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"... Kein Sarkophag. Kein cooles Klinikum. Auch keine Feldherrenhalle wird zum Vergleich herangezogen werden müssen. Der Realisierungswettbewerb zum Neubau des Historischen Archivs der Stadt Köln, in den auch die Kunst- und Museumsbibliothek integriert werden soll, ist zugunsten von Transparenz und Effizienz entschieden worden. ... Der Neubau, der die derzeit bundesweit verteilten Archivalien wieder unter einem Dach vereinen soll, ist an der Ecke Luxemburger Straße und Eifelwall geplant. Das passt zum „Masterplan“ für Köln von 2008, den der Stadtplaner Albert Speer (Frankfurt) erarbeitet hat: Er sieht am westlichen Rand der Innenstadt einen „Wissenspark“ vor. In unmittelbarer Nähe zur Universität wird an dieser unwirtlichen Stelle ein städtebaulicher Aufbruch unternommen. Versteckte sich das alte Stadtarchiv noch hinter einer unscheinbaren Fassade, so wird nun die Bedeutung dieses Wissensspeichers in Architektur übersetzt. Allerdings geschieht dies nicht mit einer spektakulären Inszenierung, wie sie mancher Entwurf vorsah.

Vielmehr setzen Waechter + Waechter auf Aura und Bürgernähe. Die Sieger bringen das Archiv-Magazin in einem siebengeschossigen, fensterlosen Zentralbau unter, der eingefasst ist von einer viergeschossigen, lamellenartigen, sich dem Publikum öffnenden Umbauung. Die Fassade wird eine Bronzefärbung erhalten („Baubronze“), deren farbliches Changieren dem Gebäude alle Unnahbarkeit austreiben soll. Die Jury hat nicht nur überzeugt, dass dies ein Modell der kurzen Wege ist. Auch beeindruckte, dass das Magazin – das die Jury gar an die Kaaba in Mekka erinnerte – eine starke Ausstrahlung hat. Dieses „Haus im Haus“ hat überdies sicherheitstechnische Vorzüge. Ja, es soll sogar das „sicherste Archiv Europas“ werden, wie Kölns Oberbürgermeister erklärte. Architekt Felix Waechter immerhin bestätigt, dass die neuesten Erkenntnisse und Normen berücksichtigt worden seien. Weniger dürfte es bei diesem Archiv auch nicht sein, das für die nächsten Jahrhunderte mit dem katastrophalen Einsturz verbunden bleiben wird. Seine Kernaufgabe war radikal ins Gegenteil verkehrt worden: der Schutz der Überlieferung.

40 Entwürfe, sechs davon aus dem Ausland, standen für den Neubau zur Wahl. Als Kriterien rangierten maximale Sicherheit, hohe Effizienz, technische Qualität und die „Präsenz im Stadtbild“ obenan. Am Ende lagen die fünf Erstplatzierten dicht beieinander. Aber auch weitere fünf „Anerkennungen“, dotiert mit je 10000 Euro, sind Ausweis der hohen Qualität des Wettbewerbs. Auf Platz 2 landeten die Architekten Nieto Sobejano Arquite aus Berlin. Ihr schwungvoller Entwurf teilt einen Nachteil mit manch anderer Einreichung: Er ist derart verschlossen und kompakt, so heißt es aus der Jury, dass ein Ausbau nicht möglich wäre. Gleichwohl reicht der Raum vorerst aus: Der Neubau hat eine Bruttogeschossfläche von 30400 Quadratmetern, wovon 20000 dem Archiv zufallen – deutlich mehr als im ehemaligen Gebäude an der Severinstraße.

Die Berliner Thomas Müller und Ivan Reimann kamen auf Platz 3, Staab Architekten, ebenfalls aus Berlin, auf 4 und der Kölner Thomas Valentyn, der einen Neubau ganz in Weiß vorschlug, auf Platz 5. Die Anerkennungen erhielten das Büro Gottfried Böhm aus Köln, das einen „Vorhang“ aus Arkaden für die Fassade vorsah, sowie Stanton Williams aus London, Paul Bretz aus Luxemburg, Max Dudler aus Berlin sowie Gerkan, Marg und Partner aus Aachen.

Die fünf Erstplatzierten werden nun noch einmal in einem separaten Verfahren angehört. So sehen es die EU-Vorschriften vor. ..."

Quelle: Martin Oehlen, FR v. 22.6.11

" ..... Netz: Das klingt nach einer recht pragmatischen Entscheidung. Hätten Sie denn einen anderen Entwurf favorisiert?

Biesler: Es ist eine pragmatische Entscheidung, ich halte sie trotzdem für eine gute. Es gibt einen attraktiven Entwurf, der auch mit dem zweiten Preis bedacht wurde, nämlich von dem Berliner Architekten Nieto Sobejano Arquite. Das ist aber wirklich ein Solitär, ein geschwungenes Gebäude mit einer ganz reizvollen Fassade, die so hölzern aussieht, mit rund eingeschnittenen Innenhöfen, die auch die Arbeitsbereiche dann bergen sollten. Das sieht sehr schön aus, aber zurecht hat die Jury gesagt, wir möchten ganz gerne, dass man die Trennung dieser Bereiche auch ablesen kann außen am Gebäude - das konnte man dort nicht -, und zum anderen, wir wollen auch eine mögliche Erweiterbarkeit. Das ist bei einem solchen Solitär, der so geschwungen ist, natürlich nur sehr schwierig möglich, da noch ein Gebäude danebenzustellen, das dann irgendwie damit korrespondiert. Hier hat man eine Kompromisslösung, aber eine sehr gute, sehr solide. ...."

Quelle: Deutschlandfunk, Kulturheute, 20.6.11, Interview Dina Netz mit Jörg Biesler, dort auch Link zum Podcast

Konkrete Neubaupläne fürs eingestürzte Kölner Stadtarchiv. Kathrin Hondl im Gespräch für swr2 Journal am Morgen mit Bettina Schmidt-Czaia, die "sehr zufrieden" mit dem Entwurf ist.
Link zum Interview
Wolf Thomas meinte am 2011/06/24 07:17:
" .... Martin Oehlen nimmt die siegreichen Entwürfe für das neue und hoffentlich haltbare Stadtarchiv in Köln unter die Lupe. ....."
so die SPon-Auswertung der Feuilletons v. 22.6.11 - http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,769770,00.html .
Höre ich da eine gewisse Süffisanz heraus? 
 

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