Allgemeines
Architekturarchive
Archivbau
Archivbibliotheken
Archive in der Zukunft
Archive von unten
Archivgeschichte
Archivpaedagogik
Archivrecht
Archivsoftware
Ausbildungsfragen
Bestandserhaltung
Bewertung
Bibliothekswesen
Bildquellen
Datenschutz
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
null

 
http://www.hausdorff-research-institute.uni-bonn.de/mkreck/Erklaerung.pdf

Die unterzeichnenden Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer haben mit Sorge zur Kenntnis
genommen, dass die Universität Bayreuth die Aberkennung des Doktorgrades von Herrn zu Guttenberg nicht mit
vorsätzlicher Täuschung begründet hat. Dabei sieht die Promotionsordnung der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen
Fakultät der Universität Bayreuth (*) als einzige Möglichkeit für die Aberkennung einer
Promotion nach deren Bestehen den Nachweis einer Täuschungsabsicht vor (§ 16, Abs. (1) und (2)) und
unterstreicht dies, indem in Absatz (3) explizit gesagt wird, dass ein späterer Nachweis von nicht erbrachter
Leistung, bei der keine Täuschungsabsicht erkennbar ist, nicht zur Aberkennung des Titels führen kann. Die
Promotionsordnungen anderer Fächer und an anderen Universitäten lauten ähnlich.
Die Universität Bayreuth begründet ihr Vorgehen (für das sie sich statt auf die Promotionsordnung auf
Artikel 48 des Verwaltungsverfahrensgesetzes beruft) mit dem Verstoss gegen wissenschaftliche Pflichten in
erheblichem Umfang durch Herrn zu Guttenberg. Sie lässt die Frage eines möglichen Täuschungsvorsatzes
dahingestellt. Inzwischen soll die Frage im Rahmen einer Kommission "Selbstkontrolle der Wissenschaft" in
größerem Rahmen weiter geprüft werden, die Universität weist aber darauf hin, dass dies lange dauern kann.
Wir sind überrascht, dass die Klärung der Täuschungsfrage im vorliegenden Fall nicht innerhalb weniger
Tage erfolgen kann. Es ist klar, dass an sehr vielen Stellen seitenlang geistiges Eigentum anderer verwendet
wird, ohne dass ordnungsgemäß zitiert wird, und dass dies teilweise (und ebenfalls in vielen Fällen) mit dem
Austausch einiger Worte kombiniert wird. Es fällt bei dieser Sachlage, die nicht in Einklang mit der auch von zu
Guttenberg gegebenen Eigenständigkeitserklärung steht, keine als die angegebenen Quellen benutzt zu haben,
schwer, nicht an eine umfängliche vorsätzliche Täuschung zu glauben.
Wir melden uns zu Wort, weil wir großen Wert darauf legen, dass unsere Studierenden sowie
Doktorandinnen und Doktoranden den Rahmen, in welchem wissenschaftlich gearbeitet wird, kennen. Wenn
Mängel wie die der zu Guttenbergschen Arbeit lediglich handwerkliche Fehler darstellen sollen, sehen wir die
Gefahr, dass die bewährten Standards wissenschaftlicher Arbeit verkommen. Deshalb ist es wichtig, dass mit
dem Fall zu Guttenberg kein negativer Präzedenzfall geschaffen wird.
Darüber hinaus bringen wir unser Befremden darüber zum Ausdruck, dass führende Politiker - an der Spitze
die Bundeskanzlerin - Wissenschaft und wissenschaftlicher Redlichkeit insgesamt den Stellenwert von
Nebensächlichkeiten geben. Die Aufspaltung einer Persönlichkeit in einen gesellschaftlich irrelevanten
wissenschaftlichen Teil und einen relevanten politischen Teil ist nicht akzeptabel. Ein solches Schubladendenken
ist einer modernen Gesellschaft, deren Reichtum, sowohl kultureller wie materieller, in hohem Maße auf
Wissenschaft beruht, unwürdig und könnte gefährlichen Entwicklungen den Weg bereiten.
*)http://www.uni-bayreuth.de/universitaet/leitung_und_organe/Universitaetsverwaltung/abt1/amtliche-bekanntmachungen/konsolidierteFassungen/2010/2010-058-kF.pdf
Erstunterzeichner:
Prof. Dr. Ingrid Bauer (Mathematisches Institut, Universität Bayreuth)
Prof. Dr. Martin Carrier (Abteilung Philosophie, Universität Bielefeld)
Prof. Dr. Fabrizio Catanese (Mathematisches Institut, Universität Bayreuth)
Prof. Dr. Eckhard Freise (Historisches Seminar, Universität Wuppertal)
Prof. Dr. Gerhard Huisken (Direktor am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik, Golm)
Prof. Dr. Dr.h.c. Matthias Kreck (Direktor, Hausdorff-Research-Inst. for Mathematics, Universität Bonn)
Prof. Dr. Werner Nahm (Director, School of Theoretical Physics, DIAS, Dublin)
Prof. Dr. Ulrich Nortmann (Lehrstuhl für theoretische Philosophie, Universität Saarbrücken)
Kontakt: Prof. Dr. Matthias Kreck,
Hausdorff-Research-Institute for Mathematics, Universität Bonn, Poppelsdorfer Allee 45, 55116 Bonn

Wenn Sie diese Erklärung unterschreiben wollen, senden Sie bitte eine entsprechende Mail mit Namen
und Titel sowie Angabe Ihres Faches sowie Instituts/Fakultät an:

kreck.er (klammeraffe) him.uni-bonn.de [Mailadresse auf Bitte seines Sekretariats geändert, da die frühere Adresse "überschwemmt" wurde, KG]

Bitte schicken Sie mails mit Hinweis auf diese Erklärung an ihre Kollegen, möglichst auch aus
benachbarten Fächern, damit im Schneeballsystem eine hohe Unterstützung erreicht wird.

Weitere Unterschriften:
PD. Dr. Marcel von Ackeren (Philosophisches Seminar, Universität Köln)
Prof. Dr. Erdmute Alber (Lehrstuhl für Sozialanthropologie, Vice-Dean der Bayreuth International Graduate School
of African Studies (BIGSAS), Universität Bayreuth)
Prof. Dr. Bruce Allen (Direktor am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik, Honorar Prof. Universität Hannover,
Adjunct Prof. University of Wisconsin-Milwaukee, USA)
 

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma