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Dankbar bin ich, dass Walter Baumgartner, Emeritus in Greifswald, mir soeben seinen Brief zur Veröffentlichung überließ, als ich ihn anmailte, nachdem ich seinen Aufsatz in dem von ihm herausgegebenen Band "Ostsee-Barock" zu deutschen und schwedischen Hochzeits- und Trauergedichten in Stralsund gesehen hatte.

Kopie:
Stralsunder Gymnasialbibliothek
Datum: 17. November 2012 13:08:15 MEZ
An: oberbuergermeister@stralsund.de, praesident.buergerschaft@stralsund.de, cdu-fdp.fraktion@stralsund.de, linke.fraktion@stralsund.de, spd.fraktion@stralsund.de, bfs-fdp.fraktion@stralsund.de, und 13 weitere…

Sehr geehrte Damen und Herren,

eine der maßgeblichen Standardwerke zur Barockliteratur schöpfte aus den Beständen des Stralsunder Gymnasiums: Wilfried Barner: Barockrhetorik, Tübingen 1970. Seit 20 Jahren läuft an der Universität Osnabrück ein groß angelegtes Projekt zur Erfassung der Gelegenheitsdichtung des 17. Jahrhunderts in der gesamten Ostseeregion. Die Universitätsbibliothek Greifswald hütet als einen ihrer wichtigsten Schätze die Sammlung von Gelegenheitsschriften "Vitae Pomeranorum".
An der Universität Greifswald laufen mehrere Projekte, einige sind abgeschlossen, die als Quellen auch auf die Stralsunder Bestände aus dem 17. Jahrhundert aufbauen. U.a. hat der Unterzeichnende 2006 einen Band mit dem Titel "Ostseebarock" herausgegeben, in dem er 32 Seiten einer Fallstudie zu den deutschen und schwedischen Trauer- und Hochzeitsgedichten in Stralsund widmet (mit Porträtabbildungen des Bürgermeisters Gottfried Pyl und des in Stralsund verheirateten schwedischen Landesvermessers Gunno Eurelius Dahlstierna). Ein anderer längerer Aufsatz zur Hochzeitsdichtung in Stralsund vom selben Autor steht in der skandinavistischen Fachzeitschrift "skandinavistik" 2001.
Die Gelegenheitsdichtung genoss lange einen schlechten Ruf, aber gerade in neuerer Zeit, und auch gerade durch die Osnabrücker und Greifswalder Projekte, ist sie stark aufgewertet worden, was ihren ästhetischen Wert und ihre Aussagekraft zur Kultur des 17. Jahrhunderts betrifft.

Es gibt in den Archiven Verluste bedingt durch die frühere Verkennung dieser literarischen Gattung durch die Archivare. Und es gibt kriegsbedingte Verluste. Dass solche Kulturschätze aber verscherbelt werden, ist nach meiner Kenntnis einzigartig, für Fachleute unfassbar und empörend. Hier ist durch Ignoranz und mangelnden Respekt vor der kulturellen Überlieferung ein unwiederbringlicher Verlust für Stralsund und die regionale Geschichts- und Literaturforschung entstanden, der Vandalismus gleichkommt.

Ich schließe mich hiermit dem Protestbrief von Peter Tenhaef, Beate Bugenhagen und Juliane Peetz-Ullmann an, der am 16.11. an Sie abgeschickt wurde, und ich gehe davon aus, dass Sie aus Greifswald und von anderswo noch weitere Proteste gewärtigen müssen.

Mit freundlichen Grüßen

Prof. Dr. em. Walter Baumgartner


Der Band ist in Auszügen online:

http://books.google.de/books?id=tNRdfHTiYXIC

Zitat aus Baumgartners Studie S. 112f. "Wilfried Barner hat in seinem Buch Barock-Rhetorik gerade am Beispiel des Gymnasiums in Stralsund aufgezeigt, wie im 17. Jahrhundert die Verfertigung von (Gelegenheits-)Gedichten gelehrt wurde" (mit Fußnotenverweis auf Barner S. 282).

Der angesprochene Brief von Tenhaef et al.:
http://archiv.twoday.net/stories/216966376/

Auf dem (inzwischen beendeten) Angebot http://goo.gl/ZcO0T des Augusta-Antiquariats prangt auf der Titelseite ein Stempel der Stadt Stralsund. Den Druck der Gelegenheitsschrift finde ich nicht in deutschen Bibliotheken laut KVK und auch nicht im VD 17: "Hochzeit-Gedicht. Dem Edlen/Wol-Ehrenfesten und Rechtsgelahrten Herrn Michael Veithen J. U. C. auch wolverordneten Protonotario allhie in Strasund Und der Wol-Edlen/ Viel-Ehr-und Tungendreichen Jungf. margareta Halleninn Bey deo den 18. Nov. des 1660. jahres/vollenzogenen Ehren-Tage."
Gemeldet
http://archiv.twoday.net/stories/197331951/

 

twoday.net AGB

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