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Der SPIEGEL 39/2006, S. 169 greift das Thema heute nun auch in einer Kurzmeldung auf und zitiert Kritiker des geplanten Deals. Die Zerstreuung der Handschriften in alle Welt wäre eine Katastrophe, klagte Ute Obhof, vorauseilenden Gehorsam macht der Freiburger Mittelalter-Experte Felix Heinzer aus und Eef Overgaauw, Leiter der Handschriftenabteilung von Berlin, erinnert an die Millionen, die für die dann wertlose Katalogisierung ausgegeben wurden.

Stuttgarter Zeitung:
http://www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/detail.php/1254473

Das Geld solle aus den Erträgen der Landesstiftung oder aus den Aktien dies früheren Badenwerks bestritten werden, meinten Vertreter des badischen Landesteils.

http://www.bietigheimerzeitung.de/html/news/artikel_suedwestumschau.php4?artikel=96275

"SPD-Generalsekretär Joerg Tauss kritisierte den möglichen Verkauf wertvoller Handschriften aus der Badischen Landesbibliothek gestern als "Ausdruck der Kulturlosigkeit" von Oettinger und von Wissenschaftsminister Peter Frankenberg (CDU). Mit Blick auf Bildung und Forschung sei es unerträglich, wenn die unersetzlichen Handschriften nicht mehr der Wissenschaft zur Verfügung stünden, sondern in privaten Vitrinen verschwinden würden."

Falk Eisermann heute in den Listen MEDIAEVISTIK und Diskus:

" Bemerkenswert auch Oettingers "Angebot", eine Expertenkommission einzusetzen, die sicherstellen solle, daß "kulturell wertvolles Schriftgut, das in Baden entstanden ist, unverkäuflich bleibt": eine Formulierung, wie sie sich nur ein kulturpolitisches Bleichgesicht mit gespaltener Zunge ausdenken kann. Denn das heißt im Klartext: Die Reichenauer Handschriften und andere Zimelien nichtbadischer Entstehung werden so oder so verscherbelt; das kümmert die Volksseele offenbar nicht so sehr und begrenzt mithin den wahlpolitischen Kollateralschaden. Kann man provinzieller, berechnender denken? Welche Experten in einer solchen Kommission Selektions- und Erfüllungshilfe leisten und "das kulturell wertvolle Schriftgut" von anderem, offenbar "wertlosem" unterscheiden sollen, wird nicht gesagt. Wie und warum und an wen dieses "wertlose" Schriftgut verkauft werden soll, müßte man den MP gelegentlich auch mal fragen. Es ist ja evident, daß alle Beteiligten von den merkantilen Möglichkeiten ihres Projekts keinen blassen Schimmer haben. Wird in dieser Kommission - abgesehen von den sicher in großer Zahl vorhandenen, zweifellos hochkompetenten württembergischen Ministerialdirigenten und ggf. ein paar Vertretern von Auktionshäusern - auch jemand von der UNESCO, von der DFG dabei sein?

Ich darf abschließend aus einem Artikel von Norbert H. Ott (Süddeutsche von heute, S. 13) zitieren, welcher die Überschrift trägt "Ein dreister Versuch der Veruntreuung" und die Sache auf den Punkt bringt:

"Sollte das Land Baden-Württemberg sich tatsächlich zum Erfüllungsgehilfen feudaler Privatinteressen machen und nach Vandalenart eine ihrer bedeutendsten Handschriftensammlungen plündern, kann sich die dann zur Provinzklitsche verkommene Karlsruher Bibliothek eintragen lassen in die Liste jener verschwundenen Büchersammlungen - Alexandria, Sarajewo, Weimar -, die allerdings, anders als in Karlsruhe, durch Krieg oder Katastrophen vernichtet wurden. Die Karlsruher Handschriften übrigens waren das Einzige, was 1942 nach dem Luftangriff vom Bestand der Bibliothek übrig blieb."

Die landesregierenden Trümmerfrauen werden's schon richten."

Siehe auch:

Frankfurter Allgemeine Zeitung 25. September 2006

RUBRIK: POLITIK; Politik; S. 4

Kulturgüterkampf in Baden;
Von Rüdiger Soldt

Auszug:

"Ein Anwalt hätte dem Haus Baden geraten, sich die derzeit im Besitz des Landes befindlichen Kulturgüter als Eigentum herausgeben zu lassen", sagte Oettinger. Zahlreiche Kunstschätze wären für Baden-Württemberg angesichts der großen Finanznot des Prinzen ebenfalls verloren gewesen. "Wir werden eine Baden-Klausel vorbereiten, die sicherstellt, daß Schriftgut, das hier entstanden ist oder inhaltlich zu Baden gehört, hier bleibt", sagte Oettinger. Das bedeutet: Die Handschrift aus Persien soll verkauft werden, das sehr wertvolle Stundenbuch Christoph I. aus dem Jahr 1490 soll in jedem Fall in der Sammlung bleiben. Ob das reicht, um 70 Millionen Euro einzunehmen, wird allerdings von den Kritikern des Vergleichs bezweifelt. Er habe die Landesstiftung gebeten, zu prüfen, ob sie sich am Kauf beteiligen könne, sagte Oettinger. Auch die Gründung einer neuen Mäzenaten-Stiftung gilt als möglich.

Den Ausverkauf wichtiger Kulturgüter will die Landesregierung verhindern, ob ihr das gelingt, wird sich wohl erst beurteilen lassen, wenn eine Liste der Handschriften und Kunstwerke vorliegt, die verkauft werden sollen. Darüber wird nun eine Kommission entscheiden. In Karlsruhe formiert sich Widerstand: SPD, FDP, Grüne, CDU-Politiker wie der Oberbürgermeister Fenrich, die Landesvereinigung Baden und die Badische Bibliotheksgesellschaft wollen von den in Stuttgart auf den Weg gebrachten Vorhaben nichts wissen. Was auch immer die Landesregierung zu ihrer Rechtfertigung vorbringen mag.

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Suedkurier
http://www.suedkurier.de/nachrichten/bawue/art1070,2223296.html?fCMS=29fe7f34d54a2ca3e97ee43345b6655e

Oettinger sagte, "dass Gutachter unter anderem die Kulturgüter auf ihre Bedeutung für das Land überprüfen sollen. Dem Gremium sollen neben zwei Gutachtern unter anderem Vertreter der Badischen Landesbibliothek und des Hauses Baden angehören. Für den Erhalt des wichtigen Kulturgutes Schloss Salem soll laut Oettinger die Stiftung gegründet werden. Für jeden Euro, den Wirtschaft und Bürger spenden, soll ein Euro des Landes hinzukommen. Je mehr Geld die Stiftung erhalte, desto weniger müsse verkauft werden, sagte Oettinger. Der Landesbeitrag habe eine Obergrenze bei einem einstelligen Millionenbetrag."

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Volltexte/Faksimiles bei
http://www.blb-karlsruhe.de/
Ladislaus meinte am 2006/09/25 13:33:
Reichenauer Handschriften haben zwar wirklich keine badische Provenienz, aber die Reichenau zählt seit 1810 zu Baden. Ich denke, Oettinger ist nicht abgefeimt genug, so eine spitzfindige Unterscheidung zu treffen (seinem Adlatus Frankenberg wäre das allerdings schon eher zuzutrauen). 
 

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