Allgemeines
Architekturarchive
Archivbau
Archivbibliotheken
Archive in der Zukunft
Archive von unten
Archivgeschichte
Archivpaedagogik
Archivrecht
Archivsoftware
Ausbildungsfragen
Bestandserhaltung
Bewertung
Bibliothekswesen
Bildquellen
Datenschutz
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
null

 
http://www.jstor.org findet zur Zeichenfolge Wikipedia derzeit 960 Treffer.

Ein Beispiel:

Bart J. Bronnenberg, Sanjay K. Dhar, Jean-Pierre H. Dubé:
Brand History, Geography, and the Persistence of Brand Shares. In:
The Journal of Political Economy, Vol. 117, No. 1 (Feb., 2009), pp. 87-115 zitieren als Beleg für ihre Aussage "It is important to note that in most of our industries, the current set of top brands does not consist of the true first entrants per se. For example, Heinz was not the first seller of ketchup" in Anm. 16: "Tomato ketchup existed as early as 1801 (a recipe for tomato ketchup was printed in an American cookbook, the Sugar House Book; http://en.wikipedia.org/wiki/Ketchup ), 75 years before Heinz started selling it."

Hier kam es auf einen anschaulichen historischen Beleg am Rand an. Es spricht nichts dafür, dass das Zitat aus dem Kochbuch erfunden ist. Wozu der Aufwand, nach einem gedruckten Beleg zu suchen, wenn man mit Kochbuchliteratur nicht vertraut ist? Und es ist fraglich, ob ein gedruckter Beleg einen Einzelnachweis geboten hätte (z.B. genaues Zitat von Ausgabe und Seite des Kochbuchs). Niemand kann alle Aussagen in einer wissenschaftlichen Arbeit so belegen, dass sie auf eine Primärquelle zurückgehen. Sobald man bei dem Faktencheck einem Nachschlagewerk ohne Einzelnachweise landet, ist die Kette zu den Quellen unterbrochen. Wenn die Wikipedia einen nützlichen Beleg liefert, den man als zuverlässig erachtet, dann ist es vernünftig die Wikipedia zu zitieren. Vorausgesetzt, dem Beleg kommt nicht zentraler Stellenwert zu. Wer sich mit der Geschichte des Ketchup beschäftigt, darf so natürlich nicht verfahren, wohl aber ein Aufsatz, in dem der Nachweis von untergeordneter Bedeutung ist.

Je wichtiger ein Beleg für den eigenen Gedankengang ist, um so mehr Aufwand ist geboten, ihn mit Primärquellen oder möglichst zuverlässiger Sekundärliteratur abzusichern. Je weniger wichtig ein Beleg ist, um so eher dürfen Fragen der Bequemlichkeit bzw. Zeitökonomie und Erreichbarkeit eine Rolle spielen. Die Grenze zwischen wichtig und unwichtig lässt sich selbstverständlich nicht allgemeingültig ziehen.

Wer Zugang zu einer Handbibliothek zur Ketchup-Herstellung hat, wird das Wikipedia-Zitat womöglich als verantwortungslos einstufen, während ein Wirtschaftswissenschaftler, der sich für das "Branding" interessiert daran kaum Anstoß nehmen dürfte.

Quod licet jovi non licet bovi? Für Studierende kann nichts anderes gelten, auch wenn mit guten Gründen das Zitieren von Online-Ressourcen restriktiver gesehen wird. Wer quellenkritisch sattelfest und medienkompetent ist, darf auch die Wikipedia zitieren.

PS: Dass man bei Google Books rasch einen präziseren Beleg findet

http://books.google.de/books?id=e82QWB89_sIC&pg=PA99

mag man als Gegenbeweis sehen. Aber an meiner grundsätzlichen Position ändert das nichts. Die Wikipedia liefert ja nicht nur einen isolierten Beleg, sondern auch eine kurze Zusammenfassung der Geschichte des Ketchup, also Hintergrundinformationen, die in sehr spezieller Literatur fehlen.

 

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma