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Die Stadt Stralsund hat im Sommer 2012 einen Teil ihrer historischen Archivbibliothek - diese gehört in Mecklenburg-Vorpommern zu den vier größten Altbestandsbibliotheken - an einen Antiquar zu einem nicht genannten Betrag veräussert. Dies betraf nach Angaben der Stadt den Großteil der historischen Gymnasialbibliothek, deren Umfang im "Handbuch der historischen Buchbestände" 1995 mit 2630 Titeln angegeben wurde. Behalten wurden nur wenige regionalgeschichtliche Titel. Dem Antiquar seien ca. 2500 Titel in 6210 Bänden angeboten worden, erworben habe er 5926 Bände. Neben der Gymnasialbibliothek sind auch eine nicht genannte Zahl von Büchern aus anderen wertvollen Teilbeständen der Archivbibliothek, unter anderem auch der bedeutenden Löwenschen Sammlung, in den Handel gegeben worden, wie Online-Angebote (Abebooks, ZVAB, Ebay) vor allem von Antiquariaten des Raums Augsburg (Peter Hassold, Augusta-Antiquariat, Ebay-Verkäufer Robert Hassold) beweisen. Es sind dabei auch zahlreiche Pomeranica festzustellen, darunter auch äußerst seltene oder derzeit nicht außerhalb von Stralsund nachgewiesene Stücke.

Beschlossen wurde der Teilverkauf am 5. Juni 2012 im nichtöffentlichen Teil des Hauptausschusses der Stralsunder Bürgerschaft.

Nachdem am 22. Oktober 2012 Falk Eisermann in einem Archivalia-Kommentar

http://archiv.twoday.net/stories/172009568/#172069128

auf eine Stelle in einer Presseerklärung der Stadt Stralsund zur Schließung des Stadtarchivs aufgrund eines Schimmelbefalls aufmerksam gemacht hatte, ging am 30. Oktober eine knappe Bestätigung der Stadt ein, dass die Gymnasialbibliothek verkauft worden sei:

http://archiv.twoday.net/stories/197331274/

In Archivalia und auch in der bibliothekarischen Mailingliste INETBIB wurden in der Folgezeit eine Fülle von Beiträgen und Kommentaren veröffentlicht.

Beiträge in Archivalia:
http://archiv.twoday.net/search?q=stralsund

Thread-Darstellung in INETBIB:

http://news.gmane.org/gmane.culture.libraries.inetbib

Deutlich äußerte sich der Leiter der UB Köln, Prof. Dr. Wolfgang Schmitz, zugleich ein anerkannter Buchhistoriker: "die Aktion in Stralsund mit dem Verkauf einer alten in langer Zeit gewachsenen Bibliothek habe ich mit hohem Befremden registriert. Es scheint so, als ob 40 Jahre bibliothekarische Aktivitäten zur Erhaltung und Belebung kleinerer historischer Bestände (Paul Raabe) an manchen Entscheidungsträgern völlig vorbeigegangen sind."
http://archiv.twoday.net/stories/197331951/

Die Ostsee-Zeitung und die Schweriner Volkszeitung griffen das Thema und die Proteste gegen den Verkauf am 3. November 2012 auf, nachdem ihnen eine etwas detailliertere Antwort der Stadt zugegangen war.

Artikel der SVZ
http://www.svz.de/nachrichten/home/top-thema/artikel/archivare-erzuernt-ueber-buecherverkauf.html
[Zitate: http://archiv.twoday.net/stories/197335310/ ]

Artikel der Ostsee-Zeitung
https://www.ostsee-zeitung.de/ozdigital/archiv.phtml?SID=563ed07bb264241a42f80207a22cf398&param=news&id=3596920

Der Verband deutscher Archivarinnen und Archivare e.V. (VdA) zeigte sich am 5. November 2012 "schockiert". Eine öffentliche Stellungnahme ist angekündigt.

http://archiv.twoday.net/stories/197335944/
[erfolgte am 8. November:
http://archiv.twoday.net/stories/202635163/ ]

Am 6. November 2012 wurde veröffentlicht: "Offener Brief der AG für pommersche Kirchengeschichte". Diese ist eng mit der evangelischen Landeskirche verbunden. Oberkirchenrat Dr. Christoph Ehricht schrieb unter anderem:

"Um so bestürzter sind wir über die Pressemeldungen der vergangenen Wochen, denen wir entnehmen mußten, daß die Hansestadt Stralsund den bisher im Stadtarchiv verwahrten Bestand ihrer traditionsreichen Gymnasialbibliothek an einen Antiquar veräußert hat. Lassen Sie mich Ihnen sehr persönlich und in aller Offenheit sagen, dass mich diese Meldung zutiefst deprimiert und fassungslos gemacht hat."
http://www.blog.pommerscher-greif.de/stralsund-offener-brief-der-ag-fur-pommersche-kirchengeschichte

In der Stralsunder Archivsatzung aus dem Jahr 2002 heißt es: "Das Archiv- und Bibliotheksgut ist Kulturgut und unveräußerlich." (PDF). Während die Stadt Stralsund die Anwendbarkeit bestreitet, haben sich die Bibliotheksjuristen Dr. jur. Eric Steinhauer und Dr. Harald Müller dahingehend geäußert, dass die Übereignung aufgrund eines gesetzlichen Verbots nach § 134 BGB nichtig sei.

http://archiv.twoday.net/stories/197331951/

Eine ausführliche zusammenfassende Darstellung legte Klaus Graf in Form eines offenen Briefs an den Bürgermeister der Welterbe-Partnerstadt von Stralsund, Wismar, am 6. November 2012 vor, in dem er die Verkäufe vehement kritisierte und als "geschichtsvergessene Barbarei" geißelte:

http://archiv.twoday.net/stories/197336228/

Am gleichen Tag gab der Oberbürgermeister der Stadt Stralsund Dr. Alexander Badrow bekannt, er nähme die Vorwürfe "sehr ernst" und kündigte die Einsetzung eines externen Fachgutachters an.

http://www.stralsund.de/hst01/content1.nsf/docname/Webseite_2AEE7AC26602D09EC1257AAE0043301C?OpenDocument

... wird fortgesetzt.

Fortsetzung:

Am Abend des 7. November 2012 wurde eine Petition bei Open Petition "Rettet die Stralsunder Archivbibliothek" von Philipp Maaß eingestellt

https://www.openpetition.de/petition/online/rettet-die-stralsunder-archivbibliothek

und auch eine Facebook-Seite eingerichtet:

http://www.facebook.com/rettetarchivbibliothekstralsund

Artikel des NDR vom 7. November 2012:

http://www.ndr.de/regional/mecklenburg-vorpommern/stralsundbuchschatz101.html

Die FAZ brachte das Thema am 10. November 2012 im Politikteil:

http://archiv.twoday.net/stories/202637191/

Bilder und Links, gesammelt von Margret Ott bei Pinterest:

http://pinterest.com/pommern/rettet-die-archivbibliothek-stralsund-save-the-arc/

Nach weiteren kritischen Stellungnahmen und Presseberichten kam es am 20. November 2011 zu einer Presseerklärung des Stralsunder Oberbürgermeisters, der nach Vorliegen eines Expertengutachtens von Jürgen Wolf und Nigel Palmer den Verkauf als Fehler bewertete und die Suspendierung der Archivleiterin sowie die Rückabwicklung des Verkaufs bekanntgab.

http://archiv.twoday.net/stories/219022682/
MOtt meinte am 2012/11/07 11:01:
Erste weitere Veröffentlichungen:
Evangelische Kirche in Mecklenburg-Vorpommern
http://www.kirche-mv.de/Verkauf-der-Stralsunder-Gymnasialbibliothek-stoesst-auf-Kritik.29931.0.html
Augias Nachrichtenportal für das Archivwesen
http://www.augias.net/show_art.php?id=7783
Landesportal Mecklenburg-Vorpommern
http://www.mecklenburg-vorpommern.eu/cms2/Landesportal_prod/Landesportal/content/de/Unser_Land_fuer/index.jsp?&pid=40112 
Hans Luneborch meinte am 2012/11/07 15:22:
Innenministerium befasst sich mit Stadtarchiv Stralsund
"Nach der Kritik an dem Verkauf einer rund 5600 Bände umfassenden historischen Bibliothek aus dem Stadtarchiv Stralsund an einen privaten Antiquar befasst sich das Innenministerium mit den Vorgängen. Die Hansestadt Stralsund und das für Archivrecht zuständige Kultusministerium seien um eine Stellungnahme gebeten worden, sagte eine Sprecherin des Innenministeriums am Mittwoch der dpa."
http://www.ostsee-zeitung.de/vorpommern/index_artikel_komplett.phtml?SID=ae1c3648309531c70b1a9339e79654ee&param=news&id=3600034 
MOtt meinte am 2012/11/07 20:14:
Bücherverkauf ruft Politik auf den Plan
"Schon seit Tagen kritisieren Historiker und Kirchenvertreter den Handel, nun hat sich auch das Innenministerium in den Fall eingeschaltet. Dieses übt die Rechtsaufsicht unter anderem auch über Stralsund aus und prüft, ob Stralsund mit dem Verkauf einen Rechtsbruch begangen hat. Falls ja, so hoffen Historiker, könnte der Vertrag womöglich rückgängig gemacht werden. Wertvolle Bücher könnten dem Stadtarchiv dann erhalten bleiben."

http://www.ndr.de/regional/mecklenburg-vorpommern/stralsundbuchschatz101.html 
MNowak meinte am 2012/11/08 07:43:
Der Ausverkauf von Kulturgut muss gestoppt werden und daher bitte ich Sie, diese Petition https://www.openpetition.de/petition/online/rettet-die-stralsunder-archivbibliothek mitzuzeichnen. Vielen Dank. 
abuveliki (Gast) meinte am 2012/12/10 04:53:
Chronologie in englischer Sprache
Zunächst ein aufrichtiges Dankeschön an Archivalia für die sachliche und umfassende Berichterstattung.
Wie dem Kommentartitel zu entnehmen ist, möchte ich auf die englische Chronologie der Ereignisse hinweisen. Sie folgt im Wesentlichen diesem Artikel, ist aber keine reine Übersetzung.
https://abuveliki.wordpress.com/2012/12/08/causa-stralsund-sellout-of-an-archive/
Kritik und Anregungen sind willkommen. 
 

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