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"Tagung
des LWL-Institus für westfälische Regionalgeschichte
der LWL-Literaturkommission für Westfalen
des Westfälischen Heimatbundes

Straßennamen dienen Bewohnerinnen und Bewohnern, Besucherinnen und Besuchern eines Ortes vorrangig zur räumlichen Orientierung. Darüber hinaus sollen sie die Erinnerung wach halten, das Gedenken fördern sowie der Ehrenbezeugung dienen. Straßennamen verweisen auf die Zeit ihrer Verleihung: auf die jeweiligen Herrschaftsverhältnisse, die Kultur und den Raum. Sie sind damit sichtbarer Teil der Vergangenheitspolitik einer Stadt und ihrer Repräsentanten.
Straßenumbenennungen hingegen greifen in die Erinnerungskultur ein, indem sie einzelne Personen, Ereignisse oder Orte aus dem offiziellen Gedächtnis einer Stadt streichen. Zumeist sind solche Umbenennungen in Deutschland Folgen und Zeichen politischer Zäsuren gewesen, so während der Umbrüche 1918/19, 1933, 1945 und 1989/90. In jüngerer Zeit sind sie vor allem Ausdruck eines sich wandelnden Verständnisses und gesellschaftspolitischen Umgangs mit der NS-Diktatur, insbesondere mit Tätern und Opfern.
Die Tagung behandelt im ersten Teil die Benennungspraxis von Straßen in Westfalen und Lippe seit dem 19. Jh. und beleuchtet, ausgehend von einzelnen Personennamen, vorwiegend die Umbenennungen während der NS-Zeit und nach 1945.
Im zweiten Teil werden ausgewählte "Grenzfälle" thematisiert, deren Leben und Wirken heute kontrovers beurteilt wird und folglich Straßenumbenennungen bereits erfolgt sind oder weiterhin diskutiert werden. Die Tagung greift diese tagespolitischen Debatten auf und bietet damit ein Forum, um die lokalen Argumentations- und Umgangsweisen im Hinblick auf Straßenumbenennungen transparent zu machen.

Programm

ab 9.00 Uhr
Anmeldung im Tagungsbüro
(LWL-Landeshaus)

9.30 Uhr
Moderation der Tagung
Anke Bruns

Begrüßung und Eröffnung
Dr. Wolfgang Kirsch
Prof. Dr. Bernd Walter

10.00 Uhr
PD Dr. Rainer Pöppinghege
Politik per Stadtplan. Zur Erinnerungsfunktion von Straßennamen

10.45 - 11.15 Uhr
Kaffeepause

11.15 Uhr
Dr. Marcus Weidner
"Wir beantragen?unverzüglich umzubenennen."
Straßenumbenennungen in Westfalen und Lippe im
Nationalsozialismus und der Nachkriegszeit

12.00 Uhr
Prof. Dr. Walter Gödden
Belastete westfälische Autorinnen und Autoren auf
Straßenschildern. Eine quantifizierende Analyse

13.00 - 14.00 Uhr
Mittagspause

14.00 Uhr
PD Dr. Karl Ditt
Karl Wagenfeld - Heimatdichter, Heimatfunktionär,
Nationalsozialist?

14.45 Uhr
Dr. Steffen Stadthaus
Agnes Miegel und Friedrich Castelle.
Schriftsteller als Beispiel regionaler Vergangenheitspolitik

15.30 - 15.45 Uhr
Kaffeepause

15.45 Uhr
Prof. Dr. Hans-Ulrich Thamer
Hindenburg und die Stadt Münster

16.30 Uhr
Abschlussdiskussion

gegen 17.00 Uhr
Ende der Tagung


INFO

Kontakt/Anmeldung bis zum 30.06.2011

Dr. Matthias Frese
Katharina Stütz
LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte
Karlstr. 33, 48147 Münster
Tel.: (0251) 591-5706
E-Mail: katharina.stuetz@lwl.org


Veranstaltungsdaten:
Tagung "Fragwürdige Ehrungen !? Straßennamen als Instrument von
Geschichtspolitik und Erinnerungskultur"
Datum: 12.07.2011
Plenarsaal im LWL-Landeshaus
Freiherr-vom-Stein-Platz 1
48147 Münster"


Quelle: Mailingliste "Westfälische Geschichte"

(ML)
Bibla (Gast) meinte am 2011/05/29 09:33:
Auch in Siegen gibt es dazu eine Diskussion
http://www.siegener-zeitung.de/a/456376/VorschlaegeaufdemTisch 
Wolf Thomas (Gast) antwortete am 2011/05/29 10:52:
Stimmt!
Peinliche oder überdenkenswerte Benennungen gibt es auch in Siegen; wo denn nicht. So veröffentlichte unlängst Ulrich Opfermann einen Aufsatz über die "Ostlandstraße" in den Siegener Beiträgen. Über die "Lothar-Irle-Straße" wurde vor kurzem anlässlich einer Straßennamenausstellung der Universität Siegen diskutiert. Zu Lothar Irle s. http://de.wikipedia.org/wiki/Lothar_Irle
Wolf Thomas meinte am 2011/05/29 12:29:
«Erasmusweg» in Kaufbeuren
" .... Zu einer kontroversen Debatte führte die Entscheidung des Stadtrates über den Namen einer Stichstraße, die noch gar nicht existiert. Wie berichtet, soll südöstlich der Mommvilla ein neues Baugebiet entstehen. Und der Bauausschuss hatte jüngst bereits einhellig empfohlen, dass die darin entstehende Stichstraße «Erasmusweg» heißen soll. Denn der heilige Erasmus gilt als Schutzpatron der Weber und Bleicher - was zur benachbarten früheren Spinnerei und Weberei Momm passen soll. Doch SPD-Stadträtin Helga Ilgenfritz hätte gern gehabt, dass eine Frau, nämlich Gabriela Momm, als Namensgeberin dient. Doch das wurde abgelehnt - nicht zuletzt, weil Ehemann Theodor Momm, Besitzer der Spinnerei und Weberei, eine gewisse Nähe zu den Nazis aufwies. ...."
Quelle: http://www.all-in.de/nachrichten/allgaeu/kaufbeuren/Kaufbeuren-strasse-name-politik-stadtrat-Lebhafte-Debatte-um-die-Stichstrasse-Erasmusweg-in-Kaufbeuren;art2759,971651 
Wolf Thomas (Gast) meinte am 2011/07/13 12:07:
Pressemitteilung zur Straßennamentagung in Münster:
"LWL-Tagung:
Straßennamen als Instrument von Geschichtspolitik und
Erinnerungskultur

Straßennamen erinnern und ehren. Aber wer darf auf?s Schild?
Goethe, Schiller, Lessing - sie stehen außer Zweifel. Andere
Personen lösen in etlichen Städten und Gemeinden seit vielen
Jahren immer wieder heftige Kontroversen aus. Zumeist geht es
um ihre Beziehung zu und ihre Rolle im Nationalsozialismus. Der
Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) und der Westfälische
Heimatbund haben die aktuellen Kontroversen zum Anlass für die
Tagung "Fragwürdige Ehrungen" genommen. Rund 200 Vertreter
westfälischer Städte und Gemeinden, der kommunalen Museen und
Archive, der lokalen Heimatvereine, der Wissenschaft, der
Schulen und anderer Bildungseinrichtungen haben am Dienstag
(12.07) in Münster über ausgewählte "Grenzfälle" von
Namensgebern, deren Leben und Wirken diskutiert.

"Die Tagung macht deutlich, nach welchen Kriterien Ehrungen in
Form von Straßennamen erfolgten und wie nachfolgende
Generationen mit der Zeit des Nationalsozialismus umgingen und
umgehen", so LWL-Direktor Dr. Wolfgang Kirsch. "Der LWL gibt
jedoch keine Empfehlungen zu einzelnen Namen und erstellt auch
keine 'schwarze Liste?. Entscheidungen über Umbenennungen
müssen in den einzelnen Städten und Gemeinden von den gewählten
Gremien und in enger Verbindung mit den Bürgern getroffen
werden." Der LWL wolle mit seinen organisatorischen
Möglichkeiten und mit den Experten aus seinen
Kultureinrichtungen historisches Wissen bereitstellen und
vertiefen und damit die Entscheidungen vor Ort erleichtern, so
Kirsch weiter.

Etliche Personen - wie etwa die Schriftstellerin Agnes Miegel,
der Heimatschützer Karl Wagenfeld, der Psychiater Hermann Simon
oder der Sportfunktionär Carl Diem - wurden erst nach 1945,
manche sogar erst während der 1970er Jahre auf Straßennamen
geehrt. Allein Wagenfeld kommt heute in Westfalen rund 70 Mal
auf Straßenschildern vor. "Neue, veränderte Sichtweisen auf den
Nationalsozialismus stellen diese Straßenbenennungen in Frage.
Geplante Umbenennungen werden wiederum als Eingriffe in die
Erinnerung und das kollektive Gedächtnis einer Stadt
kritisiert", so Dr. Matthias Frese vom LWL-Institut für
westfälische Regionalgeschichte.

Kirsch, der auch Vorsitzender des Westfälischen Heimatbundes
ist und in dieser Position in der Nachfolge von Wagenfeld steht,
machte am Beispiel des Heimatschützers deutlich, wie schwierig
die Einordnung von Namensgebern sein kann: "Respekt verdienen
Wagenfelds Anstrengungen um die Organisation der Heimatbewegung
in Westfalen ebenso wie sein ungeheurer Arbeitseifer. Doch wird
man sich bei aller Würdigung seiner Originalität und seiner
Leistungen von bestimmten Anschauungen und Äußerungen
distanzieren müssen. Wagenfeld hat in vielen Äußerungen in
Sprachformen seiner Zeit und im völkischen Zeitgeist
argumentiert. An vielen Stellen hat er aber die Grenzen
überschritten und eine deutliche Nähe zur
nationalsozialistischen Ideologie gezeigt. Eine fundierte
Analyse seiner Schriften und insbesondere seiner Vorträge ist
noch zu leisten."

Hintergrund
Mit dieser geschichtspolitischen Tagung hat der LWL Anregungen
und Anfragen aus den westfälischen Städten und Gemeinden
aufgegriffen. Für die Tagung kooperiert das LWL-Institut für
westfälische Regionalgeschichte mit der LWL-Literaturkommission
für Westfalen und dem Westfälischen Heimatbund. Alle
Einrichtungen haben ihre Spezialkenntnisse zu einigen der
diskutierten Personen beigetragen und haben ihre Unterlagen der
Forschung geöffnet. Der LWL verfügt mit seinen
Kultureinrichtungen über ein weit gefächertes Netz an
Kompetenzen auf dem Feld der Erinnerungskultur mit seinen
Museen, der Denkmalpflege, dem Archivwesen, dem Medienzentrum,
den wissenschaftlichen Kommissionen und dem LWL-Institut für
westfälische Regionalgeschichte."
via Mailingliste "Westfälische Geschichte" 
 

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