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Ein befreundeter Theologe und Geisteswissenschaftler aus den USA hat in der Causa Stralsund dem Bürgermeister von Stralsund Alexander Badrow einen Brief geschrieben, den ich hier veröffentlichen darf.

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

am Reformationstag ist es gut, daran zu erinnern, welche kulturellen und gesellschaftlichen Errungenschaften die Reformation mit sich brachte. Dazu gehörten nicht zuletzt gute, allen zugängliche öffentliche Schulen und Bibliotheken.
Umso mehr muss es befremden, in diesen Tagen lesen zu müssen, dass die Hansestadt Stralsund auf Beschluss des Hauptausschusses vom 5. Juni 2012 den ''Teilbestand Gymnasialbibliothek" antiquarisch veräusserte.

Es ist völlig unverständlich, wie eine kommunale Körperschaft der
Zerschlagung einer in Jahrhunderten gewachsenen Sammlung wertvollen Kulturguts, die sie seit 1945 als Archivgut verwahrte, zustimmen kann. Gerade eine Hansestadt wie Stralsund, die sich des Titels Weltkulturerbe rühmt, sollte verantwortungsvoller mit ihrer Überlieferung umgehen. Ihre Geschichte und ihre unbeweglichen und beweglichen Zeugnisse sind doch ein
wesentlicher Teil dessen, was das Besondere gerade Ihrer Stadt ausmacht.

Einen Nutzen des Verkaufs, ausser dass das Archiv den Teilbestand
los ist (was ein trauriger Nutzen ist), kann ich nicht erkennen, schon gar nicht beim Verscherbeln an einen privaten, profitorientierten Antiquar. Finanziell kann der Verkauf (relativ gesehen) nicht viel gebracht haben und wird zur Schimmelsanierung kaum reichen - der Schaden ist jedoch immens, weil die Sammlung zerstört ist. Hat überhaupt eine wissenschaftliche Inventarisierung stattgefunden? Gab es
Kommunikation und Abstimmung mit der Landesbibliothek und den
Universitätsbibliotheken im Land? Wurde der Vorgang archivrechtlich geprüft - nach Ansicht einiger Experten hat die Stadt gegen ihre eigene Archivsatzung verstossen, die die Unveräusserlichkeit des Archiv- und Bibliotheksguts festschreibt.

Ich bitte Sie, Herr Oberbürgermeister, den Vorfall nicht auf sich
beruhen zu lassen, sondern Ihre Verantwortung dem Kulturerbe gegenüber wahrzunehmen und alles daran zu setzen, dass dieses Geschäft annulliert wird und der Teilbestand Gymnasialbibliothek wieder nach Stralsund zurückkommt und der Nachwelt und Forschung erhalten bleibt.

Mit freundlichen Grüssen
Ihr
Dr. H... R...
 

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