um eine Art juristisch-rechtshistorisches Nachschlagewerk, in dem der in Dillingen tätige Speidel einen Artikel "Gemünd/Schwäbisch Gmünd" schreibt, der abgesehen von einem einleitenden kurzen lateinischen Lob der altgläubig gebliebenen Stadt nur aus der Wiedergabe einer Speidel übermittelten deutschsprachigen Schrift besteht.

Es handelt sich um eine der Textstufe X* angehörige Fassung der Gmünder Chronik Paul Goldstainers, die dem Textzeugen S 7 (Eintrag des 17. Jahrhunderts im Zinsbuch des Augustinerklosters Hauptstaatsarchiv Stuttgart H 233 Bd. 450) am nächsten steht. Bevor in den 1580er Jahren die sogenannte Wolleber-Redaktion der Gmünder Chronik Goldstainers aufgrund einer Chronik David Wollebers erstellt wurde, die in den bis zum Ende des 16. Jahrhunderts entstandenen drei Handschriften des Chronikensammelbands Ch 1 im Stadtarchiv Schwäbisch Gmünd, der "Rauchbeinchronik" im Münsterpfarramt und dem Stuttgarter Cod. hist. 2° 114 vorliegt (Handschriftengruppe g, siehe GC S. 187ff.), gab es die bereits erwähnte Nebenversion M in der Münchner Handschrift, die Vorlage einer kurzen Chronik aus dem Franziskanerkloster um 1650 (Staatsarchiv Luzern Urk 550/10900), die Vorlage von S 7 und die Vorlage der älteren Wolleber-Werke w1 (Stemma: GC S. 193).

Anhand der Geschlechterliste und der Formulierung zur Einverleibung der Stadt ins Reich (GC S. 192f.) kann man Speidels Version zu S 7 stellen. Speidel bricht mitten im "Beschluss" ab und lässt einen Abschnitt zu den Pfarrverhältnissen weg, ist aber die umfangreichste Überlieferung zu den Fassungen *L/*X. Denn L hat vom Beschluss nur den ersten und den letzten Satz, und S 7 schließt schon nach den ersten drei Abschnitten mit der Verleihung des Einhorns als Stadtwappen. Die Namensentstellungen in der Version Speidels (Geschlechterliste und Burgennamen) halten sich in Grenzen.

Die katholische Reichsstadt Schwäbisch Gmünd hatte enge Beziehungen zum vom Dillingen aus verwalteten katholischen Hochstift Augsburg und zur Dillinger Jesuitenuniversität. Daher verwundert es nicht, dass der fürstbischöfliche Beamte Speidel eine handschriftliche Gmünder Stadtchronik in den Händen hatte. Bemerkenswert ist, dass sowohl seine Version als auch die ebenfalls in Textzeugen aus dem 17. Jahrhundert überlieferten Handschriften L und S 7 auf "veraltete" Textfassungen der Gmünder Chronik zurückgriffen, die zwischen Goldstainers Niederschrift und der Wolleber-Redaktion einzuordnen sind.

Abschließend noch einige Worte zum gelehrten Juristen Speidel.

GND
http://beacon.findbuch.de/seealso/pnd-aks?format=sources&id=122428358
=
http://beacon.findbuch.de/seealso/pnd-aks?format=sources&id=101236416X

Der gebürtige Stuttgarter war ein Schüler des Tübinger Professors Christoph Besold und konvertierte wie dieser zum katholischen Glauben. 1634 bis 1638 stand er in württembergischen Diensten:

https://books.google.de/books?id=lg5oAAAAMAAJ&q=speidel+reichshofrat (Sabine Holtz)

Danach diente er dem Fürstbischof von Augsburg in Dillingen als Vizekanzler und Kanzler. 1640 bis 1664 wohnte er in Dillingen in einem Anwesen am Hafenmarkt:

https://books.google.de/books?id=spvoBQAAQBAJ&pg=PA385

Ab 1662/63 war er für den Kaiser und diverse Stände Reichstagsgesandter in Regensburg. 1665 wurde er Reichshofrat, ohne dieses Amt jedoch auszuüben.

http://reichshofratsakten.de/wp-content/uploads/2014/06/Reichshofr%C3%A4te.pdf

WBIS hat zu ihm nichts Erhebliches (nur Jöcher und die ADB). Siehe auch Koeblers Kurzbiographie

http://www.koeblergerhard.de/juristen2/web/juristen/list

Die bisherigen Würdigungen haben übersehen, dass sich sein Todesjahr 1670 aus den gedruckten Aufzeichnungen zu den Reichstagsgesandten ergibt.

BSB-Ink verweist auf die Studie von Fürnrohr zu den Regensburger Gesandten: gestorben 1670
http://www.nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:355-ubr01809-0247-6
doch hat der Vorbesitzer der Inkunabel nichts mit unserem Speidel zu tun, sondern gehört zur steirische Familie Speidl von Vatersdorf
http://inkunabeln.digitale-sammlungen.de/Exemplar_Q-17,1.html

Siehe auch Stalling
https://books.google.de/books?id=NnQfAAAAIAAJ&q=speidel+regensburg+1670

Francke 1761 hat S. 38 den 20. Juli 1670 als Todestag

https://books.google.de/books?id=v7lKAAAAcAAJ&pg=RA1-PA38

Da Speidel aber nach S. 66 schon am 5. Juli 1670 tot war, wird man das Datum wohl in 20. Juni 1670 zu verbessern haben. Weitere Nennungen ab 1662 S. 37, 73, 75.

Francke ist keineswegs die älteste Druckschrift mit diesen Angaben. Im Netz finde ich:

Moser 1751
https://books.google.de/books?id=BLZRAAAAcAAJ&pg=PA74
Verzeichnis 1746
https://books.google.de/books?id=ovxYAAAAcAAJ&pg=PA16
Verzeichnis 1719
https://books.google.de/books?id=sbNFAAAAcAAJ&pg=PP14

Man darf aufgrund dieser Quelle also getrost vom Todesjahr 1670 ausgehen.

#forschung

 

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