Allgemeines
Architekturarchive
Archivbau
Archivbibliotheken
Archive in der Zukunft
Archive von unten
Archivgeschichte
Archivpaedagogik
Archivrecht
Archivsoftware
Ausbildungsfragen
Bestandserhaltung
Bewertung
Bibliothekswesen
Bildquellen
Datenschutz
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
null

 
"Der Kölner Künstler Wolfgang Stöcker sammelt Staub. Für seinen Siegener Staub-Schrein war er im Museum für Gegenwartskunst Siegen unterwegs.
"Staub kümmert sich nicht um historische Bedingungen. Er ist ein herrlicher Gleichmacher." Wolfgang Stöcker sammelt Stäube. Er archiviert sie in seinem Deutschen Staubarchiv in seiner Wohnung in Köln. Rund 300 Stäube hat er bislang - in Plastikbeutelchen gesammelt und mit Karteikarte versehen - in Aktenordnern archiviert. Nun kam er zur Staub-Lese ins Museum für Gegenwartskunst nach Siegen. Im Magazin, bei Diana Thater und den Katalogen von Mischa Kuball, wurde er fündig.
Am Ende ist alles vergänglich
Auf den ersten Blick mag das Sammeln der Partikel aus Haut, Haar oder Stoff, die sich zu schönsten Wollmäusen verdichten, skurril, kurios, vielleicht gar blöd- oder unsinnig erscheinen, das weiß der Künstler aus Köln auch. Diese Sichtweise lässt er aber nur an der Oberfläche gelten. Denn es geht ihm um tiefere Bedeutung, darum, dass das Reinigen von etwas "Kunst- und Kulturarbeit ist", denn nur was sauber ist, wird wertgeschätzt. Am Ende sei doch alles Materie und damit vergänglich. "Das ist eine existenzielle Beschäftigung mit der Endlichkeit", findet er.
Warum wurde die Frauenkirche wieder aufgebaut?
Ihn fasziniert, mit welcher Energie sich Menschen gegen den Verfall wenden und zum Beispiel bröckelnde Bauwerke wie die Frauenkirche in Dresden wieder aufbauen. Oder dass der Kölner Dom permanent restauriert wird. "Ist das etwa nicht kurios?" Ist es für ihn an der Oberfläche. Dahinter steckt, dass die Gebäude so vielen Menschen etwas bedeuten.
Wolfgang Stöcker gründete 2004 das Deutsche Staubarchiv
2004 hat der 1969 in Bergisch Gladbach geborene Künstler sein Deutsches Staubarchiv gegründet. Er wollte "einen Kunstaspekt und einen Geschichtsaspekt", sagt er (genau das hat er auch studiert) - da lag ein Archiv nahe. "Eigentlich wollte er Spinnweben sammeln, den Plan hat er zugunsten des Staubs verworfen. Was ihn auch gereizt hat, war, einfach einen so offiziell klingenden Begriff wie "Deutsches Staubarchiv" in die Welt zu setzen und die Menschen darauf reagieren zu lassen. Ein Papierbogen mit offiziellem Briefkopf macht eben Eindruck.
Staub aus der Oper von Sydney
Seine Archivalien kategorisiert der Kölner in Sakralstäube, Kulturstäube, politische und kulinarische Stäube. Stolz ist er zum Beispiel auf den Kulturstaub aus der Oper von Sydney ("ein schöner Staub mit Resten von Kostümen drin"), aus dem Louvre, den Uffizien, aus der National Gallery, auf die Sakralstäube aus dem Kölner Dom (dort sogar vom Agilolphus-Altar von 1521), aus englischen Kathedralen, aber auch auf Stäube von der Chinesischen Mauer, dem kambodschanischen Angkor Wat oder aus Weinkellern im Burgund. Drei Arten, Staub zu ernten, gibt es im Deutschen Staubarchiv: Entweder Stöcker sammelt selbst vor Ort mit Tupperdose und Pinsel oder er lässt sich von Staub-Scouts Proben aus aller Welt schicken. Was ihn richtig diebisch freut, sind seine Anfragen an offizielle Stellen mit der Bitte, ihm Staub zuzusenden. "Dann müssen die sich mit dem Deutschen Staubarchiv auseinandersetzen." Lange nicht jede Anfrage ist von Erfolg gekrönt. Das Weiße Haus schreibt Stöcker seit zwei bis drei Jahren regelmäßig an - nichts. Jetzt hat er einen Kontakt zur Deutschen Botschaft in Washington und hofft, dass er bald auch etwas "dust" aus den Vereinigten Staaten archivieren kann. Weiterhin auf der Wunschliste: die Pyramiden in Ägypten, der Taj Mahal in Indien, der Petersdom in Rom, die Kathedrale in Chartres, der Kreml ... "Ich werde das machen, bis ich sterbe", glaubt Stöcker. Wolfgang Stöcker geht noch weiter. Ihm schwanen Staubtagebücher vor, die Menschen ihm schicken ("das Staub- und Kehrverhalten in Langzeitstudien"), oder dass ihm eine Gemeinde den kompletten Staub eines Jahres schickt. Manche Stäube lässt Stöcker auch analysieren; er arbeitet mit einem Kölner Geologen und dem mineralogischen Institut der Uni Bonn zusammen. Das ist auch ein Grund, warum ihm manche Verantwortlichen nichts schicken wollen. Die befürchteten wohl, glaubt Wolfgang Stöcker, dass er die Proben auf mögliche Gefahren durch Gifte untersuchen lassen will. Seit gestern nun hat Stöcker auch Staub aus Siegen, aus dem Magazin im Keller ebenso wie vom Rahmen eines Gemäldes von Emil Schumacher aus der Ausstellung. Das hat seinen Grund: Wie berichtet, findet am 7. Mai der zweite Siegener Kunsttag unter dem Motto "Kunstwohnen" statt. Und wo gewohnt wird, da staubt es zwangsweise. Weil das Museum für Gegenwartskunst in diesem Jahr zehn Jahre alt wird, soll sein Staub ganz groß rauskommen. Für seine Ausstellung - die dritte - in der
Art Galerie von Helga Oberkalkofen (Vernissage: 7. Mai, 18 Uhr) will Wolfgang Stöcker einen Staubraum einrichten. Darin: ein Staub-Schrein, extra für den Siegener Museumsstaub."

Quelle: Siegener Zeitung, 16.4.2011

Ich frage mich, ob sich im Staubarchiv auch die "legendäre" Archivstaub befindet......

Zum Staub(archiv) s. a. http://archiv.twoday.net/stories/11897137/ ; http://archiv.twoday.net/stories/3473563/ ; http://archiv.twoday.net/stories/3527681/

(E)
Wolf Thomas (Gast) meinte am 2011/04/27 18:31:
"Staubkünstlerin"
"Zum Schmunzeln ist es schon gewesen,
was in der SZ man konnte lesen.
Staub und Mief
für das Deutsche Staubarchiv.
Es sah sich der kunstbegabte Mann
das Siegener Museum an.
Er wurde fündig hier,
man kann´s kaum glauben,
es gab ´ne Menge abzustauben.
Man möge ihm diesem Staub
auch gönnen,
doch heißt es doch
"Kunst kommt von Können."
Was dieser Künstler hier geschafft,
doch jede Hausfrau täglich macht.
Doch wenn das
als Kunst wird anerkannt,
wird ab sofort jetzt meine Frau -
"Staubkünstlerin" genannt."
Manfred Bittner, Siegen, Siegener Zeitung v. 27. April 2011, S. 18

Interpretationsfordernde Realtion auf den oben zitierten Artikel der Siegener Zeitung v. 16.4.2011 
Wolf Thomas (Gast) antwortete am 2011/04/30 08:17:
Weitere Siegener Reaktion auf die Ausstellung des Staubarchivs:
" ..... Dass Kunst auch mal Dinge in Frage stellen, erstaunen und provoziern soll, ist bekannt. Diesen Zweck hat die Staub-Ausstellung von Wolfgang Stöcker bereits vor der Eröffnung erfüllt. Wie Fotokünstler Thomas Kellner als Vertretung [der ausrichtenden Galerie] berichtete, ging eine E-Mail ein, in der ein erboster Kunstinteressierter drohte, mit einem Staubsauger zur Vernissage zu erscheinen. Wer hingegen offen für diese außergewöhnliche Sammlung ist, ist am Kunstwohn-Tag herzlich in die Art Galerie eingeladen - Staubsauger sind nicht zugelassen."
Quelle: Siegener Zeitung v. 30.04.2011, S. 23
Link zum Artikel: http://www.siegener-zeitung.de/a/451962/gefluegel-auf-dem-teppich 
Wolf Thomas (Gast) meinte am 2011/04/27 18:39:
Medienreaktionen auf das Staubarchiv:
1) Interview Radio Köln mit Wolfgang Stöcker: http://www.radiokoeln.de/koeln/rk/594293/programm (mit mehreren O-Tönen)
2) "Der Abstauber", west.art v. 26.4.2011: http://www.wdr.de/mediathek/html/regional/2011/04/26/westart-abstauber.xml 
Wolf Thomas antwortete am 2011/05/08 11:24:
Ausstellungsankündigung: Staubarchiv in Siegen
http://neu.swa-wwa.de/PDF/08.05.2011/SWA.S03-ABC-X.08.pdf [mit Bild] 
 

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma