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Eigentlich wollte ich etwas über Münchner Historiographie schreiben und dabei auf den Augenzeugenbericht von Herzog Georgs des Reichen Begräbnis 1503 eingehen, aber der von Westenrieder edierte Text hat wohl nichts mit München zu tun. Trotzdem sollte er nicht übersehen werden.

Als § VI druckte Lorenz von Westenrieder in seinen Beiträgen zur vaterländischen Historie usw. 2 (1786), S. 222-238 "Des H. Georg Leichenbegängniß von einem Augenzeugen beschrieben 1503"

http://ds.ub.uni-bielefeld.de/viewer/image/2233743_002/230/LOG_0015/
http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10915015_00246.html

Aber nur der erste Teil S. 222-231 entspricht der Überschrift. S. 231 unten steht eine kurze Notiz über den Tod Pfalzgraf Georgs zu Amberg 1504, bevor S. 232 Tod und Begräbnis Pfalzgraf Ruprechts am 24. August 1504 (richtig: 20. August) kurz dargestellt werden. Eine Notiz über den Tod von Ruprechts Ehefrau Elisabeth am 15. September 1504 (das Datum trifft zu) ist kürzer gehalten, bevor kurz über die Huldigung der Räte und Landshuter Einwohner am 21. September 1504 berichtet wird. Am 8. November sei dann Pfalzgraf Friedrich ungerüstet in Landshut eingetritten "und mit ihme ein Künigischer Pott" (S. 233). "Ein Sprüch von Bayrischen Krieg" (S. 233-238) schließt diesen Teil des Zeitschriftenbandes ab.

Helga Czerny: Der Tod der bayerischen Herzöge im Spätmittelalter ... (2005), die auch sonst nicht immer zuverlässig ist

http://archiv.twoday.net/stories/790549607/

behauptet ohne Begründung S. 176 Anm. 264, es handle sich um die Aufzeichnung eines Augenzeugen aus München. Dafür spricht im Text überhaupt nichts, alles deutet vielmehr darauf hin, dass die Aufzeichnung in Landshut niedergeschrieben wurde. dafür spricht auch S. 230f. die Liste der zum Opfer am 30. Jahrtag des Todes abgeordneten Männer und Frauen aus Landshut.

Der Verfasser aus Landshuter Bürger- und Hofkreisen hat zunächst detailliert die Begräbnisfeierlichkeiten Herzog Georg des Reichen dargestellt, aber da dieser Todesfall den Ausgangspunkt des Landshuter Erbfolgekrieges bildete, kam es zur späteren Ergänzung von weiteren Todesfällen und zwei Notizen zur Herrschaftsnachfolge (Huldigung und Einritt) aus dem Jahr 1504. "Landshuter Aufzeichnungen 1503/04 vor allem zum Begräbnis Herzog Georg des Reichen 1503" scheint mir als Titel des Gesamttextes geeignet, den man als bescheidenen Versuch Landshuter Historiographie um 1500 einordnen darf.

Czerny gibt als archivalische Vorlage Westenrieders nur die Hausurkunde 2110 des Geheimen Hausarchivs an, aber das bleibt zu überprüfen, da es noch weitere Überlieferungen des Gesamttexts gibt.

https://books.google.de/books?id=OxZoAAAAMAAJ&q=%22augenzeugen+beschrieben+1503%22 nennt auch BSB München Cgm 1955, Bl. 21-27 und Cgm 1956, Bl. 23-29.

Zu beiden Handschriften ist der alte Katalog zu vergleichen:

http://daten.digitale-sammlungen.de/bsb00008214/image_253

Zu Cgm 1955 ist der Reimspruch dort vermerkt, während er bei Cgm 1956 zu Bl. 28v handschriftlich im digitalisierten Exemplar nachgetragen wurde.

Dass Westenrieder eine bestehende Überlieferungsgemeinschaft, zu der auch ein Text zur Landshuter Hochzeit gehörte, wiedergegeben hat, bezeugt auch Karl Franz Joetze: Veit Aernpekch, ein Vorläufer Aventins, in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Niederbayern 29 (1893), S. 45-128, hier S. 95

https://archive.org/stream/bub_gb_XPMOAAAAYAAJ#page/n421/mode/2up

Danach enthält Cgm 1955 außer der Beschreibung der Hochzeit und des Begräbnisses Georgs auch den Bericht zur Bestattung Ruprechts und den Reimspruch.

Den Reimspruch weist er auch für Cgm 5009 nach, Augustin Kölners Geschichte des Landshuter Erbfolgekriegs.

Liliencron druckte den Reimspruch als Nr. 232 nach dem Cgm 1586:

https://books.google.de/books?id=sJcTAAAAQAAJ&pg=PA495

Seine falsche Blattangabe 390 hat Frieder Schanze in seinem Artikel zum Landshuter Erbfolgekrieg (²VL 5, 1985, Sp. 551) in die Irre geführt. Er vermutete, der Text befinde sich nicht mehr in der Handschrift, obwohl er (was er in Bd. 11 des ²VL nachtrug) sehr wohl in dieser Tegernseer Nachrichtensammlung

http://www.handschriftencensus.de/10044

vorhanden ist. Siehe die Beschreibung von Karin Schneider zu Bl. 390rv

http://www.manuscripta-mediaevalia.de/hs/katalogseiten/HSK0189_a277_JPG.htm

und schon Chmel 1850

https://books.google.de/books?id=01URAQAAMAAJ&pg=PA618

Weder stimme ich Schanze zu, dass sich der Spruch bei Liliencron Nr. 232 gegen das Ständeregiment wendet, noch finde ich es vertretbar, den Datierungshinweis "1504 in novo anno" (am Ende des Cgm 1586. in den Noten bei Liliencron) unter den Tisch fallen zu lassen. Der Text ist wohl um den 1. Januar 1504 herum entstanden.

Zu spekulativ erscheint mir, aus dem königlichen "Potten", der Pfalzgraf Friedrich begleitete, einen Poeten zu machen, denn der Einritt im November 1504 erfolgte ja beinahe ein Jahr nach der Entstehungszeit des Reimspruchs. Aber der Text ergreift durchaus die Partei König Maximilians.

Außer Cgm 1586 überliefern auch die Cgm 1955, 1956 und 5009 den Reimspruch. Vermutlich gibt es noch weitere Handschriften.

Zur Publizistik des Landshuter Erbfolgekriegs siehe hier auch: Ein unbeachtetes historisches Ereignislied aus dem Landshuter Erbfolgekrieg
http://archiv.twoday.net/stories/1022216187/

[und http://archiv.twoday.net/stories/1022415382/ ]

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